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Ausgabe Nr. 08/2023 vom 21.02.2023, Foto: Godimus Michel - stock.adobe.com
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Egal, ob Beeren, Fische, Feldmäuse, Regenwürmer oder Hühner – ihm schmeckt alles.
Der Schrei nach Liebe
Unsere Rotfüchse spielen zurzeit anscheinend verrückt. Sie schreien, bellen und streifen nun auch bei Tageslicht durch Wälder, Parks und Straßen. Dass sich Meister Reineke mitten im Winter so auffällig benimmt, hat einen Grund – er erlebt gerade seine Frühlingsgefühle.
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Füchse faszinieren seit jeher. In vielen Fabeln und Märchen spielt Meister Reineke eine wichtige Rolle. Kindern ist er bestens als vorwitziger Dieb, gewitzter Schlaumeier oder eleganter Rotrock bekannt. Sein schöner Pelz und sein spannendes Verhalten machen ihn attraktiv.

Etwa 300.000 Rotfüchse leben in unserem Land. Doch nur selten haben wir Gelegenheit, dem scheuen Nachtschwärmer zu begegnen. Auf leisen Pfoten schleicht er durch den Wald auf der Suche nach seinen Lieblingsspeisen. Hat er Würmer, Vögel oder andere Kleinsäuger gefunden, schnappt er zu – blitzschnell und lautlos – und verzieht sich dann ebenso flink wieder in seinen Bau.

Gelegentlich traut er sich aber auch in schlecht gesicherte Tierställe und beweist dann, dass das Kinderlied „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ nicht von der Hand zu weisen ist.

„Bellen“ für die zukünftige Braut
Doch nun ist bei den Rotfüchsen „Ranz“, wie die Paarungszeit in der Fachsprache genannt wird. Und da ist der schlaue Allesfresser selbst bei Tag unterwegs und lässt ungeniert seine Rufe ertönen. Manche von diesen Lauten können Spaziergänger im Wald erschrecken oder auch Anwohnern ziemlich auf die Nerven gehen.
„Füchse fühlen sich ja mittlerweile auch in unseren Städten wohl und haben ein großes Repertoire von mehr als 30 verschiedenen Geräuschen.

Ein schrilles Schreien in Intervallen gibt vor allem das Weibchen, auch Fähe genannt, zur Paarungszeit von sich. Es dient zum Anlocken der männlichen Rüden, die mit einem weithin hörbaren Bellen antworten“, erklärt Artenschutzexperte Magnus Wessel. Typischerweise klingt das „Au-au-au-au-au“-Bellen eines Fuchses viel höher als das eines Hundes. Das maximal acht Kilo schwere Tier ist immerhin auch viel kleiner und zierlicher. „Durch die hohe Tonlage des Fuchses verwechseln viele Menschen das Geräusch auch mit dem Schrei einer Eule“, weiß der Experte.

Ohne wochenlanges Vorspiel läuft gar nichts
Für Zoologen ist die Paarungszeit der Füchse eine Wissenschaft für sich. Schließlich ist die Füchsin nur zwei oder drei Tage im Februar oder März empfängnisbereit, und genau diesen Zeitpunkt muss der liebestolle Fuchsrüde abpassen.

„Aus diesem Grund weicht er ihr wochenlang nicht von der Seite, duldet keine Nebenbuhler im Revier und prüft ständig – durch Beschnuppern oder vorsichtiges Annähern – den ‚Stand der Dinge‘“, so Magnus Wessel. Zu Beginn werden jedoch selbst vorsichtige Kontaktversuche des Rüden recht ruppig von der Fähe abgewehrt. Sie lässt damit keinen Zweifel aufkommen, dass allein sie bestimmt, wann es soweit ist. Der Geschlechtsakt selbst wird nach Hundeart vollzogen.

„Der Rüde umfasst dabei mit den Vorderläufen den Körper der Füchsin und besteigt sie, wobei er bisweilen in einer Art ‚Liebesbiss‘ mit den Zähnen ihren Nacken fasst“, berichtet der Fachmann. Nach erfolgreicher Paarung kommen nach weniger als zwei Monaten auch schon die kleinen Fuchswelpen, meist vier bis sechs, in einem Erdbau zur Welt. Sie haben zunächst blaue Augen und unscheinbares, schieferfarbenes Fell.

Nach fünf Wochen verlassen die Jungen den schützenden Bau und folgen der Mutter mit tapsenden Schritten. Was zum Überleben wichtig ist, müssen sie rasch erlernen, denn im Herbst sind sie bereits erwachsen und gehen ihre eigenen Wege.„Die Lebenserwartung des Fuchses liegt bei etwa zehn Jahren. Aber leider stellt der Mensch ihnen an den meisten Orten auf der Erde so intensiv nach, dass den meisten Tieren noch in ihrem ersten Lebensjahr das Fell über die Ohren gezogen wird“, klagen Tierschützer. Um für ein „Gleichgewicht“ in den Fuchsbeständen zu sorgen, werden in unserem Land jährlich etwa 70.000 Füchse abgeschossen oder in Fallen gelockt. Etwa 200 davon allein in Wien.

Ganz schön ausgefuchst …
  • Es gibt etwa 40 Fuchsarten. Der Graufuchs in Nordamerika kann auf Bäume klettern, der weiße Polarfuchs überlebt Temperaturen bis minus 80 Grad und der Wüstenfuchs gräbt seinen Bau in Sanddünen.
  • Der Fuchs ist die einzige Hundeart, die ihre Krallen ein- und ausfahren kann und vertikale statt runde Pupillen hat – ähnlich wie Katzen.
  • Die 50 bis 80 Zentimeter großen Rotröcke verputzen 250 Gramm Nahrung pro Tag (was etwa 15 Mäusen entspricht) und legen auch Vorräte in mehreren Verstecken an.
  • Auf einer Kurzstrecke können Füchse eine Geschwindigkeit von bis zu 55 km/h erreichen.
  • Meister Reineke kann bis zu zwei Meter hoch und fünf Meter weit springen. Gerüche erschnüffelt er 400 Mal besser als ein Mensch.
  • In Menschennähe plündern Füchse gerne Mistkübel oder klettern um an Meisenknödel zu gelangen.
  • Den Fabelnamen „Reineke“ hat der Fuchs aus dem niederdeutschen Epos „Reynke de vos“, das im 15. Jahrhundert erstmals veröffentlicht wurde.
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