Der Wald hilft uns bei Stress & Hitze
Fast die Hälfte unseres Landes ist mit Wald bedeckt. Wir schätzen den Wald als Ort der Erholung, als „grüne Lunge“ und nützen ihn zum Spazieren, Laufen und Wandern. Studien beweisen, der Wald ist ein Quell für unsere Gesundheit, körperlich, psychisch und seelisch.
Unsere Wälder liegen uns am Herzen. Das zeigt eine Umfrage vom vergangenen Herbst im Auftrag der Österreichischen Bundesforste anlässlich des einhundertjährigen Bestehens. „Ganz oben steht der Erholungswert. Sechs von zehn Menschen im Land halten sich mehrmals pro Monat im Wald auf. Neun von zehn fühlen sich nach einem Aufenthalt im Wald allgemein besser. Vielen gelingt es, im Wald den Kopf freizubekommen und für einige Stunden auf das Handy zu verzichten“, erklärt Georg Schöppl, Vorstandssprecher der Österreichischen Bundesforste, die Ergebnisse der Befragung.

Der Wald tut Körper, Geist und Seele gut. Das bestätigen seit rund 15 Jahren japanische Wissenschaftler, die unter staatlicher Förderung die Auswirkungen der Wälder auf die Gesundheit erforschen.

Ihre Untersuchungen zeigten zum Beispiel, dass Spazieren im Wald den Blutdruck senkt und bereits ein, zwei Tage Aufenthalt im Wald die Zahl der „Killerzellen“ des Immunsystems erhöht. „Killerzellen“ kämpfen vor allem gegen Krebszellen, und noch sieben Tage nach dem Aufenthalt im Wald war, so die Studien, die Anzahl der „Killerzellen“ im Blut der Testteilnehmer deutlich erhöht.

Dass Wälder weitere wohltuende Auswirkungen auf die Gesundheit haben, zeigen die folgenden Beispiele.

Der Kontakt mit naturnahen Waldlandschaften wirkt sich nachweislich positiv auf die psychische Gesundheit und unser Stressniveau aus. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Feldstudie der Medizinischen Universität Wien.

Bereits 20 Minuten im Wald zu spazieren, senkt unseren Stresspegel

Für ihre Studie wurden 66 gesunde Erwachsene zufällig zwei Gruppen zugeteilt. Die eine Gruppe verbrachte 20 Minuten in einem Waldgebiet mit Baumartenvielfalt im Wienerwald, die andere in einer städtischen Umgebung ohne Begrünung. Vor und nach dem Aufenthalt wurden Speichelproben zur Bestimmung des Stressmarkers Kortisol entnommen. Parallel dazu erfolgte eine psychologische Erhebung.

Die Auswertung der Wissenschaftler zeigte, die Teilnehmer der Waldgruppe wiesen eine signifikante Verringerung des Kortisolspiegels auf, während die Stadtgruppe keinen solchen Effekt aufwies. In der Waldgruppe blieb dazu die positive Stimmung stabil, während sie in der Stadtgruppe um etwa 25 Prozent abnahm. Gleichzeitig sank der negative Effekt im Wald um etwa zwölf Prozent, was auf eine spürbare Verringerung von belastenden Gefühlen hinweist. In der städtischen Gruppe blieb die Stimmung dagegen weitgehend unverändert. „Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass bereits ein kurzer Aufenthalt im Wald die Stimmung verbessert“, resümiert Daniela Haluza von der Abteilung für Umweltmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien.

Der Wald als kühlende Zuflucht für alle, die unter der Sommerhitze leiden

Hitzewellen sind kein seltenes Wetterphänomen mehr in unserem Land, sondern ein wachsendes Gesundheitsrisiko. Vor allem Menschen mit chronischen Herz- und Stoffwechselkrankheiten sind an Tagen mit Temperaturen von 30 Grad und darüber besonders belastet.

Für alle, die unter Hitze leiden, kann ein Aufenthalt im „Waldbad“ statt Freibad die Lösung sein, denn die Kühlfunktion des Waldes ist beträchtlich. Laut Österreichischen Bundesforsten ist es an heißen Tagen im Wald im Vergleich zu dicht verbauten Gebieten um sechs
Grad kühler, im Vergleich zu waldnahen Siedlungen um drei Grad.

Der Effekt in Laub- oder Mischwäldern ist hierbei meist deutlicher als in reinen Nadelwäldern. Von Eichen, Buchen, Ahorn oder Linden gehe demnach ein besserer Kühlungseffekt aus als von reinen Nadelbäumen. Zusätzliche Erfrischung bieten hunderte Wasserfälle in den heimischen Wäldern, deren Gischt die Umgebungsluft anfeuchtet und damit ebenso spürbar abkühlt.

Fitness-Strecken durch Wälder sowie Waldlehrpfade mit Übungsstationen finden sich in allen Regionen unseres Landes, und das mit gutem Grund. Sport im Wald schult unsere Wahrnehmung, das dreidimensionale Terrain spricht mehr Muskelgruppen an und Sport empfinden wir in der Natur als weniger anstrengend.

Der weiche Waldboden schont die Gelenke und trainiert die Koordination

Dazu eignet sich der Wald gut für Jogging oder flottes Gehen, da der weiche Boden dank seiner dämpfenden Wirkung die Gelenke schont. Zusätzlich wird beim Lauf oder flotten Marsch durch den Wald die Koordination trainiert. Der Sportmediziner Dr. Robert Fritz macht allerdings aufmerksam: „Der Untergrund im Wald kann durch Wurzeln instabil sein, was bei Sport-Neulingen die Muskulatur ermüdet. Machen die Muskeln schlapp, geht die Belastung schnell auf die Gelenke.“ Häufig kommt es in Folge zum seitlichen Umknicken der Füße oder zu Schmerzen in den Knien.

Frische Waldkräuter auf unseren Tellern

In Wäldern und auf Wiesenlichtungen wachsen viele Wildkräuter. Dazu gehören die würzige Gundelrebe, der aromatische Giersch, der verdauungsfördernde Beifuß, Kapuzinerkresse, Sauerampfer, Schafgarbe, Breit- und Spitzwegerich. „Wildkräuter stechen mit hohen Nährstoffgehalten hervor. Grund dafür ist der geringere Wassergehalt in Wildkräutern“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Marlies Gruber. Beinhaltet das Grün medizinisch wirksame Stoffe, ist es ein Heilkraut wie der Baldrian. Der Nährstoffgehalt von Blättern ist zu Beginn oder kurz vor der Blütezeit am größten. Wer von Heilkräften profitieren möchte, sammelt ältere Pflanzen.