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Ausgabe Nr. 38/2024 vom 17.09.2024, Foto: Robert Eikelpoth
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„In Extremo“
In Extremo: Ein Schnaps aus alter Zeit
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Heutzutage ist die deutsche Band „In Extremo“ mehr eine Rockband mit Mittelalterhintergrund als eine klassische Mittelalter-Rockband, doch sie sorgt auch auf ihrem neuen Album „Wolkenschieber“ wieder für euphorische, mitreißende und ein paar nachdenklich machende Momente. Der WOCHE-Reporter Steffen Rüth hat sich mit dem Frontmann Michael Robert Rhein (3. v. re.) unterhalten und erfahren, dass Wolkenschieber nicht nur ein Albumname ist.
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Herr Rhein, Sie sind im Mai 60 Jahre alt geworden. Gab es ein großes Gelage?

Auf jeden Fall. Ich habe mit achtzig Freunden in Kroatien gefeiert. Wir sind auf einem Schiff durch die Insellandschaft geschippert und haben es uns den ganzen Tag gutgehen lassen. Ich wollte entweder ganz oder gar nicht feiern, irgendwann entschied ich mich, es richtig krachen zu lassen.

Sie haben noch kein Problem mit dem Alter?

Nein. Ich bin ziemlich fit für einen Sechzigjährigen.

Sie verbringen seit Jahren etwa die Hälfte der Zeit in Kroatien. Wo eigentlich genau?

Auf der Insel Murter. Das ist eine Naturschutzinsel, sie ist elf Kilometer lang und wunderschön. Übersetzt heißt Murter „Mörder“. Im Mittelalter galt Murter als die größte Pirateninsel Europas. Ich bin inzwischen sogar zum Ehrenbürger von Murter ernannt worden. So richtig mit Urkunde und allem Drum und Dran. Murter ist für mich ein wunderbarer Ort, um herunterzukommen und Energie zu tanken.

An Energie fehlt es auf dem neuen Werk „Wolkenschieber“ eindeutig nicht. Die Lieder sind zum Teil richtig heftig. Hat sich nach den vier Jahren ohne neue Platte einiges aufgestaut, was sich nun entladen hat?

Vier Jahre sind viel, das stimmt. Wir wollten die Platte eigentlich schon früher herausbringen, aber sie war einfach noch nicht fertig.

Sie haben für das Album mit mehreren Künstlern zusammengearbeitet. Die überraschendste Kooperation ist zweifellos „Aus Leben gemacht“, ein Duett mit Joey und Jimmy Kelly von der „Kelly Family“ …

Joey Kelly und ich, wir sind seit mehr als dreißig Jahren enge Freunde. Das Lied selbst spiegelt unsere gemeinsame Geschichte wider. Genau wie die Kellys, die anfangs belächelt wurden und lange vom Musikmachen auf der Straße lebten, hat auch uns damals niemand beachtet oder ernstgenommen. Und heute ist die „Kelly Family“ die Band mit den meisten Albumverkäufen deutschlandweit überhaupt. Da kommt keiner mit, noch nicht einmal „Rammstein“. Und das hat seine Gründe. Die gesamte Familie besteht aus Musikerinnen und Musikern vor dem Herrn. Die beherrschen ihre Kunst. Von den Kellys kann sich so mancher ein paar Scheiben abschneiden.

Sie sagten, Sie wurden belächelt. Hatte Mittelalterrock in den Neunzigern einen so schweren Stand?

Ja, sicher. Die Menschen dachten, diese Band mit den Dudelsäcken, was soll das denn? Dann ging es aber gleich gut los, unser erstes Album, erschienen 1996, hat sich 300.000 Mal verkauft, obwohl es nie in den Hitparaden war.

Als „Wolkenschieber“ wurde ursprünglich ein Schnaps bezeichnet. Wie sind Sie auf den Titel gekommen?

Unser Bassist Kay Lutter kam mit der Idee daher. Im 18. Jahrhundert gab es eine Apotheke, die dieses Gebräu erfunden und hergestellt hat. Und selbstverständlich stellen wir jetzt auch unseren eigenen Wolkenschieber her.

Und wie schmeckt dieser Schnaps?

Er ist bitter. Wir haben uns mit der ältesten Brennerei in Berlin (D) zusammengetan, um ihn zu entwickeln. Wir haben locker vierzig oder fünfzig Entwürfe probiert, bis wir den richtigen Geschmack hatten. Jetzt weiß ich auch, wie viel Zucker in einem Schnaps enthalten ist.

Wird es Ihren Wolkenschieber zu kaufen geben?

Ja, wir haben vor, ihn auf den Markt zu bringen. Vorerst gibt es den Schnaps jetzt nur zusammen mit der CD zu kaufen.
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