Verunglückte Nutztiere –
Tod auf der Alm
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Abstürze, Blitzschlag, Wolfsrisse – Tierverluste auf Almen können verschiedene Ursachen haben. Die Bergung der toten Tiere ist oft schwierig und mit hohen Kosten verbunden.
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Es war ein dramatischer Lebensbeginn für den kleinen Stier „Aristoteles“. Kurz nach seiner schwierigen Geburt im November 2024 bekam das Problemkalb Durchfall. Eine Infusion sollte helfen, doch noch während das Kalb am Tropf hing, kam es zum Atemstillstand.
„Es war komplett weg. Wir haben es noch draußen in die Sonne gelegt, ohne viel Hoffnung“, erinnert sich der Bauer Christian Bachler vom Bergerhof Krakauebene, dem höchstgelegenen bewirtschafteten Hof der Steiermark (bergerhof-krakauebene.at). Die Tierärztin wurde gerufen, um das Kalb zu erlösen, doch sie wurde durch eine Panne aufgehalten.
Ein Glück für „Aristoteles“, denn er kämpfte sich wie durch ein Wunder tapfer ins Leben zurück. Wochenlang wurde er unter der Wärmelampe aufgepäppelt und schon bald machte er den Hof unsicher. Doch genau so dramatisch, wie es begann, endete vor wenigen Wochen das Leben des zehn Monate alten Kalbes.
„Der Herrgott gibt, der Herrgott nimmt. Unser kleiner Kämpfer wurde bei einem Gewitter Mitte August beim Trinken am Bach auf der Alm vom Blitz erschlagen. Einfach ein Volltreffer, als ob‘s hätte sein müssen“, sagt Bachler. Das ist kein Einzelfall, denn immer wieder fordern Blitzschläge Opfer unter Nutztieren, die den Sommer auf der Alm verbringen.
Die Kadaver müssen geborgen werden
Wenn ab Anfang Mai rund 300.000 Rinder, mehr als 100.000 Schafe, 13.000 Ziegen und 10.500 Pferde auf die knapp 8.000 bewirtschafteten Almen in unserem Land aufgetrieben werden, stellt das die Bauern vor viele Herausforderungen. Vor allem, wenn eines der Tiere verunglückt und verendet. Häufig kommt es nach Unwettern auf aufgeweichtem und rutschigem Untergrund zu Abstürzen. Fachleute sprechen dann von sogenannten Falltieren.
Eine bundesweite Statistik gibt es dazu nicht, denn „für derartige Fälle besteht keine Meldepflicht, dementsprechend erfolgt keine flächendeckende oder systematische Erfassung“, heißt es etwa vom Amt der Tiroler Landesregierung. In Kärnten gehen die Behörden von rund 30 Falltieren auf Almen pro Jahr aus. Und im Land Salzburg wurden in den vergangenen Jahren durchschnittlich rund 121 gefallene Tiere pro Jahr dokumentiert. „Zum überwiegenden Teil handelt es sich hierbei um Rinder und nur vereinzelt um andere Tierarten“, informiert die zuständige Landesveterinärdirektion.
„Bundesweit werden nur die Risszahlen durch Beutegreifer wie Wolf oder Bär erfasst“, bestätigt Ing. Josef Obweger, der Obmann der Almwirtschaft Österreich. Bis August wurden demnach bereits 247 Schafe und Ziegen durch Risse getötet, die meisten davon in Tirol und Kärnten. Doch egal aus welchen Gründen es zum Verlust des Nutztieres kommt, steht dann die schnellstmögliche Beseitigung des Falltieres durch den Tierbesitzer an. Eine ordnungsgemäße und rasche Bergung ist laut Auskuft des Landes Kärnten wichtig, um die Gefahr der Seuchenentstehung zu verhindern und auch, um das Trinkwasser zu schützen.
„Wenn ein Tier auf der Alm verendet, muss zuerst der zuständige Amtstierarzt die Todesursache feststellen und dann entscheiden, was mit dem Kadaver passiert“, erklärt Josef Obweger den Ablauf.
„Sofern es die örtlichen Gegebenheiten zulassen, werden die verendeten Tiere unter Zuhilfenahme von Traktoren zu nächstgelegenen, vom Tierkörperverwertungs-LKW erreichbaren Stelle verbracht und in weiterer Folge damit zur Tierkörperverwertungsanlage transportiert. Ist das aufgrund des Geländes nicht möglich, gibt es die Option einer Hubschrauberbergung“, sagt DI Markus Fischer von der Landwirtschaftskammer Österreich. In Kärnten etwa informiert im Fall einer Hubschrauberbergung die zuständige Gemeinde die Tierkörperentsorgung (TKE) in Klagenfurt. Das passiert über ein eigens eingerichtetes zentrales Meldesystem, das alle weiteren Schritte automatisch in die Wege leitet.
Der Bestbieter erhält von der Landesveterinärdirektion den Zuschlag und Auftrag, den Kadaver zu bergen. Die TKE übernimmt ihn dann vom vereinbarten Ort zum Weitertransport. Die Verantwortung und damit auch die Bergungskosten des Kadavers liegen beim Tierbesitzer. Je nach Gelände, Aufwand und Dauer kann eine Hubschrauberbergung bis zu € 2.000,– kosten.
Um die Tierbesitzer zu entlasten, übernimmt das Land Kärnten 75 Prozent der Bergungskosten, 25 Prozent bleiben dem Landwirt. „Wir haben in Kärnten vom Almwirtschaftsverein eine Versicherung für die Mitglieder, dadurch sind 25 Prozent auch abgedeckt“, sagt Obweger.In Salzburg fallen für Hubschrauberbergungen pro Jahr durchschnittliche Gesamtkosten von € 38.500,– an. Davon werden jählich rund € 29.000,– vom Land übernommen. „Das Land Salzburg gewährt einen Zuschuss von 75 Prozent der Bergekosten, maximal aber € 800,–, der Rest ist vom Tierbesitzer zu bezahlen.“
Nach drei Wochen sind nur noch Knochen da
Auch im Fall des Stierkalbes „Aristoteles“ fand eine Hubschrauberbergung des Kadavers statt. „Der Selbstbehalt dafür betrug € 184,–“, erzählt Christian Bacher.
Neben der finanziellen Belastung geht es bei dem Tierverlust auch viel um Organisatorisches. „Wenn der LKW der Tierkörperverwertung den Kadaver abholt, bekomme ich einen Lieferschein und kann damit das Tier abmelden“, erklärt Bachler. Es ergeht dann eine Meldung an die zentrale Rinderdatenbank der AMA (Agrarmarkt Austria) und das Tier wird daraus gelöscht. „Wir müssen bei jedem Rind lückenlos nachweisen können, was passiert ist. Das geht eben über eine Schlachtungsmeldung oder eine Verendung“, erklärt Bachler.
Manchmal bleiben Falltiere auch unauffindbar. „Dann wird der Kadaver der Natur überlassen – etwa den Füchsen und Raben. Nach zwei bis drei Wochen sind ohnehin nur noch Knochen übrig“, weiß der Almwirtschaft-Obmann Obweger.
Die Methode der Kadaver-Sprengung wird hingegen nicht mehr angewendet. „Sinn und Zweck war damals wohl die Zerkleinerung der Kadaver zur schnelleren Verwesung an Ort und Stelle. Das wird in Tirol aber seit mindestens 30 Jahren nicht mehr gemacht“, heißt es vom Land Tirol.
„In der Steiermark kann ich mich noch an Fälle vor etwa 20 Jahren erinnern. Das war schon eine superperverse Idee, eine Kuh zu sprengen, damit dann die Fleischfetzen in einem Radius von 200 Metern herumliegen“, wundert sich Bachler. rz
„Es war komplett weg. Wir haben es noch draußen in die Sonne gelegt, ohne viel Hoffnung“, erinnert sich der Bauer Christian Bachler vom Bergerhof Krakauebene, dem höchstgelegenen bewirtschafteten Hof der Steiermark (bergerhof-krakauebene.at). Die Tierärztin wurde gerufen, um das Kalb zu erlösen, doch sie wurde durch eine Panne aufgehalten.
Ein Glück für „Aristoteles“, denn er kämpfte sich wie durch ein Wunder tapfer ins Leben zurück. Wochenlang wurde er unter der Wärmelampe aufgepäppelt und schon bald machte er den Hof unsicher. Doch genau so dramatisch, wie es begann, endete vor wenigen Wochen das Leben des zehn Monate alten Kalbes.
„Der Herrgott gibt, der Herrgott nimmt. Unser kleiner Kämpfer wurde bei einem Gewitter Mitte August beim Trinken am Bach auf der Alm vom Blitz erschlagen. Einfach ein Volltreffer, als ob‘s hätte sein müssen“, sagt Bachler. Das ist kein Einzelfall, denn immer wieder fordern Blitzschläge Opfer unter Nutztieren, die den Sommer auf der Alm verbringen.
Die Kadaver müssen geborgen werden
Wenn ab Anfang Mai rund 300.000 Rinder, mehr als 100.000 Schafe, 13.000 Ziegen und 10.500 Pferde auf die knapp 8.000 bewirtschafteten Almen in unserem Land aufgetrieben werden, stellt das die Bauern vor viele Herausforderungen. Vor allem, wenn eines der Tiere verunglückt und verendet. Häufig kommt es nach Unwettern auf aufgeweichtem und rutschigem Untergrund zu Abstürzen. Fachleute sprechen dann von sogenannten Falltieren.
Eine bundesweite Statistik gibt es dazu nicht, denn „für derartige Fälle besteht keine Meldepflicht, dementsprechend erfolgt keine flächendeckende oder systematische Erfassung“, heißt es etwa vom Amt der Tiroler Landesregierung. In Kärnten gehen die Behörden von rund 30 Falltieren auf Almen pro Jahr aus. Und im Land Salzburg wurden in den vergangenen Jahren durchschnittlich rund 121 gefallene Tiere pro Jahr dokumentiert. „Zum überwiegenden Teil handelt es sich hierbei um Rinder und nur vereinzelt um andere Tierarten“, informiert die zuständige Landesveterinärdirektion.
„Bundesweit werden nur die Risszahlen durch Beutegreifer wie Wolf oder Bär erfasst“, bestätigt Ing. Josef Obweger, der Obmann der Almwirtschaft Österreich. Bis August wurden demnach bereits 247 Schafe und Ziegen durch Risse getötet, die meisten davon in Tirol und Kärnten. Doch egal aus welchen Gründen es zum Verlust des Nutztieres kommt, steht dann die schnellstmögliche Beseitigung des Falltieres durch den Tierbesitzer an. Eine ordnungsgemäße und rasche Bergung ist laut Auskuft des Landes Kärnten wichtig, um die Gefahr der Seuchenentstehung zu verhindern und auch, um das Trinkwasser zu schützen.
„Wenn ein Tier auf der Alm verendet, muss zuerst der zuständige Amtstierarzt die Todesursache feststellen und dann entscheiden, was mit dem Kadaver passiert“, erklärt Josef Obweger den Ablauf.
„Sofern es die örtlichen Gegebenheiten zulassen, werden die verendeten Tiere unter Zuhilfenahme von Traktoren zu nächstgelegenen, vom Tierkörperverwertungs-LKW erreichbaren Stelle verbracht und in weiterer Folge damit zur Tierkörperverwertungsanlage transportiert. Ist das aufgrund des Geländes nicht möglich, gibt es die Option einer Hubschrauberbergung“, sagt DI Markus Fischer von der Landwirtschaftskammer Österreich. In Kärnten etwa informiert im Fall einer Hubschrauberbergung die zuständige Gemeinde die Tierkörperentsorgung (TKE) in Klagenfurt. Das passiert über ein eigens eingerichtetes zentrales Meldesystem, das alle weiteren Schritte automatisch in die Wege leitet.
Der Bestbieter erhält von der Landesveterinärdirektion den Zuschlag und Auftrag, den Kadaver zu bergen. Die TKE übernimmt ihn dann vom vereinbarten Ort zum Weitertransport. Die Verantwortung und damit auch die Bergungskosten des Kadavers liegen beim Tierbesitzer. Je nach Gelände, Aufwand und Dauer kann eine Hubschrauberbergung bis zu € 2.000,– kosten.
Um die Tierbesitzer zu entlasten, übernimmt das Land Kärnten 75 Prozent der Bergungskosten, 25 Prozent bleiben dem Landwirt. „Wir haben in Kärnten vom Almwirtschaftsverein eine Versicherung für die Mitglieder, dadurch sind 25 Prozent auch abgedeckt“, sagt Obweger.In Salzburg fallen für Hubschrauberbergungen pro Jahr durchschnittliche Gesamtkosten von € 38.500,– an. Davon werden jählich rund € 29.000,– vom Land übernommen. „Das Land Salzburg gewährt einen Zuschuss von 75 Prozent der Bergekosten, maximal aber € 800,–, der Rest ist vom Tierbesitzer zu bezahlen.“
Nach drei Wochen sind nur noch Knochen da
Auch im Fall des Stierkalbes „Aristoteles“ fand eine Hubschrauberbergung des Kadavers statt. „Der Selbstbehalt dafür betrug € 184,–“, erzählt Christian Bacher.
Neben der finanziellen Belastung geht es bei dem Tierverlust auch viel um Organisatorisches. „Wenn der LKW der Tierkörperverwertung den Kadaver abholt, bekomme ich einen Lieferschein und kann damit das Tier abmelden“, erklärt Bachler. Es ergeht dann eine Meldung an die zentrale Rinderdatenbank der AMA (Agrarmarkt Austria) und das Tier wird daraus gelöscht. „Wir müssen bei jedem Rind lückenlos nachweisen können, was passiert ist. Das geht eben über eine Schlachtungsmeldung oder eine Verendung“, erklärt Bachler.
Manchmal bleiben Falltiere auch unauffindbar. „Dann wird der Kadaver der Natur überlassen – etwa den Füchsen und Raben. Nach zwei bis drei Wochen sind ohnehin nur noch Knochen übrig“, weiß der Almwirtschaft-Obmann Obweger.
Die Methode der Kadaver-Sprengung wird hingegen nicht mehr angewendet. „Sinn und Zweck war damals wohl die Zerkleinerung der Kadaver zur schnelleren Verwesung an Ort und Stelle. Das wird in Tirol aber seit mindestens 30 Jahren nicht mehr gemacht“, heißt es vom Land Tirol.
„In der Steiermark kann ich mich noch an Fälle vor etwa 20 Jahren erinnern. Das war schon eine superperverse Idee, eine Kuh zu sprengen, damit dann die Fleischfetzen in einem Radius von 200 Metern herumliegen“, wundert sich Bachler. rz
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