Dialekt ist Heimat
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Unsere Sprache ist Teil unserer Landes-Identität. Das gilt für das österreichische Hochdeutsch ebenso wie für den Dialekt. Aber er ist immer seltener zu hören.
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Treffender lässt es sich nicht sagen. „Der Österreicher unterscheidet sich vom Deutschen durch die gemeinsame Sprache.“ Dieser oft fälschlicherweise dem Schriftsteller Karl Kraus zugeschriebene Satz hat seinen Ursprung im englischen Sprachraum.
Kulturerbe „Muntafunerisch“ und Ötztaler Mundart
Dort kursiert Ähnliches über den Unterschied zwischen dem britischen und dem amerikanischen Englisch. Karl Farkas, der als Jude vor den Nationalsozialisten fliehen musste, hat den Vergleich wohl aus der Emigration mitgebracht und in seinen Kabarettprogrammen der Nachkriegszeit populär gemacht.
Neben unserem österreichischen Hochdeutsch ist aber vor allem der Dialekt ein Teil unserer Kultur, die unser Land prägt. Die Ötztaler Mundart und der Montafoner Dialekt sind in das österreichische UNESCO-Verzeichnis des „immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen worden.
Der im Tiroler Ötztal gesprochene Dialekt hat sich seit dem 12. Jahrhundert kaum verändert. Bis zu 15.000 aktive Sprecher verwenden ihn nach wie vor. Auch das Vorarlberger „Muntafunerisch“ ist stark im Alltag verankert. Der Dialekt ist „eine regionale Sprachvarietät, oft wird nach Bundesländern unterschieden“, erklärt der Verfasser des Klassikers „Das österreichische Deutsch“ Robert Sedlaczek. „Es gibt aber auch innerhalb der Bundesländer verschiedene Dialekte. In Tirol lässt sich feststellen, dass sogar zwischen einzelnen Tälern Unterschiede bestehen. Das Wienerische, als ein Großstadtdialekt, strahlt hingegen auch weit ins Umfeld aus.“
Dialekt ist gesprochene Heimat, das hat im Vorjahr auch eine Studie in Deutschland bestätigt. Zwei Drittel der Befragten verbanden die Mundart vor allem mit dem Zuhause und persönlicher Nähe. Das bestätigt auch der Sprachforscher.
„Dialekte vermitteln Identität, sind identitätsstiftend. Junge Menschen posten im Internet manchmal mit ihrer regionalen Ausdrucksweise, um sich von Dialektsprechern aus anderen Regionen abzugrenzen, und sie freuen sich, wenn die anderen nicht jedes Wort verstehen.“ Ähnliches greifen Witze auf, in denen es um sprachliche Missverständnisse geht. Robert Sedlaczek hat einige in seiner wöchentlichen Internet-Rubrik sprachblog.at gesammelt. Wie etwa jenen, in dem ein deutscher Tourist und ein Tiroler aneinander vorbeireden.
„Wie heißt denn der Berg da drüben?“
„Wöchana?“ „Oh, vielen Dank!“
Aber die verschiedenen Dialekte sind immer seltener zu hören. In Wien und anderen Städten sprechen Jugendliche oft ein „Internet-Bundesdeutsch-Hochdeutsch“, das frei von österreichischer Sprachfärbung oder gar Mundart ist.
„Dialekte sind in einer Großstadt wie Wien stärker im Rückzug als auf dem Land. In Klagenfurt oder in Innsbruck redet ein Arzt mit dem Patienten noch im Dialekt, in Wien wohl nicht mehr.“
Neue „Gummiwuchtel“ und „Laterndlgarage“
Dass in der Bundeshauptstadt der Dialekt oft auf verlorenem Posten steht, begründet Robert Sedlaczek auch mit der Bevölkerungsentwicklung. „Es gibt einen Zuzug aus Staaten, in denen andere Sprachen gesprochen werden, und aus Teilen Deutschlands, in denen andere Dialekte oder gar keine mehr gesprochen werden.“ Der Anteil der Großstädter, die im Wiener Dialekt verwurzelt sind, ist stark zurückgegangen.
Von einem Aussterben kann aber keine Rede sein, dafür sorgen auch Liedermacher oder Kabarettisten. Noch lebt der Dialekt, was sich auch an neuen Wortbildungen zeige, wie „Gummiwuchtel“ für ein aufblasbares Schwimmbecken oder die „Laterndlgarage“ für einen Parkplatz auf der Straße.
Jahrzehntelang wurde zudem der Dialekt in den Klassenzimmern auch als „gschert“ oder Unterschichtssprache verunglimpft. Das hat Auswirkungen, nicht überall jedoch im gleichen Ausmaß. „Es wäre wichtig, den Dialektsprechern unter den Schülern den Dialekt nicht auszutreiben“, ist Robert Sedlaczek überzeugt. Der Unterricht sollte darauf ausgerichtet werden, dass sie die Hochsprache lernen, ohne dass ihnen der Dialekt abgewöhnt wird.
„Die Schüler müssen verstehen, dass es um zwei paar Schuhe geht: um feine Ausgehschuhe und um Hauspatschen. Wann ziehe ich was an?
Wer mit Hauspatschen ins Theater geht, verhält sich nicht adäquat. Wer zuhause Ausgehschuhe trägt, auch nicht.“ Ähnlich ist es mit dem Umgang von Hochdeutsch und Dialekt.
Das österreichische Deutsch hat seit dem Jahr 1951 ein eigenes Wörterbuch, das auch in der Schule maßgeblich ist. Aber es sind nicht nur Wörter wie „Marille“ statt „Aprikose“, „Jänner“ statt „Januar“ oder „Sackerl“ statt „Tüte“, die uns vom deutschen Nachbarn unterscheiden.
„Das österreichische Deutsch hat auch eine eigene Sprachmelodie“, weiß der Autor Robert Sedlaczek. Der Österreicher unterscheidet sich von den Deutschen also nicht nur durch die Wortwahl, sondern auch durch die Betonung.
Österreicher sind „höflicher“ als Deutsche
Außerdem sind wir weniger direkt und reden öfter in der höflichen Möglichkeitsform miteinander: „,Könnten Sie bitte so freundlich sein und mir sagen, wo ich den nächsten Bankomaten finde?‘ statt ,Bitte, wo ist der nächste Geldautomat?‘
Die Deutschen empfinden uns als langatmig und umständlich, wir empfinden die Deutschen als zu direkt und dadurch unhöflich“, sagt der Sprachexperte Sedlaczek.
Wobei das österreichische Deutsch in der Schule teils einen schweren Stand hat. Etwa wenn Lehrer „eine Eins“ im Zeugnis vergeben und nicht „einen Einser“. Oder im Unterricht der „Junge“ den „Buben“ längst abgelöst hat, ebenso wie der „Pickel“ das „Wimmerl“. Ein großer Teil der Lehrerschaft ist der Meinung, dass das „deutschländische“ Deutsch „korrekter“ als das österreichische sei.
So sogn‘s mia
Vorarlberg
gsi: gewesen
Häß: Kleidung
lupfa: etwas aufheben
Tirol
eppes: etwas
g‘fiarig: bequem,
leicht handhabbar
Marend (e): Nachmittagsjause
Salzburg
Lassing: Frühling
rogl: beweglich, locker
Zwespm: Zwetschke
Kärnten
Buzale: Baby
Gogalore: Brille
toggan: fest und viel arbeiten
Steiermark
dawert: verkehrt
Nipf: Nase
urnigeln: jucken, brennen
Oberösterreich
goi?: am Satzende, nicht wahr?
Klappal: Sandalen
leischn: ausgehen, umherziehen
Niederösterreich
dasti: müde, abgespannt
sautn: leicht regnen
Umuaggn: Gurke
Wien
Adaxl: Eidechse
Höh: die Polizei
urassen: verschwenden
Burgenland
Bindl: Krawatte
nom: nachher, dann
Oawas: Erbsen
Kulturerbe „Muntafunerisch“ und Ötztaler Mundart
Dort kursiert Ähnliches über den Unterschied zwischen dem britischen und dem amerikanischen Englisch. Karl Farkas, der als Jude vor den Nationalsozialisten fliehen musste, hat den Vergleich wohl aus der Emigration mitgebracht und in seinen Kabarettprogrammen der Nachkriegszeit populär gemacht.
Neben unserem österreichischen Hochdeutsch ist aber vor allem der Dialekt ein Teil unserer Kultur, die unser Land prägt. Die Ötztaler Mundart und der Montafoner Dialekt sind in das österreichische UNESCO-Verzeichnis des „immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen worden.
Der im Tiroler Ötztal gesprochene Dialekt hat sich seit dem 12. Jahrhundert kaum verändert. Bis zu 15.000 aktive Sprecher verwenden ihn nach wie vor. Auch das Vorarlberger „Muntafunerisch“ ist stark im Alltag verankert. Der Dialekt ist „eine regionale Sprachvarietät, oft wird nach Bundesländern unterschieden“, erklärt der Verfasser des Klassikers „Das österreichische Deutsch“ Robert Sedlaczek. „Es gibt aber auch innerhalb der Bundesländer verschiedene Dialekte. In Tirol lässt sich feststellen, dass sogar zwischen einzelnen Tälern Unterschiede bestehen. Das Wienerische, als ein Großstadtdialekt, strahlt hingegen auch weit ins Umfeld aus.“
Dialekt ist gesprochene Heimat, das hat im Vorjahr auch eine Studie in Deutschland bestätigt. Zwei Drittel der Befragten verbanden die Mundart vor allem mit dem Zuhause und persönlicher Nähe. Das bestätigt auch der Sprachforscher.
„Dialekte vermitteln Identität, sind identitätsstiftend. Junge Menschen posten im Internet manchmal mit ihrer regionalen Ausdrucksweise, um sich von Dialektsprechern aus anderen Regionen abzugrenzen, und sie freuen sich, wenn die anderen nicht jedes Wort verstehen.“ Ähnliches greifen Witze auf, in denen es um sprachliche Missverständnisse geht. Robert Sedlaczek hat einige in seiner wöchentlichen Internet-Rubrik sprachblog.at gesammelt. Wie etwa jenen, in dem ein deutscher Tourist und ein Tiroler aneinander vorbeireden.
„Wie heißt denn der Berg da drüben?“
„Wöchana?“ „Oh, vielen Dank!“
Aber die verschiedenen Dialekte sind immer seltener zu hören. In Wien und anderen Städten sprechen Jugendliche oft ein „Internet-Bundesdeutsch-Hochdeutsch“, das frei von österreichischer Sprachfärbung oder gar Mundart ist.
„Dialekte sind in einer Großstadt wie Wien stärker im Rückzug als auf dem Land. In Klagenfurt oder in Innsbruck redet ein Arzt mit dem Patienten noch im Dialekt, in Wien wohl nicht mehr.“
Neue „Gummiwuchtel“ und „Laterndlgarage“
Dass in der Bundeshauptstadt der Dialekt oft auf verlorenem Posten steht, begründet Robert Sedlaczek auch mit der Bevölkerungsentwicklung. „Es gibt einen Zuzug aus Staaten, in denen andere Sprachen gesprochen werden, und aus Teilen Deutschlands, in denen andere Dialekte oder gar keine mehr gesprochen werden.“ Der Anteil der Großstädter, die im Wiener Dialekt verwurzelt sind, ist stark zurückgegangen.
Von einem Aussterben kann aber keine Rede sein, dafür sorgen auch Liedermacher oder Kabarettisten. Noch lebt der Dialekt, was sich auch an neuen Wortbildungen zeige, wie „Gummiwuchtel“ für ein aufblasbares Schwimmbecken oder die „Laterndlgarage“ für einen Parkplatz auf der Straße.
Jahrzehntelang wurde zudem der Dialekt in den Klassenzimmern auch als „gschert“ oder Unterschichtssprache verunglimpft. Das hat Auswirkungen, nicht überall jedoch im gleichen Ausmaß. „Es wäre wichtig, den Dialektsprechern unter den Schülern den Dialekt nicht auszutreiben“, ist Robert Sedlaczek überzeugt. Der Unterricht sollte darauf ausgerichtet werden, dass sie die Hochsprache lernen, ohne dass ihnen der Dialekt abgewöhnt wird.
„Die Schüler müssen verstehen, dass es um zwei paar Schuhe geht: um feine Ausgehschuhe und um Hauspatschen. Wann ziehe ich was an?
Wer mit Hauspatschen ins Theater geht, verhält sich nicht adäquat. Wer zuhause Ausgehschuhe trägt, auch nicht.“ Ähnlich ist es mit dem Umgang von Hochdeutsch und Dialekt.
Das österreichische Deutsch hat seit dem Jahr 1951 ein eigenes Wörterbuch, das auch in der Schule maßgeblich ist. Aber es sind nicht nur Wörter wie „Marille“ statt „Aprikose“, „Jänner“ statt „Januar“ oder „Sackerl“ statt „Tüte“, die uns vom deutschen Nachbarn unterscheiden.
„Das österreichische Deutsch hat auch eine eigene Sprachmelodie“, weiß der Autor Robert Sedlaczek. Der Österreicher unterscheidet sich von den Deutschen also nicht nur durch die Wortwahl, sondern auch durch die Betonung.
Österreicher sind „höflicher“ als Deutsche
Außerdem sind wir weniger direkt und reden öfter in der höflichen Möglichkeitsform miteinander: „,Könnten Sie bitte so freundlich sein und mir sagen, wo ich den nächsten Bankomaten finde?‘ statt ,Bitte, wo ist der nächste Geldautomat?‘
Die Deutschen empfinden uns als langatmig und umständlich, wir empfinden die Deutschen als zu direkt und dadurch unhöflich“, sagt der Sprachexperte Sedlaczek.
Wobei das österreichische Deutsch in der Schule teils einen schweren Stand hat. Etwa wenn Lehrer „eine Eins“ im Zeugnis vergeben und nicht „einen Einser“. Oder im Unterricht der „Junge“ den „Buben“ längst abgelöst hat, ebenso wie der „Pickel“ das „Wimmerl“. Ein großer Teil der Lehrerschaft ist der Meinung, dass das „deutschländische“ Deutsch „korrekter“ als das österreichische sei.
So sogn‘s mia
Vorarlberg
gsi: gewesen
Häß: Kleidung
lupfa: etwas aufheben
Tirol
eppes: etwas
g‘fiarig: bequem,
leicht handhabbar
Marend (e): Nachmittagsjause
Salzburg
Lassing: Frühling
rogl: beweglich, locker
Zwespm: Zwetschke
Kärnten
Buzale: Baby
Gogalore: Brille
toggan: fest und viel arbeiten
Steiermark
dawert: verkehrt
Nipf: Nase
urnigeln: jucken, brennen
Oberösterreich
goi?: am Satzende, nicht wahr?
Klappal: Sandalen
leischn: ausgehen, umherziehen
Niederösterreich
dasti: müde, abgespannt
sautn: leicht regnen
Umuaggn: Gurke
Wien
Adaxl: Eidechse
Höh: die Polizei
urassen: verschwenden
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Bindl: Krawatte
nom: nachher, dann
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