„Ich hasse reiche Männer“
Sie war das „Biest“ in der Serie „Der Denver-Clan“, war um keine Intrige verlegen und wurde damit in den 80er Jahren berühmt. Mittlerweile ist die britische Schauspielerin Joan Collins 90 Jahre alt, aber aufhören zu arbeiten will sie nicht.
Frau Collins, Sie sind immer modebewusst gewesen, jetzt kleiden Sie sich zeitlos. Kürzlich waren Fotos von Ihnen zu sehen, da trugen Sie eine schicke, schwarze Lederjacke des französischen Modeschöpfers Yves Saint Laurent aus den Achtzigern. Wo haben Sie dieses Prachtstück gefunden?
In meinem Kleiderschrank in London (England). Ich arbeite jetzt frühere Sachen auf. Mein ganzes Leben lang, seit dem Kindesalter, habe ich Mode geliebt. Meine Mutter und meine Tanten waren immer perfekt gekleidet, frisiert und manikürt. Ich habe Kleider für meine Puppen gemacht, nach Vorbildern aus Magazinen. Als ich dann nach Hollywood (USA) ging, entwarf ich die Kleider für viele der von mir dargestellten Charaktere.
Wenn Sie so wählerisch waren, müssen Sie sich oft mit den Kostümschneidern der Studios angelegt haben. Die lassen sich nicht gerne dreinreden …
Richtig. Nolan Miller, der 1981 für die Kleider in der Fernseh-Serie „Der Denver-Clan“ zuständig war, zeigte mir ein Stück und sagte: „Ich denke, wir stecken dich in diesen kleinen Tweed-Anzug mit einer Pussicat-Schleife.“ Ich rief, „Auf keinen Fall! Wissen Sie denn nicht, was Pierre Cardin und Yves Saint Laurent gerade in Paris (Frankreich) tun? Sie kreieren eingeklemmte Taillen und weite Schultern. Das will ich für die ,Alexis‘ haben (die von Joan Collins dargestellte Ex-Frau von Blake Carrington alias John Forsythe).“
Dann sind also die Kleider, die Sie als „Alexis“ getragen haben, Ihre Ideen gewesen?
Ich wollte nicht in Jeans und T-Shirt gesteckt werden. Vor allem nicht in abgetragene Hosen. Ich bin nicht dieser Typ. Ich finde es ekelhaft. Einmal sagte jemand zu mir: „Sie ziehen wohl niemals Trainingshosen an?“ Selbstverständlich tue ich das, wenn ich trainiere. Aber alles zu seiner Zeit und bei der richtigen Gelegenheit.
War auch die gewaltige, blonde Haarpracht in Ihrem neuen Film „Tomorrow Morning“ („Morgen Früh“) Ihre Erfindung?
Ich spiele eine Großmutter, die jung geblieben ist. Warum also nicht blond? Ihre Enkelin Catherine wird entführt, und die Oma muss einspringen.
Dies ist ein im zivilisierten England gemachter Film. In Hollywood haben Sie die schlimmsten Zeiten erlebt: Als viele männliche Darsteller und Direktoren glaubten, sie hätten ein Recht darauf, mit ihren attraktivsten weiblichen Schauspielerinnen zu schlafen. Wie haben Sie das unbeschadet überstanden?
Es wurde ein paar Mal bedrohlich. Damals galt das Gesetz: „Wenn du es nicht tust, stecken sie dich ins Kloster.“ Was so viel bedeutet wie: Du bekommst keine Arbeit. Ich habe die Kerle ausgelacht und kam davon.
Wurden Sie von den „Machos“ für Ihre Verweigerung bestraft?
Sie sprachen nicht mehr mit mir. Für diese sogenannten Helden waren junge Frauen Freiwild. Befummeln und Abtasten, Kuss-Versuche auf den Studio-Gängen waren gang und gäbe.
Sie zeigten auch Rückgrat, als Sie während des Drehens von „Denver-Clan“ für Frauen dasselbe Honorar forderten, wie es männliche Darsteller bekamen …
Für Gleichberechtigung habe ich schon in meinen Zwanzigern gekämpft. Ich finde es richtig, dass große, magnetische Darsteller wie Tom Cruise oder Meryl Streep mehr verdienen. Aber höhere Gagen, nur weil du ein Mann bist, das ist falsch.
Woher nehmen Sie Ihren Mut?
Vielleicht, weil ich ein „Blitz-Kind“ bin. Ich habe vage Erinnerungen daran, wie Mama und Papa mit mir bei den Luftangriffen der Deutschen auf London 1940, sie wurden „Der Blitz“ genannt, in den Luftschutzkeller rannten. Mama sagte, sie habe sich gefürchtet, aber in ihren Armen war meine Angst verflogen, und die Furcht kam nicht zurück. Wer mit so etwas aufwächst, fürchtet sich später vor nichts.
Auch nicht vor Männern? Immerhin sind Sie zum fünften Mal verheiratet, diesmal mit dem um 32 Jahre jüngeren Filmproduzenten Percy Gibson?
Wir trafen uns 2002, als er das Theaterstück „Love Letters“ machte. Er ist der ehrenwerteste Mann, den ich kenne: gut, liebenswürdig und warm. Vorher hatte ich ein paar andere geküsst. Für Frauen, die einen Partner für immer suchen, gilt das alte Sprichwort: „Männer sind wie Omnibusse: Wenn du lange genug wartest, kommt der richtige.“
In den meisten Ihrer Ehen waren Sie der Brotverdiener. Dabei hätten Sie sich dank Ihrer Schönheit leicht einen Milliardär angeln können und nicht mehr arbeiten müssen …
Ich wollte keinen. Ich hasse reiche Männer.
Viele junge Schauspieler klagen, die sozialen Medien seien unerträglich. Finden Sie das auch?
Mich selbst suche ich nie im Internet. Niemals. Ich bin bei Twitter, Instagram und Facebook, weil es Spaß macht. Ich habe drei Enkerl, sie sind aber nicht in den sozialen Medien. Dafür sorgen deren Eltern.
Mochten Sie Ihren Ruhm, als Sie jünger waren?
Natürlich. Wer würde das nicht? Auch wenn ich mir immer bewusst war, dass nichts ewig dauert. Einst fragte mich jemand: „Joan, was willst du tun, falls es eines Tages vorbei ist?“ Meine Antwort war: „Die Frage ist nicht, ‚falls‘ es vorbei ist, sondern ,wenn‘.“
Welches Leben führen Sie heute?
Ich pendle zwischen meiner Wohnung in London, dem Haus in Südfrankreich und einem Apartment in Los Angeles (USA) hin und her, lebe da, wo immer ich gerade arbeite. Das Haus in Frankreich wird auch für Urlaube mit den Kindern und mit Freunden im Sommer genutzt.
Finden Sie Altern schwierig?
Jeden Tag in der Früh, wenn ich aufwache, sage ich „Carpe diem – Nutze den Tag“. Du darfst nicht vergessen, dass jeder Tag dein letzter sein könnte.
Zur PersonJoan Henrietta Collins wurde am 23. Mai 1933 in der englischen Hauptstadt London geboren. Sie arbeitete früher als Modell, heute ist sie als Schauspielerin und Autorin tätig.
Seit sie im Jahr 2015 vom damaligen Prinz Charles geadelt wurde, darf sich die Darstellerin „Dame“ nennen. Joan Collins ist in fünfter Ehe mit dem Filmproduzenten Percy Gibson, 58, verheiratet. Und das seit 21 Jahren. Aus zwei früheren Ehen hat sie drei Kinder und sie ist dreifache Oma.
In meinem Kleiderschrank in London (England). Ich arbeite jetzt frühere Sachen auf. Mein ganzes Leben lang, seit dem Kindesalter, habe ich Mode geliebt. Meine Mutter und meine Tanten waren immer perfekt gekleidet, frisiert und manikürt. Ich habe Kleider für meine Puppen gemacht, nach Vorbildern aus Magazinen. Als ich dann nach Hollywood (USA) ging, entwarf ich die Kleider für viele der von mir dargestellten Charaktere.
Wenn Sie so wählerisch waren, müssen Sie sich oft mit den Kostümschneidern der Studios angelegt haben. Die lassen sich nicht gerne dreinreden …
Richtig. Nolan Miller, der 1981 für die Kleider in der Fernseh-Serie „Der Denver-Clan“ zuständig war, zeigte mir ein Stück und sagte: „Ich denke, wir stecken dich in diesen kleinen Tweed-Anzug mit einer Pussicat-Schleife.“ Ich rief, „Auf keinen Fall! Wissen Sie denn nicht, was Pierre Cardin und Yves Saint Laurent gerade in Paris (Frankreich) tun? Sie kreieren eingeklemmte Taillen und weite Schultern. Das will ich für die ,Alexis‘ haben (die von Joan Collins dargestellte Ex-Frau von Blake Carrington alias John Forsythe).“
Dann sind also die Kleider, die Sie als „Alexis“ getragen haben, Ihre Ideen gewesen?
Ich wollte nicht in Jeans und T-Shirt gesteckt werden. Vor allem nicht in abgetragene Hosen. Ich bin nicht dieser Typ. Ich finde es ekelhaft. Einmal sagte jemand zu mir: „Sie ziehen wohl niemals Trainingshosen an?“ Selbstverständlich tue ich das, wenn ich trainiere. Aber alles zu seiner Zeit und bei der richtigen Gelegenheit.
War auch die gewaltige, blonde Haarpracht in Ihrem neuen Film „Tomorrow Morning“ („Morgen Früh“) Ihre Erfindung?
Ich spiele eine Großmutter, die jung geblieben ist. Warum also nicht blond? Ihre Enkelin Catherine wird entführt, und die Oma muss einspringen.
Dies ist ein im zivilisierten England gemachter Film. In Hollywood haben Sie die schlimmsten Zeiten erlebt: Als viele männliche Darsteller und Direktoren glaubten, sie hätten ein Recht darauf, mit ihren attraktivsten weiblichen Schauspielerinnen zu schlafen. Wie haben Sie das unbeschadet überstanden?
Es wurde ein paar Mal bedrohlich. Damals galt das Gesetz: „Wenn du es nicht tust, stecken sie dich ins Kloster.“ Was so viel bedeutet wie: Du bekommst keine Arbeit. Ich habe die Kerle ausgelacht und kam davon.
Wurden Sie von den „Machos“ für Ihre Verweigerung bestraft?
Sie sprachen nicht mehr mit mir. Für diese sogenannten Helden waren junge Frauen Freiwild. Befummeln und Abtasten, Kuss-Versuche auf den Studio-Gängen waren gang und gäbe.
Sie zeigten auch Rückgrat, als Sie während des Drehens von „Denver-Clan“ für Frauen dasselbe Honorar forderten, wie es männliche Darsteller bekamen …
Für Gleichberechtigung habe ich schon in meinen Zwanzigern gekämpft. Ich finde es richtig, dass große, magnetische Darsteller wie Tom Cruise oder Meryl Streep mehr verdienen. Aber höhere Gagen, nur weil du ein Mann bist, das ist falsch.
Woher nehmen Sie Ihren Mut?
Vielleicht, weil ich ein „Blitz-Kind“ bin. Ich habe vage Erinnerungen daran, wie Mama und Papa mit mir bei den Luftangriffen der Deutschen auf London 1940, sie wurden „Der Blitz“ genannt, in den Luftschutzkeller rannten. Mama sagte, sie habe sich gefürchtet, aber in ihren Armen war meine Angst verflogen, und die Furcht kam nicht zurück. Wer mit so etwas aufwächst, fürchtet sich später vor nichts.
Auch nicht vor Männern? Immerhin sind Sie zum fünften Mal verheiratet, diesmal mit dem um 32 Jahre jüngeren Filmproduzenten Percy Gibson?
Wir trafen uns 2002, als er das Theaterstück „Love Letters“ machte. Er ist der ehrenwerteste Mann, den ich kenne: gut, liebenswürdig und warm. Vorher hatte ich ein paar andere geküsst. Für Frauen, die einen Partner für immer suchen, gilt das alte Sprichwort: „Männer sind wie Omnibusse: Wenn du lange genug wartest, kommt der richtige.“
In den meisten Ihrer Ehen waren Sie der Brotverdiener. Dabei hätten Sie sich dank Ihrer Schönheit leicht einen Milliardär angeln können und nicht mehr arbeiten müssen …
Ich wollte keinen. Ich hasse reiche Männer.
Viele junge Schauspieler klagen, die sozialen Medien seien unerträglich. Finden Sie das auch?
Mich selbst suche ich nie im Internet. Niemals. Ich bin bei Twitter, Instagram und Facebook, weil es Spaß macht. Ich habe drei Enkerl, sie sind aber nicht in den sozialen Medien. Dafür sorgen deren Eltern.
Mochten Sie Ihren Ruhm, als Sie jünger waren?
Natürlich. Wer würde das nicht? Auch wenn ich mir immer bewusst war, dass nichts ewig dauert. Einst fragte mich jemand: „Joan, was willst du tun, falls es eines Tages vorbei ist?“ Meine Antwort war: „Die Frage ist nicht, ‚falls‘ es vorbei ist, sondern ,wenn‘.“
Welches Leben führen Sie heute?
Ich pendle zwischen meiner Wohnung in London, dem Haus in Südfrankreich und einem Apartment in Los Angeles (USA) hin und her, lebe da, wo immer ich gerade arbeite. Das Haus in Frankreich wird auch für Urlaube mit den Kindern und mit Freunden im Sommer genutzt.
Finden Sie Altern schwierig?
Jeden Tag in der Früh, wenn ich aufwache, sage ich „Carpe diem – Nutze den Tag“. Du darfst nicht vergessen, dass jeder Tag dein letzter sein könnte.
Zur Person
Seit sie im Jahr 2015 vom damaligen Prinz Charles geadelt wurde, darf sich die Darstellerin „Dame“ nennen. Joan Collins ist in fünfter Ehe mit dem Filmproduzenten Percy Gibson, 58, verheiratet. Und das seit 21 Jahren. Aus zwei früheren Ehen hat sie drei Kinder und sie ist dreifache Oma.