Lionel Richie:
Der scheue Ministrant
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Er gehört zu den erfolgreichsten Musikern der Welt. Doch der Aufstieg erfolgte für Lionel Richie schneller, als er es verarbeiten konnte. So rutschte er in eine schwere Krise.
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Von sanften, warmen Wellen umspült, saß Lionel Richie auf der Karibikinsel Jamaika in einem Gartensessel im Meer. Fünf Tage lang. Manchmal reichte ihm das Wasser bis zur Hüfte. Das war im Jahr 1991, in der traurigsten Phase im Leben des berühmten Musikers, der bekannt ist für Liebeslieder und Balladen.
„Nachdem ich ein paar Flaschen Champagner geleert hatte, war ich nahezu bewusstlos. Wenn die Sonne unterging, trug mich das Hotelpersonal in Sicherheit“, gesteht der amerikanische Soulsänger und Texter in seiner soeben erschienenen Autobiografie mit dem Titel „Truly“ (Verlag Reclam).
Ein Jahr zuvor hatte Richie seinen geliebten Vater verloren und seine Ehe begann zu bröckeln. Der Sänger fühlte sich schuldig, und obendrein begann seine Stimme zu versagen. „Ich war ausgebrannt. Ich zahlte den Preis für die Überbeanspruchung meiner Stimmbänder. Eines hatte geblutet und Behandlung erfordert. Der Gedanke ‚Du wirst nie mehr singen‘ war nicht mehr irrational.“
Richie war 42 Jahre alt und längst eine musikalische Größe.
Er sang seine Lieder selbst und schrieb Hits für andere, zum Beispiel „Lady“ für Kenny Rogers. Insgesamt hat Lionel Richie weltweit 125 Millionen Tonträger verkauft. Für das Lied „Say You, Say Me“ im Film „White Nights – Nacht der Entscheidung“ gewann er 1986 einen „Oscar“.
„Sie müssen überleben“, meinte der Mann am Strand
Er räumt ein, sein Aufstieg sei viel zu rasch erfolgt. Millionen von Anhängern, Berge von Musik-Aufträgen, Tage und Nächte im Studio, Konzert-Touren in alle Welt, all dies habe zum Zusammenbruch geführt. Ein Therapeut meinte, eine Rolle habe wohl auch gespielt, dass Richie all die Jahre über seine angeborene Schüchternheit krampfhaft überwinden musste.
Am sechsten Tag am Strand von Jamaika, noch bevor er wieder die Korken knallen lassen konnte, näherte sich ihm ein Einheimischer. „Lionel Richie“, sagte der Mann, „Sie müssen überleben. Sie sind der Leuchtturm unserer Hoffnung. Wenn Sie es schaffen, wissen wir, dass auch wir es schaffen können.“
„Es war eine Nachricht von Gott“, findet Richie. „Irgendwie kam sie durch zu mir. ‚Du musst überleben.‘ Es war, was ich brauchte. Ich fuhr zurück nach Tuskegee, zu Mama und Oma und gab das Trinken auf. Es war der Beginn meiner Genesung.“
Zuhause unterzog er sich vier Hals-Operationen. Danach eröffnete ihm ein Doktor, das Problem mit der Stimme sei nichts weiter als saurer Rückfluss gewesen, verursacht durch zu übermäßiges Essen vor dem Zubettgehen.
Der Bub war ein scheuer, bebrillter Träumer
Tuskegee, wo Richie Zuflucht suchte, ist eine kleine Universitätsstadt im Bundesstaat Alabama im Süden Amerikas. Dort wurde er am 20. Juni 1949 geboren und dort wuchs er mit seiner zwei Jahre jüngeren Schwester Deborah auf, behütet vom Vater Lionel, einem früheren Militärflieger, seiner Mutter Alberta, einer Lehrerin, und Großmutter Adelaide. Sie war eine klassische Pianistin.
Der Bub war ein scheuer, bebrillter Träumer. „Ich hatte akzeptiert, mich nicht weit vom Elternhaus entfernen zu dürfen. Ich war zu leicht abzulenken, und das beängs-
tigte meine Eltern. Ging ich zum Markt, um Eier und Eis zu kaufen, kam ich sechs Stunden später heim – mit schlecht gewordenen Produkten. Wenn ich mich verirrte, hatte ich Angst, jemanden nach dem Weg zu fragen.“ Wollte jemand wissen, welchen Beruf er einmal ergreifen werde, so antworte der Bub, der sonntags in der Kirche Ministrant war: „Priester“.
Diesen Gedanken gab er indes auf, als er mit Genugtuung bemerkte, dass seine schmalzigen Lieder die
Herzen von Millionen Frauen bewegten. Zuhause saß der kleine Lionel am liebsten an Omas Piano. Klimpernd entdeckte er seine Liebe zur Musik – und seine große Begabung.
„Überrascht stellte meine Großmutter eines Tages fest, dass ich Melodien, die ich ein einziges Mal gehört hatte, nachspielen konnte.“
Allerdings zog er später das Saxophon vor. Damit übte er mit ein paar Freunden im Keller seine ersten Lieder. Sie nannten ihre Band „Mystics“ und dann „The Commodores“. Für diese Gruppe, deren Sänger Richie wurde, schrieb er unter anderem „Easy“ und „Three Times a Lady“, bevor sie sich 1982 trennten und er seinen Weg allein weiterging. Aus seiner Solo-Zeit stammt das Lied „Truly“, das seiner Autobiografie den Titel gab.
Als seine Karriere im Jahr 1975 Tempo aufnahm, war Lionel Richie mit seiner „Herzdame“ von der Universität bereits verheiratet.
Er war 26 Jahre alt, Brenda Harvey war 23. Im Jahr 1983 wurden sie Pflegeeltern von Nicole, der zweijährigen Tochter eines „Commodores“-Mitglieds, sieben Jahre später adoptierten sie das Mädchen.
Drei Ringe als Zeichen der Verbundenheit
Aber Ende der achtziger Jahre knirschte es in der Ehe. Denn 1988 begegnete er Diane, einer Tänzerin. Die Affäre mit ihr beendete seine Ehe, 1993 kam es zur Scheidung.
Zwei Jahre später wurde die 28 Jahre alte Diane Alexander Richies zweite Frau. Sie schenkte ihm seine Kinder Miles, 31, und Sofia, 27. Aber auch diese Ehe dauerte nur bis 2004. Die Eltern teilten sich das Erziehungsrecht. Richie bemühte sich, ein guter Vater zu bleiben. Als Sofia fünf Jahre alt war, habe sie ihm einen Ring geschenkt, den sie erhalten hatte, erzählt Richie.
„Stolz sagte sie: ‚Papa, jetzt kann ich dich heiraten.‘“ Daraufhin hat er zwei ähnliche Ringe gekauft, je einen für Miles und Nicole, und die drei Ringe trägt er an einer Kette auf der Brust.
Nach seinen Riesenerfolgen in den siebziger und achtziger Jahren wurde es ruhiger um den Musiker. Seit seiner letzten Scheidung lebte er allein in seinem großen Haus in Beverly Hills (Kalifornien) und kümmerte sich um seinen schönen Rosengarten – bis er vor zehn Jahren auf einer Party in Hollywood auf Lisa Parigi stieß, eine 40 Jahre jüngere, in der Schweiz geborene Unternehmerin mit chinesischen Wurzeln.
Nun teilt er sein Leben mit ihr und findet nur die schönsten Worte für sie. In seiner Autobiografie hat der beliebte Sänger festgehalten: „Ich bin ein Mann, der durch Höhen und Tiefen gegangen ist. Lisa hingegen ist hoffnungslos romantisch.
Sie hilft mir, in meiner verrückten Welt zurechtzukommen.“ kauck
„Nachdem ich ein paar Flaschen Champagner geleert hatte, war ich nahezu bewusstlos. Wenn die Sonne unterging, trug mich das Hotelpersonal in Sicherheit“, gesteht der amerikanische Soulsänger und Texter in seiner soeben erschienenen Autobiografie mit dem Titel „Truly“ (Verlag Reclam).
Ein Jahr zuvor hatte Richie seinen geliebten Vater verloren und seine Ehe begann zu bröckeln. Der Sänger fühlte sich schuldig, und obendrein begann seine Stimme zu versagen. „Ich war ausgebrannt. Ich zahlte den Preis für die Überbeanspruchung meiner Stimmbänder. Eines hatte geblutet und Behandlung erfordert. Der Gedanke ‚Du wirst nie mehr singen‘ war nicht mehr irrational.“
Richie war 42 Jahre alt und längst eine musikalische Größe.
Er sang seine Lieder selbst und schrieb Hits für andere, zum Beispiel „Lady“ für Kenny Rogers. Insgesamt hat Lionel Richie weltweit 125 Millionen Tonträger verkauft. Für das Lied „Say You, Say Me“ im Film „White Nights – Nacht der Entscheidung“ gewann er 1986 einen „Oscar“.
„Sie müssen überleben“, meinte der Mann am Strand
Er räumt ein, sein Aufstieg sei viel zu rasch erfolgt. Millionen von Anhängern, Berge von Musik-Aufträgen, Tage und Nächte im Studio, Konzert-Touren in alle Welt, all dies habe zum Zusammenbruch geführt. Ein Therapeut meinte, eine Rolle habe wohl auch gespielt, dass Richie all die Jahre über seine angeborene Schüchternheit krampfhaft überwinden musste.
Am sechsten Tag am Strand von Jamaika, noch bevor er wieder die Korken knallen lassen konnte, näherte sich ihm ein Einheimischer. „Lionel Richie“, sagte der Mann, „Sie müssen überleben. Sie sind der Leuchtturm unserer Hoffnung. Wenn Sie es schaffen, wissen wir, dass auch wir es schaffen können.“
„Es war eine Nachricht von Gott“, findet Richie. „Irgendwie kam sie durch zu mir. ‚Du musst überleben.‘ Es war, was ich brauchte. Ich fuhr zurück nach Tuskegee, zu Mama und Oma und gab das Trinken auf. Es war der Beginn meiner Genesung.“
Zuhause unterzog er sich vier Hals-Operationen. Danach eröffnete ihm ein Doktor, das Problem mit der Stimme sei nichts weiter als saurer Rückfluss gewesen, verursacht durch zu übermäßiges Essen vor dem Zubettgehen.
Der Bub war ein scheuer, bebrillter Träumer
Tuskegee, wo Richie Zuflucht suchte, ist eine kleine Universitätsstadt im Bundesstaat Alabama im Süden Amerikas. Dort wurde er am 20. Juni 1949 geboren und dort wuchs er mit seiner zwei Jahre jüngeren Schwester Deborah auf, behütet vom Vater Lionel, einem früheren Militärflieger, seiner Mutter Alberta, einer Lehrerin, und Großmutter Adelaide. Sie war eine klassische Pianistin.
Der Bub war ein scheuer, bebrillter Träumer. „Ich hatte akzeptiert, mich nicht weit vom Elternhaus entfernen zu dürfen. Ich war zu leicht abzulenken, und das beängs-
tigte meine Eltern. Ging ich zum Markt, um Eier und Eis zu kaufen, kam ich sechs Stunden später heim – mit schlecht gewordenen Produkten. Wenn ich mich verirrte, hatte ich Angst, jemanden nach dem Weg zu fragen.“ Wollte jemand wissen, welchen Beruf er einmal ergreifen werde, so antworte der Bub, der sonntags in der Kirche Ministrant war: „Priester“.
Diesen Gedanken gab er indes auf, als er mit Genugtuung bemerkte, dass seine schmalzigen Lieder die
Herzen von Millionen Frauen bewegten. Zuhause saß der kleine Lionel am liebsten an Omas Piano. Klimpernd entdeckte er seine Liebe zur Musik – und seine große Begabung.
„Überrascht stellte meine Großmutter eines Tages fest, dass ich Melodien, die ich ein einziges Mal gehört hatte, nachspielen konnte.“
Allerdings zog er später das Saxophon vor. Damit übte er mit ein paar Freunden im Keller seine ersten Lieder. Sie nannten ihre Band „Mystics“ und dann „The Commodores“. Für diese Gruppe, deren Sänger Richie wurde, schrieb er unter anderem „Easy“ und „Three Times a Lady“, bevor sie sich 1982 trennten und er seinen Weg allein weiterging. Aus seiner Solo-Zeit stammt das Lied „Truly“, das seiner Autobiografie den Titel gab.
Als seine Karriere im Jahr 1975 Tempo aufnahm, war Lionel Richie mit seiner „Herzdame“ von der Universität bereits verheiratet.
Er war 26 Jahre alt, Brenda Harvey war 23. Im Jahr 1983 wurden sie Pflegeeltern von Nicole, der zweijährigen Tochter eines „Commodores“-Mitglieds, sieben Jahre später adoptierten sie das Mädchen.
Drei Ringe als Zeichen der Verbundenheit
Aber Ende der achtziger Jahre knirschte es in der Ehe. Denn 1988 begegnete er Diane, einer Tänzerin. Die Affäre mit ihr beendete seine Ehe, 1993 kam es zur Scheidung.
Zwei Jahre später wurde die 28 Jahre alte Diane Alexander Richies zweite Frau. Sie schenkte ihm seine Kinder Miles, 31, und Sofia, 27. Aber auch diese Ehe dauerte nur bis 2004. Die Eltern teilten sich das Erziehungsrecht. Richie bemühte sich, ein guter Vater zu bleiben. Als Sofia fünf Jahre alt war, habe sie ihm einen Ring geschenkt, den sie erhalten hatte, erzählt Richie.
„Stolz sagte sie: ‚Papa, jetzt kann ich dich heiraten.‘“ Daraufhin hat er zwei ähnliche Ringe gekauft, je einen für Miles und Nicole, und die drei Ringe trägt er an einer Kette auf der Brust.
Nach seinen Riesenerfolgen in den siebziger und achtziger Jahren wurde es ruhiger um den Musiker. Seit seiner letzten Scheidung lebte er allein in seinem großen Haus in Beverly Hills (Kalifornien) und kümmerte sich um seinen schönen Rosengarten – bis er vor zehn Jahren auf einer Party in Hollywood auf Lisa Parigi stieß, eine 40 Jahre jüngere, in der Schweiz geborene Unternehmerin mit chinesischen Wurzeln.
Nun teilt er sein Leben mit ihr und findet nur die schönsten Worte für sie. In seiner Autobiografie hat der beliebte Sänger festgehalten: „Ich bin ein Mann, der durch Höhen und Tiefen gegangen ist. Lisa hingegen ist hoffnungslos romantisch.
Sie hilft mir, in meiner verrückten Welt zurechtzukommen.“ kauck
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