Ausgabe Nr. 45/2023 vom 07.11.2023, Foto: mauritius images / Bulat Silvia / Alamy, Adobe Stock
Innere Stärke zeigen
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Das Leben ist kein Honigschlecken. Wirrnisse drohen immer wieder, uns aus dem Sattel zu werfen. Da heißt es, innere Stärke zu zeigen. Sie steckt in uns, manchmal allerdings gut verborgen.
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Der Sänger Ray Charles wuchs in größter Armut auf und erblindete im Alter von sieben Jahren, der Physiker Stephen Hawking erkrankte als Student an einer Nervenkrankheit, die seine Muskeln lähmte und Arnold Schwarzenegger wurde täglich von seinem Vater geschlagen. Drei Schicksale, drei starke Menschen, die an ihrem Leid nicht zerbrochen sind.
Jemanden an der Seite zu haben, ist wichtig
Schwere Lebensphasen bleiben fast niemandem erspart. Daher ist es wichtig, die richtigen Strategien zu kennen, wenn das Leben einmal seine nicht so guten Seiten zeigt. Hier kommt es auf die „innere Stärke“ an. In der Psychologie wird sie „Resilienz“ genannt, sie hilft, die Widrigkeiten des Lebens zu meistern, ohne sich dabei selbst zu vernachlässigen.
Das Gute daran ist, dass wir innere Stärke schon in unserer Kindheit erwerben, und wir können sie ständig weiterentwickeln. Freilich gelingt das nicht jedem, wie die Psychologin Emmy Werner in einer amerikanischen Studie gezeigt hat.
Sie beobachtete über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten den Werdegang von rund 700 hawaiianischen Kindern des Jahrganges 1955. Etwa ein Drittel dieser Kinder wuchs unter äußerst schwierigen Verhältnissen auf. Sie litten Hunger, wurden vernachlässigt oder misshandelt. Und das prägte auch ihr Leben als Erwachsene.
Sie tranken wie ihre Eltern viel Alkohol, waren verhaltensauffällig oder hatten die Schule abgebrochen. Aber eben nicht alle. Überraschenderweise schaffte es wiederum ein knappes Drittel dieser Kinder, ihren schlechten Lebensbeginn unbeschadet zu überstehen. Sie entwickelten sich zu angesehenen Mitgliedern ihrer Gemeinden, manche studierten sogar. Emmy Werner nannte sie „verletzlich, aber unbesiegbar“, mit einem Wort: resilient.
Warum einigen Kindern der gesellschaftliche Aufstieg gelang und anderen versagt blieb, erklärte Emmy Werner so: Es gab zumindest einen Menschen in deren Leben, der stets zu ihnen hielt. Ein Verwandter, eine Lehrerin, ein Bruder oder eine Schwester stand ihnen zur Seite, förderte sie, ließ sie spüren, dass sie etwas wert waren. Weitere Studien bestätigten dies und mittlerweile gelten eine verlässliche Bezugsperson in der Kindheit sowie ein tragfähiges soziales Netz im späteren Leben als zentraler Faktor für psychische Widerstandsfähigkeit.
Als Kinder sollten wir Stress erleben.
Resiliente Menschen neigen nicht zum „Katastrophisieren“,
wie Psychologen es nennen. Sie malen sich nicht nach Kräften aus, was alles schiefgehen könnte, und ersparen sich dadurch unnötigen Stress. Allerdings ist es für die innere Stärke wichtig, in der Kindheit ein gewisses Maß an Stress zu erleben. „Es ist für das spätere Leben nachteilig, ganz abgeschirmt aufzuwachsen. Wer kaum negative Lebenserfahrungen gemacht hat, ist zum Teil anfälliger für psychische Erkrankungen als Personen, die gewisse Belastungen ertragen haben“, sagt Dr. Oliver Tüscher vom Leibniz-Institut für Resilienzforschung in Mainz (D).
Die geistige Beweglichkeit ist ebenfalls ein maßgeblicher Resilienzfaktor. So wie zum Beispiel Yoga unsere körperliche Flexibilität verbessert, lässt sich auch die geistige Beweglichkeit trainieren.
„Bereits kleine Veränderungen im Alltag können eine große Wirkung erzielen. Routinen sollten bewusst durchbrochen werden. Etwa, indem wir einen neuen Weg zur Arbeit fahren, neue Rezepte ausprobieren oder wir uns mit der anderen Hand die Zähne putzen. Auch der Austausch neuer Perspektiven mit unbekannten Menschen wirkt sich positiv auf die mentale Beweglichkeit aus“, erklärt die Psychotherapeutin Dr. Isabella Helmreich.
„Ein weiterer entscheidender Resilienzfaktor, der zu den Grundhaltungen zählt, ist der Optimismus. Menschen mit einer positiven Einstellung glauben daran, dass Krisen temporär sind und sich die Dinge am Ende zum Guten wenden. Wer mit einer positiven Denkweise durch die Welt geht, ist oft auch motivierter, verfügt über ein besseres Durchhaltevermögen und bewältigt Herausforderungen aktiv.“
Hilfreich ist auch, die Perspektive zu wechseln und die Situation aus den Augen einer guten Freundin oder eines guten Freundes zu betrachten, weiß Dr. Helmreich.
„Das unterstützt uns dabei, Distanz zum inneren Kritiker herzustellen. Indem wir unsere negativen Gedanken durch neutrale oder positive Denkweisen ersetzen, können wir negative Gefühle abschwächen oder positive Emotionen erzeugen, aus denen sich wiederum ein konstruktives Verhalten ergibt, das wiederum die innere Stärke fördert.“
So fördern Sie Ihre innere Stärke
Akzeptieren Sie Ihre Schwächen und Grenzen. Nicht alles muss auf die Minute genau und perfekt erledigt werden.
Schaffen Sie sich ein Netzwerk aus Gleichgesinnten. So können Sie sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite
stehen.
Umgeben Sie sich mit Menschen, die Ihnen guttun, die gute Ratgeber und Optimisten sind. Meiden Sie die ewigen Energieräuber und Nörgler.
Vertrauen Sie sich jemandem an: Ihrer besten Freundin, einer guten Kollegin, Ihrem Hausarzt, einem Trainer oder einer Beratungsstelle. Oft reicht schon ein einziges Gespräch, um wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
Verwenden Sie Ihre Energie und Zeit für die Zukunft. Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern. Gedanken daran brauchen Kraft, die Sie für Ihre Zukunftspläne viel dringender benötigen.
Lassen Sie sich nicht ausnutzen. Lernen Sie, „Nein“ zu sagen, wenn Sie zu den viel zu Gutmütigen gehören.
Achten Sie auf Ihre Ich-Zeit. Davon hält Ihr Alltag mehr bereit, als Sie auf Anhieb denken. Allein eine Mahlzeit (bewusst am Tisch eingenommen) und der Schlaf sind wertvolle Pausen zur Entspannung. Schenken Sie diesen so viel Aufmerksamkeit wie nur möglich.
Handeln Sie entschlossen. In unserem Leben treffen wir viele Entscheidungen. Immer wieder stehen wir vor Problemen, die es zu lösen gilt. Je länger Sie Entscheidungen hinauszögern, desto mehr Stress löst das bei Ihnen aus. Ihr Leben wird leichter, wenn Sie lernen, aktiv Entscheidungen zu treffen. Das fängt schon bei ganz kleinen Entscheidungen an. Sie sind im Restaurant und lassen Ihren Blick über die Karte schweifen. Ein Gericht springt Ihnen sofort ins Auge. Statt die Karte weiter intensiv zu studieren, bestellen Sie das Gericht.
Akzeptieren Sie Veränderungen als Teil des Lebens. Das Leben ist geprägt von Veränderungen, es ist im stetigen Fluss. Verschwenden Sie so wenig Energie wie möglich für Dinge, die Sie nicht ändern können. Akzeptieren Sie gewisse Umstände und sehen Sie sie als Teil des Lebens an. Bedenken Sie zudem immer, dass jede Veränderung immer auch eine neue Chance ist. So belastend sie auf den ersten Blick auch erscheinen mag.
Jemanden an der Seite zu haben, ist wichtig
Schwere Lebensphasen bleiben fast niemandem erspart. Daher ist es wichtig, die richtigen Strategien zu kennen, wenn das Leben einmal seine nicht so guten Seiten zeigt. Hier kommt es auf die „innere Stärke“ an. In der Psychologie wird sie „Resilienz“ genannt, sie hilft, die Widrigkeiten des Lebens zu meistern, ohne sich dabei selbst zu vernachlässigen.
Das Gute daran ist, dass wir innere Stärke schon in unserer Kindheit erwerben, und wir können sie ständig weiterentwickeln. Freilich gelingt das nicht jedem, wie die Psychologin Emmy Werner in einer amerikanischen Studie gezeigt hat.
Sie beobachtete über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten den Werdegang von rund 700 hawaiianischen Kindern des Jahrganges 1955. Etwa ein Drittel dieser Kinder wuchs unter äußerst schwierigen Verhältnissen auf. Sie litten Hunger, wurden vernachlässigt oder misshandelt. Und das prägte auch ihr Leben als Erwachsene.
Sie tranken wie ihre Eltern viel Alkohol, waren verhaltensauffällig oder hatten die Schule abgebrochen. Aber eben nicht alle. Überraschenderweise schaffte es wiederum ein knappes Drittel dieser Kinder, ihren schlechten Lebensbeginn unbeschadet zu überstehen. Sie entwickelten sich zu angesehenen Mitgliedern ihrer Gemeinden, manche studierten sogar. Emmy Werner nannte sie „verletzlich, aber unbesiegbar“, mit einem Wort: resilient.
Warum einigen Kindern der gesellschaftliche Aufstieg gelang und anderen versagt blieb, erklärte Emmy Werner so: Es gab zumindest einen Menschen in deren Leben, der stets zu ihnen hielt. Ein Verwandter, eine Lehrerin, ein Bruder oder eine Schwester stand ihnen zur Seite, förderte sie, ließ sie spüren, dass sie etwas wert waren. Weitere Studien bestätigten dies und mittlerweile gelten eine verlässliche Bezugsperson in der Kindheit sowie ein tragfähiges soziales Netz im späteren Leben als zentraler Faktor für psychische Widerstandsfähigkeit.
Als Kinder sollten wir Stress erleben.
Resiliente Menschen neigen nicht zum „Katastrophisieren“,
wie Psychologen es nennen. Sie malen sich nicht nach Kräften aus, was alles schiefgehen könnte, und ersparen sich dadurch unnötigen Stress. Allerdings ist es für die innere Stärke wichtig, in der Kindheit ein gewisses Maß an Stress zu erleben. „Es ist für das spätere Leben nachteilig, ganz abgeschirmt aufzuwachsen. Wer kaum negative Lebenserfahrungen gemacht hat, ist zum Teil anfälliger für psychische Erkrankungen als Personen, die gewisse Belastungen ertragen haben“, sagt Dr. Oliver Tüscher vom Leibniz-Institut für Resilienzforschung in Mainz (D).
Die geistige Beweglichkeit ist ebenfalls ein maßgeblicher Resilienzfaktor. So wie zum Beispiel Yoga unsere körperliche Flexibilität verbessert, lässt sich auch die geistige Beweglichkeit trainieren.
„Bereits kleine Veränderungen im Alltag können eine große Wirkung erzielen. Routinen sollten bewusst durchbrochen werden. Etwa, indem wir einen neuen Weg zur Arbeit fahren, neue Rezepte ausprobieren oder wir uns mit der anderen Hand die Zähne putzen. Auch der Austausch neuer Perspektiven mit unbekannten Menschen wirkt sich positiv auf die mentale Beweglichkeit aus“, erklärt die Psychotherapeutin Dr. Isabella Helmreich.
„Ein weiterer entscheidender Resilienzfaktor, der zu den Grundhaltungen zählt, ist der Optimismus. Menschen mit einer positiven Einstellung glauben daran, dass Krisen temporär sind und sich die Dinge am Ende zum Guten wenden. Wer mit einer positiven Denkweise durch die Welt geht, ist oft auch motivierter, verfügt über ein besseres Durchhaltevermögen und bewältigt Herausforderungen aktiv.“
Hilfreich ist auch, die Perspektive zu wechseln und die Situation aus den Augen einer guten Freundin oder eines guten Freundes zu betrachten, weiß Dr. Helmreich.
„Das unterstützt uns dabei, Distanz zum inneren Kritiker herzustellen. Indem wir unsere negativen Gedanken durch neutrale oder positive Denkweisen ersetzen, können wir negative Gefühle abschwächen oder positive Emotionen erzeugen, aus denen sich wiederum ein konstruktives Verhalten ergibt, das wiederum die innere Stärke fördert.“
So fördern Sie Ihre innere Stärke
Akzeptieren Sie Ihre Schwächen und Grenzen. Nicht alles muss auf die Minute genau und perfekt erledigt werden.
Schaffen Sie sich ein Netzwerk aus Gleichgesinnten. So können Sie sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite
stehen.
Umgeben Sie sich mit Menschen, die Ihnen guttun, die gute Ratgeber und Optimisten sind. Meiden Sie die ewigen Energieräuber und Nörgler.
Vertrauen Sie sich jemandem an: Ihrer besten Freundin, einer guten Kollegin, Ihrem Hausarzt, einem Trainer oder einer Beratungsstelle. Oft reicht schon ein einziges Gespräch, um wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
Verwenden Sie Ihre Energie und Zeit für die Zukunft. Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern. Gedanken daran brauchen Kraft, die Sie für Ihre Zukunftspläne viel dringender benötigen.
Lassen Sie sich nicht ausnutzen. Lernen Sie, „Nein“ zu sagen, wenn Sie zu den viel zu Gutmütigen gehören.
Achten Sie auf Ihre Ich-Zeit. Davon hält Ihr Alltag mehr bereit, als Sie auf Anhieb denken. Allein eine Mahlzeit (bewusst am Tisch eingenommen) und der Schlaf sind wertvolle Pausen zur Entspannung. Schenken Sie diesen so viel Aufmerksamkeit wie nur möglich.
Handeln Sie entschlossen. In unserem Leben treffen wir viele Entscheidungen. Immer wieder stehen wir vor Problemen, die es zu lösen gilt. Je länger Sie Entscheidungen hinauszögern, desto mehr Stress löst das bei Ihnen aus. Ihr Leben wird leichter, wenn Sie lernen, aktiv Entscheidungen zu treffen. Das fängt schon bei ganz kleinen Entscheidungen an. Sie sind im Restaurant und lassen Ihren Blick über die Karte schweifen. Ein Gericht springt Ihnen sofort ins Auge. Statt die Karte weiter intensiv zu studieren, bestellen Sie das Gericht.
Akzeptieren Sie Veränderungen als Teil des Lebens. Das Leben ist geprägt von Veränderungen, es ist im stetigen Fluss. Verschwenden Sie so wenig Energie wie möglich für Dinge, die Sie nicht ändern können. Akzeptieren Sie gewisse Umstände und sehen Sie sie als Teil des Lebens an. Bedenken Sie zudem immer, dass jede Veränderung immer auch eine neue Chance ist. So belastend sie auf den ersten Blick auch erscheinen mag.
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