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Ausgabe Nr. 26/2025 vom 24.06.2025, Fotos: Klaus Mittermayr, zvg., Julian Quirchmair, ORF/Woodstock der Blasmusik WDB/Friedrich Hauswirth
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Das „Sepp A Reh“ ist eine von acht Spielstätten am Festival-Gelände. Auch die Jüngsten spielen auf.
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Franz Posch (3. v. re.) begeistert die Zuschauer
mit seiner Band.
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Organisator Simon Ertl
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Grillen in der Natur.
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Abkühlung in der Antiesen, Alphornbläser aus der Schweiz
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DJ Ötzi zum Abschluss des Festivals.
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Ende Juni verwandelt sich Ort in Oberösterreich in ein Musikanten-Mekka. Innerhalb weniger Jahre hat sich das „Woodstock der Blasmusik“ zu einem Publikumsmagneten mit mehr als 100.000 Zuschauern entwickelt.
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Die Antiesen ist weit davon entfernt, der bekannteste Fluss unseres Landes zu sein, die Voraussetzungen dafür hätte sie aber längst. Das liegt an der Artenvielfalt, die von Bach- und Regenbogenforellen über Barben bis zu verschiedenen Weißfischarten reicht. Es gibt noch einen anderen Grund. An den Ufern der Antiesen findet das größte Blasmusiker-Treffen hierzulande statt. Denn der Fluss schlängelt sich durch das Gelände, auf dem von 26. bis 29. Juni das „Woodstock der Blasmusik“ über die Bühne geht.

Rundherum verwandelt sich ein Ort namens Ort im Bezirk Ried im Innkreis (OÖ) vorübergehend in eine Zeltstadt mit ländlichem Flair, wo Tausende von Menschen campieren, feiern und musizieren.

Hinter dem Projekt steht Simon Ertl, 44, der das Festival im Jahr 2011 aus der Taufe gehoben hat und sich im ersten Jahr über 8.000 Besucher freuen durfte. Im Vorjahr hat er die 100.000er-Marke geknackt. Möglich gemacht haben das eine geniale Idee und die Begeisterung der Menschen für Bodenständigkeit.

Der Begriff Blasmusik wurde entstaubt

„Ich glaube, dass wir es geschafft haben, den Begriff Blasmusik in den vergangenen Jahren zu entstauben“, sagt Ertl. Er selbst spielte in der Blasmusikkapelle seiner Heimatgemeinde St. Martin, ehe er Konzertfach Trompete studierte und ganz nebenbei mit einigen Freunden ein „Alpen-Woodstock“ entwickelte. „Mit Blasmusik-Instrumenten

ist viel möglich: von klassisch-traditioneller Blasmusik zum Frühschoppen bis hin zu Funk, Ska, Pop, Soul und Hip-Hop zur Abendstunde.“

Heuer werden insgesamt 139 Bands auf acht Spielstätten vertreten sein, darunter auch der „Mei liabste Weis“-Moderator Franz Posch, 71, mit seinen „Innbrügglern“, einer Tanzlmusi aus Hall in Tirol (am Samstag, 28.6., ab 18.30 Uhr auf „Demmelbauer‘s Tanzboden“). „Wir sind gerne hier, weil die Stimmung einmalig ist. Vor ein paar Tagen haben wir schon die Anfrage für 2026 bekommen. Bei der Veranstaltung wird viel Film- und Popmusik gespielt. Da braucht es zwischendurch die normale Volksmusik mit böhmisch-mährischen Stückl‘n wie ,Rosamunde, schenk mir dein Herz und sag ja!‘“

Hits wie dieser erklingen beim Festival an jeder Ecke, da kaum jemand ohne Instrument anreist. Die Besucherin Juliana Gaffl, 37, zum Beispiel, ist über das heimische „Woodstock“ erst auf den Geschmack gekommen. „Ich war keine Blasmusik-Anhängerin, aber mein Mann spielt in einer Kapelle und wollte sich das unbedingt anschauen. Das war im Jahr 2014. Heute kommen wir immer noch mit Begeisterung her.“

Mittlerweile ist die 37jährige mit der Szene auf du und du und spult ihre Lieblingsbands herunter wie eine Einkaufsliste. „,Egeranka‘, ,MaddaBrassKa‘ und die ,Köllakuchlmusi‘ sind super. Auf die freue ich mich besonders.“ Die Veranstaltung hat Gaffl dermaßen inspiriert, dass sie vor neun Jahren begonnen hat, Schlagzeug zu spielen. Jetzt spielt nicht nur ihr Mann, sondern auch sie im Musikverein St. Georgen am Walde.

Im Gegensatz zu Franz Posch, der im Hotel schläft, reist das Paar mit dem eigenen Camper an und bringt vom Toaster bis zur Bierzapfanlage alles mit. Acht Freunde stoßen dazu, die sie beim „Woodstock“ kennengelernt haben. „Da entstehen Verbindungen fürs Leben.“

Schlafen im „Dschingistan“

Von den Freunden kommen einige mit dem Zelt und dürfen heuer ein besonderes Service genießen. Die Firma Hornbach stellt Scheibtruhen zur Verfügung, mit denen jeder sein Hab und Gut zum Stellplatz bringen kann – oder zu den mietbaren Unterkünften. Die „Rocky Mountents“ beherbergen in einem Zelt mit Boden bis zu vier Personen, „Dschingistan“ ist eine Zeltjurte für sechs Menschen und „Lodge Angeles“, auch Alm-Lodge genannt, ist eine Holzhütte für ein Quartett. Was alle Schauplätze eint, überall wird musiziert. „Schon am Vormittag gibt es Hornspieler, Posaunisten und Klarinettisten. Und die Schweizer Gäste bringen sogar ihre Alphörner mit“, erzählt Klaus Mittermayr, 48, der das „Woodstock der Blasmusik“ bis 2024 zehn Jahre als Fotograf begleitet hat. „Man trifft so viele verschiedene Charaktere. Gleichgeblieben ist, dass ich nie eine Auseinandersetzung oder einen Streit miterlebt habe. Es geht nur um ein Thema, und das ist die Musik.“

So wird das „Woodstock“ in Ort dem großen Vorbild aus den USA mehr als gerecht. Im Jahr 1969 stand die Veranstaltung, die als Symbol für die Hippie-Bewegung gilt, unter dem Motto „Love, Peace & Music“, Liebe, Frieden und Musik. In Oberösterreich setzen die Veranstalter auf „Love, Peace & Blasmusik“.

Das Durchschnittsalter beim „Woodstock der Blasmusik“ liegt laut Veranstalter Ertl bei etwa 32 Jahren. Vertreten ist freilich jede Altersgruppe, von den Zehnjährigen bis zu den 70jährigen. Sie alle sind begeisterte Zuhörer, wenn etwa die „Egerländer Musikanten“, eine der erfolgreichsten Blaskapellen der Welt aufspielen, „Saso Avsenik & seine Oberkrainer“ oder sogar DJ Ötzi am Sonntag, 29.6., ab 19 Uhr auf der Hauptbühne singt. Weil es den „Anton aus Tirol“ selbstverständlich auch in einer Blasmusikversion gibt. reiter
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