NEOS-Bildungsminister Christoph Wiederkehr, 35: Er wäre fast von der Schule geflogen
Jetzt neu: Hier klicken
und Artikel an Freunde verschenken.
und Artikel an Freunde verschenken.
Der NEOS-Bildungsminister Christoph Wiederkehr hat ein ehrgeiziges Ziel. Der einstige Schulsprecher will, dass alle Kinder gerne in die Schule gehen. Er war für manche ein „lästiger Schüler“. Dass Eltern, Schüler und Lehrer dem Bildungssystem nur einen Dreier geben, hält er für gerechtfertigt.
Auf Play drücken
um Artikel vorlesen
zu lassen.
um Artikel vorlesen
zu lassen.
Herr Minister Wiederkehr, soll es nach dem Amoklauf in Graz Zugangsbeschränkungen oder Sicherheitskontrollen in den Schulen geben?
Schulen müssen ein sicherer Ort sein, der tragische Amoklauf hat dieses Grundverständnis erschüttert. Darum müssen wir an die Wurzeln der Thematik gehen, und zwar was die psychische Unterstützung von Kindern und Jugendlichen betrifft sowie strengere Waffengesetze.
Also keine Sicherheitskontrollen wie in Amerika?
Schulen sind keine Gefängnisse. In den USA wurden zum Teil Metalldetektoren eingebaut, das hat auch nicht zu mehr Sicherheit geführt. So würden Schulen zu Angst-Räumen. Das ist nicht unser Ziel. Aber selbstverständlich braucht es für jeden Schulstandort ein eigenes Konzept, was die Prävention betrifft und was getan wird, wenn etwas passieren sollte, was wir nicht hoffen.
Warum gibt es kein völliges Waffenverbot für Private?
Wir haben als Koalition drei Maßnahmen vereinbart. Strengere Altersgrenzen für Schusswaffen, eine Verschärfung der psychologischen Tests und eine Datenweitergabe vom Bundesheer für die Waffenerlaubnis. Das ist ein Kompromiss, der zu einem strengeren Waffengesetz führt. Ich persönlich bin dafür, dass wir in unserem Land Waffen reduzieren sollten. Wir haben 1,5 Millionen private Waffen, das ist viel. Mehr Waffen bringen nicht mehr Sicherheit.
Am Freitag bekommen auch die Schüler im Westen das Zeugnis. Sind die Sommerferien zu lang?
Sie sind eine wichtige Zeit der Erholung für die Schülerinnen und Schüler, zugleich für Eltern oft eine Betreuungs-Herausforderung. Es ist mir wichtig, dass Angebote im Sommer ausgebaut werden, beispielsweise die Sommerschule in den letzten zwei Ferienwochen für Kinder, die Förderbedarf haben. Oder auch andere Freizeitangebote, die es in vielen Gemeinden gibt. Ich finde aber nicht, dass die Sommerferien generell verkürzt werden sollten.
Die Sommerschule besuchen derzeit rund 40.000 Kinder, das ist nur ein Bruchteil der 1,1 Millionen Schüler. Soll sie verpflichtend werden?
Wir haben vor, dass sie ab nächstem Schuljahr für diejenigen verpflichtend wird, die nicht ausreichend Deutsch beherrschen, die außerordentliche Schülerinnen und Schüler sind. Ich halte das für zumutbar und sinnvoll, im Sommer zwei Wochen zu lernen, um dann dem Unterricht besser folgen zu können. Deutsch ist die Eintrittskarte in unsere Gesellschaft.
Ist das bereits fix?
Das haben wir im Regierungsprogramm vereinbart. Der Zeitplan ist, dass es schon mit Sommer 2026 in Kraft tritt. Es werden dann ungefähr doppelt so viele Kinder wie jetzt in die Sommerschule gehen.
Das zweite verpflichtende Kindergartenjahr ist ab 2027 geplant. Wird es dort künftig eine höhere Stundenzahl geben?
Wir sehen, dass ein verpflichtendes Kindergartenjahr mit 20 Stunden pro Woche aktuell nicht reicht, damit die Kinder, vor allem in der deutschen Sprache, gut genug für den Schulalltag vorbereitet sind. Deshalb ist mein Ziel, nicht nur ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr einzuführen, sondern für die Kinder, die es benötigen, die Stundenanzahl im Kindergarten zu erhöhen.
Jene, die einen höheren Förderbedarf haben, sollen 30 Stunden in den Kindergarten gehen?
Das könnte ein möglicher Weg sein, das wird erst beraten und muss gemeinsam mit den Bundesländern vereinbart werden. Die Verhandlungen dazu beginnen im Herbst.
In Niederösterreich gibt es bald Sanktionen für Eltern von Kindergartenkindern, die nicht kooperativ sind, mit Strafen bis zu 2.500 Euro. Sie wollen das auch in Schulen einführen, ab wann?
Wenn sich Eltern gar nicht beteiligen, dann ist es schwierig, Konflikte und Probleme in der Schule zu lösen. Darum soll in letzter Konsequenz auch eine Strafe gegenüber Eltern verhängt werden können, wenn diese bewusst die Beteiligungspflicht an der Bildung der Kinder nicht einlösen. Für mich steht Information vor Strafe, aber letztendlich soll es auch eine Verwaltungsstrafe geben.
Wann zum Beispiel?
Ein Beispiel wäre, wenn das eigene Kind suspendiert wird, wegen Gewalt im Klassenzimmer und weil es eine Gefahr für andere darstellt. Dann muss ein Gespräch mit den Eltern und dem Kind stattfinden. Wenn die Eltern ein solches Gespräch verweigern, dann sollte es aus meiner Sicht in letzter Konsequenz eine Verwaltungsstrafe geben.
So hoch wie in Niederösterreich?
Das ist noch offen.
Sie wären mit 15 Jahren fast von der Schule geflogen. Warum?
Ich war immer ein neugieriges Kind, aber auch ein kritisches und das hat dann in meiner Jugend zu Problemen mit Lehrkräften geführt, weil ich vieles hinterfragt habe und sicher auch für manche Lehrpersonen ein lästiger Schüler war. Es war eine Summe an unterschiedlichen Ereignissen, für die es einmal mehr und einmal weniger gerechtfertigte Sanktionen gab, zuletzt eine Androhung auf Schul-Ausschluss. Die habe ich dann dazu verwendet, um Verantwortung als Schulsprecher zu übernehmen. Das heißt, man kann mit schwierigen Situationen unterschiedlich umgehen. Ich habe gesagt, ich übernehme jetzt Verantwortung und möchte etwas verbessern. Das ist mir damals schon als Schulsprecher gelungen und das treibt mich bis heute an.
Damals gab es einen besonderen Lehrer, der an Sie geglaubt hat, haben Sie erzählt. Wer war das?
Das war mein Deutschlehrer. Nachdem wir am Anfang auch immer wieder aneinandergeraten sind und Konflikte hatten, hat er gesehen, dass mein Hinterfragen kein destruktives Verweigern ist, sondern ein Verstehen wollen. Er hat sich für mich auch im Lehrerkollegium eingesetzt. Solche Bezugspersonen sind immer wichtig. Menschen, die an einen glauben.
Haben Sie noch Kontakt zu ihm?
Er hat mir gratuliert, als ich Bildungsminister geworden bin.
Eltern, Schüler und Lehrer haben das Bildungssystem kürzlich mit einem Dreier, einem „Befriedigend“ bewertet. Was geben Sie ihm?
Wenn die Betroffenen es so einschätzen, würde ich es ähnlich einschätzen. Die Erhebung ist ein Auftrag und eine Bestätigung in dem, was ich machen möchte, nämlich grundlegende Veränderungen einzuleiten und eine Aufholjagd zu beginnen. Meine Vision ist, dass alle Kinder gerne in die Schule gehen. Wenn diese Vision erfüllt ist, wird sich auch die Bewertung des Bildungssystems verbessern. Das ist aber ein Marathon, der vor uns liegt, bei dem wir sehr ambitioniert begonnen haben.
Soll es zum Ende Ihrer Amtszeit ein „Sehr gut“ geben?
Das ist ambitioniert. Aber eine deutliche Verbesserung ist das Ziel.
Kritik gibt es jetzt an Kosten von mehr als 120.000 Euro für
externe Berater in Ihrem Ressort. Sind die Summen gerechtfertigt?
Das sind Beratungsaufträge des ganzen Ministeriums. Viele davon wurden schon in der Vergangenheit beauftragt, es geht zum Beispiel um Krisenmanagement oder die Weiterentwicklung von Führungskräften. Wenn ich mir den tragischen Amoklauf in Graz anschaue, dann bin ich froh, dass wir als Ministerium investiert haben, damit wir für Krisen vorbereitet sind und unsere Führungskräfte gut geschult sind. Externe Beratung ist hilfreich. Aber es muss alles im Rahmen sein. Wir werden einen großen Beitrag zur Konsolidierung leisten, auch in diesem Bereich. bike
Schulen müssen ein sicherer Ort sein, der tragische Amoklauf hat dieses Grundverständnis erschüttert. Darum müssen wir an die Wurzeln der Thematik gehen, und zwar was die psychische Unterstützung von Kindern und Jugendlichen betrifft sowie strengere Waffengesetze.
Also keine Sicherheitskontrollen wie in Amerika?
Schulen sind keine Gefängnisse. In den USA wurden zum Teil Metalldetektoren eingebaut, das hat auch nicht zu mehr Sicherheit geführt. So würden Schulen zu Angst-Räumen. Das ist nicht unser Ziel. Aber selbstverständlich braucht es für jeden Schulstandort ein eigenes Konzept, was die Prävention betrifft und was getan wird, wenn etwas passieren sollte, was wir nicht hoffen.
Warum gibt es kein völliges Waffenverbot für Private?
Wir haben als Koalition drei Maßnahmen vereinbart. Strengere Altersgrenzen für Schusswaffen, eine Verschärfung der psychologischen Tests und eine Datenweitergabe vom Bundesheer für die Waffenerlaubnis. Das ist ein Kompromiss, der zu einem strengeren Waffengesetz führt. Ich persönlich bin dafür, dass wir in unserem Land Waffen reduzieren sollten. Wir haben 1,5 Millionen private Waffen, das ist viel. Mehr Waffen bringen nicht mehr Sicherheit.
Am Freitag bekommen auch die Schüler im Westen das Zeugnis. Sind die Sommerferien zu lang?
Sie sind eine wichtige Zeit der Erholung für die Schülerinnen und Schüler, zugleich für Eltern oft eine Betreuungs-Herausforderung. Es ist mir wichtig, dass Angebote im Sommer ausgebaut werden, beispielsweise die Sommerschule in den letzten zwei Ferienwochen für Kinder, die Förderbedarf haben. Oder auch andere Freizeitangebote, die es in vielen Gemeinden gibt. Ich finde aber nicht, dass die Sommerferien generell verkürzt werden sollten.
Die Sommerschule besuchen derzeit rund 40.000 Kinder, das ist nur ein Bruchteil der 1,1 Millionen Schüler. Soll sie verpflichtend werden?
Wir haben vor, dass sie ab nächstem Schuljahr für diejenigen verpflichtend wird, die nicht ausreichend Deutsch beherrschen, die außerordentliche Schülerinnen und Schüler sind. Ich halte das für zumutbar und sinnvoll, im Sommer zwei Wochen zu lernen, um dann dem Unterricht besser folgen zu können. Deutsch ist die Eintrittskarte in unsere Gesellschaft.
Ist das bereits fix?
Das haben wir im Regierungsprogramm vereinbart. Der Zeitplan ist, dass es schon mit Sommer 2026 in Kraft tritt. Es werden dann ungefähr doppelt so viele Kinder wie jetzt in die Sommerschule gehen.
Das zweite verpflichtende Kindergartenjahr ist ab 2027 geplant. Wird es dort künftig eine höhere Stundenzahl geben?
Wir sehen, dass ein verpflichtendes Kindergartenjahr mit 20 Stunden pro Woche aktuell nicht reicht, damit die Kinder, vor allem in der deutschen Sprache, gut genug für den Schulalltag vorbereitet sind. Deshalb ist mein Ziel, nicht nur ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr einzuführen, sondern für die Kinder, die es benötigen, die Stundenanzahl im Kindergarten zu erhöhen.
Jene, die einen höheren Förderbedarf haben, sollen 30 Stunden in den Kindergarten gehen?
Das könnte ein möglicher Weg sein, das wird erst beraten und muss gemeinsam mit den Bundesländern vereinbart werden. Die Verhandlungen dazu beginnen im Herbst.
In Niederösterreich gibt es bald Sanktionen für Eltern von Kindergartenkindern, die nicht kooperativ sind, mit Strafen bis zu 2.500 Euro. Sie wollen das auch in Schulen einführen, ab wann?
Wenn sich Eltern gar nicht beteiligen, dann ist es schwierig, Konflikte und Probleme in der Schule zu lösen. Darum soll in letzter Konsequenz auch eine Strafe gegenüber Eltern verhängt werden können, wenn diese bewusst die Beteiligungspflicht an der Bildung der Kinder nicht einlösen. Für mich steht Information vor Strafe, aber letztendlich soll es auch eine Verwaltungsstrafe geben.
Wann zum Beispiel?
Ein Beispiel wäre, wenn das eigene Kind suspendiert wird, wegen Gewalt im Klassenzimmer und weil es eine Gefahr für andere darstellt. Dann muss ein Gespräch mit den Eltern und dem Kind stattfinden. Wenn die Eltern ein solches Gespräch verweigern, dann sollte es aus meiner Sicht in letzter Konsequenz eine Verwaltungsstrafe geben.
So hoch wie in Niederösterreich?
Das ist noch offen.
Sie wären mit 15 Jahren fast von der Schule geflogen. Warum?
Ich war immer ein neugieriges Kind, aber auch ein kritisches und das hat dann in meiner Jugend zu Problemen mit Lehrkräften geführt, weil ich vieles hinterfragt habe und sicher auch für manche Lehrpersonen ein lästiger Schüler war. Es war eine Summe an unterschiedlichen Ereignissen, für die es einmal mehr und einmal weniger gerechtfertigte Sanktionen gab, zuletzt eine Androhung auf Schul-Ausschluss. Die habe ich dann dazu verwendet, um Verantwortung als Schulsprecher zu übernehmen. Das heißt, man kann mit schwierigen Situationen unterschiedlich umgehen. Ich habe gesagt, ich übernehme jetzt Verantwortung und möchte etwas verbessern. Das ist mir damals schon als Schulsprecher gelungen und das treibt mich bis heute an.
Damals gab es einen besonderen Lehrer, der an Sie geglaubt hat, haben Sie erzählt. Wer war das?
Das war mein Deutschlehrer. Nachdem wir am Anfang auch immer wieder aneinandergeraten sind und Konflikte hatten, hat er gesehen, dass mein Hinterfragen kein destruktives Verweigern ist, sondern ein Verstehen wollen. Er hat sich für mich auch im Lehrerkollegium eingesetzt. Solche Bezugspersonen sind immer wichtig. Menschen, die an einen glauben.
Haben Sie noch Kontakt zu ihm?
Er hat mir gratuliert, als ich Bildungsminister geworden bin.
Eltern, Schüler und Lehrer haben das Bildungssystem kürzlich mit einem Dreier, einem „Befriedigend“ bewertet. Was geben Sie ihm?
Wenn die Betroffenen es so einschätzen, würde ich es ähnlich einschätzen. Die Erhebung ist ein Auftrag und eine Bestätigung in dem, was ich machen möchte, nämlich grundlegende Veränderungen einzuleiten und eine Aufholjagd zu beginnen. Meine Vision ist, dass alle Kinder gerne in die Schule gehen. Wenn diese Vision erfüllt ist, wird sich auch die Bewertung des Bildungssystems verbessern. Das ist aber ein Marathon, der vor uns liegt, bei dem wir sehr ambitioniert begonnen haben.
Soll es zum Ende Ihrer Amtszeit ein „Sehr gut“ geben?
Das ist ambitioniert. Aber eine deutliche Verbesserung ist das Ziel.
Kritik gibt es jetzt an Kosten von mehr als 120.000 Euro für
externe Berater in Ihrem Ressort. Sind die Summen gerechtfertigt?
Das sind Beratungsaufträge des ganzen Ministeriums. Viele davon wurden schon in der Vergangenheit beauftragt, es geht zum Beispiel um Krisenmanagement oder die Weiterentwicklung von Führungskräften. Wenn ich mir den tragischen Amoklauf in Graz anschaue, dann bin ich froh, dass wir als Ministerium investiert haben, damit wir für Krisen vorbereitet sind und unsere Führungskräfte gut geschult sind. Externe Beratung ist hilfreich. Aber es muss alles im Rahmen sein. Wir werden einen großen Beitrag zur Konsolidierung leisten, auch in diesem Bereich. bike
Weitere Inhalte dieser Ausgabe:
Ihre Meinung
Ihre Meinung ist uns wichtig.
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Werbung