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Ausgabe Nr. 13/2024 vom 26.03.2024, Fotos: picture alliance / STORY, imago images/Everett Collection, Everett Collection / picturedesk.com
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Der charmante Mime Richard Chamberlain feiert seinen 90er.
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Chamberlain (re.) 1961 als TV-Arzt.
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Fernseh-Herzensbrecher Richard Chamberlain, 90: „Ich mochte das echte Leben nicht“
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In seiner Rolle als katholischer Priester in der Fernseh-Serie „Die Dornenvögel“ brachte Richard Chamberlain die Herzen der Frauen zum Schmelzen. Dass er in Wahrheit homosexuell ist, behielt der attraktive Schauspieler lange für sich. Heute, kurz vor seinem 90. Geburtstag am 31. März, ist er froh, keine Geheimnisse mehr haben zu müssen.
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Mein furchteinflößender Erzfeind war niemand anderes als ich. Ich hatte Angst vor der Liebe und fürchtete mich vor dem, was ich am meisten suchte, zur Menschheit zu gehören, zu lieben und geliebt zu werden“, erinnert sich der amerikanische Schauspieler Richard Chamberlain an seine Kindheit. Seine Reaktion darauf sei gewesen, ein Bild von sich zu schaffen, das liebenswert und sympathisch war. „Mein Leben als Schauspieler begann somit sehr früh. Ich habe gelernt, meine Rolle zu spielen nach dem Motto: ,Gefalle der Menge um jeden Preis‘.“

Er studierte Kunst, aber die Liebe zur Bühne war größer

Und das gelang dem am 31. März 1934 in Los Angeles (USA) geborenen George Richard Chamberlain im Laufe seiner Karriere auch eindrucksvoll. Sein Vater Charles Chamberlain war ein Verkäufer und Quartals-Trinker, seine Mutter Elsa war Sängerin und Schauspielerin. Aufgewachsen in Beverly Hills, erlebte Chamberlain das pulsierende Leben und den Glamour der „Film-Traumfabrik“ Hollywood aus nächster Nähe.

Er sei ein „schüchternes, verängstigtes Kind“ gewesen, sagte er später über sich selbst. „Ich mochte das echte Leben nicht. Aber die Filme, ich liebte es, ins Kino zu gehen. Dort wollte ich sein.“ Trotzdem schlug er nach seinem Schulabschluss zuerst eine andere Laufbahn ein und besuchte das Pomona College, eine private Kunsthochschule. Längst hatte er entdeckt, dass er sich mehr zu Männern als zu Frauen hingezogen fühlte, aber „im Amerika der 40er und 50er Jahre war das absolut undenkbar. Ich dachte damals, selbst Verräter oder Mörder würden höher geschätzt werden als ich, wenn jemals die Wahrheit über mich herauskäme. Also tat ich so, als wäre ich jemand anders“, erinnert er sich an jene Zeit.

Erst gegen Ende seines Studiums zeigte Chamberlain Interesse für das Theater an seiner Universität. Sein umjubelter Auftritt in George Bernard Shaws Stück „Helden“ (original Arms and the Man) brachte ihn dazu, beruflich neue Wege zu denken. „Das Publikum im Saal spielte verrückt und ich wusste, verdammt, ich kann ein Schauspieler sein.“ Doch seine Einberufung zur US-Armee und 16 Monate Einsatz in Korea machten seinen dahingehenden Ambitionen einen Strich durch die Rechnung.

Richard Chamberlains Rollen im Fernsehen machten ihn zum „König der Mini-Serien“

Gleich nach seiner Rückkehr aber nahm er Unterricht und gründete 1959 gemeinsam mit anderen Schauspielern, darunter Leonard Nimoy („Raumschiff Enterprise“), die „Company of Angels“, ein gemeinnütziges Repertoiretheater. Im selben Jahr hatte Chamberlain auch seinen ersten Fernsehauftritt. 1961 bekam der damals 27jährige dann die Titelrolle in der Fernseh-Serie „Dr. Kildare“. Mit seinem strahlenden Lächeln und den markanten Gesichtszügen wurde der 185 Zentimeter große Mime schnell zum Liebling der Zuschauer. „Das war ein unglaublicher Glücksfall“, sagt er über die Rolle als Serien-Arzt. „Alle meine Tr Der charmante Mime
Richard Chamberlain feiert seinen 90er.äume gingen damals in Erfüllung.“ Auch den ersten „Golden Globe“ als bester Serien-Hauptdarsteller brachte sie ihm ein.
Chamberlain aber wollte mehr, vor allem als Schauspieler ernstgenommen werden. Mit 33 Jahren ging er deshalb nach England, nahm weiter Unterricht und wagte sich schließlich an klassische Stücke heran. Mit Erfolg, konnte er doch das kritische britische Publikum als „Hamlet“ überzeugen. Zurück in den Staaten, folgten mehrere Film- und Fernsehrollen, unter anderen als „Musketier“ (1973) oder als „Graf von Monte Christo“ (1975).

Die nächste „Golden Globe“-Auszeichnung bekam er dann 1980, als bester TV-Drama-Darsteller in der Abenteuer-Serie „Shogun“. Richard Chamberlain war mittlerweile der „König der Mini-Serien“, aber über seinem Erfolg schwebte stets ein Damoklesschwert – die Sorge, „geoutet“ zu werden.

„Das war die größte Angst in meinem Leben, mein dunkelster Albtraum“, bestätigt er. Chamberlains Karriere war schließlich auf der Inszenierung des Gegenteils aufgebaut, mimte er im Film doch stets den Frauenliebhaber. Die Rolle des Paters „Ralph de Bricassart“ in der Serie „Dornenvögel“ (1983) machte ihn dann endgültig zum Frauenschwarm.Weltweit war das Fernsehpublikum verrückt nach dem katholischen Priester und seiner verbotenen Liebe zur schönen Farmerstochter Meggie. Die Anziehung zwischen Chamberlain und der Meggie-Darstellerin Rachel Ward schien so groß, dass niemand an einer Affäre zwischen den beiden zweifelte.

Die wurden ihm auch mit anderen Kolleginnen nachgesagt. Dabei lebte er da schon lange mit einem Mann, seinem Partner Martin Rabbett, 70, versteckt auf Hawaii (USA) zusammen, wie der damals 69jährige in seiner Autobiografie „Shattered Love“ (2003) offiziell zugab.

Mittlerweile wohnt der Mime wieder in Los Angeles. Ohne seinen Lebensgefährten, von dem er sich 2010 getrennt hat.Im Rückblick beschreibt der bald 90jährige sein Leben als eine „Odyssee“, denn zwischendurch machten dem Erfolgsverwöhnten immer wieder Depressionen zu schaffen. Er erinnerte sich etwa an seinen 40. Geburtstag. „Ich war so abhängig davon, jung und gut aussehend zu sein. Dass ich nicht mehr zur jüngeren Generation gehörte, war schwer zu ertragen. Ich hatte fast einen Nervenzusammenbruch und wollte sterben.“ Ein Guru, mit dem er meditierte, half ihm, dass er nach diversen Selbstmordversuchen sein Leben wieder in den Griff bekam. Heute weiß er, „Ich habe viel Glück gehabt. Ich bin seit mehr als 60 Jahren Schauspieler und habe immer die richtigen Menschen getroffen, den richtigen Rat und die richtigen Rollen bekommen.“

2019 war Richard Chamberlain das letzte Mal vor der Kamera aktiv. Jetzt lebt er zurückgezogen in Los Angeles, malt, schreibt Gedichte und ist froh, keine Geheimnisse mehr haben zu müssen.rz
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