Der kleine Opernball
In Wien gibt es den Opernball gleich zwei Mal an einem Tag. Denn in dieser Woche findet nicht nur der Ball in der Oper, sondern auch sein „kleiner Bruder“, der Neubauer Opernball, statt.
Alles Walzer“ heißt es am Donnerstag, dem 27. Februar,
nicht nur in der Wiener Staatsoper, sondern auch im Wiener
Rathaus. Dort findet am Tag des Wiener Opernballes zum 60. Mal auch der Kleine Neubauer Opernball statt.

„Unser Kleiner Neubauer Opernball ist längst eine charmante Ergänzung zum großen Wiener Opernball geworden. Wir beginnen bereits am Nachmittag, sodass unsere Ballgäste gemütlich zu Hause sind, wenn der große Bruder in der Wiener Staatsoper im Fernsehen übertragen wird“, sagt die „Ballmutter“ und Obfrau des ehrenamtlichen Ballkomitees Christina Schlosser.

Der Kleine Neubauer Opernball hat mittlerweile seinen festen Platz im Fasching und im Wiener Ballkalender. „Wie ich immer gern sage, nur in Wien gibt es den Opernball gleich zwei Mal an einem Tag.“ Gemeinsam mit dem Vereinspräsidenten Hannes Szalay hat Schlosser über die Jahre zahlreiche Ehrengäste wie den damaligen Bürgermeister Michael Häupl, die Opernsängerin Birgit Sarata oder die Mimin Elfriede Ott begrüßt.

Für Szalay und Schlosser ist die Veranstaltung weit mehr als nur ein Ball. „Es ist ein Fest der Tradition, der Begegnung und des Wiener Charmes, das Alt und Jung gleichermaßen begeistert“, meint Schlosser. Musikalisch steht die Veranstaltung heuer unter dem Motto „200 Jahre Johann Strauß“. Johann Strauß Sohn ist als Walzerkönig hierzulande bekannt und wurde im 7. Wiener Gemeindebezirk (Neubau) geboren. Auch hier gibt es Parallelen. Begonnen hat der Kleine Neubauer Opernball im Jahr 1962 als „Opernballvergnügen im Kleinformat“ im Amtshaus ebenfalls im 7. Bezirk. Damals wurde er unter anderem von Waltraut Haas, 97, und Erwin Strahl (1929–2011) für „den kleinen Mann oder die kleine Frau, die sich den großen Opernball nicht leisten konnten“ gestaltet.

Anfangs zählte der Ball nur etwas mehr als hundert Besucher, gewann aber schnell an Beliebtheit und wechselte in größere Säle. Seit 1990 findet er im Wiener Rathaus statt und zählt mittlerweile mehr als tausend Gäste.

Dankeschön an die Wiederaufbau-Generation

Hintergrundgedanke ist damals wie heute, der älteren Generation Respekt zu zollen. „Ursprünglich war unser Opernball in Neubau als Dankeschön an die Wiederaufbau-Generation nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht. Auch sie sollte die Möglichkeit haben, in einem festlichen Ambiente bei Tanz und Musik ein rauschendes Ballfest erleben zu können.

Er ist ein Synonym für den Dank, den wir empfinden und mit dem Ball zum Ausdruck bringen“, erklärt Schlosser. Die feierliche Eröffnung nach den Festansprachen wird seit 1980 von der Tanzschule Elmayer mit Dkfm. Thomas Schäfer-Elmayer übernommen. Die Herzen der Eröffnungspaare am Parkett schlagen im Dreivierteltakt, so auch jenes von Kaela Ruso. Die 20jährige Studentin ist Teil der Walzerformation und wird heuer mit ihrem Tanzpartner Dieter als Debütantin diesen Ball eröffnen. „Es gab einen strengen Auswahlprozess. Mehr als hundert Damen waren heuer beim Vortanzen, nur jede Siebente wurde genommen.“

Fast vier Monate lang wurden ein Mal pro Woche für zwei Stunden die Fächerpolonaise und die Quadrille geprobt, den krönenden Abschluss bildet wie immer der Donauwalzer. Thomas Schäfer-Elmayer verrät, worauf es beim Walzer ankommt. „Kopf hoch, Blickrichtung nach links, aufrechte Haltung und als Herr vorwärts weggehen, damit das Gewichtsdefizit zur Dame ausgeglichen wird.“

Auch für ihn ist der Ball mit einer langen Tradition verbunden. „Früher war der Neubauer Opernball für mich der Auftakt zum großen Opernball später am Abend.

Seit 60 Jahren treue Ballbesucherin

Ich habe lange Zeit beide Bälle besucht.“ Dabei ist er sich sicher, „Die Ballkultur in Wien ist einzigartig, so etwas gibt es sonst nirgends. Darauf können wir stolz sein.“

Der Ball ist auch heuer wieder restlos ausverkauft. Eine der begehrten Karten ergattert hat Maria Löschl. Sie ist, mit stolzen 94 Jahren, die treueste Stammbesucherin. Löschl
war bereits 1962, als der Ball das erste Mal stattfand, mit ihrem Mann eines von vier Eröffnungspaaren.

„Mein Willi war der beste Tänzer. Die anderen Damen waren deshalb alle eifersüchtig auf mich. Der Reihe nach sind sie zu mir gekommen und haben gefragt, ob er wohl auch einmal mit ihnen tanzen dürfte“, erinnert sie sich schmunzelnd zurück.

Lebenslange Freundschaften hat sie auf diesem Ball geschlossen, erzählt sie wehmütig von den alten Zeiten. Mittlerweile wird sie als Ehrengast gefeiert und zieht gemeinsam mit hochrangigen Politikern und Künst-
lern in den großen Festsaal ein, was sie besonders freut.

„Eine schöne Karriere. Von der Eröffnung als junge Frau im selbstgenähten Ballkleid bis zum Einzug als Ehrengast, das ist schon beachtlich“, meint die Junggebliebene. Junggeblieben ist auch Traude Kaufmann, die als 75jährige mit ihrem Mann Wolfgang immer noch fleißig das Tanzbein schwingt. Die beiden gehen seit 2011 auf den Ball. „Schon meine Mutter besuchte den Ball früher mit ihren Freundinnen, von ihr habe ich davon erfahren.

Mittlerweile gehört der Ball zum Jahresablauf mit dazu. Wir bekommen auch jedes Jahr unseren Stammtisch nahe der Tanzfläche.“ Gut gefallen haben ihr in den vergangenen Jahren die musikalischen Vorführungen der Schüler des Schulzentrums Mater Salvatoris. „Ich habe dort 40 Jahre lang als Volksschullehrerin gearbeitet und freue mich, wenn ich beim Ball auf ehemalige Kolleginnen treffe.“ Eine Eintrittskarte für den Ball kostet 60 Euro, darin inkludiert sind Getränke und Essen (Kaffee, Krapfen und Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat).

Einlass ist ab 14.30 Uhr, die Eröffnung findet ab 16 Uhr statt. Hauptpreis bei der Tombola sind zwei Eintrittskarten für „La Traviata“ in der Burgruine Gars mit Sektempfang. Das Ende des Balles ist für 21 Uhr geplant.