„Meine Enkerln finden, ich sei ein lustiger Typ“
Im November wird er 70 Jahre alt, aber in Billy Idol steckt noch jede Menge Energie. Das demonstriert er mit seinem neuen Album „Dream Into It“ (bereits im Handel) und einer ausgedehnten Tournee, die den gebürtigen Briten, der seit mehr als 40 Jahren in Amerika lebt, auch in unser Land führt. Am 4. Juli tritt er in Klam (OÖ) auf, am 5. Juli spielt er in Eisenstadt.
Im Gespräch mit dem WOCHE-Reporter Steffen Rüth zeigte sich Idol ebenso lebhaft wie auf dem Album. Und fast so wie in jungen Jahren, als er „ausgehungert“ war und auf der Suche nach Abenteuern.
Herr Idol, Ihre ersten beiden Lieder des neuen Albums, „Dream Into It“ und „77“, führen den Hörer zurück zu Ihren musikalischen Wurzeln, als Sie noch ein Punk im London (England) der Siebziger Jahre waren …

Das Lied „Dream Into It“ ist noch früher angesiedelt, in meiner Kindheit. Als ich sieben Jahre alt war, verliebte ich mich unsterblich in die „Beatles“. Ich sah diese vier Burschen und malte mir aus, was sie für ein wundervolles Leben haben müssten. Ich wollte auch so leben. Auch Bands wie die „Animals“ und die „Stones“, all die englischen Rock- ‘n‘-Roll-Typen fand ich umwerfend. Ich träumte mich quasi in so eine Band hinein. Und später, mit 19, 20 Jahren, sah ich die „Sex Pistols“ und hatte wieder ganz ähnliche Gefühle. Aber dieses Mal konnte ich sie ausleben. Plötzlich standen wir im Mittelpunkt einer musikalischen Revolution.

Sie sagen im Text zu „Dream Into It“, Sie seien ausgehungert gewesen. Wonach?

Nach Abenteuern. Nach Erlebnissen. Nach Musik, nach Ruhm, praktisch nach allem. Sie sagten uns zu der Zeit, wir jungen Menschen hätten keine Zukunft. Wir dachten, na gut, wenn wir ohnehin keine Zukunft haben, dann können wir auch getrost die Sau rauslassen. Wir waren überzeugt, dass wir etwas Besonderes waren. So ging das ein Jahr, zwei Jahre und auf einmal explodierten wir. Punk war gefragt und wir mitten drin. Der Rock ‘n‘ Roll gab und ermöglichte mir ein Leben, das ich mir trotz aller Träume niemals so extrem ausgemalt hatte.

Sie galten als Außenseiter, wie fühlten Sie sich?

Bedroht. Aber auch trotzig und unbeugsam. Die Polizisten knüppelten die Zuwanderer nieder. In Rotten liefen sie mit ihren Schlagstöcken durch die Straßen und suchten nach ausländisch aussehenden Menschen, die sie verdreschen konnten. Es gab Aufstände, das waren wirklich wilde Zeiten.
Sie haben Anfang der 80er Jahre in New York (USA) gelebt und viele Drogen genommen. In der Zeit entstanden aber auch Ihre großen Hits wie „Rebel Yell“ und „White Wedding“. Aber 1990 hätten Sie bei einem Motorradunfall beinahe ein Bein verloren. Da waren Sie schon Vater. Und Sie kamen von den Drogen weg …

Mein Privatleben war nicht solide, aber ich wollte für die Kinder nicht peinlich sein. So gab ich die harten Drogen auf, nicht über Nacht, aber doch nach und nach. Die Familie wurde mir immer wichtiger. Ich bin heilfroh, dass ich die Drogen überlebt habe, denn das Leben ist es wert, gelebt zu werden. Es lohnt sich, am Leben zu sein. Das ist die wichtigste Botschaft des Albums, denke ich.

Im schön rockigen Lied „People I Love“ singen Sie, Sie müssten endlich lernen, nicht mehr die Menschen um sich herum vor den Kopf zu stoßen …

Ja, das ist eine Lebensaufgabe (lacht). Das Lied ist aber auch ironisch gemeint, denn ich bin im Großen und Ganzen kein fieser, sondern eher ein lustiger Kerl. Das finden auch meine vier Enkerln.

Vier sind es bereits, das ging jetzt aber schnell, nicht wahr?

Oh ja, die Familie wächst rasant. Poppy und Mary Jane, die Mädchen meiner Tochter Bonnie, sind vier und drei Jahre alt, mein Sohn Brant hat die Tochter McKenzie, die auch vier Jahre alt ist, und dann gibt es noch das Enkerl Mason. Mason ist kürzlich ein Jahr alt geworden, das war ein cooler Tag. Nein, warten Sie, oder zwei? Ja, zwei Jahre ist der Kleine schon alt geworden …