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Ausgabe Nr. 15/2024 vom 09.04.2024, Fotos: Adam Ihse / TT News Agency / picturedesk.com, PETER CZIBORRA / REUTERS / picturedesk.com
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Volltreffer für den Engländer Luke Littler, 17.
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Seine Freundin Eloise ist immer mit dabei, wenn die Dart-Pfeile fliegen.
Das mollige Dart-Wunder
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Das englische Dart-Wunderkind Luke Littler, 17, trainiert nur 20 Minuten täglich, verdankt sein Übergewicht der Lieblingsspeise Döner Kebab und widerspricht jedem Sportler-Klischee.
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Er nennt sich selbst auf der Sportlerbühne die „Atombombe“ (The Nuke). Doch die gefürchtete Explosivität von Luke Littler, 17, dem neuen Stern am Dart-Himmel, kommt vor allem aus dem Handgelenk. Tatsächlich wäre Littlers kleines Bäuchlein und seine mehr als 90 Kilo bei einer Körpergröße von nur 170 Zentimeter in keiner anderen Sportart zu vertreten.

„Ich esse gern in Schnellimbiss-Restaurants und feiere meine Siege am liebsten mit Döner Kebab“, erzählt der junge Brite von seinen altersgemäßen Ess-Gewohnheiten und geht auch ins Detail. „Ich mag meinen Döner gerne als Wrap mit Salat und Mayonnaise. Niemals jedoch nehme ich Knoblauch und die scharfe Sauce.“

Ein Trainingsweltmeister ist der junge Mann nicht, nach eigenen Angaben trainiert er nur einen Bruchteil der Konkurrenz, die mitunter bis zu zehn Stunden täglich auf die Scheibe wirft. „Oft sind es bei mir nur 20 Minuten am Tag“, gibt er zu. „Dank meines Talents reicht das, ich glaube nicht, dass mir viel mehr Training nützen würde.“ Lieber wendet er sich der Freizeitgestaltung zu und führt damit für einen hochbezahlten Sportler ein unfassbares Dasein. „Mein Tagesablauf besteht darin zu entspannen und viel an der Video-Spielekonsole zu spielen. Mein Lieblingsspiel heißt FIFA, also Fußball. Dafür habe ich auch mein erstes Preisgeld ausgegeben.“ Die Schule hat der 17jährige seit den Erfolgen an den Nagel gehängt. „Die brauche ich nicht mehr. Dart ist jetzt mein Leben.“

Seinen Schwächen zum Trotz sind sich Experten und Werbepartner einig, dass mit Littler das größte Dart-Talent seit Jahrzehnten die Bühne betrat.

Ohne Nervosität die Weltmeister besiegt

Erst vor wenigen Wochen unterschrieb das Wunderkind den höchstdotierten Darts-Sponsorenvertrag der Geschichte, der ihm in den nächsten fünf Jahren einen Millionenbetrag im zweistelligen Bereich sichert. Zurecht, denn im vergangenen Dezember erreichte er mit 16 Jahren das Finale der Weltmeisterschaft in London (England), er führt nach zwei Bewerbssiegen derzeit die prestigeträchtige Premier-League der weltbesten Dartspieler an, wobei er auch die Weltmeister Gerwyn Price, 39, Michael van Gerwen, 34, und Luke Humphries, 29, schlug. Unsicherheit scheint der junge Mann sowieso nicht zu kennen, der sich vor tausenden Zuschauern hinstellt, als wäre er seit 20 Jahren dabei.

„Ich kann mich, ehrlich gesagt, nicht erinnern, wann ich das letzte Mal nervös war“, betont Littler, dass ihm Nerven aus Stahl scheinbar angeboren sind. Stets an seiner Seite zu finden ist Freundin Eloise, 22, eine fünf Jahre ältere Kosmetikberaterin und Dartspielerin, die dem Freund bei nahezu jedem Turnier aus vorderster Reihe zujubelt.

Seit Littlers Erfolgen ist ganz England aus dem Häuschen darüber, dass ein derart rundlicher junger Mann an der Spitze einer Weltsportart Millionen verdienen kann. Papa Anthony, 43, ein Taxifahrer, und Mutter Lisa, 40, eine Verkäuferin, drückten ihrem Sohn im Heimatort Warrington (England) den ersten Dartpfeil in die Hand, als er eineinhalb Jahre alt war, mit acht wurde sein Talent deutlich und er begann täglich zu spielen. Heute sonnt sich die ganze Familie im Erfolg des Sprösslings und gibt zahlreiche Interviews. „Seit meinen Erfolgen bekomme ich außerdem so viele Kontaktanfragen von Mädchen, dass ich sie gar nicht alle beantworten kann“, sagt der 17jährige schmunzelnd.

Allerdings lernt der anfangs so lockere Littler nun auch die Schattenseiten des Erfolges kennen. Nicht nur, weil ihm seine Manager jetzt nahelegen, keine Döner mehr zu essen und abzunehmen. „Anfangs fand ich die viele mediale Aufmerksamkeit super“, sagt er. „Doch mittlerweile werden im Internet fürchterliche Dinge über mich geschrieben. Außerdem haben meine Anhänger unser Haus belagert und direkt davor campiert“, ärgert er sich. „Das mag ich nicht.“
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