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Ausgabe Nr. 13/2024 vom 26.03.2024, Fotos: Joelle Grace Taylor
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Nora Jones
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Das neue Album ist bereits im Handel erhältlich. Es vereint mehrere Musikrichtungen.
Ruhige Mama-Zeit in der Badewanne
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Sie ist vielseitig. Das beweist die in New York (USA) geborene Sängerin Norah Jones, 44, mit ihrem neuen Album „Visions“. Es ist ein unterhaltsames Werk, angesiedelt zwischen Jazz, Pop und ein wenig Folk und Soul. Eine muntere Arbeit, über die der WOCHE-Reporter Steffen Rüth mit der Mutter zweier Schulkinder ebenso gesprochen hat wie über morgendliche Tätigkeiten.
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Frau Jones, Ihre neue Platte „Visions“ klingt über weite Strecken recht fröhlich und lebenslustig. Welche Vision hatten Sie dabei im Hinterkopf?

Ich könnte jetzt irgendeine beeindruckende Geschichte erzählen, doch die Wahrheit ist, dass es eigentlich keine Vision gab. Ich gebe auf jedem Album mein Bestes, stecke viel von mir und meinen Gefühlen dort hinein, und wenn es fertig ist, lasse ich es in die Welt ziehen. Ein bisschen ist es wie mit den Kindern. Du kümmerst dich, und irgendwann stehen sie auf eigenen Füßen. „Visions“ aufzunehmen war jedenfalls eine Arbeit, die ich geliebt habe. Wir hatten viel Spaß, und wir spürten früh, dass dieser Spaß im Mittelpunkt stehen sollte.

Ihr vorangegangenes Album „Pick Me Up Off The Floor“ klang 2020 deutlich dunkler und trauriger. Hat sich bei Ihnen ganz persönlich viel verändert, dass die Stimmung
auf „Visions“ so viel freundlicher ist?


Nein, im Grunde ist alles beim Alten. So ganz erklären kann ich auch das nicht. Ich reflektiere in meiner Musik, wo ich mich zu der Zeit ihres Entstehens emotional und kreativ befinde. Ein bisschen was Trauriges gibt es auch auf dieser Platte, aber der Sound ist schon ein ziemlich heiterer.

Das heißt, es geht Ihnen gut?

Ja, ich kann mich über nichts beklagen. Zumindest, so lange ich nicht die Nachrichten einschalte oder über den Präsidentschaftswahlkampf in den USA nachdenken muss. Das kann einem wirklich die Laune vermiesen.

Im ersten Lied „All This Time“ sind sogar Vögel zu hören.

Das sind die Vögel aus Leon Michels‘ Garten. Mit ihm zusammen habe ich die Lieder geschrieben und produziert. Wir haben im Studio einfach die Tür aufgemacht, das war eine Spontanidee von mir. Das gesamte Lied hat etwas von Aufbruch, von Sonnenaufgang.

Stehen Sie gerne mit den Vögeln auf?

Na ja, mögen ist zu viel gesagt. Ich würde schon auch gerne öfters ausschlafen. Aber dafür fehlt mir bei zwei Schulkindern die Möglichkeit. Also schwinge ich mich in der Früh immer zügig aus dem Bett, sobald der Wecker klingelt. Lange herumzuliegen und ein bisschen zu träumen, ist definitiv kontraproduktiv (lacht).

Wie fangen Sie üblicherweise den Tag an?

Mit dem Schreiben und Beantworten von E-Mails.

Das klingt jetzt wenig glamourös …

Ich weiß, besonders romantisch ist das nicht. Der Rest meiner Familie findet das auch schrecklich. Aber ich mag es, gleich nach dem Aufstehen Arbeiten zu erledigen, dann die Kinder zu versorgen und zur Schule zu bringen. Der Morgen ist bei uns immer ein Rennen gegen die Zeit. Wenn alles erledigt ist, unternehme ich gerne einen kleinen Spaziergang.

Ihr Sohn ist neun, Ihre Tochter sieben Jahre alt. Vor einigen Jahren sagten Sie, die beiden würden sich nicht für Musik interessieren. Ist das noch so?

Nein, tatsächlich lieben sie inzwischen das Musizieren. Aber sie hassen es zu üben. Immer, wenn sie Klavierstunden bekommen sollen, raunzen sie herum. In dem Punkt lassen wir allerdings nicht mit uns diskutieren. Das Üben tut ihnen gut. Vor Kurzem haben mein Mann und ich einen kleinen Handel mit den Kindern geschlossen: Je mehr eigene Lieder sie schreiben, desto weniger Unterricht bekommen sie. Das finden sie cool.

Haben Sie denn in dem Alter selbst gerne geübt?

Nein, ich habe es verabscheut (lacht). So sehr, dass ich für ein Jahr sogar komplett mit dem Klavierspielen aufgehört habe. „Na gut, dann lass es halt“, sagte meine Mutter. Ein Jahr später stand für mich plötzlich die Welt Kopf, denn durch einen anderen Musiklehrer entdeckte ich den Jazz. Diese Musik entfachte ein Feuer in mir, das bis heute nicht aufgehört hat zu brennen.

Ihr Produzent Leon Michels ist ein großer Vinylliebhaber. Sie selbst waren eine der letzten Künstlerinnen des CD-Zeitalters, die noch viele Tonträger verkauft hat. Denken Sie, dass Streaming, also das Hören übers Internet, Ihrer Musik
gerecht wird?


Vinyl ist das allerschönste Format, um Musik zu hören. Mit unseren Ohrstöpseln und Handys vergessen wir oft, wie phantastisch ein Vinylalbum klingt.

Auf „Alone With My Thoughts“ erzählen sie davon, wie sehr sie auch einmal Zeit nur für sich und Ihre Gedanken brauchen. Wo kommt Norah Jones zur Ruhe?

Meinen täglichen Spaziergang lasse ich mir nicht nehmen. Das Mobiltelefon bleibt dabei schön zu Hause, es gibt keine Anrufe, keine sozialen Medien, keine Musik. Ich liebe es, den Kopf umherschweifen und das Gehirn an Orte reisen zu lassen, die mich selbst überraschen.

Gehen Sie immer dieselbe Strecke?

Überwiegend schon. Wir haben hier in unserem New Yorker Viertel einige Straßen, die richtig schön sind. Außer beim Flanieren bekomme ich meine besten Ideen in der Badewanne. Wasser einlassen, Schaum rein, Norah rein, Tür zu – herrlich (lacht). Die Kinder wissen, dass ich in der Wanne Mama-Zeit habe und lassen mich tatsächlich in Ruhe.
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