Jetzt anmelden
Ausgabe Nr. 15/2024 vom 09.04.2024, Foto: picturedesk.com
Artikel-Bild
Markus Lassenberger von der FPÖ vor dem Rathaus.
Kein „gefährlicher“ Kandidat
Jetzt neu: Hier klicken
und Artikel an Freunde verschenken.
Am Sonntag, 14. April, finden in Innsbruck Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen statt. Zum ersten Mal führt ein freiheitlicher Kandidat in den Umfragen für das höchste Amt in der Tiroler Landeshauptstadt. Markus Lassenberger, 44, gilt als verbindend und umgänglich.
Auf Play drücken
um Artikel vorlesen
zu lassen.
Im Mai 2018 bescherte Georg Willi den Grünen den größten Erfolg auf Gemeindeebene, als er Bürgermeister von Innsbruck wurde. Am Sonntag stellt er sich der Wiederwahl, doch eine von den Grünen und der SPÖ in Auftrag gegebene Umfrage des Institutes für Marktforschung und Datenanalysen (IMAD) zeigt, dass es heftigen Gegenwind gibt. Und der kommt von den Blauen. Der Spitzenkandidat der FPÖ, Markus Lassenberger, liegt zwei Prozent vor Willi und fünf Prozent vor dem von der ÖVP ausgeschlossenen ehemaligen Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, gefolgt vom ÖVP-Kandidaten und von Elisabeth Mayr (SPÖ).

Ob Innsbruck bereit ist für einen FPÖ-Bürgermeister, ist ungewiss. Der Wahlkampf wurde bis zuletzt mit Hartnäckigkeit geführt. Markus Lassenberger ist zuversichtlich, wie er im Gespräch mit der WOCHE-Reporterin Barbara Reiter erklärt.

Herr Lassenberger, Sie sind der erste Freiheitliche, der vor der Innsbrucker Bürgermeisterwahl laut einer Umfrage der Grünen auf Platz eins liegt. Tirol ist traditionell ein schwarzes Land, worauf führen Sie das Ergebnis zurück?
Ich denke, auf die gute Oppositionsarbeit, die wir in den vergangenen Jahren geleistet haben. Wir waren aus einer Regierungsbeteiligung sowie der Ressortführung im Stadtsenat ausgeschlossen. Das erkennen die Menschen mittlerweile. Schon bei der Wahl im Jahr 2018 waren wir Freiheitlichen die zweitstärkste Partei. Damals hat sich Innsbruck in ein grünes und ein blaues Lager geteilt, jetzt haben die stärksten Kräfte einfach die Plätze getauscht.

In Salzburg sah es bei den Wahlen im März gut für den KPÖ-Kandidaten aus. Die Bevölkerung hat sich dann doch für den SPÖ-Kandidaten Bernhard Auinger entschieden. Vielleicht aus Angst vor einem Kommunisten an der Spitze. Kann einem Freiheitlichen das nicht passieren?
Ganz ehrlich: Wer hätte sich vor 2018 gedacht, dass einmal ein Grüner Innsbrucker Bürgermeister wird? Der SPÖ-Kandidat in Salzburg wurde von vielen Fraktionen, darunter der FPÖ unterstützt. Ich werde zwar von den linken Parteien keine Unterstützung bekommen, aber ich denke doch, dass die bürgerlichen Fraktionen hinter mir stehen. Die meisten meiner Politiker-Kollegen ordnen mich im bürgerlichen Lager und nicht unter „gefährlich“ ein. Und was soll ein Bürgermeister einer Partei, um es drastisch zu formulieren, alleine anstellen? Es braucht immer Mehrheiten. 21 Menschen inklusive des Bürgermeisters müssen etwas beschließen, bevor etwas passiert. Ich bin anders als Georg Willi. Kommunikation ist für mich wichtig, derzeit wird nicht viel kommuniziert. Ich glaube, dass die Wähler genug von Bürgermeister Willi haben und die Chance lebt, als Sieger hervorzugehen.

Sie haben die Grünen im Wahlkampf mit dem Plakat-Spruch „Es gibt viele Probleme, die gelöst werden müssen. Eines davon heißt Georg Willi“ empört. Er wollte Sie klagen. Was wurde daraus?
Für uns war klar, dass der Bürgermeister in seiner Amtsfunktion ein Problem darstellt, deshalb stehe ich zu der Aussage. Er hat nun sechs Jahre gezeigt, wie es nicht geht, und ich kann einige Probleme, die wir durch ihn haben, aufzeigen. Willi hat eine Juristin aus Wien engagiert, die mich aufgefordert hat, das Plakat zu entfernen. Dem bin ich nicht nachgekommen, seither ist nichts passiert, wahrscheinlich im Wissen, dass er chancenlos ist. Wenn schon das Wort Problem ein Problem im Sprachgebrauch darstellt, frage ich mich, welche Wörter wir überhaupt noch verwenden dürfen.

Sie setzten im Wahlkampf auf „populistische Themen“, wie Gegner sagen: Wohnen, Tempo 30, Migranten. Können Sie den Vorwurf nachvollziehen?
Jedes Wahlprogramm einer Partei kann als populistisch angesehen werden. Es gibt aber die klare Haltung einer Partei wider und an der halten wir fest. Gerade, was die Wohnungsvergabe an Menschen aus Drittstaaten betrifft. Wenn jemand auf die Liste für Wohnungsvergaben kommt, geht sie durch den Stadtsenat. Da waren wir konsequenterweise immer dagegen, dass Angehörige von Drittstaaten auf diese Liste kommen.

Unter Ihnen wird es auch keinen Platz mehr für Migranten in Innsbruck geben. Migranten sind laut Definition Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt verlegen – oft, um es sich zu verbessern. Was ist daran falsch?
Grundsätzlich nichts, aber wenn man sich anschaut, wer in Tirol die meisten Menschen mit Migrations-Hintergrund unterbringt, sind das vorwiegend Städte am Inn. Wenn wir schon ein Tirol sind, müssen alle Gemeinden mitspielen. Gerade bei Migranten ist Integration nur in kleinteiligen Bereichen möglich. In Innsbruck sind derzeit in Asylheimen mehrere hundert Menschen untergebracht. Mit wem werden die sich dort abgeben? Bestimmt nicht mit der Bevölkerung.

Willi hat sich zuletzt auch empört, dass Sie die berittene Polizei nach Innsbruck bringen wollen. Die Idee wurde schon unter dem damaligen Innenminister Kickl kritisiert. Warum haben Sie auf dieses Pferd gesetzt?
Ich wurde in einem Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA) gefragt, was ich als Polizist davon halte. Meine Antwort war, dass ich die Idee grundsätzlich gut finde. Ich weiß, dass die berittene Polizei in den Ländern, in denen es sie gibt, gut funktioniert.

Sie sind seit 16 Jahren mit Mariella Lutz liiert, die auf Platz zwei der Liste von Johannes Anzengruber für die Gemeinderatswahl kandidiert. Wie funktioniert eine Liebe mit unterschiedlichen Ideologien?
Natürlich bedeutet Wahlkampf eine Ausnahmesituation im Vergleich zum politischen Alltag. Im Moment haben wir gar keine Gelegenheit, über Politik zu sprechen, weil wir uns beide aufgrund des Wahlkampfes nicht sehen. Da bleibt keine Zeit, sich in Konflikte zu verwickeln. Außerdem muss ich sagen, dass ich den Kollegen Anzengruber noch viel länger kenne. Ich bin mit ihm in den Kindergarten und in die Volksschule gegangen und habe bis zum 18. Lebensjahr auch viele Geburtstage mit ihm gefeiert. Wir sind nur zwei Tage hintereinander geboren und 50 Meter Luftlinie voneinander aufgewachsen.

Sollten Sie es schaffen, Bürgermeister zu werden – was würden Sie an Ihrem ersten Arbeitstag machen?
Ich würde versuchen, sofort eine Koalition zu finden, um die Arbeit aufzunehmen. Und ich würde allen Stadtsenats-Mitgliedern eine Ressortverantwortung geben. Das entscheidet der Gemeinderat, aber ich würde versuchen, in dem Sinne verbindend zu sein, als ich alle Parteien in die Arbeit miteinbeziehen würde, auch die Oppositionsparteien. Ich glaube, dass wir in Innsbruck so viel Arbeit aufzuholen haben, dass jeder gebraucht wird. Die Wähler sollen spüren, dass sich was tut.
Weitere Inhalte dieser Ausgabe:
Ihre Meinung
Ihre Meinung ist uns wichtig.

Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Werbung