Gans schön viel zu tun
Rund um Martini herrscht am Hof von Angelika Moser Hochbetrieb. Für die Gänsebäuerin aus Mattersburg (B) stellen die Tiere nicht nur Arbeit, sondern eine Lebensaufgabe dar.
Der Nebel hängt noch tief über dem kurzen Gras der Weideflächen. Angelika Moser zieht den Schal höher, die Morgenluft Ende Oktober ist schneidend kalt.
Mit schnellen Schritten ist sie auf dem Weg zu ihren Gänsen. Nach der Nacht im Stall wollen die Tiere nach draußen und verschaffen sich lautstark Gehör. Ungeduldig drängen sie sich an ihr vorbei und watscheln bis ans Ende der Weide, wo sie nur noch weiße Tupfen im Morgengrau sind.
Die 53jährige steht am Zaun und lächelt. Ein neuer Arbeitstag beginnt. „Wenn‘s ihnen gut geht, geht‘s auch mir gut“, sagt sie, während sie prüft, ob die Tränken und die Badewanne sauber sind.
„Gänse wollen immer sauber sein, daher putzen sie sich viel und baden gerne. Sie sind gute Hütetiere, weil sie jeden Neuankömmling melden, und außerdem neugierig und sozial. Aber sie machen auch viel Mist“, erzählt Moser und verteilt die frische Einstreu.
„Eine Gans macht in einer Nacht so viel Dreck wie hundert Hühner“, sagt sie und lacht kurz, müde, aber stolz.
Angelika Moser ist Landwirtin im Vollerwerb. Den elterlichen Hof in Mattersburg (B) hat sie im Jahr 2012 übernommen, zuvor war sie lange in der Gastronomie tätig. Die Eltern haben früher Schweine gezüchtet, doch das war nie ihre Welt. Auf die Gans gekommen ist sie eher zufällig. Anfangs war es nur eine Idee, dann ein Experiment, heute ist es Leidenschaft. Die leerstehenden Stallungen boten Platz, die Weide am Ortsrand lag ideal. „Und plötzlich war das Projekt Weidegans in aller Munde. Da habe ich mir gedacht, das probier‘ ich auch.“
Heute leben ihre Gänse auf großzügigen Flächen, 100 Quadratmeter pro Tier, so wie es der österreichische Weidegansverband vorschreibt. Bei konventioneller Tierhaltung sind es nur zehn Quadratmeter. „Wenn ich etwas mache, dann richtig“, so Moser.
Ihre Tiere wachsen langsam auf, die Gössel (Gänseküken) bekommen von Tag eins an Grünfutter aus Eigenanbau und Getreide, das zugefüttert wird. Auch der Transport zum Schlachthof fällt weg. „Wir schlachten selbst am Hof. Das ist ein riesiger Aufwand, aber ich will meinen Tieren den Weg ersparen. Sie sollen so angenehm leben, wie es geht.“
Während sie spricht, beugt sie sich nach vorne und hebt eine Feder vom Boden auf. „Bei uns wird alles verwertet“, sagt sie. „Die Daunen gehen in ein Projekt, aus dem Polster und Decken entstehen. Nichts wird verschwendet.“
Bei ihr am Hof hält sie „klassische Hausgänse“, die sich von Wildgänsen in einem wesentlichen Punkt unterschieden. „Eine Hausgans kann nicht fliegen. Hebt eine Hausgans ab, ist sie nicht richtig gefüttert“, scherzt die Landwirtin. Beim Geschäft mit den Gänsen ist ihr allerdings nicht immer nach Lachen zumute.
Die Nebenkosten, wie für Getreide und Strom, sind massiv gestiegen und treiben den Preis in die Höhe. Hinzu kommt der enorme Arbeitsaufwand, der von vielen unterschätzt oder sogar belächelt wird. „80-Stunden-Wochen sind bei uns normal“, erzählt Moser. „Wenn du das nicht gern machst, hältst du das nicht durch.“ Jetzt, kurz vor Martini am 11. November, wenn die ersten Bestellungen abgeholt werden, herrscht Hochbetrieb am Hof. „Meine Kunden wissen, wie die Gänse aufgewachsen sind und schätzen das“, sagt Moser.
„Oft stehen die Menschen vor der Fleischtheke im Supermarkt und vergessen, dass da Tiere ihr Leben gelassen haben.“ Dieses Bewusstsein ist ihr besonders wichtig, weshalb sie ein eigenes Ritual entwickelt hat. „Nach dem Schlachten der letzten Gans bedanke ich mich mit einem Moment der Stille.“
Für ein Kilo verlangt Moser um die zwanzig Euro. Leberpasteten und Aufstriche im Glas kosten um die zehn Euro. „Es ist nicht billig, aber das ist gut so.“ Ihre Gänse stehen in keinem Vergleich zu ungarischen Mastgänsen, die oft in der Gastronomie serviert werden. „Die gestopften Tiere werden meist nur acht Wochen alt. Sie haben viel Fett, aber wenig Fleisch, bei uns ist es genau umgekehrt. Da sich die Gänse den ganzen Tag
frei bewegen, ist das Fleisch saftiger, weicher, zarter und besser im Geschmack.“
Ihr Geheimtipp für das perfekte Gansl lautet deshalb „langsam und lange braten. So eine Weidegans braucht mindestens vier bis fünf Stunden.“ Den fertigen Festtagsbraten verspeist sie gemeinsam mit ihrem Partner Josef Zauner, der ihr bei der Arbeit mit den Gänsen zur Seite steht. Moser ist auf jede helfende Hand angewiesen, denn es gibt nicht nur schöne Tage. Das sind Tage, an denen der Körper schmerzt und die Müdigkeit schwer in den Knochen liegt.
„Da frag‘ ich mich schon manchmal, warum ich mir das antue. Und ob ich das bis zur Pension schaffe, weiß ich nicht“, gibt sie zu. „Aber wenn ich beim Küchenfenster hinausschaue und sehe, wie sie da stehen, wie wohl sie sich fühlen, dann weiß ich‘s wieder. Das sind meine Glücksmomente.“ Angelika Moser zieht sich die Kapuze über den Kopf und tritt aus dem Stall hinaus in die feuchte Luft. Die Gänse heben die Köpfe und schnattern ihr entgegen. Sie lächelt und macht weiter.
Mit schnellen Schritten ist sie auf dem Weg zu ihren Gänsen. Nach der Nacht im Stall wollen die Tiere nach draußen und verschaffen sich lautstark Gehör. Ungeduldig drängen sie sich an ihr vorbei und watscheln bis ans Ende der Weide, wo sie nur noch weiße Tupfen im Morgengrau sind.
Die 53jährige steht am Zaun und lächelt. Ein neuer Arbeitstag beginnt. „Wenn‘s ihnen gut geht, geht‘s auch mir gut“, sagt sie, während sie prüft, ob die Tränken und die Badewanne sauber sind.
„Gänse wollen immer sauber sein, daher putzen sie sich viel und baden gerne. Sie sind gute Hütetiere, weil sie jeden Neuankömmling melden, und außerdem neugierig und sozial. Aber sie machen auch viel Mist“, erzählt Moser und verteilt die frische Einstreu.
„Eine Gans macht in einer Nacht so viel Dreck wie hundert Hühner“, sagt sie und lacht kurz, müde, aber stolz.
Angelika Moser ist Landwirtin im Vollerwerb. Den elterlichen Hof in Mattersburg (B) hat sie im Jahr 2012 übernommen, zuvor war sie lange in der Gastronomie tätig. Die Eltern haben früher Schweine gezüchtet, doch das war nie ihre Welt. Auf die Gans gekommen ist sie eher zufällig. Anfangs war es nur eine Idee, dann ein Experiment, heute ist es Leidenschaft. Die leerstehenden Stallungen boten Platz, die Weide am Ortsrand lag ideal. „Und plötzlich war das Projekt Weidegans in aller Munde. Da habe ich mir gedacht, das probier‘ ich auch.“
Heute leben ihre Gänse auf großzügigen Flächen, 100 Quadratmeter pro Tier, so wie es der österreichische Weidegansverband vorschreibt. Bei konventioneller Tierhaltung sind es nur zehn Quadratmeter. „Wenn ich etwas mache, dann richtig“, so Moser.
Ihre Tiere wachsen langsam auf, die Gössel (Gänseküken) bekommen von Tag eins an Grünfutter aus Eigenanbau und Getreide, das zugefüttert wird. Auch der Transport zum Schlachthof fällt weg. „Wir schlachten selbst am Hof. Das ist ein riesiger Aufwand, aber ich will meinen Tieren den Weg ersparen. Sie sollen so angenehm leben, wie es geht.“
Während sie spricht, beugt sie sich nach vorne und hebt eine Feder vom Boden auf. „Bei uns wird alles verwertet“, sagt sie. „Die Daunen gehen in ein Projekt, aus dem Polster und Decken entstehen. Nichts wird verschwendet.“
Bei ihr am Hof hält sie „klassische Hausgänse“, die sich von Wildgänsen in einem wesentlichen Punkt unterschieden. „Eine Hausgans kann nicht fliegen. Hebt eine Hausgans ab, ist sie nicht richtig gefüttert“, scherzt die Landwirtin. Beim Geschäft mit den Gänsen ist ihr allerdings nicht immer nach Lachen zumute.
Die Nebenkosten, wie für Getreide und Strom, sind massiv gestiegen und treiben den Preis in die Höhe. Hinzu kommt der enorme Arbeitsaufwand, der von vielen unterschätzt oder sogar belächelt wird. „80-Stunden-Wochen sind bei uns normal“, erzählt Moser. „Wenn du das nicht gern machst, hältst du das nicht durch.“ Jetzt, kurz vor Martini am 11. November, wenn die ersten Bestellungen abgeholt werden, herrscht Hochbetrieb am Hof. „Meine Kunden wissen, wie die Gänse aufgewachsen sind und schätzen das“, sagt Moser.
„Oft stehen die Menschen vor der Fleischtheke im Supermarkt und vergessen, dass da Tiere ihr Leben gelassen haben.“ Dieses Bewusstsein ist ihr besonders wichtig, weshalb sie ein eigenes Ritual entwickelt hat. „Nach dem Schlachten der letzten Gans bedanke ich mich mit einem Moment der Stille.“
Für ein Kilo verlangt Moser um die zwanzig Euro. Leberpasteten und Aufstriche im Glas kosten um die zehn Euro. „Es ist nicht billig, aber das ist gut so.“ Ihre Gänse stehen in keinem Vergleich zu ungarischen Mastgänsen, die oft in der Gastronomie serviert werden. „Die gestopften Tiere werden meist nur acht Wochen alt. Sie haben viel Fett, aber wenig Fleisch, bei uns ist es genau umgekehrt. Da sich die Gänse den ganzen Tag
frei bewegen, ist das Fleisch saftiger, weicher, zarter und besser im Geschmack.“
Ihr Geheimtipp für das perfekte Gansl lautet deshalb „langsam und lange braten. So eine Weidegans braucht mindestens vier bis fünf Stunden.“ Den fertigen Festtagsbraten verspeist sie gemeinsam mit ihrem Partner Josef Zauner, der ihr bei der Arbeit mit den Gänsen zur Seite steht. Moser ist auf jede helfende Hand angewiesen, denn es gibt nicht nur schöne Tage. Das sind Tage, an denen der Körper schmerzt und die Müdigkeit schwer in den Knochen liegt.
„Da frag‘ ich mich schon manchmal, warum ich mir das antue. Und ob ich das bis zur Pension schaffe, weiß ich nicht“, gibt sie zu. „Aber wenn ich beim Küchenfenster hinausschaue und sehe, wie sie da stehen, wie wohl sie sich fühlen, dann weiß ich‘s wieder. Das sind meine Glücksmomente.“ Angelika Moser zieht sich die Kapuze über den Kopf und tritt aus dem Stall hinaus in die feuchte Luft. Die Gänse heben die Köpfe und schnattern ihr entgegen. Sie lächelt und macht weiter.








