Ausgabe Nr. 15/2025 vom 08.04.2025, Foto: BRENDAN SMIALOWSKI / AFP / picturedesk.com
Er treibt die Welt vor sich her
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Der amerikanische Präsident Donald Trump hat mit Zollerhöhungen einen weltweiten Handelskrieg vom Zaun gebrochen. Er gefährdet damit Millionen von Arbeitsplätzen. Dabei sind die Zölle zwischen Europa und Amerika gar nicht so unterschiedlich.
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Das hat gesessen. Die Ankündigung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump in der Vorwoche, weltweit höhere Zölle für die Einfuhr von Produkten nach Amerika zu verhängen, hat sich wie ein Beben rund um den Globus ausgebreitet. Börsenkurse stürzten ab, Unternehmer bangen um ihre Zukunft, Menschen um ihre Arbeitsplätze.
Amerika zeigt in diesen Tagen, was es bedeutet, wirtschaftliche und militärische Macht zu haben und diese auch einzusetzen. Und der Geschäftsmann Trump, 78, versteht es wie kein anderer, die Welt vor sich herzutreiben und ihr seinen Willen aufzuzwingen. Was ihm nicht passt, wird passend gemacht. Der Golf von Mexiko wird kurzerhand in Golf von Amerika umbenannt, den Panamakanal, eine der wichtigsten Handelsrouten für Amerika, will er unter seine Herrschaft bringen, um die Wirtschaft abzusichern, ebenso die zu Dänemark gehörende Insel Grönland mit ihren Bodenschätzen. Wenn es sein muss, mit militärischer Gewalt, hat er verlauten lassen.
Amerika zuerst, das ist sein Motto. „Wir bringen Arbeitsplätze und Unternehmen zurück ins Land wie nie zuvor“, sagt er.
„Die Europäische Union will Amerika abzocken“
Und setzte den Hebel bei den Zöllen an, das heißt, alle Produkte, die in Amerika eingeführt werden, verteuern sich. Auf diese Weise sollen Produkte, die im Land hergestellt werden, konkurrenzfähiger und daher vermehrt gekauft werden. Das wiederum sichert Arbeitsplätze.
Ein genereller Zoll-Mindestsatz von zehn Prozent ist am Samstag in Kraft getreten, höhere Zölle für dutzende Staaten sollen Mitte dieser Woche wirksam werden. Gegen den größten Rivalen im Welthandel China etwa bis zu 34 Prozent, gegen Produkte aus der Europäischen Union bis zu 20 Prozent.
Trump führt sich wie ein trotziges Kind auf und fühlt sich ungerecht behandelt. So meinte er kürzlich, „die Europäische Union wurde nur gegründet, um Amerika abzuzocken“ in Anspielung darauf, dass Europa mehr Waren nach Amerika schickt, als es von dort einkauft, also gegenüber Amerika einen Handelsüberschuss hat. Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) betrug er im Jahr 2023 knapp 160 Milliarden Euro.
Dabei macht der durchschnittliche EU-Zollsatz auf Importe aus Ländern, die nicht der EU angehören, laut der Welthandelsorganisation (WTO) 5,0 Prozent aus und liegt damit über dem durchschnittlichen Zollsatz, den die USA auf Importe erheben (3,3 Prozent). Dieser Unterschied relativiert sich, wenn die Produktklassen mit ihren unterschiedlichen Importwerten gewichtet werden. Der WTO zufolge verlangen die USA einen durchschnittlichen Zoll, gewichtet nach dem Volumen der gehandelten Waren, von 2,2 Prozent, in der EU werden 2,7 Prozent fällig.
Hierzulande gilt etwa, dass Waren unter einem Wert von 150 Euro zollfrei aus dem Nicht-EU-Ausland, also auch aus Amerika, im Internet bestellt werden können, allerdings wird eine Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent fällig. Was von Trump an seinem selbst ausgerufenen „Befreiungstag“ als großer Wurf präsentiert wurde, rief weltweit Entsetzen hervor.
Selbst in Amerika, denn Trump hat einen Zollkrieg heraufbeschworen. Als Reaktion auf sein Handeln erhöhen auch andere Staaten nun ihre Zölle auf Produkte aus Amerika.
Ein Handelskrieg mit den USA würde laut Wirtschaftskammer Europa härter treffen als die USA und innerhalb von vier Jahren zu einem Verlust von mehr als 400 Milliarden Euro führen. Nicht nur unser Leben würde sich verteuern, auch Arbeitsplätze wären gefährdet.
Doch auch die amerikanische Wirtschaft ist in Gefahr, vor allem die elektronische, denn sie lebt von Billigprodukten aus Asien, um sie weiterzuverarbeiten. Etwa Chips für Computer.
Der Schaden wird unermesslich sein, fürchten Wirtschaftsforscher. In Amerika gehen Finanzexperten davon aus, dass Trumps Zollerhöhungen jeden Haushalt im Jahr mit etwa 5.000 Euro belasten werden.
Jonathan Echeverry, Chef des New Yorker Kaffee-Rösters „Paper Plane Caffee Co.“, fürchtet Schlimmes, wenn er sagt: „Es ist nicht nur der Zoll auf eingeführte Bohnen, der schmerzt. Es ist die Tasse, in der der Kaffee serviert wird, es ist der Deckel der Tasse. Es ist der Zucker, der Löffel, die Schürze, die Kaffeemaschine. Alles wird teurer.“ Auch Wein aus Italien und Spanien, Schokolade aus Ecuador und Ghana, Olivenöl aus Griechenland, Zucker aus der Dominikanischen Republik, Reis aus Thailand, Barbies aus China und Telefone sowie Autos werden sich verteuern.
„Es gibt keinen Wagen, der nicht betroffen sein wird“, ist der ehemalige Chef von Ford, Mark Fields, überzeugt. „6.000 bis 14.000 Euro mehr für das nächste Auto wird die neue Regel sein.“ Weil die Geschäftsführung des Autobauers Stellanis (Fiat, Chrysler, Citroen, Opel) sinkende Verkaufszahlen in Amerika sieht, hat die Firma bereits Fabriken in Kanada und Mexiko geschlossen.
Es rumort in Amerika. Zwar hat Trump Durchhalteparolen ausgerufen, doch der Widerstand gegen seine Zollpolitik wächst. Scott Lincicome, der Vizepräsident des Cato Institutes, einer Denkfabrik in Washington, nennt Trumps Begründung für die Abgaben „von zu weit hergeholt. Ich würde mich wundern, wenn das keine gerichtlichen Folgen hätte.“
Mercosur-Freihandel durch die Hintertür
Während in dutzenden amerikanischen Städten, aber auch in Europa, Menschen gegen Trump protestierten, gab der Milliardär Elon Musk der Hoffnung Ausdruck, dass sich Amerika und die EU sogar auf eine Freihandelszone, also ohne Zölle, verständigen könnten. Am Montag ist die EU eingeknickt. Die Präsidentin Ursula von der Leyen hat Trump eine „Null-Zoll“-Politik auf Industriegüter beider Länder angeboten.
Auch das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela) könnte jetzt durch die Hintertür umgesetzt werden. Von der Leyen (CDU) will den neuen Zollkrieg nützen, um dieses seit Jahren umstrittene Abkommen durchzudrücken. Hierzulande ist nicht nur die FPÖ dagegen, sondern auch der ÖVP-nahe Bauernbund. „Mercosur bedeutet massive Risiken für unsere Bäuerinnen und Bauern, vor allem durch die drohende Flut an Billigimporten aus Südamerika, die unsere qualitativ hochwertig produzierten Lebensmittel gefährden.“
Trumps radikale Vorgehensweise zeigt Wirkung. Neben der EU haben auch andere Länder signalisiert, mit dem Präsidenten über neue Vereinbarungen reden zu wollen. „Ich möchte das Defizitproblem lösen. Und sie brennen darauf, einen Handel mit mir zu machen.“
Amerika zeigt in diesen Tagen, was es bedeutet, wirtschaftliche und militärische Macht zu haben und diese auch einzusetzen. Und der Geschäftsmann Trump, 78, versteht es wie kein anderer, die Welt vor sich herzutreiben und ihr seinen Willen aufzuzwingen. Was ihm nicht passt, wird passend gemacht. Der Golf von Mexiko wird kurzerhand in Golf von Amerika umbenannt, den Panamakanal, eine der wichtigsten Handelsrouten für Amerika, will er unter seine Herrschaft bringen, um die Wirtschaft abzusichern, ebenso die zu Dänemark gehörende Insel Grönland mit ihren Bodenschätzen. Wenn es sein muss, mit militärischer Gewalt, hat er verlauten lassen.
Amerika zuerst, das ist sein Motto. „Wir bringen Arbeitsplätze und Unternehmen zurück ins Land wie nie zuvor“, sagt er.
„Die Europäische Union will Amerika abzocken“
Und setzte den Hebel bei den Zöllen an, das heißt, alle Produkte, die in Amerika eingeführt werden, verteuern sich. Auf diese Weise sollen Produkte, die im Land hergestellt werden, konkurrenzfähiger und daher vermehrt gekauft werden. Das wiederum sichert Arbeitsplätze.
Ein genereller Zoll-Mindestsatz von zehn Prozent ist am Samstag in Kraft getreten, höhere Zölle für dutzende Staaten sollen Mitte dieser Woche wirksam werden. Gegen den größten Rivalen im Welthandel China etwa bis zu 34 Prozent, gegen Produkte aus der Europäischen Union bis zu 20 Prozent.
Trump führt sich wie ein trotziges Kind auf und fühlt sich ungerecht behandelt. So meinte er kürzlich, „die Europäische Union wurde nur gegründet, um Amerika abzuzocken“ in Anspielung darauf, dass Europa mehr Waren nach Amerika schickt, als es von dort einkauft, also gegenüber Amerika einen Handelsüberschuss hat. Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) betrug er im Jahr 2023 knapp 160 Milliarden Euro.
Dabei macht der durchschnittliche EU-Zollsatz auf Importe aus Ländern, die nicht der EU angehören, laut der Welthandelsorganisation (WTO) 5,0 Prozent aus und liegt damit über dem durchschnittlichen Zollsatz, den die USA auf Importe erheben (3,3 Prozent). Dieser Unterschied relativiert sich, wenn die Produktklassen mit ihren unterschiedlichen Importwerten gewichtet werden. Der WTO zufolge verlangen die USA einen durchschnittlichen Zoll, gewichtet nach dem Volumen der gehandelten Waren, von 2,2 Prozent, in der EU werden 2,7 Prozent fällig.
Hierzulande gilt etwa, dass Waren unter einem Wert von 150 Euro zollfrei aus dem Nicht-EU-Ausland, also auch aus Amerika, im Internet bestellt werden können, allerdings wird eine Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent fällig. Was von Trump an seinem selbst ausgerufenen „Befreiungstag“ als großer Wurf präsentiert wurde, rief weltweit Entsetzen hervor.
Selbst in Amerika, denn Trump hat einen Zollkrieg heraufbeschworen. Als Reaktion auf sein Handeln erhöhen auch andere Staaten nun ihre Zölle auf Produkte aus Amerika.
Ein Handelskrieg mit den USA würde laut Wirtschaftskammer Europa härter treffen als die USA und innerhalb von vier Jahren zu einem Verlust von mehr als 400 Milliarden Euro führen. Nicht nur unser Leben würde sich verteuern, auch Arbeitsplätze wären gefährdet.
Doch auch die amerikanische Wirtschaft ist in Gefahr, vor allem die elektronische, denn sie lebt von Billigprodukten aus Asien, um sie weiterzuverarbeiten. Etwa Chips für Computer.
Der Schaden wird unermesslich sein, fürchten Wirtschaftsforscher. In Amerika gehen Finanzexperten davon aus, dass Trumps Zollerhöhungen jeden Haushalt im Jahr mit etwa 5.000 Euro belasten werden.
Jonathan Echeverry, Chef des New Yorker Kaffee-Rösters „Paper Plane Caffee Co.“, fürchtet Schlimmes, wenn er sagt: „Es ist nicht nur der Zoll auf eingeführte Bohnen, der schmerzt. Es ist die Tasse, in der der Kaffee serviert wird, es ist der Deckel der Tasse. Es ist der Zucker, der Löffel, die Schürze, die Kaffeemaschine. Alles wird teurer.“ Auch Wein aus Italien und Spanien, Schokolade aus Ecuador und Ghana, Olivenöl aus Griechenland, Zucker aus der Dominikanischen Republik, Reis aus Thailand, Barbies aus China und Telefone sowie Autos werden sich verteuern.
„Es gibt keinen Wagen, der nicht betroffen sein wird“, ist der ehemalige Chef von Ford, Mark Fields, überzeugt. „6.000 bis 14.000 Euro mehr für das nächste Auto wird die neue Regel sein.“ Weil die Geschäftsführung des Autobauers Stellanis (Fiat, Chrysler, Citroen, Opel) sinkende Verkaufszahlen in Amerika sieht, hat die Firma bereits Fabriken in Kanada und Mexiko geschlossen.
Es rumort in Amerika. Zwar hat Trump Durchhalteparolen ausgerufen, doch der Widerstand gegen seine Zollpolitik wächst. Scott Lincicome, der Vizepräsident des Cato Institutes, einer Denkfabrik in Washington, nennt Trumps Begründung für die Abgaben „von zu weit hergeholt. Ich würde mich wundern, wenn das keine gerichtlichen Folgen hätte.“
Mercosur-Freihandel durch die Hintertür
Während in dutzenden amerikanischen Städten, aber auch in Europa, Menschen gegen Trump protestierten, gab der Milliardär Elon Musk der Hoffnung Ausdruck, dass sich Amerika und die EU sogar auf eine Freihandelszone, also ohne Zölle, verständigen könnten. Am Montag ist die EU eingeknickt. Die Präsidentin Ursula von der Leyen hat Trump eine „Null-Zoll“-Politik auf Industriegüter beider Länder angeboten.
Auch das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela) könnte jetzt durch die Hintertür umgesetzt werden. Von der Leyen (CDU) will den neuen Zollkrieg nützen, um dieses seit Jahren umstrittene Abkommen durchzudrücken. Hierzulande ist nicht nur die FPÖ dagegen, sondern auch der ÖVP-nahe Bauernbund. „Mercosur bedeutet massive Risiken für unsere Bäuerinnen und Bauern, vor allem durch die drohende Flut an Billigimporten aus Südamerika, die unsere qualitativ hochwertig produzierten Lebensmittel gefährden.“
Trumps radikale Vorgehensweise zeigt Wirkung. Neben der EU haben auch andere Länder signalisiert, mit dem Präsidenten über neue Vereinbarungen reden zu wollen. „Ich möchte das Defizitproblem lösen. Und sie brennen darauf, einen Handel mit mir zu machen.“
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