Mutter über die vielen Schicksalsschläge in der Familie:
„Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen“
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Mehr als zwanzig Jahre lang wurde Carolin Oder von Schicksalsschlägen gebeutelt. Angefangen vom Tod ihres Vaters bis zur eigenen Hirntumor-Diagnose und der lebensbedrohlichen Krankheit ihres Sohnes. Heute hat sie gelernt, sich von Krisen nicht ihre Lebensfreude nehmen zu lassen und möchte auch anderen helfen, Mut und innere Stärke zu finden.
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Das Leben ist nicht planbar, das weiß Carolin Oder, 50, besser als jeder andere. Zwanzig Jahre lang musste die gebürtige Deutsche, die heute in der Schweiz lebt, einen Schicksalsschlag nach dem anderen ertragen.
„Menschen in meinem Umfeld beschreiben mich als ,Powerfrau‘, die gerne albern ist, laut und viel lacht und vor Lebensfreude nur so sprüht. Aber ich kenne auch die Schattenseiten des Lebens.“
Alles begann im Jahr 1991, als bei ihrem Vater bei einem zufälligen Bluttest Leukämie festgestellt wurde. „Im Sommer 2005, ich war ein paar Monate zuvor 30 geworden, verlor mein Papa seinen Kampf gegen den Krebs.“ Nach der Beerdigung stürzte sich Oder in ihre Arbeit als internationale Vertriebsleiterin und ignorierte jedes Warnsignal ihres Körpers.
Bis sie im Jahr 2006 von einem „komischen Schwindel“ und starken Kopfschmerzen geplagt wurde. Der „weiße Fleck“ in ihrem Kopf wurde beim MRT schließlich als gutartiger Hirntumor, der im Innenohr wuchs, diagnostiziert. Zusätzlich hatte sie stark erweiterte Hirnwasserkammern, die für den Schwindel verant-
wortlich waren.
Bevor die Bestrahlung erfolgen konnte, musste also ihr Hydrozephalus („Wasserkopf“) behandelt werden.
Durch das Einsetzen eines „Shunt-Ventils“, bei dem ein Loch durch die Schädeldecke gebohrt wird, wurde das überschüssige Hirnwasser abgelassen. „Heute besteht der Hirntumor nur noch aus totem Gewebe, das immer kleiner wird.“
Im Jahr 2008 heiratete sie ihre große Liebe Steffen. Caroline Oder war der Meinung, das Leben meine es wieder gut mit ihr. Doch es ging Schlag auf Schlag weiter.
„Wir lebten zwischen Bangen und Hoffen“
Als sie 2009, mit 33 Jahren, mit ihrem ersten Sohn schwanger wurde, war für sie das Glück perfekt. Doch die Fruchtblase platzte zwei Wochen vor dem Termin, während der Geburt sackten die Herztöne des Babys immer wieder ab.
Mit einem NotfallKaiserschnitt brachte sie schließlich
Lukas (Name von der Redaktion geändert) zur Welt. Der zuständige Arzt übergab ihr ihren Sohn mit den Worten, „Er hat deformierte Hände, einen Klumpfuß und wir haben im Eifer des Gefechtes leider seine Wange mit dem Skalpell erwischt.“
Noch heute erinnert sich die Mutter an diesen schicksalshaften Moment auf der Neugeborenen-Intensivstation. „Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen.“
Ihr Sohn litt an einer lebensbedrohlichen Krankheit, dem Loeys-Dietz-Syndrom (LDS). Es beschreibt eine genetische Erkrankung des Bindegewebes, bei dem Organe oder Blutgefäße im gesamten Körper zu reißen drohen. Einer von weltweit 2.000 Menschen leidet darunter.
„Im Alter von sechs und zehn Wochen erlebten wir unsere ersten Operationen. Zwei Leistenbrüche wurden nacheinander operiert. Alles an ihm schien zu weich, zu instabil, zu beweglich oder zu lang zu sein.“
Im Laufe der Monate kamen eine Schluckstörung und weitere Operationen hinzu. In 14 Lebensjahren wurde er 18 Mal aufgeschnitten. „Ich hatte das Gefühl, ich kann meinen Sohn nicht mehr beschützen.“
Hinzu kam eine zweite, ungeplante Schwangerschaft. „Unser zweiter Sohn war eine Überraschung.“
Aufgrund der schwerwiegenden Krankheit von Lukas und ihrer 38 Jahre hielt sich die Vorfreude in Grenzen. Doch dieses Mal brachte Oder einen gesunden und munteren Sohn, Emil (Name von der Redaktion geändert), zur Welt.
Während sich Emil im Laufe der Jahre unauffällig entwickelte, erlitt Lukas einen Aorta-Einriss, Aneurysmen und eine hochgradige Herzklappen-Insuffizienz. „Wir lebten zwischen Bangen und Hoffen. Der Schlafentzug, die ständige Habtachtstellung und die extreme Verlustangst zerrten an unseren Nerven.“
Doch Lukas war damals wie heute ein Kämpfer. „Wir sagen immer, es sähe aus, als hätte er mit einem weißen Hai gekämpft“, meint Oder schmunzelnd.
An die Grenze ihrer Belastbarkeit brachten Oder im Jahr 2019 dann zwei epileptische Anfälle von Emil, die mit halbseitigen Gesichtslähmungen einhergingen. Eine Rolando-Epilepsie wurde diagnostiziert. „Eine gutartige Epilepsie, die nicht das ganze Gehirn, sondern nur das Sprachzentrum betrifft.“
Im Jahr 2022 erreichte Oder schließlich den absoluten Tiefpunkt. Nachdem Lukas bei einem Herzstillstand fast gestorben wäre und am offenen Herzen operiert werden musste, brach Oder zusammen. Sie litt unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, verfiel in tiefe Traurigkeit, war antriebslos, extrem schreckhaft und hatte Albträume, Herzrhythmusstörungen und Schwindelattacken.
Ihren Weg aus dieser Abwärtsspirale fand sie durch Therapiesitzungen und ihrem eigens entwickelten „GENAUSO“-Prinzip. Sie erkannte Muster und Gedankengänge, die ihr halfen, aus dem Teufelskreislauf der Sorgen und Ängste auszubrechen.
Das Prinzip unterteilt sie in sieben Stufen: Geht nicht, gibt‘s nicht, Emotionen zeigen, Netzwerk stärken, Akzeptanz üben, Ungewissheit eingehen, Selbstliebe praktizieren sowie Optimismus leben. Diese sieben Wege zu innerer Stärke beschreibt sie in ihrem Buch „Plötzlich Krise – was jetzt?“ (novum Verlag).
Es sind aus ihrem eigenen Leben abgeleitete Denkanstöße, die auch anderen helfen sollen, zu reflektieren und Unvorhergesehenes zu bewältigen. „Das Buch ersetzt keinen Facharzt. Es basiert auf den Theorien der Resilienzforschung und ist als praktischer Ratgeber gedacht.“
Seit dem Jahr 2023 ist Oder professionelle Rednerin und Mentorin. Mittlerweile hat sie gelernt, mit Unsicherheiten zu leben, aber sich davon nicht ihre Lebensfreude nehmen zu lassen. „Denn eines ist sicher: Krisen kommen. Die Frage ist nicht, ob, sondern wie du ihnen begegnest.“ Schuh
„Menschen in meinem Umfeld beschreiben mich als ,Powerfrau‘, die gerne albern ist, laut und viel lacht und vor Lebensfreude nur so sprüht. Aber ich kenne auch die Schattenseiten des Lebens.“
Alles begann im Jahr 1991, als bei ihrem Vater bei einem zufälligen Bluttest Leukämie festgestellt wurde. „Im Sommer 2005, ich war ein paar Monate zuvor 30 geworden, verlor mein Papa seinen Kampf gegen den Krebs.“ Nach der Beerdigung stürzte sich Oder in ihre Arbeit als internationale Vertriebsleiterin und ignorierte jedes Warnsignal ihres Körpers.
Bis sie im Jahr 2006 von einem „komischen Schwindel“ und starken Kopfschmerzen geplagt wurde. Der „weiße Fleck“ in ihrem Kopf wurde beim MRT schließlich als gutartiger Hirntumor, der im Innenohr wuchs, diagnostiziert. Zusätzlich hatte sie stark erweiterte Hirnwasserkammern, die für den Schwindel verant-
wortlich waren.
Bevor die Bestrahlung erfolgen konnte, musste also ihr Hydrozephalus („Wasserkopf“) behandelt werden.
Durch das Einsetzen eines „Shunt-Ventils“, bei dem ein Loch durch die Schädeldecke gebohrt wird, wurde das überschüssige Hirnwasser abgelassen. „Heute besteht der Hirntumor nur noch aus totem Gewebe, das immer kleiner wird.“
Im Jahr 2008 heiratete sie ihre große Liebe Steffen. Caroline Oder war der Meinung, das Leben meine es wieder gut mit ihr. Doch es ging Schlag auf Schlag weiter.
„Wir lebten zwischen Bangen und Hoffen“
Als sie 2009, mit 33 Jahren, mit ihrem ersten Sohn schwanger wurde, war für sie das Glück perfekt. Doch die Fruchtblase platzte zwei Wochen vor dem Termin, während der Geburt sackten die Herztöne des Babys immer wieder ab.
Mit einem NotfallKaiserschnitt brachte sie schließlich
Lukas (Name von der Redaktion geändert) zur Welt. Der zuständige Arzt übergab ihr ihren Sohn mit den Worten, „Er hat deformierte Hände, einen Klumpfuß und wir haben im Eifer des Gefechtes leider seine Wange mit dem Skalpell erwischt.“
Noch heute erinnert sich die Mutter an diesen schicksalshaften Moment auf der Neugeborenen-Intensivstation. „Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen.“
Ihr Sohn litt an einer lebensbedrohlichen Krankheit, dem Loeys-Dietz-Syndrom (LDS). Es beschreibt eine genetische Erkrankung des Bindegewebes, bei dem Organe oder Blutgefäße im gesamten Körper zu reißen drohen. Einer von weltweit 2.000 Menschen leidet darunter.
„Im Alter von sechs und zehn Wochen erlebten wir unsere ersten Operationen. Zwei Leistenbrüche wurden nacheinander operiert. Alles an ihm schien zu weich, zu instabil, zu beweglich oder zu lang zu sein.“
Im Laufe der Monate kamen eine Schluckstörung und weitere Operationen hinzu. In 14 Lebensjahren wurde er 18 Mal aufgeschnitten. „Ich hatte das Gefühl, ich kann meinen Sohn nicht mehr beschützen.“
Hinzu kam eine zweite, ungeplante Schwangerschaft. „Unser zweiter Sohn war eine Überraschung.“
Aufgrund der schwerwiegenden Krankheit von Lukas und ihrer 38 Jahre hielt sich die Vorfreude in Grenzen. Doch dieses Mal brachte Oder einen gesunden und munteren Sohn, Emil (Name von der Redaktion geändert), zur Welt.
Während sich Emil im Laufe der Jahre unauffällig entwickelte, erlitt Lukas einen Aorta-Einriss, Aneurysmen und eine hochgradige Herzklappen-Insuffizienz. „Wir lebten zwischen Bangen und Hoffen. Der Schlafentzug, die ständige Habtachtstellung und die extreme Verlustangst zerrten an unseren Nerven.“
Doch Lukas war damals wie heute ein Kämpfer. „Wir sagen immer, es sähe aus, als hätte er mit einem weißen Hai gekämpft“, meint Oder schmunzelnd.
An die Grenze ihrer Belastbarkeit brachten Oder im Jahr 2019 dann zwei epileptische Anfälle von Emil, die mit halbseitigen Gesichtslähmungen einhergingen. Eine Rolando-Epilepsie wurde diagnostiziert. „Eine gutartige Epilepsie, die nicht das ganze Gehirn, sondern nur das Sprachzentrum betrifft.“
Im Jahr 2022 erreichte Oder schließlich den absoluten Tiefpunkt. Nachdem Lukas bei einem Herzstillstand fast gestorben wäre und am offenen Herzen operiert werden musste, brach Oder zusammen. Sie litt unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, verfiel in tiefe Traurigkeit, war antriebslos, extrem schreckhaft und hatte Albträume, Herzrhythmusstörungen und Schwindelattacken.
Ihren Weg aus dieser Abwärtsspirale fand sie durch Therapiesitzungen und ihrem eigens entwickelten „GENAUSO“-Prinzip. Sie erkannte Muster und Gedankengänge, die ihr halfen, aus dem Teufelskreislauf der Sorgen und Ängste auszubrechen.
Das Prinzip unterteilt sie in sieben Stufen: Geht nicht, gibt‘s nicht, Emotionen zeigen, Netzwerk stärken, Akzeptanz üben, Ungewissheit eingehen, Selbstliebe praktizieren sowie Optimismus leben. Diese sieben Wege zu innerer Stärke beschreibt sie in ihrem Buch „Plötzlich Krise – was jetzt?“ (novum Verlag).
Es sind aus ihrem eigenen Leben abgeleitete Denkanstöße, die auch anderen helfen sollen, zu reflektieren und Unvorhergesehenes zu bewältigen. „Das Buch ersetzt keinen Facharzt. Es basiert auf den Theorien der Resilienzforschung und ist als praktischer Ratgeber gedacht.“
Seit dem Jahr 2023 ist Oder professionelle Rednerin und Mentorin. Mittlerweile hat sie gelernt, mit Unsicherheiten zu leben, aber sich davon nicht ihre Lebensfreude nehmen zu lassen. „Denn eines ist sicher: Krisen kommen. Die Frage ist nicht, ob, sondern wie du ihnen begegnest.“ Schuh
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