Der Zauber der Pfingstrosen
Alles begann bei dem Gärtner Michael Miely aus Uttenthal (OÖ) mit seiner Sammlerleidenschaft. Daraus entwickelte sich einer der üppigsten und farbenprächtigsten Pfingstrosen-Schaugärten unseres Landes.
Ich habe mir die schönsten Stücke aus Spezialgärtnereien in Deutschland schicken lassen und sie in meinen Garten gesetzt“, erinnert sich Michael Miely, 59, an die Anfänge seiner Leidenschaft, die schon in den 1980er Jahren nach dem Abschluss seiner Lehre als Gärtner begann. Und die konzentrierte sich, für einen Gärtner wenig verwunderlich, auf eine Pflanze, die Päonie, wie ihre botanische Bezeichnung lautet.

Im Laufe der Jahre wuchs die Sammlung in einem Ausmaß heran, für die der Begriff „respektabel“ eine Untertreibung ist. Denn mittlerweile wachsen in seinem Schaugarten im beschaulichen Örtchen Uttenthal, zwischen Wallern und Buchkirchen bei Wels (OÖ) fast 700 verschiedene Arten einer Pflanze, die wir besser als Pfingstrose kennen. „427 verschiedene Sorten von Stauden-, 226 Strauchpfingstrosen und 35 Sorten sogenannte intersektionelle Hybriden“, zählt Miely sein Sortiment auf, das er auf einer Fläche von etwa eineinhalb Fußballfeldern präsentiert.

Pfingstrosen züchten ist nichts für Ungeduldige

„Pfingstrosen sind unkompliziert. Um eine Pfingstrose im Garten zu haben, ist kein grüner Daumen nötig. Wenn die Wurzeln richtig herum eingesetzt werden, hat man schon gewonnen“, lacht der 59jährige. „Ich bin fasziniert vom Farbenspektrum und von der Formvielfalt der Blüte. Klassisches Weiß, Rosa und Rot zum Orange, Gelb, Schwarzrot und Violett, alle Farben sind zu finden. Ich liebe große und prächtige Pflanzen. Daher ist die Pfingstrose für mich die Prachtstaude schlechthin“, erklärt Miely seine
Leidenschaft.

Bald begann der Gärtner mit der Eigenzucht. Dies ist ein jahrelanger Prozess. „Vom Samenabnehmer bis zur ersten Keimphase dauert es zwei Jahre. Die Pflanze braucht zwei Frostperioden im Winter. Von der Keimung weg bis zur ersten Blüte dauert es etwa sieben Jahre.

Eine Pflanze wird dann über Teilung vervielfältigt. Wenn wir mit der Teilung beginnen, vergehen nochmals neun bis zwölf Jahre, bis wir das Prachtstück ins Sortiment nehmen können. Die Zucht einer Pfingstrose ist also nichts für Ungeduldige“, sagt Miely lachend, der bereits 50 Eigenzüchtungen in seinem Sortiment anbietet. Dieser Aufwand hat natürlich seinen Preis. So kostet etwa die Pfingstrose „Drolla“ aus der Miely-Zucht € 75,–. „Sie besticht mit ihrer gefüllten Blütenform, trägt ihr Farbenkleid in Cremerosa mit einen Hauch Lachs. Sie hat einen großen Blütenkopf und ist ein Frühblüher mit einer Höhe von 90 Zentimetern“, schwärmt der Experte.

Die teuerste Pfingstrose, „Elsa von Brabant“, ebenfalls eine Eigenzucht, schlägt gar mit € 180,– zu Buche. Falls Freunden klassischer Musik die Namen bekannt vorkommen: „Ich bin Opernliebhaber und Wagners Schöpfungen geben meinen Pfingstrosen die schönsten Namen“, erklärt Miely seinen persönlichen Zusammenhang zwischen Botanik und Klassik.

Doch wer beim Gärtner eine dieser Pflanzen kaufen will, muss nicht zwangsläufig tief in die Tasche greifen. Ab € 11,50 lässt sich der Garten mit Pfingstrosen aufwerten und seine bestverkaufte Päonie ist die „Coral Charm“, die mit € 19,– ebenfalls kein großes Loch ins Gartenbudget reißt.

Die Pfingstrosen gibt es beim Züchter auch als Schnittblumen und als Wurzel

Aber nicht nur die Pflanzen können erworben werden, Miely verschickt die Wurzeln in ganz Europa. Von Anfang bis Mitte Oktober können die bestellten Pfingstrosenwurzeln auch vorort abgeholt werden.

Ein großes Sortiment führt der Pfingstrosengarten auch an Schnittblumen, die auf Vorbestellung erworben werden können. „Bis Ende Juni können wir Pfingstrosen im Kühlraum bei vier Grad Celsius halten, auch wenn wir sie jetzt schon schneiden. Die Blüte muss im Knospenstadium geschnitten werden. Der beste Zeitpunkt ist, wenn die Knospe eine leichte Druckstärke hat und etwas Farbe zeigt. Ab einer Temperatur von mehr als zehn Grad in der Nacht schwellen die Knospen in Windeseile auf“, erklärt der Fachmann.

Auch auf die Frage, warum sich auf den Knospen gerne Ameisen befinden, weiß er die Antwort. „Wenn die Pfingstrosenknospen Schuppen bilden, scheiden sie Zuckerwasser aus. Die Ameisen holen sich das süße Elixier von den Knospen.“

Da Pfingstrosen zwischen Mitte April und Mitte Juni erblühen, sollte jetzt Mielys Garten in überbordender Farbenpracht strahlen. Doch erst wenige Pflanzen haben ihre Knospen geöffnet. „Es war in den vergangenen Wochen kühl und nass, das mögen die Pfingstrosen am wenigsten. Der Wettergott ist uns aber gnädig. In den kommenden Tagen werden sich höhere Temperaturen einstellen, die den Garten in ein Pfingstrosenparadies verwandeln. Wer dann in den Zauberbann der Pfingstrosen gerät, ist verloren“, prophezeit Miely.