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Ausgabe Nr. 43/2025 vom 22.10.2025, Foto: picturedesk.com
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Roland Düringer, 61
Roland Düringer:
„Ich wäre beinahe gestorben“
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Er ist zurück auf der Bühne. In seinem „Regenerationsabend 3.0“ erzählt Roland Düringer, 61, aus seinem Leben. Das durch eine Hüft-Operation im Vorjahr in großer Gefahr war. Die unvorhergesehenen Komplikationen beschäftigen den beliebten Kabarettisten bis heute.
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Herr Düringer, stimmt es, dass Ihr neues Kabarett-Programm „Regenerationsabend 3.0“ wie das vorangegangene „2.0“ auf Improvisation beruht?

Das stimmt – und trotzdem ist es das bestvorbereitete Kabarett-Programm aller Zeiten. Genau gesagt, habe ich mich den Großteil meines Lebens darauf vorbereitet, weil ich aus meinem bisher gelebten Leben erzähle.

Auch wenn Sie ein Meister im Geschichtenerzählen sind, wissen Sie heute noch, was Sie vor 20, 30 oder 40 Jahren gemacht haben?

Da geht es gar nicht ums Merken, sondern was abgespeichert wurde. Fakt ist, dass das Gedächtnis nachlässt und wir uns manchmal falsch erinnern. Aber die Essenz der wichtigsten Geschichten vergisst niemand, außer er ist krank. Wenn ich jemanden nach seiner Hauptschul- oder Gymnasium-Zeit frage, hat derjenige garantiert sofort ein paar Gesichter im Kopf, an die er sich erinnert. Es geht um die emotionale Verbindung.

Was ist der konkrete Inhalt von „Regenerationsabend 3.0“?

Es geht hauptsächlich um meinen Beruf und wie alles losgegangen ist mit „Schlabarett“, der Kabarettgruppe, in der ich mit Alfred Dorfer, Rainer Nowak und Andrea Händler gespielt habe. Wir haben in der Schauspielschule eine Methode gelernt, die sich „Method Acting“ nennt. Dabei gibt es immer eine Verbindung zwischen einer Emotion und realen Ereignissen. So entsteht dann sozusagen der Text.

Das heißt, Sie könnten theoretisch nun immer unvorbereitet auf die Bühne gehen …

Ich könnte wahrscheinlich die Regenerationsabende 4.0, 5.0 und 6.0 machen. Aber niemand weiß, was kommt und ob ich dann noch auf der Bühne stehen kann oder überhaupt noch jemand bereit ist, Geld dafür zu bezahlen. Wir leben in unsicheren Zeiten. Deshalb mache ich auch keine großen Pläne mehr, auch nicht, was Filme oder ein neues Programm betrifft. Letztendlich ist es verlorene Energie.

Was ist mit dem Weihnachtsfilm „Aufputzt is“, der am 20. November ins Kino kommt?

Da steckt aber keine persönliche Energie drin, ich habe nur mitgespielt, weil ich angerufen und gefragt wurde, ob ich vier Drehtage haben möchte. Was ich nicht mehr brauche, ist, etwas selbst für die Bühne zu entwickeln wie etwa „Afrika“ oder, Gott bewahre, einen Kinofilm, an dem ich drei, vier Jahre arbeite. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen.

Dann bleiben wir bei der Regeneration. Das klingt fast wie eine Prophezeiung, unter dem Gesichtspunkt, dass Sie noch immer an den Folgen einer Hüftoperation leiden, die im Dezember 2024 stattgefunden hat. Woran hakt es?

Das ist keine Regeneration, sondern das Gegenteil davon. Regeneration, so wie ich es verstehe, kommt ja aus dem Sport. Man trainiert hart, überlastet den Organismus und regeneriert anschließend bei einer Aktivität mit niedrigem Puls, um die Erholung zu beschleunigen. Was ich hatte, war ein Unfall, nach dem ich wieder aufbauen musste und muss.

Wie schlimm ist es noch?

Na ja, ich wäre daran beinahe gestorben und habe durch innere Blutungen drei Liter Blut verloren. Mir wurde bei der Operation ein Gefäß perforiert, was niemand bemerkt hat. Ich hatte dann innerhalb von 24 Stunden drei Operationen, eine mit Kreuzstich und zwei Notoperationen mit Vollnarkose. Das hat Spuren hinterlassen. Unter anderem funktioniert das Nervensystem im Bein noch nicht ganz und die Lymphe auch nicht. Aber es wird schon.

Sie bekamen ein künstliches Hüftgelenk und haben die Operation ein Jahr lang geplant und schon im Vorfeld trainiert, um schnell wieder fit zu sein. Hat sich das Planen mit dem unvorhersehbaren Ausgang für Sie nun erledigt?

Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen. Es wäre aber mit Sicherheit falsch, nichts mehr zu planen. Ein Plan ist eine Struktur wie eine Landkarte, wo ich mir einen Weg einzeichne, den ich gehen will. Ist der Weg dann gesperrt, muss ich schauen, was zu tun ist, um trotzdem weiterzukommen. Wenn ein Löwe in der Früh aufsteht und Hunger hat, ist der Plan auch, dass er eine Antilope erlegt. Ob das gleich funktioniert, kann er nicht wissen. Aber den Plan muss er trotzdem haben und dabei flexibel bleiben.

Waren Sie nie wütend auf den Arzt, dem diese Schlamperei unterlaufen ist?

Natürlich könnte ich mir denken, wie kann man den Trottel verklagen? Aber so ist das Leben, das kann passieren. Mein Ziel war von Anfang an, so schnell wie möglich wieder auf die Füße zu kommen. Da ich immer trainiert und auf meine Ernährung geschaut habe, war ich nach dem Unfall darauf fokussiert, wie es weitergehen kann. Ich trainiere mehr als jemals zuvor, bin sechs Mal pro Woche im Fitnessstudio und ernähre mich noch gesünder.

Im Jahr 2024 ist auch Ihre Mutter verstorben.
Wie lautet Ihre Erkenntnis über die Endlichkeit?


Wir haben ein systemisches Gesamtproblem, weil wir glauben, dass es Ziel sein muss, möglichst alt zu werden. Wie man alt wird, ist eher wurscht. Meine Mutter hat 30 Jahre lang gelitten, bis sie mit 90 hat sterben dürfen. Ich habe viel Zeit im Pflegeheim und in Spitälern verbracht. Wenn du siehst, was sich dort abspielt und du einigermaßen im Leben stehst, lautet die Erkenntnis: Das darf mir nicht passieren. Man muss, so gut es geht, Vorkehrungen treffen. Ganz in der Hand haben wir es natürlich nie.


Roland Düringer wurde am 31. Oktober 1963 in Wien geboren und stand in den 1980er Jahren mit der Kabarettgruppe „Schlabarett“ erstmals auf der Bühne.
Im Jahr 1994 spielte er mit „Hinterholzacht“ sein
erstes Solo-Programm und feierte beim Film mit den Produktionen „Muttertag“ (1994) und „Hinterholz 8“ (1998) große Erfolge.

Der Kabarettist lebt mit seiner Frau in Baden (NÖ)
und ist Vater einer Tochter.

Derzeit ist Düringer mit seinem neuen Programm
„Regenerationsabend 3.0“ auf Tour durch unser Land. Termine und Karten unter: https://dueringer.at/termine/
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