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Ausgabe Nr. 15/2024 vom 09.04.2024, Fotos: RHS
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Das Fest dauert fünf Tage.
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Elisabeth II., Prinz William und Kate.
Ach, du meine Blüte
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Ein Traum aus Blumen ist jedes Jahr in der britischen Stadt London zu sehen. Seit fast zweihundert Jahren
werden dort die schönsten Schaugärten präsentiert.
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Die Engländer lieben ihre Gärten. Das ist ein Klischee, das tatsächlich der Wahrheit entspricht. Selbst König Charles III. gartelt gerne und verriet, dass der Rittersporn seine Lieblingsblume ist. Die blaublütige Pflanze hat es dem Blaublüter angetan. „Sie lässt sich gut mit Rosen und Pfingstrosen kombinieren“, sagt der 75jährige Monarch.

Der Rittersporn sowie viele andere Blumen werden in wenigen Wochen wieder elegant im Heimatland Seiner Majestät in Szene gesetzt. In der britischen Hauptstadt London wird jedes Jahr im Mai die größte Blumenschau Großbritanniens gezeigt. Die „Chelsea Flower Show“ ist die wichtigste Gartenbau-Ausstellung im Land. Ein Besuch lässt sich wunderbar mit einem Kurzurlaub in London verbinden.

Die königliche Familie kommt zur Eröffnung

Die Blumenausstellung wird fünf Tage lang im Stadtteil Chelsea zu sehen sein. „Wer dabei sein möchte, kann noch Karten kaufen“, informiert Keith Weed, 62. Er ist der Vorsitzende der „Royal Horticultural Society“, der „Königlichen Gartenbaugesellschaft“. Das ist jene Organisation, die die Blumenschau veranstaltet.

Königlich ist auch die Eröffnung. Mitglieder des britischen Königshauses sind stets dabei. Die verstorbene Regentin Elisabeth II. († 96) war zu Lebzeiten mehr als 50 Mal zu Gast. Im vergangenen Jahr schlenderten König Charles III. und seine Ehefrau, Königin Camilla, 76, sowie Schwiegertochter, Herzogin Kate, 42, durch die Grünoasen.

Prominente lassen sich ebenfalls gerne blicken. Sie werden von den Besuchern aber meist ignoriert, weil die Aufmerksamkeit allein den Gärten gewidmet ist. Zu den Höhepunkten zählen in diesem Jahr die acht Schaugärten und die sechs „Sanctuary“-Gärten, die in ihren jeweiligen Kategorien um die Goldmedaille rittern.

Einer, der schon mehrmals gewonnen hat, ist der Japaner Kazuyuki Ishi­hara. In seiner diesjährigen Gartenoase verzaubert er die Besucher mit einem Mix aus verschiedenen Fächerahornbäumen, die rote, orange, grüne und gelbe Blätter aufweisen. Mittendrin plätschert ein kleiner Wasserfall in einen Teich. Natursteine sowie ein Pavillon mit Sitzgelegenheiten runden den Anblick ab.

„Meine Eltern waren Reisbauern und haben die Reisterrassen mit eigener Hand angelegt. Inmitten dieser Plantage gab es auch Bäume und Sitzbänke, wo sich die Dorfbewohner unterhielten. Diese Bilder haben meine Kindheit geprägt und sie haben in mir den Wunsch geweckt, selbst Welten der Natur zu schaffen“, erzählt der 66jährige.

Der Japaner wird bald mit dem Setzen der Pflanzen beginnen, denn er hat dafür nur drei Wochen Zeit. Darüber macht sich auch Ann-Marie Powell Gedanken. Im Schaugarten der 52jährigen Britin werden Amur-Gelbholzbäume Schatten spenden. „Unter den ausladenden Kronen können die Besucher auf Bänken Platz nehmen. Ich pflanze zudem Blumenbeete mit orange und violett blühenden Blumen. Dazu zählen die Indigolupine und eine neue Art des Zierlauchs, der mit seinen runden, violetten Blüten betört“, sagt die Gärtnerin.

Wer weiß, vielleicht staubt diese neue Pflanze auch den Preis für die schönste Blume ab. Fachgärtnereien zeigen auf der Veranstaltung ihre neuesten Kreationen. Im vorigen Jahr wurde die Lilie „Black Jack“ zur „Pflanze des Jahres“ gekürt. „Sie hat schwarz-lila gestreifte Blüten und besitzt zehn Mal mehr Blütenköpfe als eine herkömmliche Lilie. Die Blume blüht daher länger. Zudem verträgt sie problemlos Hitze und Dürre, weshalb wir ihr den Sieg zugesprochen haben“, erklärt der Organisator Weed.

Eine weitere Neuheit wird ein Garten sein, der nur für Kinder zugänglich ist. „Er ist eine Kombination aus Wald, Wiese und Wasser mit jeder Menge Moorpflanzen.“ Zudem bietet die Messe eine Fülle an Unterhaltungsangeboten, von Gartenbaukursen und Fachvorträgen bis hin zu Kochvorführungen.

Veteranen sind bei der Veranstaltung anzutreffen

Die Blumenschau ist nicht nur schön anzusehen, sie ist vor allem ein gesellschaftliches Ereignis. Diese fünf Tage im Mai bilden den Auftakt zum „englischen Sommer“. Die erste Veranstaltung fand 1833 statt. Seit dem Jahr 1913 wird die Gartenkunst beim „Hospital Chelsea“ aufgebaut, einem Altersheim für ehemalige Soldaten.

Die Veteranen sind Teil des Erscheinungsbildes und wuseln durch die Menschenmenge. Sie sind leicht an ihren roten Uniformjacken zu erkennen. „Sie lassen sich gerne fotografieren und haben immer Zeit für einen Plausch. Zudem sorgt eine Blechbläser-Band der Veteranen für beschwingte Musik“, sagt Weed.

Inmitten all der Gartenkunst sind Zelte aufgebaut, wo Champagner ausgeschenkt wird. Dazu werden mit Gurkenscheiben belegte Weißbrote gereicht. An einem heißen Maitag ist dies äußerst einladend. Wer zu viel ins Glas schaut, könnte in Versuchung geraten, mit den Blumen zu reden. Wobei, das tut auch König Charles III. an nüchternen Tagen.

„Ich spreche mit meinen Pflanzen, weil sie dann prächtiger gedeihen“, erkärte er einmal. „Ich drohe ihnen auch, sie auf den Kompost zu werfen, wenn sie nicht blühen.“ widlak
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