Jetzt anmelden
Ausgabe Nr. 17/2024 vom 23.04.2024, Fotos: picturedesk.com, Adobestock
Artikel-Bild
Shirley MacLaine, 90
Artikel-Bild
Mit ihrer Tochter „Sachi“ und Ehemann Steve Parker 1959.
Artikel-Bild
An der Seite von Jack Lemmon in der Rolle der „Irma La Douce“.
Artikel-Bild
1984 erhielt Shirley MacLaine endlich den verdienten „Oscar“.
„Ich bin frei von Furcht“
Jetzt neu: Hier klicken
und Artikel an Freunde verschenken.
Die Karriere der vielseitigen Schauspielerin erstreckt sich über 70 Jahre und der Arbeitseifer von Shirley MacLaine ist ungebrochen. Sogar ihren 90er verbringt sie vor der Kamera.
Auf Play drücken
um Artikel vorlesen
zu lassen.
Das Alter empfinde ich als etwas, mit dem sich spielen lässt“, kann die Hollywood-Ikone Shirley MacLaine ihrem 90. Geburtstag, den sie in dieser Woche feiert, durchaus Positives abgewinnen. Erst Anfang März kam ihr neuester Streifen „American Dreamer“ in die amerikanischen Kinos und sie ist durchaus an weiteren Filmproduktionen interessiert.

„Es ist alles in Ordnung, solange ich mich an meinen Text erinnern kann und mich mit der Rolle wohlfühle. Ich werde weiterspielen, bis ich tot umfalle“, zeigt die Schauspielerin keinerlei Ermüdungserscheinungen. Auch ihren „Ehrentag“ verbringt das Energiebündel an einem Film-Drehort in Atlantic City (New Jersey, USA).

Quirlig war die am 24. März 1924 in Richmond (Virginia, USA) geborene Shirley MacLean Beaty schon von klein auf. Mit drei Jahren erhielt sie Ballettunterricht und bereits im zarten Alter von vier konnte sie erste Bühnenerfahrungen sammeln. „Ich verspürte schon als Kind den Impuls, mich auszudrücken. Als Teenager wechselte ich vom Tanzen zum Singen, was eine natürliche und logische Erweiterung

dieses Selbstausdruckes zu sein schien“, sagte sie später über ihre darstellerischen Anfänge.

Lange Beine, kurze Haare und ein neuer Name

Ihre Eltern – der Vater Ira Beaty hatte Philosophie und Psychologie studiert und war später Immobilienmakler, die Mutter Kathlyn MacLean eine Schauspiellehrerin – taten „meine Ambitionen nie als lächerlich ab“, schrieb sie in ihrem Buch „Weiser, nicht leiser!“. Es ist nicht das einzige Werk der Mimin, die sich im Laufe der Jahre auch als esoterische Bestseller-Autorin („Die Reise nach Innen“, „Zwischenleben“) einen Namen machte. „Ich denke, dass meine Spiritualität väterliche und mütterliche Wurzeln hat“, meint sie über ihren Hang zur Esoterik.

Mit 16 Jahren zog es die ambitionierte Rothaarige schließlich nach New York (USA), „um dort Ballett zu studieren. In dieser Zeit erfuhr ich zum ersten Mal all die aufregenden Schmerzen, die mit Unabhängigkeit und Einsamkeit einhergehen.“

Sie schlug sich als „Babysitterin“ und Reklamemädchen durch und träumte von einer Musical-Karriere. Ein Traum, dem die knapp 20jährige 1954 beim Vortanzen zum Broadway-Stück „The Pajama Game“ näherkam. „Als der Choreograf zu mir sagte, ,Du mit den Beinen, die bei deinen Augen beginnen‘, wusste ich, dass ich die Rolle hatte“, erinnert sie sich.

Ihren Namen hatte sie in der Zwischenzeit auf Shirley MacLaine geändert und auch ihre langen Haare wichen einem modischen Kurzhaarschnitt, den sie bis heute beibehalten hat.

Auf den „Oscar“ musste MacLaine 26 Jahre warten
Es war ein Zufall – oder wie sie selbst sagt Synchronizität –, der ihr zum Durchbruch verhalf. Die „Pajama Game“-Hauptdarstellerin hatte sich verletzt und MacLaine musste einspringen. Just an diesem Tag saß der Hollywood-Filmproduzent Hal Wallis im Publikum, der sofort ihr Talent erkannte. Er verschaffte Shirley MacLaine nicht nur einen Fünf-Jahresvertrag mit den Paramount-Studios, sondern auch ihre erste Filmrolle in dem Alfred-Hitchcock-Streifen „Immer Ärger mit Harry“ (1955). „Ich hatte Angst, war aber neugierig und sehnte mich nach der Lernerfahrung“ erinnert sie sich an ihr Leinwand-Debut.

Modern, verletzlich und zugleich selbstbewusst hob sich das Frauenbild, das Shirley MacLaine verkörperte, deutlich von dem der im Hollywood der 50er Jahre üblichen, sexy Blondinen ab. Die junge Schauspielerin avancierte schnell zu einer der beliebtesten Komödiendarstellerinnen der „Traumfabrik“ und wurde einige Zeit auf dieses Genre festgelegt.

Im Jahr 1958 brachte ihr ausgerechnet die dramatische Rolle einer naiven Provinz-Prostituierten im Film „Verdammt sind sie alle“ ihre erste „Oscar“-Nominierung ein. Zwei Jahre später folgte die nächste für ihre Darstellung der „Fran Kubelik“ in Billy Wilders bitterer Komödie „Das Appartement“. Aber erst 1984 erhielt sie – nach insgesamt sechs „Oscar“-Nominierungen – den begehrten Goldbuben für ihre Rolle als kratzbürstige Mutter in „Zeit der Zärtlichkeit“. 26 Jahre habe sie sich gefragt, wie es sich anfühle. „Das habe ich verdient“, sagte sie dann in ihrer Dankesrede.

Einen ihrer größten Erfolge feierte die Mimin als Pariser Straßenmädchen „Irma La Douce“ in der gleichnamigen Musical-Verfilmung von 1963. „Ich war überrascht, als Billy Wilder mich anrief und mir mitteilte, dass er von der Chemie zwischen Jack Lemmon und mir in ,Das Appartement‘ beeindruckt gewesen sei.“ Sie unterschrieb, ohne das Drehbuch gelesen zu haben, „weil ich an Jack und Billy glaubte“.

In den 60er Jahren engagierte sich Shirley MacLaine auch politisch – gegen den Vietnamkrieg und für Frauenrechte. „Ich will, dass sich die Frauen befreien, aber ich wünsche mir auch, dass sie trotzdem noch einen schönen Arsch haben und mit ihm wackeln können“, meinte sie damals zum Thema Gleichberechtigung.

Sie selbst konnte mit den strengen gesellschaftlichen Normen der Zeit nichts anfangen, offenbarte sie in ihrer Biografie „Darüber bin ich hinweg“ über ihr bewegtes Liebesleben. Politiker und Schauspielkollegen, etwa Robert Mitchum oder Yves Montand seien unter ihren zahlreichen Affären gewesen. „Ich fühlte mich immer zu meinen männlichen ,Co-Stars‘ hingezogen.“

„Ich habe schrecklich viele Liebhaber gehabt“

Selbst während ihrer Ehe mit dem Unternehmer Steve Parker – die beiden waren von 1954 bis 1982 verheiratet – gab es andere Männer. „Ich hatte schrecklich viele Liebhaber und eine Menge schrecklicher Liebhaber“, verrät die ältere Schwester des Hollywood-Schauspielers Warren Beatty (87, „Dick Tracy“) über ihre amouröse Vergangenheit. Aus der Ehe mit Parker ging auch die 1956 geborene Tochter Stephanie Sachiko, genannt „Sachi“ hervor.

Die heute 67jährige lebte die meiste Zeit bei ihrem Vater in Japan und hat keine guten Erinnerungen an ihre berühmte Mutter. Ihre Kindheit sei einsam und lieblos gewesen, warf sie der Schauspielerin vor. Shirley MacLaine zeigte sich „schockiert“ und beteuerte, „Ich habe immer nur das Beste gewollt für Sachi.“ Sie bereue ohnehin nichts in ihrem Leben, „weil ich aus allen Fehlern, die besonders schmerzhaft waren, die besten Dinge gelernt habe“.

Heute lebt Shirley MacLaine die meiste Zeit in Malibu (USA). „Ich bin dem Schicksal gegenüber frei von Furcht und mit dem Leben sehr zufrieden. Solange es Hunde und gute Komödien in meinem Leben gibt, so lange bin ich glücklich.“ rz
Weitere Inhalte dieser Ausgabe:
Ihre Meinung
Ihre Meinung ist uns wichtig.

Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Werbung