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Ausgabe Nr. 17/2024 vom 23.04.2024, Fotos: Marcel Deischitz, designed by Sarah
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Martin Hentschel, rechts, mit Kollegen.
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Als Kampfstätte reicht ein kleiner Tisch.
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Frauen zeigen ebenfalls Muskeln.
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Begeisterte Mitglieder des ersten heimischen Armwrestling Vereines.
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Ein dicker Bizeps allein reicht nicht
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Am Samstag, dem 27. April, wird ermittelt, wer den stärksten Arm unseres Landes hat. In Gramat-neusiedl (NÖ) findet die Österreichische Meister-schaft im Armwrestling statt. Was früher Armdrücken am Wirtshaustisch war, hat sich
zu einem Kraftsportbewerb mit Regelwerk und ausgefeilter Technik entwickelt.
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Du gewinnst mit dem Körper und du verlierst mit dem Körper“, sagt Martin Hentschel mit ruhiger Stimme, während er seinem Gegner an einem Tisch gegenübersteht, dessen Hand fest umschließt und ihm in die Augen sieht.

Der 39jährige meint damit, dass beim Armdrücken, oder auch Armwrestling, wie die offizielle Bezeichnung lautet, eben nicht nur mit dem Arm, sondern mit dem ganzen Körper gearbeitet werden soll. Was aber im konkreten Streifzügler-Fall wenig nützt, wenn der Körper aus etwa 90 Kilo untrainiertem Fleisch besteht. Hentschel dagegen ist so gebaut, dass jenen Menschen, die in seinem Schatten stehen, auch im Sommer kalt wird. Der Niederösterreicher bringt 136 Kilo auf die Waage, wovon der größte Teil aus Muskelmasse besteht. Der gelernte Installateur ist Obmann des Vereines Armwrestling Austria.

Der Streifzügler hat das Duell gegen den Modellathleten zwar nicht verloren, aber auch nicht gewonnen. Für das ehrenvolle Unentschieden gab es zwei Gründe. Der eine ist, dass sich der Arm Hentschels weder durch Anstrengung noch gutes Zureden auch nur um einen Zentimeter in Richtung Süden bewegen ließ. Der andere, dass der Vereinsobmann aus Rücksicht auf die Gesundheit seines Gegenübers nicht gedrückt hat.

„Die Bewegung im Armwrestling ist eigentlich zuerst ein Ziehen“, beschreibt Hentschel die gar nicht so einfache Technik. „Ich versuche, den Arm des Gegners zu mir zu ziehen. Das verändert den Winkel zwischen Ober- und Unterarm und somit auch die Hebelverhältnisse.“

Mit „Hook“ den Gegner fest im Griff haben

Wie das aussieht, lässt sich gut im Trainingsraum des Vereines in Rauchenwarth (NÖ) beobachten, wo sich die Mitglieder ein Mal in der Woche treffen. In dem etwa 40 Quadratmeter großen Raum befinden sich neben vielen freien Gewichten und elastischen Bändern zum Krafttraining auch genormte Armwrestling-Tische. „Sie bestehen aus jeweils zwei Auflageflächen, die die Ellbogen der Kontrahenten immer berühren müssen. Dann gibt es zwei seitliche Flächen, die zu berühren jeder vermeiden will, denn wenn ein Handrücken das sogenannte ,Seitenpad‘ berührt, ist der Kampf vorbei. Und schließlich gibt es noch zwei Griffe, die während des Kampfes mit der zweiten Hand zumindest berührt werden müssen“, erklärt Hentschel die Bestandteile der nur etwa 0,5 Quadratmeter großen Fläche, auf der die Kontrahenten ihre Kräfte messen. Was meist schnell vorbei ist, wie die Mitglieder bei Übungseinheiten zeigen.

Nach dem Kommando „Ready“, „Go“, dauert es nur einen Augenblick, bis ein Handrücken auf das Seitenpad gedrückt ist. „Drei, vier, fünf, manchmal vielleicht auch zehn oder zwölf Sekunden“, schätzt der Vereinsobmann die Dauer eines Kampfes.Dass sich aufgrund der großen Anstrengung auch kaum längere Duelle ausgehen würden, zeigt ein Blick auf die Kontrahenten, bei denen sich im Kampf die Muskeln wölben, die Adern hervortreten und sich die Köpfe röten.

„Kraft ist das Um und Auf, aber ein dicker Bizeps allein reicht nicht. Bei etwa gleich starken Gegnern kann die Technik den Unterschied ausmachen.“ So gibt es unterschiedliche Griffvarianten, wie etwa „Top Roll“ oder „Hook“, die alle zum Ziel haben, das Handgelenk in eine vorteilhafte Position zu bringen, um die Hebelverhältnisse zu verbessern.

Eine gute Technik schützt vor Verletzungen​

Eine gute Technik schützt aber auch vor Verletzungen. „Ruckartiges Be- und Entlasten sollte vermieden werden. Für Sehnen und Muskeln ist es besser, wenn sich der Druck kontinuierlich auf- und abbaut. Auch sollten offene Winkel vermieden werden. Vor allem bei Einsteigern in unsere Sportart lässt sich oft beobachten, dass in der Defensiv-position der Arm ‚aufgeht‘. Da dann die ganze Last am Bizeps hängt, kann es zu Verletzungen kommen“, weiß Hentschel.

Um dies zu vermeiden, werden die Trainingseinheiten bei Armwrestling Austria von erfahrenen Mitgliedern geleitet. Dank unterschiedlicher Gewichtsklassen muss nicht jeder einen 48-Zentimeter-Oberarm wie Hentschel haben.

„Die Wettbewerbe beginnen bei 65 Kilo und führen in Abstufungen bis zur Klasse der mehr als 100-Kilo-Kämpfer hinauf“, erklärt der 39jährige. Armwrestling ist auch nicht ausschließlich Männerhänden vorbehalten. „Wir haben sechs Frauen in unseren Reihen, die den Sport aktiv betreiben.“

Wer glaubt, mit Armwrestling einen Sport für sich gefunden zu haben, kann den Verein unter der E-Mail-Adresse:
armwrestling-austria@gmx.at kontaktieren.

Am Samstag, dem 27. April, sind unsere stärksten Armdrücker dann im Einsatz. Der Verein Armwrestling Austria richtet an diesem Tag die Österreichischen Meisterschaften aus. Ab 13 Uhr wird im Gemeindezentrum von Gramatneusiedl (NÖ), südlich von Wien, um den Sieg gedrückt. Der Eintritt ist frei.
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