Die letzten Teppichsticker
Die Familie Friedrich aus Groß-Siegharts (NÖ) betreibt die letzte Teppichstickerei Europas. In ihrer Werkstatt hält sie das alte, fast schon vergessene Handwerk weiterhin am Leben.
Wer die Werkstatt von Familie Friedrich am Schlossplatz in Groß-Siegharts (NÖ) betritt, blickt auf die lange Textilgeschichte der Region. Hier entstehen Teppiche, wie sie kein zweites Mal zu finden sind. Handgestickt, aus reiner Naturfaser und mit Leidenschaft zum traditionellen Kunsthandwerk gemacht.
„Wir sind die allerletzten Teppichsticker in Europa und stolz darauf, diese fast ausgestorbene alte Handwerkskunst weiterleben zu lassen“, berichtet Rudolf Friedrich, 52. Er hat vor zehn Jahren mit seiner Frau Birgit, 49, den Betrieb von seinem Vater übernommen.
Vater Rudolf Friedrich war zeit seines Lebens als Weber tätig. Als zur damaligen Zeit die Textilwerkstätten aufgelöst wurden und Anfang der 90er Jahre das alte Inventar zum Verkauf stand, erkannte er den Wert der Maschinen. Er kaufte den Bestand und reparierte die Stickmaschinen mühevoll.
„Wer weben kann, kann noch lange nicht sticken“, sagt Rudolf Friedrich mit erhobenem Finger. Die damaligen Stickerinnen waren es, die seinen Vater das Handwerk gelehrt haben. „Das Teppichsticken ist rein durch Überlieferung erhalten geblieben. Es gibt keine Schule und keinen Lehrberuf für dieses Handwerk.“ Rudolf Friedrich senior webt die Grundgewebe selbst, Birgit und Rudolf Friedrich junior sticken die Teppiche und verarbeiten sie schließlich.
Sohn Thomas, 16, entwirft moderne Teppichmuster und führt besonders gerne durch die Räumlichkeiten. Seine Partnerin Emilia, 21, wird gerade in das Handwerk eingeführt und übt die unterschiedlichen Arbeitsschritte.
Wer einmal zugesehen hat, wie ein Teppich entsteht, der versteht, dass diese Aufgabe nichts für Eilige ist. Auf großen Holzrahmen wird das Grundgewebe aus Flachs und Baumwolle aufgespannt. Allem voran muss das gewünschte Motiv festgelegt werden.
„Ob klassisches Blumenmotiv, orientalische Musterungen oder modernes Design, kein Teppich gleicht dem anderen“, sagt Thomas Friedrich. „Sogar Initialen oder Jahreszahlen sticken wir ein. So wird der Teppich zum persönlichen Stück Familiengeschichte.
Die Breite des Teppichs ist auf drei Meter ausgelegt, in der Länge gibt es keine Begrenzung“, erklärt die junge Stimme des Betriebes.
Ist das Motiv ausgewählt, wird es mit zahlreichen Nadelstichen konturiert. „Das ist notwendig, damit wir mit Blaupulver das Motiv auf das Grundgewebe bringen können. Dann beginnt die eigentliche Kunst.“
Strickmaschinen aus 1920 noch in Betrieb
Der extra für die Manufaktur gefertigte Wollfaden aus reiner Schafwolle wird durch die Nadel der historischen Stickmaschine aus dem Jahre 1920 gefädelt. Mit
ruhiger Hand führt Birgit Friedrich die Sticknadel über das Gewebe.
„Das Motiv ist vorerst seitenverkehrt, die Fasern wie ‚U-Haken‘ durch das Grundgewebe gestickt. Mit einem ‚Stocherl‘ können die Fäden herausgezogen werden, sollte einmal ein Fehler passiert sein“, erklärt die Kunsthandwerkerin, die anmerkt, dass ausnahmslos eine Person am selben Teppich arbeitet, denn „das Sticken ist wie die eigene Handschrift. Jeder Mensch führt den Stift anders und so ist das auch beim Teppichsticken. Eine andere Musterführung wäre sofort erkennbar.“ Bis zu 50 Arbeitsstunden braucht es für einen Quadratmeter Teppich. „Das verlangt Konzentration, Geduld und viel Liebe zum Detail.“ Ist der Teppich fertig bestickt, wird er aus dem Rahmen genommen und appretiert, wie der Fachmann das Versiegeln bezeichnet. „Dadurch wird die Faser versiegelt, der Teppich bekommt seine stabile Form und wird zugleich rutschfest.“
Anschließend wird das Unikat noch sorgfältig geschoren und gebürstet, mögliche Schlaufen werden dadurch noch aufgerissen. Zu guter Letzt wird der Teppich noch eingesäumt und mit Fransen versehen.
„Ob für den Boden, als Wandteppich oder für das Auto, wir hatten schon die unterschiedlichsten Aufträge. Auch eine Pferdedecke haben wir schon bestickt“, sagt der Waldviertler und lacht.
Dass echte Handarbeit ihren Wert hat, wissen die Friedrichs und ihre Kundschaft ebenfalls. „Pro Quadratmeter Teppich sollte mit rund 1.000 Euro gerechnet werden. Wer allerdings einmal auf so einem Teppich gestanden ist, will keinen anderen mehr“, meint Rudolf Friedrich. „Er ist weich, warm und gleichzeitig unglaublich robust. So wie das Waldviertel selbst.“
Auf die Frage, was die Familie an ihrem Beruf am meisten liebt, muss sie nicht lange überlegen. „Das ist der Moment, wenn wir einen fertigen Teppich ausliefern und ihn beim neuen Besitzer ausrollen dürfen“, sagt Birgit Friedrich. „Wenn die Menschen mit den Fingern über den Flor streichen und ihre Augen zu leuchten beginnen, das ist jedes Mal besonders.“ Besucher sind in der Werkstatt herzlich willkommen, Anfragen unter www.teppichsticker.at
„Wir sind die allerletzten Teppichsticker in Europa und stolz darauf, diese fast ausgestorbene alte Handwerkskunst weiterleben zu lassen“, berichtet Rudolf Friedrich, 52. Er hat vor zehn Jahren mit seiner Frau Birgit, 49, den Betrieb von seinem Vater übernommen.
Vater Rudolf Friedrich war zeit seines Lebens als Weber tätig. Als zur damaligen Zeit die Textilwerkstätten aufgelöst wurden und Anfang der 90er Jahre das alte Inventar zum Verkauf stand, erkannte er den Wert der Maschinen. Er kaufte den Bestand und reparierte die Stickmaschinen mühevoll.
„Wer weben kann, kann noch lange nicht sticken“, sagt Rudolf Friedrich mit erhobenem Finger. Die damaligen Stickerinnen waren es, die seinen Vater das Handwerk gelehrt haben. „Das Teppichsticken ist rein durch Überlieferung erhalten geblieben. Es gibt keine Schule und keinen Lehrberuf für dieses Handwerk.“ Rudolf Friedrich senior webt die Grundgewebe selbst, Birgit und Rudolf Friedrich junior sticken die Teppiche und verarbeiten sie schließlich.
Sohn Thomas, 16, entwirft moderne Teppichmuster und führt besonders gerne durch die Räumlichkeiten. Seine Partnerin Emilia, 21, wird gerade in das Handwerk eingeführt und übt die unterschiedlichen Arbeitsschritte.
Wer einmal zugesehen hat, wie ein Teppich entsteht, der versteht, dass diese Aufgabe nichts für Eilige ist. Auf großen Holzrahmen wird das Grundgewebe aus Flachs und Baumwolle aufgespannt. Allem voran muss das gewünschte Motiv festgelegt werden.
„Ob klassisches Blumenmotiv, orientalische Musterungen oder modernes Design, kein Teppich gleicht dem anderen“, sagt Thomas Friedrich. „Sogar Initialen oder Jahreszahlen sticken wir ein. So wird der Teppich zum persönlichen Stück Familiengeschichte.
Die Breite des Teppichs ist auf drei Meter ausgelegt, in der Länge gibt es keine Begrenzung“, erklärt die junge Stimme des Betriebes.
Ist das Motiv ausgewählt, wird es mit zahlreichen Nadelstichen konturiert. „Das ist notwendig, damit wir mit Blaupulver das Motiv auf das Grundgewebe bringen können. Dann beginnt die eigentliche Kunst.“
Strickmaschinen aus 1920 noch in Betrieb
Der extra für die Manufaktur gefertigte Wollfaden aus reiner Schafwolle wird durch die Nadel der historischen Stickmaschine aus dem Jahre 1920 gefädelt. Mit
ruhiger Hand führt Birgit Friedrich die Sticknadel über das Gewebe.
„Das Motiv ist vorerst seitenverkehrt, die Fasern wie ‚U-Haken‘ durch das Grundgewebe gestickt. Mit einem ‚Stocherl‘ können die Fäden herausgezogen werden, sollte einmal ein Fehler passiert sein“, erklärt die Kunsthandwerkerin, die anmerkt, dass ausnahmslos eine Person am selben Teppich arbeitet, denn „das Sticken ist wie die eigene Handschrift. Jeder Mensch führt den Stift anders und so ist das auch beim Teppichsticken. Eine andere Musterführung wäre sofort erkennbar.“ Bis zu 50 Arbeitsstunden braucht es für einen Quadratmeter Teppich. „Das verlangt Konzentration, Geduld und viel Liebe zum Detail.“ Ist der Teppich fertig bestickt, wird er aus dem Rahmen genommen und appretiert, wie der Fachmann das Versiegeln bezeichnet. „Dadurch wird die Faser versiegelt, der Teppich bekommt seine stabile Form und wird zugleich rutschfest.“
Anschließend wird das Unikat noch sorgfältig geschoren und gebürstet, mögliche Schlaufen werden dadurch noch aufgerissen. Zu guter Letzt wird der Teppich noch eingesäumt und mit Fransen versehen.
„Ob für den Boden, als Wandteppich oder für das Auto, wir hatten schon die unterschiedlichsten Aufträge. Auch eine Pferdedecke haben wir schon bestickt“, sagt der Waldviertler und lacht.
Dass echte Handarbeit ihren Wert hat, wissen die Friedrichs und ihre Kundschaft ebenfalls. „Pro Quadratmeter Teppich sollte mit rund 1.000 Euro gerechnet werden. Wer allerdings einmal auf so einem Teppich gestanden ist, will keinen anderen mehr“, meint Rudolf Friedrich. „Er ist weich, warm und gleichzeitig unglaublich robust. So wie das Waldviertel selbst.“
Auf die Frage, was die Familie an ihrem Beruf am meisten liebt, muss sie nicht lange überlegen. „Das ist der Moment, wenn wir einen fertigen Teppich ausliefern und ihn beim neuen Besitzer ausrollen dürfen“, sagt Birgit Friedrich. „Wenn die Menschen mit den Fingern über den Flor streichen und ihre Augen zu leuchten beginnen, das ist jedes Mal besonders.“ Besucher sind in der Werkstatt herzlich willkommen, Anfragen unter www.teppichsticker.at








