Sophia Loren: Sophia, die Göttliche
Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, zeigte Sophia Loren in mehr als 100 Filmen ihre Wandelbarkeit, Sie war Sexsymbol und Mutterfigur in einem. Am 20. September feiert die italienische
Diva ihren 90er.
Diva ihren 90er.
Die Geschichte ihres Lebens liest sich wie ein Groschenroman – armes Mädchen aus Süditalien erobert die Glitzerwelt der amerikanischen Filmmetropole Hollywood. Dabei war ihr Aufstieg mindestens so außergewöhnlich wie ihr Talent und ihr Aussehen. Attribute, die ihr den Spitznamen „La Divina“, die Göttliche, einbrachten.
Heute noch steht Sophia Loren für den Inbegriff der sinnlichen Italienerin. Mit ihrer üppigen Oberweite, den grünen Katzenaugen, der wilden Lockenmähne und ihrem verführerischen Mund brachte sie zahlreiche Männer um den Verstand. Doch trotz einiger Affären gehörte ihr Herz nur einem, ihrem Förderer und Ehemann Carlo Ponti (1912–2007).
Beinahe 60 Jahre verbrachte sie an der Seite ihrer „großen Liebe Carlo“. Nach seinem Tod wusste die damals 73jährige, dass „es nie mehr einen anderen Mann geben wird. Wenn dieser eine Mann in deinem Leben verschwindet, dann ist das ein großes Drama im Leben einer Frau.“
Ein Drama, das Sophia Loren bereits aus ihrer Kindheit kannte. Damals war es der Vater, der schon vor ihrer Geburt aus ihrem Leben verschwunden war.
Und so kam es, dass Lorens Mutter Romilda Villani (1910–1991) ihre Tochter am 20. September 1934 auf der Station für ledige Mütter im römischen Krankenhaus Santa Margherita zur Welt bringen musste.
Im Geburtenregister wurde das Kind dann trotzdem unter dem Namen Sofia Scicolone eingetragen, weil „mein Vater, Riccardo Scicolone (1907–1976), mich eidesstattlich anerkannte. Dabei hat er meine Mutter nicht ein einziges Mal während der Schwangerschaft besucht“, wunderte sie sich später in ihren Memoiren.
Auch heiraten wollte der Spross einer verarmten Adelsfamilie die junge Frau nicht. Sie zogen trotzdem zusammen. „Das wenige Geld, das mein Vater besaß, war bald ausgegeben“, erzählt Loren. Als er die kleine Familie dann verließ, blieb Romilda Villani nichts anderes übrig, als reumütig nach Hause zurückzukehren.
Kein leichter Schritt, denn „in der kleinen Hafenstadt Pozzuoli nahe Neapel (I), wo jeder jeden kannte, hatte es eine uneheliche Geburt überhaupt noch nie gegeben“, weiß die Darstellerin. Das war ein unaussprechlicher Makel im erzkatholischen Italien der dreißiger Jahre. Die meiste Zeit verbrachte Sophia Loren ohnehin bei den Großeltern. „Wenn ich heute darüber nachdenke, wird mir klar, dass ich die beiden nicht zufällig Papà und Mamma nannte, während meine Mutter einfach nur ,Mammina‘ war“, schrieb sie in ihrer 2014 erschienenen Autobiografie „Mein Leben“.
Darin erinnert sie sich auch an die Kindheit im Zweiten Weltkrieg, an den quälenden Hunger, an die Nächte in einem dunklen Eisenbahntunnel, in dem sich die Familie vor den Fliegerbomben in Sicherheit brachte. „Bilder, die ich nie wieder ausradieren konnte. Bis heute schlafe ich bei Licht“, erzählt sie.
Als der Krieg vorbei war, entwickelte sich Sophia Loren, als Kind wegen ihrer dünnen Beine „Stuzzicadenti“ (Zahnstocher) gerufen, zu einer attraktiven jungen Frau. Die ehrgeizige Mutter drängte sie zur Teilnahme an Schönheitswettbewerben. Und auch deren unerfüllten Traum von der Filmkarriere sollte nun die Tochter verwirklichen. Die ergatterte tatsächlich eine Statistenrolle in der in römischen Filmstudios gedrehten US-Produktion „Quo Vadis“. Im Jahr 1950 wurde sie Zweite bei der Wahl zur Miss Rom.
Dort lernte sie auch Carlo Ponti kennen. Der 21 Jahre ältere Produzent, damals verheiratet und Vater zweier Kinder, riet ihr, sich die Nase verkleinern zu lassen, um erfolgreich zu werden. „Mir gefiel meine Nase“, lehnte sie sein Ansinnen ab. Zumindest konnte Ponti sie zur Namensänderung überreden. Aus Sofia Scicolone wurde Sophia Loren.
Mit Rollen in „Die Frau vom Fluss“ (1954) und „Schade, dass du eine Kanaille bist“ (1955) wurde sie landesweit bekannt. Im Jahr 1957 heirateten Loren und Ponti, der sich inzwischen in Mexiko von seiner ersten Frau hatte scheiden lassen. Die Scheidung wurde in Italien aber nicht anerkannt und Ponti der Bigamie bezichtigt. Nur die Annulierung der Ehe bewahrte ihn vor dem Gefängnis.
Sophia Lorens Karriere lief auch international an. In „Stolz und Leidenschaft“ (1957) gab sie ihr Hollywood-Debüt an der Seite des Frauenschwarms Cary Grant. „Ich war erst 23 Jahre alt und er hat mir den Kopf verdreht“, erinnerte sie sich später an ihre Romanze. Auch der 30 Jahre ältere Grant verliebte sich Hals über Kopf in die schöne Italienerin und machte ihr sogar einen Heiratsantrag.
Sie blieb bei Ponti und wusste im Nachhinein, „Es war die richtige Entscheidung.“ Nachdem beide die französische Staatsbürgerschaft angenommen hatten, konnten sie 1966 endlich auch legal heiraten.
Aus der Ehe gingen nach mehreren Fehlgeburten zwei Söhne hervor – der Dirigent Carlo Ponti, 55, und der Regisseur Edoardo Ponti, 51. „Beide sind mein ganzer Stolz und mein Leben.“
Auch beruflich feierte die Diva große Erfolge. Im Jahr 1962 brachte ihr die Rolle in „Und dennoch leben sie“ unter der Regie von Vittorio de Sica ihren ersten „Oscar“ als beste Hauptdarstellerin ein. Im Jahr 1991 erhielt sie den zweiten für ihr Lebenswerk. In mehr als 100 Filmen stand Loren mit Leinwandhelden wie Anthony Quinn, John Wayne, William Holden oder Marlon Brando vor der Kamera. In Europa war es der Schauspieler Marcello Mastroianni (1924–1996), an dessen Seite sie in 13 Filmen spielte. Lange Zeit waren die beiden das Leinwand-Traumpaar schlechthin. „Er war ein großartiger Schauspieler und wusste immer, was er tat. Aber er tat immer so, als wüsste er es nicht, und das mochte ich sehr“, erinnert sie sich.
Mit ihrem Äußeren machte die hochgewachsene kurvige Diva auch im Alter noch Schlagzeilen, etwa, als sie sich mit 72 Jahren in erotischen Posen für den Pirelli-Kalender ablichten ließ.
Zu ihren unangenehmsten Lebenserfahrungen zählen die 18 Tage, die sie 1982 wegen Steuerhinterziehung im Frauengefängnis in Caserta (I) verbringen musste. Da lebte Sophia Loren mit ihrer Familie bereits in der Schweiz inmitten der Genfer Altstadt. Dort genießt sie bis heute ihr Leben, denn „die Schweiz ist und bleibt mein Zuhause“. Zuletzt war die Schauspielerin 2020 im Film „Du hast das Leben vor dir“ unter der Regie ihres Sohnes Edoardo Ponti zu sehen. Der Filmtitel passt zu Lorens Lebenseinstellung.
„Ich weine nicht der Vergangenheit nach. Ich konzentriere mich auf die Gegenwart und die Zukunft“, sagte sie in Vorfreude auf ihren 90er, den sie mit der ganzen Familie in Rom feiern wird.
Als italienische „Nonna“ freut sie sich dabei besonders auf ihre vier Enkelkinder. Zum Geburtstag wünscht sie sich nur eines, „dass sich meine Knie und mein Rücken so anfühlten wie meine Stimmung, denn die sind die einzigen, die mich an mein Alter erinnern“. rz
Heute noch steht Sophia Loren für den Inbegriff der sinnlichen Italienerin. Mit ihrer üppigen Oberweite, den grünen Katzenaugen, der wilden Lockenmähne und ihrem verführerischen Mund brachte sie zahlreiche Männer um den Verstand. Doch trotz einiger Affären gehörte ihr Herz nur einem, ihrem Förderer und Ehemann Carlo Ponti (1912–2007).
Beinahe 60 Jahre verbrachte sie an der Seite ihrer „großen Liebe Carlo“. Nach seinem Tod wusste die damals 73jährige, dass „es nie mehr einen anderen Mann geben wird. Wenn dieser eine Mann in deinem Leben verschwindet, dann ist das ein großes Drama im Leben einer Frau.“
Ein Drama, das Sophia Loren bereits aus ihrer Kindheit kannte. Damals war es der Vater, der schon vor ihrer Geburt aus ihrem Leben verschwunden war.
Und so kam es, dass Lorens Mutter Romilda Villani (1910–1991) ihre Tochter am 20. September 1934 auf der Station für ledige Mütter im römischen Krankenhaus Santa Margherita zur Welt bringen musste.
Im Geburtenregister wurde das Kind dann trotzdem unter dem Namen Sofia Scicolone eingetragen, weil „mein Vater, Riccardo Scicolone (1907–1976), mich eidesstattlich anerkannte. Dabei hat er meine Mutter nicht ein einziges Mal während der Schwangerschaft besucht“, wunderte sie sich später in ihren Memoiren.
Auch heiraten wollte der Spross einer verarmten Adelsfamilie die junge Frau nicht. Sie zogen trotzdem zusammen. „Das wenige Geld, das mein Vater besaß, war bald ausgegeben“, erzählt Loren. Als er die kleine Familie dann verließ, blieb Romilda Villani nichts anderes übrig, als reumütig nach Hause zurückzukehren.
Kein leichter Schritt, denn „in der kleinen Hafenstadt Pozzuoli nahe Neapel (I), wo jeder jeden kannte, hatte es eine uneheliche Geburt überhaupt noch nie gegeben“, weiß die Darstellerin. Das war ein unaussprechlicher Makel im erzkatholischen Italien der dreißiger Jahre. Die meiste Zeit verbrachte Sophia Loren ohnehin bei den Großeltern. „Wenn ich heute darüber nachdenke, wird mir klar, dass ich die beiden nicht zufällig Papà und Mamma nannte, während meine Mutter einfach nur ,Mammina‘ war“, schrieb sie in ihrer 2014 erschienenen Autobiografie „Mein Leben“.
Darin erinnert sie sich auch an die Kindheit im Zweiten Weltkrieg, an den quälenden Hunger, an die Nächte in einem dunklen Eisenbahntunnel, in dem sich die Familie vor den Fliegerbomben in Sicherheit brachte. „Bilder, die ich nie wieder ausradieren konnte. Bis heute schlafe ich bei Licht“, erzählt sie.
Als der Krieg vorbei war, entwickelte sich Sophia Loren, als Kind wegen ihrer dünnen Beine „Stuzzicadenti“ (Zahnstocher) gerufen, zu einer attraktiven jungen Frau. Die ehrgeizige Mutter drängte sie zur Teilnahme an Schönheitswettbewerben. Und auch deren unerfüllten Traum von der Filmkarriere sollte nun die Tochter verwirklichen. Die ergatterte tatsächlich eine Statistenrolle in der in römischen Filmstudios gedrehten US-Produktion „Quo Vadis“. Im Jahr 1950 wurde sie Zweite bei der Wahl zur Miss Rom.
Dort lernte sie auch Carlo Ponti kennen. Der 21 Jahre ältere Produzent, damals verheiratet und Vater zweier Kinder, riet ihr, sich die Nase verkleinern zu lassen, um erfolgreich zu werden. „Mir gefiel meine Nase“, lehnte sie sein Ansinnen ab. Zumindest konnte Ponti sie zur Namensänderung überreden. Aus Sofia Scicolone wurde Sophia Loren.
Mit Rollen in „Die Frau vom Fluss“ (1954) und „Schade, dass du eine Kanaille bist“ (1955) wurde sie landesweit bekannt. Im Jahr 1957 heirateten Loren und Ponti, der sich inzwischen in Mexiko von seiner ersten Frau hatte scheiden lassen. Die Scheidung wurde in Italien aber nicht anerkannt und Ponti der Bigamie bezichtigt. Nur die Annulierung der Ehe bewahrte ihn vor dem Gefängnis.
Sophia Lorens Karriere lief auch international an. In „Stolz und Leidenschaft“ (1957) gab sie ihr Hollywood-Debüt an der Seite des Frauenschwarms Cary Grant. „Ich war erst 23 Jahre alt und er hat mir den Kopf verdreht“, erinnerte sie sich später an ihre Romanze. Auch der 30 Jahre ältere Grant verliebte sich Hals über Kopf in die schöne Italienerin und machte ihr sogar einen Heiratsantrag.
Sie blieb bei Ponti und wusste im Nachhinein, „Es war die richtige Entscheidung.“ Nachdem beide die französische Staatsbürgerschaft angenommen hatten, konnten sie 1966 endlich auch legal heiraten.
Aus der Ehe gingen nach mehreren Fehlgeburten zwei Söhne hervor – der Dirigent Carlo Ponti, 55, und der Regisseur Edoardo Ponti, 51. „Beide sind mein ganzer Stolz und mein Leben.“
Auch beruflich feierte die Diva große Erfolge. Im Jahr 1962 brachte ihr die Rolle in „Und dennoch leben sie“ unter der Regie von Vittorio de Sica ihren ersten „Oscar“ als beste Hauptdarstellerin ein. Im Jahr 1991 erhielt sie den zweiten für ihr Lebenswerk. In mehr als 100 Filmen stand Loren mit Leinwandhelden wie Anthony Quinn, John Wayne, William Holden oder Marlon Brando vor der Kamera. In Europa war es der Schauspieler Marcello Mastroianni (1924–1996), an dessen Seite sie in 13 Filmen spielte. Lange Zeit waren die beiden das Leinwand-Traumpaar schlechthin. „Er war ein großartiger Schauspieler und wusste immer, was er tat. Aber er tat immer so, als wüsste er es nicht, und das mochte ich sehr“, erinnert sie sich.
Mit ihrem Äußeren machte die hochgewachsene kurvige Diva auch im Alter noch Schlagzeilen, etwa, als sie sich mit 72 Jahren in erotischen Posen für den Pirelli-Kalender ablichten ließ.
Zu ihren unangenehmsten Lebenserfahrungen zählen die 18 Tage, die sie 1982 wegen Steuerhinterziehung im Frauengefängnis in Caserta (I) verbringen musste. Da lebte Sophia Loren mit ihrer Familie bereits in der Schweiz inmitten der Genfer Altstadt. Dort genießt sie bis heute ihr Leben, denn „die Schweiz ist und bleibt mein Zuhause“. Zuletzt war die Schauspielerin 2020 im Film „Du hast das Leben vor dir“ unter der Regie ihres Sohnes Edoardo Ponti zu sehen. Der Filmtitel passt zu Lorens Lebenseinstellung.
„Ich weine nicht der Vergangenheit nach. Ich konzentriere mich auf die Gegenwart und die Zukunft“, sagte sie in Vorfreude auf ihren 90er, den sie mit der ganzen Familie in Rom feiern wird.
Als italienische „Nonna“ freut sie sich dabei besonders auf ihre vier Enkelkinder. Zum Geburtstag wünscht sie sich nur eines, „dass sich meine Knie und mein Rücken so anfühlten wie meine Stimmung, denn die sind die einzigen, die mich an mein Alter erinnern“. rz