Oh nein, nicht schon wieder“, dachte sich Alec Larson, als er am 11. April des vergangenen Jahres auf einer Straße in Garfield (US-Bundesstaat Colorado) ein großes, brennendes Auto sah. Der 27jährige hatte sechs Jahre zuvor selbst seine Tochter Sophia bei einem Unfall verloren. Um sein Trauma zu lindern, absolvierte Larson bei der Freiwilligen Feuerwehr Kurse in Lebensrettung.

Die sollten ihm an diesem Nachmittag zugutekommen. Das Fahrzeug am Straßenrand war offenbar nach einer Kollision mit einem anderen Wagen zum Stehen gekommen und in Flammen aufgegangen.

Ohne zu zögern, trat Larson auf die Bremse, griff nach einer großen Schere, die der gelernte Teppichreiniger noch von seinem letzten Auftrag auf dem Beifahrersitz liegen hatte, und rannte zum Unfallwagen. „Unten tropfte Benzin aus dem geborstenen Tank“, berichtet er. „Die Straße brannte. Flammen züngelten an der Seite des Wracks empor.“

Hitze, Feuer und Explosionsgefahr ignorierend, riss Larson die Fahrertür auf. Auf dem Fahrersitz sah er eine bewusstlose Frau, die über das Lenkrad gesunken war.

Frau und Baby nach drei Tagen aus Spital entlassen

Mit wenigen Handgriffen löste Larson den Sicherheitsgurt und zog die Frau aus dem Autowrack. Inzwischen waren andere Autofahrer stehengeblieben. Doch außer Larson wagte sich niemand an das brennende Fahrzeug heran.

Er hatte die Frau gerade in sicherer Entfernung neben der Straße abgelegt, als sie die Augen öffnete und rief: „Mein Baby, wo ist es?“ Der Lebensretter begriff sofort. Mit der Schere in der Hand eilte er zur hinteren Tür des SUV. Durchs Glas erkannte er ein scheinbar lebloses Kind im Babysitz. Die Tür ließ sich öffnen, aber der Verschluss des Sicherheitsgurtes klemmte.

Also schnitt er mit seiner Schere den Gurt durch und holte auch den Buben aus den Flammen. Zehn Minuten später explodierte das Auto.

Jessica Tucker, 30, die Fahrerin des brennenden Wagens, überstand den Unfall mit Brüchen beider Handgelenke. Auch das sechs Monate alte Baby Jordan war wohlauf. Der Ehemann konnte Frau und Kind drei Tage später aus dem Spital nach Hause holen. Auch der Fahrer des anderen Autos überlebte.

Der Abgeordnete Jeff Hurt ehrte Alec Larson, der sein Leben riskiert hatte, mit einer Medaille. Bei der Verleihung sagte Larson, er habe die beiden Menschen im Namen seiner Tochter gerettet. Dabei wurde auch bekannt, unter welchen Umständen Sophia gestorben war.

An einem Dezemberabend 2019 war Larson in seinem Auto auf dem Heimweg von der Arbeit. „Ich freute mich auf Sophia“, erinnert er sich. „Ich wollte sie am nächsten Tag bei ihrer Mutter abholen.“

Ein Jahr zuvor hatten er und seine Freundin Stephanie Alvarado, 23, sich getrennt. Nun waren sie mitten im Sorgerechtsstreit um die Fünfjährige. Weil die Mutter von den Behörden als labil und drogengefährdet eingestuft wurde, lebte Sophia bis zur gerichtlichen Entscheidung beim Vater.

Er hatte sich damit einverstanden erklärt, dass das Kind an zwei Wochenenden im Monat seine Mutter besuchen durfte, so auch dieses Mal. Kurz vor vier Uhr am Sonntagmorgen klingelte das Telefon des Teppichreinigers. „Komm ins Grand River Spital“, sagte eine Männerstimme. „Sophia braucht dich.“ Larson raste ins Spital.

„Ich war völlig durcheinander. Ich erwartete, an Sophias Bett geführt zu werden und dachte an eine Krankheit. Stattdessen sagte der Arzt, ,Wir haben Ihre Tochter verloren.‘“ Larson war fassungslos. „Das Schicksal hatte mir das Liebste im Leben genommen.“ Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass die Mutter im Beisein ihrer Tochter mit Freunden zu Hause eine Drogenparty veranstaltet hatte.

Kind trank tödliche Drogen statt Limonade

Das Mädchen verließ durstig das Schlafzimmer und ging in die Küche. In der Annahme, es sei Limonade, trank sie eine halbe Flasche, die auf dem Tisch stand. Es war Methamphetamin, auch bekannt als „Crystal Meth“. Bald darauf begann Sophia laut zu weinen und zu halluzinieren. Die Mutter und ihre Freunde wurden zwar aufmerksam, begingen aber eine Reihe tödlicher Fehler. „Wenn sie das Mädchen sofort hergebracht hätten, wäre es zu retten gewesen“, erklärte der Arzt.

„Doch sie ‚doktorten‘ selbst herum und verloren viel Zeit. Erst als das Kind zusammenbrach, kamen sie zu uns.“ Stephanie Alvarado wurde wegen Mordes zu 32 Jahren Haft verurteilt.

Alec Larson hat sich inzwischen ein neues Leben aufgebaut. Er heiratete Maria, die zwei Töchter, Emma und Laura, mit in die Ehe brachte.

Vor Kurzem gebar sie ihm einen Sohn. Trotzdem wird Sophia immer einen Platz in Larsons Herzen haben und er wird weiterhin gute Taten in ihrem Namen vollbringen.