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Ausgabe Nr. 12/2024 vom 19.03.2024, Fotos: Camilla Kleinsassser, Charly Lackner
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Damit die Palmstange zur Kirche kommt …
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… müssen sie die Mitglieder der Landjugend über die Friedhofsmauer hieven.
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Viel Luft nach oben ist nicht mehr. Der
Palmbuschen kratzt am Kirchendach.
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Auch die Kinder basteln am Tag vor Palmsonntag ihre Palmbuschen-Stange.
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Um 8.15 Uhr erfolgt die Palmweihe
am Dorfplatz von Rennweg.
Palmbuschen am Stiel
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Wenn am Palmsonntag die Gläubigen ihre Palmbuschen in die Kirche bringen, dann sind die Kärntner, was die Länge angeht, ihren Landsleuten in den Bundesländern weit überlegen. Denn in Rennweg am Katschberg gibt es einen Wettstreit, wer den längsten Palmbuschen in die Kirche trägt. Den Rekord mit 13 Metern Länge hält die Landjugend Rennweg.
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Die Länge symbolisierte früher den sozialen Status des Palmbuschen-Trägers. Je länger er war, desto wohlhabender war der Bauer“, sagt Elias Peitler (Bi. o. 2. v. re.), Obmann der Landjugend Rennweg (K), während er das gelbe Krepppapier um die 13 Meter lange Stange aus gehobeltem Fichtenholz wickelt. „Die hält jetzt Gott sei Dank auch schon seit 40 Jahren. Denn die vorherige Palmstange bestand aus mehreren ineinandergesteckten und verleimten Elementen, da ist sie dann beim Tragen einmal abgebrochen“, erzählt der 21jährige, der zurzeit Grundwehrdiener ist.

Peitler ist zwar erst seit zwei Jahren Obmann der Landjugend, die Tradition des Palmstangen-Tragens gibt es aber bereits seit 68 Jahren, so lange es die Landjugend gibt.

Empfingen die Menschen in Jerusalem Jesus vor rund 2.000 Jahren mit Ölzweigen, so haben sich in unserer Region die Palmbuschen durchgesetzt. Doch warum man in Rennweg den Palmbuschen auf Stangen befestigt, hat keinen geschichtlichen Hintergrund, sondern einen Wettbewerbs-Gedanken.

Die Stange in den Farben der Kärntner Fahne geschmückt

„Unter den Jugendlichen des Ortes entstand im Laufe der Zeit ein freundschaftliches ,Wer hat die längste Stange‘ und mittlerweile sind auch schon die Kleinsten in Rennweg von dieser Tradition begeistert“, erzählt Peitler, während er noch rotes und weißes Krepppapier – damit sind alle Farben der Kärntner Fahne vereint – um die Fichtenstange wickelt, die einen Durchmesser von zehn Zentimetern hat. Unterstützt wird er dabei von insgesamt 20 Mitgliedern der Landjugend, die alle im Alter zwischen 14 und 30 Jahre alt sind, und einen Tag vor Palmsonntag zum Palmbuschen-Binden die Kinder im Ort ins Feuerwehrhaus der Gemeinde einladen. Der sieben Jahre alte Felix Meluschnig ist auf seine blau-grüne Palmstange besonders stolz. Unterstützt wird er beim Basteln von Melanie Seebacher, Mädelleiterin der Landjugend.

„Wichtig ist, dass das Krepppapier fest um die Stange gewickelt und dann mit Klebeband fixiert wird. So können unserem Palmbuschen Nässe und Schnee nichts anhaben“, sagt die 20jährige. „Aber ich möchte auch eine 13 Meter lange Stange haben“, meint der Knirps und zeigt auf den Palmbuschen von der Landjugend. „Ja, wenn du groß bist, aber jetzt ist sie noch viel zu schwer für dich. Immerhin braucht es acht starke Männer, damit die Palmstange vom Feuerwehrhaus zur Kirche getragen wird, das sind eineinhalb Kilometer Fußmarsch“, erklärt Peitler. Felix gibt sich mit der Antwort zufrieden und bindet nun mit Mädelleiterin Seebacher die Palmbuschen fertig. „Mit der Gartenschere werden die Palmkätzchen in gleich große Zweige auf etwa 50 Zentimeter Länge geschnitten und um die bunten Stecken buschig angeordnet. Dann wird ein Draht fest um die Zweigenden gebunden. Draht und Zweigenden werden danach mit einem grünen Kreppband umwickelt, damit es auch schön aussieht“, erklärt Seebacher die Arbeitsschritte.

Ungefähr 20 Volksschulkinder folgen ihren Anweisungen und so steht am Ende eines bastelintensiven Tages jeder Bursche und jedes Mädel mit einer Palmstange da, die zwischen zwei und sechs Meter hoch ist.

Die eigentliche Herausforderung für die Landjugend Rennweg ist dann aber der Palmsonntag, weil ihr Palmbesen zuerst über die Friedhofsmauer der Kirche St. Georgen gehievt werden muss, um anschließend Einzug ins Gotteshaus zu finden.

Zunächst nimmt Pfarrer Erwin Schottak ab 8.15 Uhr die Palmweihe am Dorfplatz mit anschließender Prozession und Heiliger Messe vor.

Gesegnete Palmzweige im Acker für eine gute Ernte

„Nach dem Gottesdienst ist es Brauch, dass die Kinder ihren Palmbuschen drei Mal ums Haus tragen. Das soll Schutz vor Blitz, Feuer, Krankheit und Unglück bringen.

Gesegnete Palmzweige werden für eine gute Ernte gerne in den Acker und in Felder gesteckt. Mit unserem Riesen-Palmbuschen rennen wir aber nicht drei Mal ums Haus, das wäre einfach nicht machbar“, so Peitler schmunzelnd.

Stattdessen wird die Palmstange nach der Segnung direkt wieder zum Feuerwehrhaus getragen und dort für das nächste Jahr verwahrt. Falls übrigens jemand einmal auf die Idee kommen sollte, die Palmstange von der Landjugend zu übertrumpfen, dem sei gesagt, dass bei 13 Metern im wahrsten Sinn des Wortes das Ende der Palmstange erreicht ist.

„Denn in der Kirche kratzt unser Palmbuschen schon am Dach. Ursprünglich war der Stamm 16 Meter lang und beim Versuch, ihn in der Kirche aufzustellen, ist die Spitze abgebrochen. Dies wollen wir natürlich tunlichst vermeiden, so ein Missgeschick soll nicht wieder passieren“, sagt Peitler und lacht.
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