Jetzt anmelden
Ausgabe Nr. 17/2024 vom 23.04.2024, Fotos: CHRIS GONZ
Artikel-Bild
Laith Al-Deen
Artikel-Bild
Von Reggae-Elementen bis hin zu modernen Elektro-Elementen ist alles drauf.
Männer dürfen auch schwach sein
Jetzt neu: Hier klicken
und Artikel an Freunde verschenken.
Seine Familie war ihm wichtiger als die Musik. Daher hat der im deutschen Mannheim lebende Sänger Laith Al-Deen, 52, lange gezaudert, ein neues Album zu veröffentlichen. Aber dann gewann seine Leidenschaft doch wieder die Oberhand und mit dem Album „Dein Begleiter“ (bereits im Handel) zeigt der 52jährige wieder seine Vielfältigkeit. Der WOCHE-Reporter Steffen Rüth hat mit ihm darüber ebenso gesprochen wie über seine Auszeiten.
Auf Play drücken
um Artikel vorlesen
zu lassen.
Warum waren Sie lange unschlüssig, ein neues Album aufzunehmen?

Ich fühlte mich einfach nicht danach. Was mein Leben anging, befand ich mich in einer Phase, in der ich die Dinge neu priorisierte. Ich habe mich mehr mit meiner Familie beschäftigt als mit Musik. Streckenweise habe ich gar keine Musik mehr gehört. Ich tauschte mich auch viel mit Kolleginnen und Kollegen aus, und immer öfter kommen wir neuerdings darauf zu sprechen, ob es sich überhaupt noch lohne, Alben zu machen. Ob Alben überhaupt noch gewollt sind. Das Format ist tatsächlich auf dem Rückzug, und wir müssen abwarten, ob es nicht irgendwann ganz verschwindet. Was ich selbstverständlich äußerst schade fände.

Und wie kam es dann zu „Dein Begleiter“?

Ich konnte irgendwann nicht anders, als mir doch wieder alles anzuhören, was meine Kolleginnen und Kollegen so machen. Ich leckte wieder Blut, bekam wieder Lust. Neu war zudem, mich zu ein paar schönen Schreib-Treffen zu verabreden. Auf diese Weise hatte ich die Gelegenheit, einige Musikautorinnen und -autoren kennenzulernen, die zu den gefragtesten Deutschlands zählen.

Inhaltlich und stilistisch ist das neue Werk äußerst abwechslungsreich. „Geschichte schreiben“ etwa hat einen tropischen Beat, während Sie in „Familie“ von Ihrer Patchworkfamilie singen …

Ich kam in diesen Haushalt mit Frau und drei Kindern, die jetzt zwischen zwölf und 18 Jahren alt sind, und war damit durchaus überfordert. Doch schnell hat es besser funktioniert, als ich es mir zunächst hätte träumen lassen. Ich bin ganz froh und auch stolz über das mir entgegengebrachte Vertrauen und dass das alles gut gelaufen ist.

Seit wann leben Sie in dieser Konstellation?

Seit 2017. Diesen Entschluss habe ich nicht leichtfertig
gefällt. Ich musste das vorhandene Leben beenden, und da kommen natürlich auch unschöne Dinge zum Vorschein. Sich scheiden zu lassen, gehört zu den Erfahrungen, die wohl niemand gerne macht. Die ganze Streiterei, die damit einhergeht, ist hässlich, und ich hatte noch Glück, dass es bei uns halbwegs glimpflich auseinanderging. Niemand geht aus seiner Ehe, ohne dabei ein bisschen zerrupft zu werden. Aber das Samenkorn, das wir 2017 gesät haben, das hat sich jetzt zu einem gutgewachsenen, kleinen Baum entwickelt.

Dieses Bild des Begleiters, das Sie im Titellied malen, der die andere Person festhält und mit ihr durch die dunklen Zeiten geht, dieses Bild taucht immer wieder auf dem Album auf. Und eigentlich auch auf allen Ihren Platten. Sind Sie für andere Menschen so etwas wie ein Fels
in der Brandung?


Ich glaube ja. Das ist mir auch wichtig. Ich treffe jetzt immer wieder Familien, die ich seit zwanzig Jahren kenne, und die scheinbar plötzlich erwachsene Kinder haben. Dann denkst du, „Wow, du wirst über die Generationen weitergetragen.“ Das ist ein unheimlich schönes Gefühl, sich so einer emotionalen Verbindung gewiss zu sein.Solch eine Form der Begleitung nehme ich inzwischen ziemlich ernst.

Im Lied „Taumeln“ singen Sie, dass Sie gern die Schulter zum Anlehnen wären, das aber gerade nicht sein können, weil es Ihnen nicht gut geht. Muss auch Sie manchmal jemand auffangen?

Natürlich. Das macht doch auch eine Partnerschaft aus. Ich erinnere mich noch gut an mein Burn-out. Ohne meine damalige Partnerin wäre ich bestimmt nicht so bei der Stange geblieben. In unserer Gesellschaft herrscht ja immer noch das Rollenverständnis vom starken Mann, und deswegen finde ich es gut, dass es immer mehr Männer gibt, die bereit sind, innezuhalten und zuzugeben, dass sie manchmal überhaupt nicht stark sind.

Wie sehen Sie auf die nächsten 25 Jahre Ihrer Karriere?

Ich muss mir einfach nur die „Rolling Stones“ zum Vorbild nehmen. Oder Peter Maffay. Seit wir bei „Tabaluga“ zusammengearbeitet haben, schaue ich immer ein bisschen auf ihn und darauf, wie jemand mit der Kraft von Musik umgeht, wenn er kein Jungspund mehr ist. Vielleicht ist Peter auch ein schlechtes Beispiel, weil er so unglaublich fit ist. Aber im Kopf werden wir älter, und dem müssen wir Rechnung tragen. Der Kopf ist es, der dir sagt, wie lange du Musik machen kannst.

Peter Maffay düst mit dem Elektro-Fahrrad am Starnberger See (D) herum. Womit fahren Sie?

Derzeit bin ich eher das Team Motorrad. Aber die Elektro-Fahrrad-Variante wäre natürlich deutlich gesünder.
Weitere Inhalte dieser Ausgabe:
Ihre Meinung
Ihre Meinung ist uns wichtig.

Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Werbung