Wir wünschen Glück fürs neue Jahr
Das alte Jahr geht zur Neige und wir blicken gespannt darauf, was uns das neue Jahr bringen wird. Erfolgreich soll es verlaufen und gesund wollen wir bleiben. Das nötige Glück verheißen kleine Gaben, die wir austauschen. Ein vierblättriges Kleeblatt etwa, ein Hufeisen oder ein Schweinchen. Nicht zu vergessen die Rauchfangkehrer, die Mensch gewordenen Glücksbringer schlechthin, die zum Jahreswechsel gern gesehene Boten sind. Und die
so manchem schon eine unerwartete Freude bereitet haben.
„Die Menschen kommen mit einem Lächeln auf mich zu“
Lucas Winzely, 35, Rauchfangkehrer in St. Andrä im Lavanttal (K)


Es ist etwas Außergewöhnliches, dass ich in meinem Beruf als Symbol für Glück wahrgenommen werde. Die Menschen kommen schon mit einem Lächeln auf mich zu, und ihre positive Einstellung überträgt sich auch auf mich“, erzählt Lucas Winzely, der seit zwölf Jahren im Familienbetrieb als Rauchfangkehrer in der Region Lavanttal tätig ist.
Der 35jährige absolvierte eine dreijährige Ausbildung in Murau (Stmk.) und meistert seither die vielfältigen Aufgaben seines Berufes, das Kaminkehren, die Kontrolle von Sicherheitsbestimmungen sowie die Abnahme von Feuerstätten.

Dass er bei seiner Arbeit zuweilen „dreckig“ wird, ist für ihn kein Problem, im Gegenteil, gerade das macht ihm Spaß. „Zu Neujahr verpasse ich dutzenden Kindern eine Rußnase, und hunderte Menschen drehen an meinen Knöpfen, das bringt Glück.“
Lebhaft erinnert sich der Rauchfangkehrer an eine Silvesternacht, in der ihm eine junge Frau ihren Wunsch nach der großen Liebe auf einem Zettel übergab. „Ich verbrannte den Zettel als Teil eines kleinen Rituals im Kamin“, erzählt er.

„Ein Jahr später traf ich sie wieder – freudestrahlend fiel sie mir um den Hals, und an ihrer Seite stand ihr frisch angetrauter Ehemann. Ich hatte ihr also tatsächlich Glück gebracht“, sagt Winzely mit einem Schmunzeln, auch wenn er selbst keine Glücksbringer hat.
Seine Botschaft an die WOCHE-Leser: „Viel Glück, Erfolg und Gesundheit. Und verbringt Zeit mit euren Liebsten und genießt die schönen Momente – sie sind einfach unersetzbar.“

„Der Teilnehmer eines Gewinnspieles füllte sein Glückslos bei mir aus“
Ing. Maria Mühlbachler, 42, Rauchfangkehrermeisterin, St. Leonhard (OÖ)


Wir feiern unser 15jähriges Firmenjubiläum. Umso mehr wollen wir das Glück unter die Menschen bringen“, freut sich die 42jährige Rauchfangkehrermeisterin Maria Mühlbachler, die von ihrer Tante den Betrieb übernommen hat. Von Frau zu Frau in einer doch männerdominierten Branche, war es anfangs gar nicht so leicht, wie die erfolgreiche Unternehmerin erzählt.

„Ich musste mich schon durchsetzen.“ Mit ihren drei Mitarbeitern betreut sie rund 3.000 Haushalte. „Jetzt, zum Jahreswechsel, werden ich und meine Mitarbeiter oft auf das Thema ,Glücksbringer‘ angesprochen. Unsere Kunden drehen an den Knöpfen der Galauniform und vor allem ältere Damen erfreuen sich daran, wenn sie den Rauchfangkehrer angreifen und sich dadurch Glück für das kommende Jahr wünschen.

Es ist wirklich etwas Schönes und eine Freude, dass diese Tradition immer noch besteht und wertgeschätzt wird“, meint die sympathische Fachfrau mit einem Lächeln, die davon überzeugt ist, dass sich das gute Betriebsklima auch auf die Kunden überträgt.

„Meine Mitarbeiter sind selbstständig und haben enormes Fachwissen zur Ausübung des Berufes. Das Wichtigste ist aber die Verlässlichkeit, die Hilfsbereitschaft und das Vertrauen der Kunden. Wir kennen die Familien über Jahrzehnte und sehen die Kinder heranwachsen. Mitunter sind wir Seelentröster und teilen auch Freud und Leid“, erzählt Mühlbachler, die auch schon jemandem Glück gebracht hat. Bei einer Gewerbeausstellung luden die Firmeninhaber zu einem Gewinnspiel ein. Ein Besucher bekundete, er habe noch nie etwas gewonnen und sein Glück in diesem Bereich hielte sich in Grenzen.

„Ich habe ihm gesagt, wenn er das Los an meinem Infostand für Rauchfangkehrer ausfülle, würde ihm das bestimmt Glück bringen. Und tatsächlich wurde sein Los gezogen und er hat einen Gewinn erhalten“, freut sich Maria Mühlbachler heute noch über das Glück des Besuchers und darüber, sogar Hochzeitspaaren als Glücksbringerin zu fungieren. In der Zeit um den Jahreswechsel erfahren sie und ihre Kollegen nette Wertschätzung durch Trinkgeld oder Sachspenden und die Kunden freuen sich über den Jahreskalender, den sie traditionell erhalten. Verbunden mit den Zeilen: „Ich wünsche meinen Mitarbeitern, meinen Liebsten und den Leserinnen und Lesern viel Glück und Gesundheit, das ist das Wichtigste im Leben.“

„Ein Kaminkehrer verhinderte ein Attentat auf Kaiserin Maria Theresia“
Ing. Christoph Cepak, 54, Rauchfangkehrermeister, Weitra (NÖ)


Schon als kleiner Bub war ich an der Hand meines Großvaters im Betrieb. Nun führe ich ihn in dritter Generation seit mehr als dreißig Jahren in der Stadtgemeinde Weitra (NÖ) weiter“, erzählt der 54jährige Rauchfangkehrermeister Christoph Cepak. Vieles habe sich in der Zeit geändert. Die Modernität der Brenn- und Heizanlagen sowie die Technik und die gesetzlichen Grundlagen.

Mit seinen Mitarbeitern Hubert Kaineder und Peter Mahler betreut er rund 2.500 Haushalte. „Ein Rauchfangkehrer muss gerne mit Menschen zu tun haben. Wir werden oder sind Vertrauenspersonen für unsere Kunden. Sauberkeit, Empathie und Lösungsorientiertheit sind wichtige Pfeiler in unserem Beruf. Der Brauch besagt ja, dass es Glück bringen soll, einen Rauchfangkehrer zu berühren oder an seinem goldenen Knopf zu drehen. Es ist schön, dass dies immer noch praktiziert wird.

Das machen wir auch gerne mit und tragen nicht nur zu feierlichen Anlässen unsere Zunfttracht, sondern auch als Arbeitskleidung, damit die goldenen Knöpfe immer griffbereit sind“, erzählt der Rauchfangkehrermeister lachend, der nicht nur umfassendes Fachwissen hat, sondern auch die Historie kennt, die besagt, dass ein Kaminkehrer ein geplantes Attentat auf die Kaiserin Maria Theresia verhindern konnte. Der Kaminkehrer durchstieg damals einen Kamin im Schloss Schönbrunn in Wien und belauschte zufällig das Gespräch über das geplante Attentat. Er machte sofort Meldung beim Adjutanten der Kaiserin, die Täter konnten ermittelt und verhaftet werden und das Glück war auf der Seite der Kaiserin. Seit dem Erlass der Kehrordnung in unserem Land hat der Rauchfangkehrer einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft.

Er sorgt für Sicherheit und für den Brandschutz. Dass die Rauchfangkehrer Glücksbringer sind, bewahrheitete sich bei ihm auch schon. „Als ich bei einem Kunden die Gastherme kontrollierte, stellte ich fest, dass sie deutlich verstellt war. Der Kohlenmonoxid-Tester schlug sofort an und es war höchste Zeit, Sofortmaßnahmen zum Verhindern einer Tragödie zu ergreifen“, erzählt der Rauchfangkehrermeister, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.

„Wir bringen also jedes Mal Glück, wenn wir Mängel an Heizanlagen finden und somit gravierende Unfälle verhindern.“ Für das kommende Jahr wünscht Cepak seinen Kunden und allen Menschen Frieden und dass sie ihre Ziele erreichen.

„Wir sorgen für die Sicherheit von Leib und Leben“
Melanie Rössler, 36, Rauchfangkehrermeisterin, Stoob (Bgld.)


Dass wir Rauchfangkehrer Glück bringen, hat historische Gründe, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Die sogenannten ,spazzacamino‘ („Schornsteinfeger“) gingen in Italien mit Reisigbesen von Dorf zu Dorf, um die ersten Rauchfänge zu säubern, weshalb die Hausbrände massiv zurückgingen. Und da es damals nur wenige Rauchfangkehrer gab, war es ein großes Glück, einen dieser umtriebigen Gesellen zu erwischen“, erzählt Melanie Rössler, eine von insgesamt nur drei Rauchfangkehrermeisterinnen im Burgenland.

„Heutzutage sind wir Rauchfangkehrer nicht mehr ,nur‘ mit einem Kehrbesen, sondern mit hochtechnisierten Geräten für die Überprüfung der Sicherheit der Heizungsanlagen unterwegs, als Fachleute auf dem Gebiet des vorbeugenden Brandschutzes sowie der Energieeinsparung und des damit verbundenen Umweltschutzes.“

Die gebürtige Steirerin stammt aus einer Rauchfangkehrer-Dynastie, der Urgroßvater hat mit seinem Betrieb in der Steiermark, der von ihrer Tante geführt wird, den Grundstein gelegt. „Ich habe im Betrieb meines Vaters die Lehre gemacht, danach die Meisterprüfung. So konnte ich schon früh einiges an Erfahrung sammeln, mein Vater hat mich gefördert, aber auch gefordert“, sagt die 36jährige lachend, die zusätzlich bei einem Hafner gearbeitet hat, um ihr Fachwissen über gesetzte Öfen zu vertiefen. Als Glücksbringerin zu gelten, freut sie. „Eine Frau hat mir obendrein versichert, dass ich es war, die ihr beim Lottospielen Glück brachte“, meint sie schmunzelnd. Sie selber wünscht sich für das neue Jahr, dass alles so gut weiterläuft.

„Ich habe großartige Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen kann, denn das ist das Um und Auf in unserem Beruf. Schließlich geht es um die Sicherheit von Leib und Leben. Deshalb wünsche ich mir doch etwas, und zwar etwas mehr Wertschätzung für unseren Beruf. Unseren Kunden wünschen wir wie immer mit einem Kalender viel Glück für ein gesundes neues Jahr.

Der Kalender ist aufgrund der herrlichen nostalgischen Bildmotive und der angeführten althochdeutschen
Namenstage heiß begehrt. Bereits im Oktober wird danach gefragt“, erzählt die Rauchfangkehrermeisterin.