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Ausgabe Nr. 16/2024 vom 16.04.2024, Fotos: Pavel Kobysh, Sebastian Kaulitzki - stock.adob
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Zeckenschutzsprays (etwa Autan) bieten guten (Zusatz-)Schutz vor Zeckenstichen.
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Kinder vor Zecken schützen
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Es gibt keine Region in unserem Land, die zeckenfrei ist. Dazu erreichen die Blutsauger bereits Höhen von mehr als 1.500 Meter und sind immer früher im Jahr aktiv. Jede dritte Zecke ist mit Borrelien infiziert und jeder 300. Zeckenstich führt zu einer FSME Infektion.
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Mit den milden, zum Teil sommerlichen Temperaturen in diesem Frühling werden nicht nur wir Menschen aktiv. Auch die Zecken sind fleißig unterwegs. Gut 17 Zeckenarten sind bei uns heimisch und neue kommen hinzu, wie die im Jahr 2018 erstmals bei uns entdeckte tropische Riesenzecke Hyalomma. Sie ist agiler und schneller als der heimische Gemeine Holzbock, und sie kann das Krim-Kongo-Virus übertragen. Ein Erreger, der das Hämorrhagische-Fieber auslöst. Diese Erkrankung, die mit inneren Blutungen einhergeht, wurde in unserem Land zum Glück noch nicht beobachtet.

An gefährlichen Krankheiten, die von Zecken übertragen werden, mangelt es trotzdem nicht. Bei schönem Wetter halten sich vor allem die Kinder gerne und lange im Freien auf. Sie spielen mit vollem Körpereinsatz auf grünen Wiesen, streifen abenteuerlustig durchs Unterholz und Gebüsch. Die Chance, dabei eine oder mehrere Zecken einzufangen, sind hoch, denn die nur wenige Millimeter großen Blutsauger lauern genau dort auf ihre „Beute“, zu denen auch der Mensch gehört. „Wer sich im Gras oder Gebüsch aufgehalten hat, sollte sich und seine Kinder hinterher unbedingt nach Zecken absuchen“, empfiehlt Prim. MedR. Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl, MBA vom ersten Wiener Kindergesundheitszentrum Donaustadt und macht dabei aufmerksam, dass Zecken bei Kindern andere Körperregionen bevorzugen als bei Erwachsenen.

Feuchte Wäsche ab in den Trockner

„Bei Kindern bis zwölf Jahre sollte besonders gründlich am Kopf gesucht werden. 40 Prozent aller Zeckenstiche finden dort statt. Und Achtung, Zecken sind nicht immer leicht zu finden, denn am häufigsten stechen die besonders kleinen ‚Nymphen‘ (= jugendliches Stadium der Zecke) zu, die etwas heller sind und fast wie Sommersprossen aussehen können. Wird die Kleidung der Kinder beim Spielen oder Wandern nass oder feucht, geben Sie die Kleidung in den Trockner. Den überleben Zecken sicher nicht“, rät Dr. Voitl. Tipps, denen freilich auch Erwachsene folgen dürfen.

Wird eine Zecke in der Haut gefunden, sollte sie so rasch wie möglich entfernt werden. Da das FSME-Virus im Speichel der Zecken sitzt, kann eine Übertragung des Virus ganz schnell passieren. „Der wirksamste Schutz, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, ist die vorbeugende FSME-Impfung“, stellt Dr. Voitl klar. „Das hat seinen Grund. Zwar verläuft FSME bei Kindern meist weniger schwer, dennoch kommen jedes Jahr mehrere Kinder mit einem schweren Verlauf ins Spital. Außerdem gibt es auch bei Kindern mit mildem Verlauf Langzeitfolgen, vor allem im neurologischen Bereich.“

Borrelien sitzen im Darm der Zecke. Eine Übertragung der Bakterien dauert daher einige Stunden. Das rasche Entfernen bietet dadurch einen relativen Schutz vor Borreliose. Vorausgesetzt, beim Entfernen wird der Körper der Zecke nicht gequetscht. In dem Fall würden die Borrelien aus der Zecke in die Blutbahn gedrückt.

Tipps zum Schutz vor Zeckenstichen

Lange Ärmel, lange Hosen und feste Schuhe bedecken die Haut. Zecken stechen nicht durch Textilien. Hosenbeine in die Socken zu stecken, erhöht den Schutz.

Auf heller Kleidung sind Zecken schneller zu erkennen.

Bevorzugte Stichstellen: Schambereich (vor allem bei jungen Männern), Oberschenkelinnenseite, Nabel, unter Brüsten, Achseln, Schultern, Hals, Nacken, Haaransatz, Ohrmuschel, hinter den Ohren, Kniekehle, Armbeuge.

Eine Dusche nach dem Aufenthalt im Grünen kann nicht verankerte Zecken vom Körper spülen.

Wurde eine Zecke entfernt, die Stichstelle desinfizieren.

Borreliose: Gefahr fürs kindliche Gehirn

Häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit. Jede dritte Zecke im Land ist mit Borrelien infiziert. Sticht sie, wandern nach einigen Stunden die Borrelien vom Darm der Zecken in die Blutbahn des Menschen.

Symptome: Neben der häufig auftretenden Wanderröte rund um die Stichstelle (1–6 Wochen nach dem Stich) sind das Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit oder Gelenksschmerzen. Eine weitere Form der Lyme-Borreliose betrifft das Nervensystem. Einige Wochen nach der Infektion kann es vor allem bei Kindern zur Hirnhautentzündung und zu Gesichtsnervenlähmungen, bei Erwachsenen zu schmerzhaften Nervenwurzelentzündungen und Lähmungen kommen. Seltene Formen zeigen Gelenksentzündungen und Hautveränderungen an den Streckseiten der Extremitäten.

Situation in unserem Land: Jährlich erkranken 25.000 bis 70.000 Menschen.

Therapie: Behandlung mit Antibiotika.

Schutz vor Borreliose: rasche Entfernung von Zecken, an einer Impfung wird derzeit geforscht. Eine durchlittene Borreliose-Infektion schützt nicht vor erneuter Ansteckung.

FSME: Bei Kindern meist ein milder Verlauf

Entzündung (Viren) des Gehirns und der Hirnhäute.

Symptome: Zunächst „grippig“ (Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Krankheitsgefühl). Nach etwa einer Woche kann es zur Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns kommen. Starkes Kopfweh, Lichtscheue, Schwindel, Konzentrations-, Sprech- und Gehstörungen. Bei schweren Verläufen: Lähmungen der Arme, Beine oder der Gesichtsnerven, die zu bleibenden Behinderungen führen können. Ein Prozent der Patienten mit neurologischen Symptomen stirbt an FSME. Bei Kindern und Jugendlichen verläuft eine FSME-Erkrankung meist milder. Bei 10–30 Prozent treten grippeähnliche Symptome auf. Allerdings kann es bereits bei Kindern zu langwierigen neurologischen Störungen kommen.

Situation in unserem Land: Jährlich 100 bis 200 Fälle im Spital. Im Vorjahr hatten zwei Drittel einen schweren Verlauf. Die meisten waren älter als 50 Jahre.

Therapie: nur Symptombekämpfung möglich.

Schutz vor FSME: Schutzimpfung.
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