Rowan Atkinson:
„Das Autofahren entspannt mich“
Als Mr. Bean wurde Rowan Atkinson berühmt. Der Brite kann aber mehr, als nur Grimassen schneiden. Der Schauspieler ist Elektrotechniker, ein Autonarr und bewahrte seine Familie vor einem Flugzeugabsturz.
Manche Rollen wird ein Schauspieler in der öffentlichen Wahrnehmung nie mehr los. Der Brite Rowan Atkinson wird für die meisten vermutlich immer der tollpatschige Mr. Bean bleiben. Ohne viel Worte, dafür mit Grimassen brachte er die Zuschauer zum Lachen.

Im privaten Leben gibt sich der Mime eher wortkarg. Der am 6. Jänner 1955 geborene Komiker hat schon als Kind wenig geredet. „Ich habe gestottert und konnte Wörter, die mit dem Buchstaben ,B‘ beginnen, nicht aussprechen. Ich vermeide diese Wörter bis heute“, verrät Rowan Atkinson, der am Dreikönigstag seinen 70. Geburtstag feiert.

Er hat zwei ältere Brüder, Rodney und Rupert. Die drei Geschwister wuchsen in Stocksfield im Norden Englands auf, wo ihre Eltern Eric und Ella eine Landwirtschaft betrieben. Seine Brüder entschieden sich früh für eine Karriere im Bankwesen, weshalb Rowan Atkinson später den elterlichen Bauernhof übernehmen sollte.

Obwohl er die ersten zwölf Jahre seines Lebens ohne Fernseher verbrachte, kam er dennoch in Kontakt mit dem Bewegtbild. Sein Großvater Edward betrieb mehrere Lichtspielhäuser, wo sich Atkinson als Kind die neuesten Filme ansehen konnte.

In seiner Schulzeit war er ein Schlingel. Er spielte gerne Streiche und rauchte in der Pause, obwohl es verboten war. Atkinson bekam einige Verweise und musste zur Strafe auf der Koppel Pferdeäpfel aufsammeln – allerdings ohne dafür eine Schaufel verwenden zu dürfen.

Später studierte er Elektrotechnik an der Universität in Oxford, wo er im Jahr 1976 an einem Comedy-Programm teilnahm. Jeder Student sollte sich einen fünf Minuten langen Sketch einfallen lassen.

„Ich kann mich noch gut an Rowan erinnern“, sagt Richard Curtis, der ebenfalls dabei war und später ein erfolgreicher Regisseur wurde.

Seine Grimassen ebneten ihm den Erfolg

„Er erschien zwar immer zu den Treffen, sagte aber nie ein Wort. Bei der letzten Besprechung trugen wir alle unsere Ideen vor. Das war das erste Mal, dass ich Rowan reden hörte. Er sprach und schnitt gleichzeitig Grimassen. Ich habe so etwas noch nie gesehen und wusste, dass er ein Genie ist“, sagt Curtis.

Die beiden arbeiteten fortan zusammen. Zunächst schrieben sie für Atkinson die Titelrolle für die skurrile Serie „Blackadder“, die in den 80er Jahren großen Anklang fand. Die Handlung bestand aus satirischen Anspielungen auf Politiker und gesellschaftliche Normen in Großbritannien, weshalb die Serie nur auf der Insel ausgestrahlt wurde. „Damals beschäftigte mich die Frage, wie wir Menschen international unterhalten könnten. Ich erinnerte mich, wie ich als Kind über die Stummfilme von Charlie Chaplin gelacht habe. Da kam mir die zündende Idee zu Mr. Bean“, erzählt Atkinson.

Die Rolle des schrulligen Mr. Bean, zu Deutsch „Herr Bohne“, flimmerte erstmals im Jahr 1990 über die Bildschirme. Wo auch immer der Anzugträger auftauchte, stellte er allerlei Unfug an. „Er ist wie ein neunjähriger Bub, der die Regeln nur befolgt, solange sie ihm passen.“ Mit nur 15 halbstündigen Folgen als „Mr. Bean“ legte der britische Komiker den Grundstein für seinen Erfolg.

Im selben Jahr, als die Serie im Fernsehen lief, gab Atkinson seiner Frau das Jawort. Mit Sunetra Sastry, 67, war er 25 Jahre verheiratet. Die beiden lernten sich bei den Dreharbeiten zu der Serie „Blackadder“ kennen, wo Sastry als Maskenbildnerin arbeitete. Die Ehe krönten zwei Kinder – Tochter Lily, 29, und Sohn Benjamin, 31.

Lebensretter über den Wolken

Die Familie wäre bei einem Inlandsflug in Kenia vor zwanzig Jahren sprichwörtlich fast ins Unglück gestürzt. „Auf dem Flug von Mombasa nach Nairobi wurde der Pilot der gecharterten Cessna in einer Höhe von 5.000 Metern plötzlich bewusstlos. Ich griff zum Steuerknüppel, während ich dem Piloten immer wieder heftig ins Gesicht schlug. Dadurch wurde er wieder wach und konnte am Ende die Maschine landen“, erzählt der Brite.

Atkinson liebt zwar alles, was einen Motor besitzt, aber ein Flugzeug kann er nicht fliegen. „Ich sitze lieber hinter dem Steuer eines Autos. Das Fahren entspannt mich. Schon als Kind habe ich an den Traktoren meines Vaters herumgebastelt. Ich fuhr sogar als einer der Ersten elektrisch. Die Elektroautos sind für mich aber nicht das ökologische Allheilmittel. Die Batterien sind absurd schwer und ihre Herstellung erfordert enorme Energie“, wettert der Brite, der einen Fuhrpark mit wertvollen Wagen hat.

Die beherbergt er in seiner Tiefgarage seines Hauses im Dorf Ipsden, eine Autostunde westlich von London entfernt. Seine Nachbarn freuten sich, als Atkinson dort ein altes Haus kaufte. Sie hofften, dass er es renoviert. Stattdessen ließ er es abreißen und ein modernes Gebäude hinbauen, das von den Nachbarn spöttisch als „Tankstelle“ bezeichnet wird. Dort wohnt Atkinson mit seiner Freundin Louise Ford. Die 43jährige ist ebenfalls Schauspielerin („The Windsors“). Sie lernte Atkinson bei einer Theateraufführung kennen, wo sie beide auf der Bühne standen. Ein Jahr später, im Jahr 2014, ließ sich der Komiker von seiner Ehefrau scheiden.

In dem „Tankstellen-Haus“ lebt auch die gemeinsame siebenjährige Tochter Isla. Als die Kleine zwei Jahre alt war, ging Atkinson in Karenz. „Ich kümmerte mich um Isla, damit meine Frau arbeiten konnte“, sagt der Brite.

Atkinson selbst kann das Schauspielen aber nicht lassen. Nach der Serie „Mr. Bean“ erschienen noch zwei Kinofilme sowie eine Zeichentrickserie. Zudem schlüpfte er drei Mal in die Rolle des tollpatschigen Geheimagenten „Johnny English“, eine Parodie auf die „James Bond“-Filme. Atkinson mimte auch einen stotternden Pfarrer in „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ und in der derzeit laufenden Netflix-Serie „Man vs. Bee“ soll er auf ein Haus aufpassen. „Das geht schief. Er setzt auch ein teures Auto in Brand. Das tat mir in der Seele weh.“ widlak

Rowan Atkinson im Fernsehen:


„Vier Hochzeiten und ein Todesfall“,
Sa., 21.12., 20.15 Uhr, Sat.1 Gold

„Mr. Bean“, Folge „Fröhliche Weihnachten, Mr. Bean!“,
Di., 24.12., 9.25 Uhr, ORF III

„Johnny English“,
Sa., 28.12., 16.50 Uhr, RTL 2

„Wonka“,
Sa., 28.12., 18.15 Uhr, Sky Cinema

„Mr. Bean“, Folge „Frohes Neues, Mr. Bean!“,
Di., 31.12., 9.30 Uhr, ORF III

„Rat Race – Der nackte Wahnsinn“,
Di., 31.12., 15.50 Uhr, Kabel 1

„Mr. Bean“,
Di., 31.12., 8 Folgen ab 20.15 Uhr, Super RTL

„Mr. Bean – Die Cartoon-Serie“,
Di., 31.12., 9 Folgen ab 16.05 Uhr, Super RTL