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Ausgabe Nr. 15/2024 vom 09.04.2024, Fotos: Zeppelzauer
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Zauberkastensammler Manfred Klaghofer.
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Exponate aus drei Jahrhunderten erwarten die Besucher des Museums.
Ein bezauberndes Museum
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Die weltgrößte Sammlung von Zauberkästen befindet sich in der Bundeshauptstadt. Manfred Klaghofer hat mehr als 3.400 Exponate im Lauf der Jahre zusammengetragen. Bei einer Führung erfahren Besucher viel von der Geschichte der magischen Kisten. Dabei zeigt der 64jährige auch Zauberkunststücke. Nur wie sie funktionieren, das verrät der Sammler nicht.
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Als ich acht Jahre alt war, hab‘ ich ein Zauberbuch geschenkt bekommen“, erinnert sich Manfred Klaghofer. Als ein Jahr später zu Weihnachten ein Zauberkasten unter dem Christbaum lag, hatte ihn die Welt der Magie fest in ihrem Bann. „Mit 15 Jahren bin ich einem Zauberklub beigetreten und konnte zwei Mal pro Woche vor Publikum auftreten.“

Dass die berufliche Laufbahn nicht immer mit der persönlichen Leidenschaft übereinstimmen muss, dafür
scheint der 64jährige ein exemplarisches Beispiel zu liefern. Denn Klaghofer musste sich im elterlichen Baustoffhandel mit Dämmstoffen, Beton und Estrich beschäftigen, obwohl ihm eher der Sinn danach stand, die Menschen mit Filigranerem im wahrsten Sinn des Wortes zu bezaubern.

Zeit zum Einüben der Tricks und für Auftritte hatte er dann zwar nicht mehr, wohl aber zum Sammeln von Zauberkästen. Und da sind im Lauf der Jahre einige zusammengekommen. Etwa 3.400 Stück, die ihm im Jahr 2008 einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde beschert haben. Klaghofer besitzt die weltgrößte Sammlung von Zauberkästen. Um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, baute er in Wien-Meidling im Jahr 2010 eine aufgelassene Bäckerei im Souterrain zum Museum um.

Etwa 200 seiner Schätze aus drei Jahrhunderten befinden sich in Vitrinen und können an

jedem ersten Sonntag im Monat von 10.00 bis 16.00 Uhr an der Adresse
Schönbrunner Straße 262 bewundert werden

(Erwachsene € 5,–, Kinder von 6 bis 15 Jahren € 3,–, Führung für Gruppen nach Vereinbarung unter
Tel. 0664 20 49 377).


„Das ist mein ältestes Exponat. Es stammt aus dem Jahr 1840“, sagt der Wiener und zeigt auf eine kleine, schmucklose, grüne Schatulle, in der sich zwei hölzerne Gefäße unterschiedlicher Größe und ein paar Kugeln befinden. Dass gute Zaubertricks zeitlos sind, zeigt Klaghofer anhand des Kugelpokals, der heute noch Bestandteil vieler Zauberkästen ist. Er nimmt eine Kugel, legt sie in den Pokal und schließt ihn mit einem Deckel. Als er den Deckel wieder öffnet, ist die Kugel verschwunden. Und wie funktioniert das? „Zauberer verraten ihre Tricks nicht“, sagt Klaghofer mit einem verschmitzten Lächeln.

Dass schon damals die Produzenten schnell herausfanden, dass sich durch eine gefällige Verpackung Dinge besser verkaufen, zeigt der Sammler an einem Objekt aus dem Jahr 1890. „Der Zauberkasten lässt sich hochkant aufstellen und auffalten. Im Inneren ist er mit Spiegeln verkleidet, die eigentlich keinen Sinn haben, außer dass der Kasten besser ausschaut“, erklärt er das Design.

Dass sich der Inhalt durch wirtschaftliche Zwänge verändern kann, lässt sich anhand eines Exponates von Alfred Carlton Gilbert erkennen. „Der Erfinder, Spielzeughersteller und Zauberkünstler aus den USA produzierte in den Jahren 1916 bis 1965 etwa 100 verschiedene Zauberkästen. In diesem gibt es die bekannten Zauberringe aus Metall, die sich wie durch Magie ineinanderschieben lassen, obwohl sie geschlossen scheinen“, sagt Klaghofer und zeigt ein weiteres Exponat.

Eigenartig ist nur, dass die Ringe in dem Zauberkasten aus dem Jahr 1943 aus Pappe und nicht aus Metall sind. „Die USA waren im Krieg und die Firma von Gilbert erhielt kein Metall, weil die Waffenproduktion wichtiger war“, weiß Klaghofer den Grund für den Materialwechsel. Kosteten diese Zauberkästen damals einen Dollar, müssen Sammler nun das 2.000- bis 3.000-fache bezahlen. Klaghofers wertvollstes Stück war bei einer Auktion um € 30.000,– ausgeschrieben. „Aber da es der Verkäufer zu diesem Preis nicht an den Mann brachte, habe ich ihn später um
€ 17.000,– kaufen können.“

Ein Teil des Museums in Meidling ist der Sonderschau „Marvin‘s Magic“ gewidmet. „Marvin Berglas ist der Sohn des gefeierten britischen Fernsehzauberers David Berglas. Er gründete im Jahr 1987 das bis heute weltweit größte
Unternehmen für Zauberartikel, ‚Marvin‘s Magic‘. Er brachte viele Zauberkästen auf den Markt, die hinsichtlich Idee
und Aufmachung so einzigartig waren, dass sie die offizielle Empfehlung des berühmten ‚Magic Circle‘ erhalten haben“, erklärt Klaghofer.

Der Erfolg des Unternehmens beruht wohl auch zu einem Teil darauf, dass es mit der Zeit geht. „Es gibt von ‚Marvin‘ auch einen Zauberkasten, mit dem sich mit Handy und Tablet eindrucksvolle Tricks ausführen lassen.“

Ein besonderes Exponat hat der Sammler in seinem Archiv, das nicht öffentlich zugänglich ist. Dort, wo sich seine Schätze dicht an dicht in Regalen stapeln und ein Klimagerät leise surrend für konstante 50 Prozent Luftfeuchtigkeit sorgt, zieht Klaghofer eine Schachtel aus dem Regal.

Es ist jener Zauberkasten, den er als Neunjähriger zu Weihnachten bekommen hat. Wie besonders er für ihn ist, zeigt die Tatsache, dass kein Teil fehlt.
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