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Ausgabe Nr. 08/2025 vom 18.02.2025, Fotos: Cynthia Vice Acousta/Kauck
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Am Tag der Hochzeit im September.
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Hayden mit seiner Mutter.
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Rachel mit ihrer Mutter.
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Hayden Sackey und Rachel Krambeck als Kinder.
„Frühchen“ von damals heiraten 28 Jahre später
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Hayden Sackey und Rachel Krambeck sind seit ihrer Geburt eng verbunden. Die beiden kamen als Frühchen zur Welt und kämpften ums Überleben. Die Mütter freundeten sich während der Zeit im Spital an, auch danach verloren sich die Familien nicht aus den Augen. Im Erwachsenenalter haben sich die Frühchen von damals verliebt und sogar geheiratet.
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Sie kamen im Abstand von nur zehn Tagen zur Welt. Hayden Sackey und Rachel Krambeck wurden vor 28 Jahren im Krankenhaus von Dearborn im US-Staat Michigan als Frühchen geboren. Der Zustand der beiden Babys war von Anfang an kritisch.

Haydens Mutter Audra Sackey hatte eine schwierige Schwangerschaft. „Die Ärzte sagten mir, ich leide unter einer Plazentainsuffizienz.“ Bei einer Plazentainsuffizienz wird die Plazenta nicht gut genug durchblutet, was zur Folge hat, dass der Stoffaustausch zwischen Plazenta und Fötus nicht richtig funktioniert.

Mein Kind wog nicht einmal 1.000 Gramm

Das führte bei Sackey im Juli 1996, drei Monate früher als normal, zu einer Fehlgeburt.

„Mein Kind wäre fast gestorben. Hayden wog nicht einmal 1.000 Gramm, hatte viele Gesundheitsprobleme, und selbst die Mediziner machten mir keine allzu großen Hoffnungen. Es war mein erstes Kind. Ich durfte ihn zehn Tage lang nicht in den Armen halten, weil er so winzig war. Es war wirklich hart.“

Zur gleichen Zeit befand sich Sherry Krambeck, Rachels Mutter, im Spital. Auch sie hatte ein Kind geboren, das auf der Frühchen-Station um sein Leben kämpfte. Ihre kleine Tochter hatte Wasseransammlungen im Gehirn. Ein Leiden, das als Hydrozephalus, im Volksmund auch als Wasserkopf, bekannt ist. Das Baby wog zu dem Zeitpunkt nur etwas mehr als 1.000 Gramm. Chirurgen waren rund um die Uhr damit beschäftigt, die Flüssigkeit abzusaugen.

Zusätzlich hatte sich bei Krambeck kurz vor der Geburt eine Präeklampsie entwickelt, eine Schwangerschaftsvergiftung. Die Mütter verbrachten also einige Zeit im Krankenhaus, während sie auf die eigene Genesung und die ihrer Kinder warteten. Am Gang wurde Sackey schließlich auf Krambeck aufmerksam. „Die arme Frau sah so gestresst aus, so verzweifelt und verängstigt“, erinnert sich Audra Sackey.

„Sie tat mir leid. Ich wollte ihr helfen. Ich sprach sie an.“ „Audra wurde mein Empfangskomitee“, lacht Sherry Krambeck heute. „Sie zeigte mir, wo es langging. Wir wurden auf Anhieb Freundinnen, denn wir hatten eine Menge Zeit und konnten über vieles reden, während wir im Spital auf Besserung warteten.“

„Wir halfen einander bei all den Aufs und Abs“, erzählt Sackey. „Unsere Familien und unsere Männer waren natürlich auch für uns da. Aber als Mütter hatten wir einen ganz besonderen Draht zueinander. Wir verstanden uns besser, weil wir in denselben Schuhen steckten. Wir wussten genau, was die jeweils andere gerade durchmacht.“

Familien hielten Jahre danach noch Kontakt

Auch nachdem die beiden Mütter und ihre Babys von den Ärzten entlassen worden waren, blieben sie in Kontakt. Da sie nur 60 Kilometer voneinander entfernt lebten, trafen sie und die Kinder sich regelmäßig.

Rachel und Hayden spielten gemeinsam im Sandkasten und verstanden sich auf Anhieb. „Wie schön wäre es, wenn die beiden einmal heiraten würden“, dachten beide Mütter im Geheimen.

Auch als Jugendliche verloren sich der Bursche und das Mädchen nicht aus den Augen. Als Rachel Krambeck im Jahr 2007 mit ihrer Familie nach Lowell (US-Staat Indiana) zog, hielten sie brieflich Kontakt. Im Jahr 2014 standen sowohl Hayden, als auch Rachel unmittelbar vor dem Ende ihrer Schulzeit.

Gemeinsam zum Abschlussball

Zu dem Zeitpunkt lebten sie vier Autostunden voneinander entfernt. Als Sherry Krambeck ihre Tochter eines Tages fragte, wer sie denn zum Abschlussball begleiten würde, sagte diese: „Hayden natürlich! Wer denn sonst? Wir haben bereits alles geplant.“ Die Mutter gesteht heute, „Ich hatte gehofft, dass sie das sagen würde.“

Audra Sackey berichtet voller Freude „Hayden tanzte auf dem Ball mit Rachel, und seitdem lassen sie einander nicht mehr los.

Sherry und ich sind überzeugt, dass unser Kennenlernen vor 28 Jahren von einer höheren Macht geplant wurde.“

„Seit unserem Umzug nach Indiana hatte ich Hayden nicht mehr getroffen“, so Rachel Krambeck über die Nacht des Abschlussballes. „Totzdem fühlte es sich an, als wären wir nie voneinander getrennt gewesen. Es klickte sofort. Wir haben uns ineinander verliebt.“

Als Hayden Sackey wenig später zu einem Besuch bei Krambeck mit dem Auto unterwegs war, bekam er unterwegs einen Anruf von deren Mutter. Krambeck sei schwindelig geworden und in Ohnmacht gefallen. Ihre Mutter brachte sie ins Krankenhaus. Der junge Mann raste ins Spital, wo er die nächsten Stunden am Bett seiner Liebsten verbrachte. „Das ist der richtige Mann für mich“, habe sie gedacht, berichtete Krambeck später.

Von diesem Tag an begannen die beiden, ihr gemeinsames Leben zu planen. „Obgleich wir in verschiedenen Städten studierten, blieben wir einander nahe“, berichtet Hayden Sackey. „Wir kommunizierten Tag und Nacht mit Videotelefonaten. Unsere Beziehung war trotz der Ferne intensiv.“

Drei Monate nach dem Abschluss ihres Studiums, im September des vergangenen Jahres, trat das Paar schließlich vor den Traualtar. Nach der Hochzeit besuchten sie das Krankenhaus, in dem Ärzte und Krankenschwestern einst ihr Leben gerettet hatten.

Eine der Helferinnen, Valerie Halt-Williams, war sogar als Ehrengast geladen gewesen. „Wir sind jetzt Kolleginnen“, überraschte Krambeck die Schwester von damals bei dieser Gelegenheit.

Als diese erstaunt dreinblickte, erklärte das ehemalige Frühchen: „Ich bin auch Krankenschwester geworden.“
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