Geheimsache „Song Contest“
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Wien, Innsbruck, Wels und Linz wollen sich für das Wettsingen im nächsten Jahr bewerben. Andere Städte überlegen noch, das burgenländische Oberwart hat schon aufgegeben.
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Für Oberwart platzte der Traum vom „Song Contest“. Die 8.000-Seelen-Stadt im Burgenland war schon vor elf Jahren nach dem Sieg von Conchita Wurst für das Wettsingen im Gespräch. Als heuer JJ, mit bürgerlichem Namen Johannes Pietsch, für unser Land gewann, „hat mich am Sonntag danach ein Journalist kontaktiert und gefragt, ob Oberwart wieder als Austragungsort infrage käme. Ich habe ,Ja‘ gesagt und das war der Beginn einer medialen Welle, mit der wir nicht gerechnet haben“, erzählt der ÖVP-Bürgermeister Georg Rosner.
Die Halle für den „Eurovisison Song Contest“ (ESC) muss 10.000 Personen fassen. „Unsere Messehalle ist für 6.000 Personen genehmigt. Damit können wir mit den großen Austragungsorten natürlich nicht mithalten“, sagt Rosner. „Wir haben als Stadt nun ganz bewusst entschieden, uns nicht auf Biegen und Brechen zu bewerben, wenn wir wissen, dass wir die Mindestanforderungen nicht erfüllen können.“ Für die Region sei die Aufmerksamkeit aber ein Gewinn gewesen. Viele Menschen hätten sich gefreut, „dass der Fokus einmal nicht nur auf Wien liegt, sondern auch eine kleinere Stadt wie Oberwart zeigt, wie viel Engagement, Offenheit und Lebensfreude hier spürbar sind“.
Vertraulichkeits-Klausel für die Bewerber-Städte
Bis zum 4. Juli um 12 Uhr haben Städte Zeit, um sich als Gastgeber für das Gesangs-Spektakel zu bewerben. Die Halle ist nur ein Kriterium. Zudem muss die Austragungsstätte „für einen Zeitraum von mindestens acht Wochen – sieben Wochen vor dem Finale und eine Woche danach – exklusive zur Verfügung“ stehen. Dazu kommen eine gute internationale Anbindung, ausreichend Unterkünfte in der Region sowie „organisatorische, sicherheitstechnische und nachhaltige Umsetzungskompetenz“, heißt es in den ersten Bewerbungs-Informationen des ORF.
Die Kriterien werden von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) vorgegeben. Sie schließt neben Europa auch Mittelmeer-Anrainerstaaten wie etwa Israel mit ein, die in der sogenannten „Europäischen Rundfunkzone“ liegen. Deren Grenzen gibt die Internationale Fernmeldeunion vor, eine UNO-Sonderorganisation.
Das Finale des Gesangs-Wettbewerbes wird am 16. oder 23. Mai 2026 stattfinden. Abgesehen von den ersten Unterlagen gilt alles Weitere im Bewerbungsprozess als „vertraulich“. Dazu müssen interessierte Stadt-Repräsentanten eine Geheimhaltungsverpflichtung unterschreiben, samt Haftungsklausel.
Innsbruck lässt sich davon nicht abschrecken. Der siebenköpfige Stadtsenat hat sich in der vergangenen Woche mit einer FPÖ-Gegenstimme dazu entschieden, „Europas größtes Musikfest nach Tirol“ zu holen. Der Innsbrucker Bürgermeister Johannes Anzengruber von der Liste „JA – Jetzt Innsbruck“ ist überzeugt: „Die Olympiahalle bietet perfekte Voraussetzungen, und wir als Stadt und Region können einen ESC mit Herz und Kompetenz umsetzen.“ Allerdings gelte „absolute Geheimhaltung“ zu sämtlichen Inhalten der Bewerbung.
Geheim, geheimer, Song Contest – das scheint auch das Motto des ORF zu sein. Zu möglichen Kosten will sich der von den Bürgern zwangsfinanzierte Sender noch nicht in die Karten schauen lassen. „Wir sind gerade am Beginn der Detailplanungen und werden eine belastbare Summe zum gegebenen Zeitpunkt kommunizieren“, heißt es aus dem öffentlich-rechtlichen Sender.
Keine „Dancing Stars“ und Blasmusik-Show
Im Jahr 2015 hatte der ORF nach dem Sieg von Conchita Wurst ein Budget von knapp 15 Millionen Euro für die Veranstaltung. Dem Song-Contest-Sparstift wird die nächste Staffel von „Dancing Stars“ und die für Herbst geplante Show „Die große Chance der Blasmusik“ zum Opfer fallen.
Keine Transparenz gibt es beim ORF auch zu der jährlichen ESC-Teilnahmegebühr, die der ORF entrichten muss. Das ist in Deutschland anders. Die verantwortliche Sendeanstalt zahlte dort laut Berichten heuer 451.216 Euro an „Jahres-Gebühr“. Allerdings ist Deutschland auch einer der sogenannten „großen Fünf“, den größten Geldgebern der Europäischen Rundfunkunion. Griechenland, das nicht dazugehört, berappte im Jahr 2023 rund 150.000 Euro.
„Bei der Teilnahme geht es nicht nur um die Lizenzgebühr, sondern auch um die Inszenierung auf der Bühne. Jedes Land finanziert den Auftritt des eigenen Teilnehmers. Im Grunde ist der ESC dadurch eine relativ günstige Show für die teilnehmenden Länder, weil alle Teilnehmerländer einzahlen“, wird im ORF erklärt.
Wels und Linz (OÖ) haben den ersten Schritt getan und ihre gemeinsame offizielle Interessensbekundung abgegeben. „Wels als drittälteste Stadt unseres Landes hat den Charme der ,Kleinstadt‘, aber gleichzeitig internationale Infrastruktur und die modernste und größte Hallenstruktur Österreichs“, sagt der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl.
Wels will sich ESC dank Budget-Überschuss leisten
Die Fertigstellung der neuen Messehalle in Wels ist mit Jänner 2026 geplant. Kombiniert werden soll das mit einem „Public Viewing“, dem gemeinsamen Fernsehen auf Großbildleinwänden, in Linz. Die Welser müssten deswegen nicht mit höheren Gebühren rechnen. „Wels hat auch 2024 einen soliden Budgetüberschuss erwirtschaftet und ist de facto schuldenfrei. Die Parkgebühren wurden beispielsweise in den vergangenen 15 Jahren nicht erhöht.“ Der FPÖ-Bürgermeister setzt auf „einen starken Gemeinschaftseffekt. So ein Ereignis verbindet Menschen, weckt Stolz auf die eigene Stadt und zeigt, was möglich ist.“
Innsbruck erhofft sich nach einer aktuellen Studie eine direkte Wertschöpfung von 58 Millionen Euro für Tirol. „Dazu kommt der gewaltige internationale Werbewert. Weltweit verfolgten 170 Millionen Menschen den Song Contest in Basel (Schweiz).“
Wien hat im Jahr 2015 schon einmal den ESC ausgerichtet. Das Spektakel kostete die Stadt rund zwölf Millionen Euro und brachte knapp 30 Millionen Euro Umsatz und mehr als 100.000 Gäste. Auch heuer bewirbt sich die Bundeshauptstadt wieder. „Ziel ist, Wien einmal mehr als lebenswerteste Stadt der Welt zu präsentieren. Es gibt ein klares Bekenntnis der Stadt, ein überzeugendes Konzept einzureichen“, sagt SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig. „2015 übernahm die Stadt die Rolle des Gastgebers mit viel Engagement, präsentierte sich mit einem umfangreichen Programm für Medien und Delegierte und zahlreichen Attraktionen – ein Eindruck, der bis heute nachwirkt.“
Auch Graz hat eine „Kandidatur“ überlegt. Aus dem Büro von KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr hieß es vor dem tragischen Schul-Amoklauf, eine Bewerbung werde es geben, „wenn die Stadt die vom ORF geforderten Kriterien erfüllen kann“. Die Kosten ließen sich erst seriös einschätzen, wenn die Kriterien im Detail analysiert worden sind. „Die Halleninfrastruktur sollte in der bestehenden Form mit Adaptierungen passen, aber das macht nur einen Teil des geforderten Gesamtpakets aus.“
64 Millionen Euro für den heurigen Song Contest
In Basel, wo der Song Contest heuer stattfand, wurden insgesamt rund 64 Millionen Euro ausgegeben. Von bis zu 21 Millionen Euro ging die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) aus, von 39 Millionen die Stadt Basel.
Der Austragungs-Wunsch der „Comer City“ in Ebreichsdorf (NÖ), dem früheren Magna Racino, ist hingegen Geschichte. „Die offizielle Bewerbung wurde übermittelt, jedoch kann nur die Gemeinde Ebreichsdorf die Bewerbung abgeben“, erklärt Geschäftsführer Siegmund Kahlbacher.
Die Verantwortlichen hätten „signalisiert, dass die Vorlaufzeit für Beschlussfassungen“ in den verschiedenen Gremien zu kurz sei.
Die Halle für den „Eurovisison Song Contest“ (ESC) muss 10.000 Personen fassen. „Unsere Messehalle ist für 6.000 Personen genehmigt. Damit können wir mit den großen Austragungsorten natürlich nicht mithalten“, sagt Rosner. „Wir haben als Stadt nun ganz bewusst entschieden, uns nicht auf Biegen und Brechen zu bewerben, wenn wir wissen, dass wir die Mindestanforderungen nicht erfüllen können.“ Für die Region sei die Aufmerksamkeit aber ein Gewinn gewesen. Viele Menschen hätten sich gefreut, „dass der Fokus einmal nicht nur auf Wien liegt, sondern auch eine kleinere Stadt wie Oberwart zeigt, wie viel Engagement, Offenheit und Lebensfreude hier spürbar sind“.
Vertraulichkeits-Klausel für die Bewerber-Städte
Bis zum 4. Juli um 12 Uhr haben Städte Zeit, um sich als Gastgeber für das Gesangs-Spektakel zu bewerben. Die Halle ist nur ein Kriterium. Zudem muss die Austragungsstätte „für einen Zeitraum von mindestens acht Wochen – sieben Wochen vor dem Finale und eine Woche danach – exklusive zur Verfügung“ stehen. Dazu kommen eine gute internationale Anbindung, ausreichend Unterkünfte in der Region sowie „organisatorische, sicherheitstechnische und nachhaltige Umsetzungskompetenz“, heißt es in den ersten Bewerbungs-Informationen des ORF.
Die Kriterien werden von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) vorgegeben. Sie schließt neben Europa auch Mittelmeer-Anrainerstaaten wie etwa Israel mit ein, die in der sogenannten „Europäischen Rundfunkzone“ liegen. Deren Grenzen gibt die Internationale Fernmeldeunion vor, eine UNO-Sonderorganisation.
Das Finale des Gesangs-Wettbewerbes wird am 16. oder 23. Mai 2026 stattfinden. Abgesehen von den ersten Unterlagen gilt alles Weitere im Bewerbungsprozess als „vertraulich“. Dazu müssen interessierte Stadt-Repräsentanten eine Geheimhaltungsverpflichtung unterschreiben, samt Haftungsklausel.
Innsbruck lässt sich davon nicht abschrecken. Der siebenköpfige Stadtsenat hat sich in der vergangenen Woche mit einer FPÖ-Gegenstimme dazu entschieden, „Europas größtes Musikfest nach Tirol“ zu holen. Der Innsbrucker Bürgermeister Johannes Anzengruber von der Liste „JA – Jetzt Innsbruck“ ist überzeugt: „Die Olympiahalle bietet perfekte Voraussetzungen, und wir als Stadt und Region können einen ESC mit Herz und Kompetenz umsetzen.“ Allerdings gelte „absolute Geheimhaltung“ zu sämtlichen Inhalten der Bewerbung.
Geheim, geheimer, Song Contest – das scheint auch das Motto des ORF zu sein. Zu möglichen Kosten will sich der von den Bürgern zwangsfinanzierte Sender noch nicht in die Karten schauen lassen. „Wir sind gerade am Beginn der Detailplanungen und werden eine belastbare Summe zum gegebenen Zeitpunkt kommunizieren“, heißt es aus dem öffentlich-rechtlichen Sender.
Keine „Dancing Stars“ und Blasmusik-Show
Im Jahr 2015 hatte der ORF nach dem Sieg von Conchita Wurst ein Budget von knapp 15 Millionen Euro für die Veranstaltung. Dem Song-Contest-Sparstift wird die nächste Staffel von „Dancing Stars“ und die für Herbst geplante Show „Die große Chance der Blasmusik“ zum Opfer fallen.
Keine Transparenz gibt es beim ORF auch zu der jährlichen ESC-Teilnahmegebühr, die der ORF entrichten muss. Das ist in Deutschland anders. Die verantwortliche Sendeanstalt zahlte dort laut Berichten heuer 451.216 Euro an „Jahres-Gebühr“. Allerdings ist Deutschland auch einer der sogenannten „großen Fünf“, den größten Geldgebern der Europäischen Rundfunkunion. Griechenland, das nicht dazugehört, berappte im Jahr 2023 rund 150.000 Euro.
„Bei der Teilnahme geht es nicht nur um die Lizenzgebühr, sondern auch um die Inszenierung auf der Bühne. Jedes Land finanziert den Auftritt des eigenen Teilnehmers. Im Grunde ist der ESC dadurch eine relativ günstige Show für die teilnehmenden Länder, weil alle Teilnehmerländer einzahlen“, wird im ORF erklärt.
Wels und Linz (OÖ) haben den ersten Schritt getan und ihre gemeinsame offizielle Interessensbekundung abgegeben. „Wels als drittälteste Stadt unseres Landes hat den Charme der ,Kleinstadt‘, aber gleichzeitig internationale Infrastruktur und die modernste und größte Hallenstruktur Österreichs“, sagt der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl.
Wels will sich ESC dank Budget-Überschuss leisten
Die Fertigstellung der neuen Messehalle in Wels ist mit Jänner 2026 geplant. Kombiniert werden soll das mit einem „Public Viewing“, dem gemeinsamen Fernsehen auf Großbildleinwänden, in Linz. Die Welser müssten deswegen nicht mit höheren Gebühren rechnen. „Wels hat auch 2024 einen soliden Budgetüberschuss erwirtschaftet und ist de facto schuldenfrei. Die Parkgebühren wurden beispielsweise in den vergangenen 15 Jahren nicht erhöht.“ Der FPÖ-Bürgermeister setzt auf „einen starken Gemeinschaftseffekt. So ein Ereignis verbindet Menschen, weckt Stolz auf die eigene Stadt und zeigt, was möglich ist.“
Innsbruck erhofft sich nach einer aktuellen Studie eine direkte Wertschöpfung von 58 Millionen Euro für Tirol. „Dazu kommt der gewaltige internationale Werbewert. Weltweit verfolgten 170 Millionen Menschen den Song Contest in Basel (Schweiz).“
Wien hat im Jahr 2015 schon einmal den ESC ausgerichtet. Das Spektakel kostete die Stadt rund zwölf Millionen Euro und brachte knapp 30 Millionen Euro Umsatz und mehr als 100.000 Gäste. Auch heuer bewirbt sich die Bundeshauptstadt wieder. „Ziel ist, Wien einmal mehr als lebenswerteste Stadt der Welt zu präsentieren. Es gibt ein klares Bekenntnis der Stadt, ein überzeugendes Konzept einzureichen“, sagt SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig. „2015 übernahm die Stadt die Rolle des Gastgebers mit viel Engagement, präsentierte sich mit einem umfangreichen Programm für Medien und Delegierte und zahlreichen Attraktionen – ein Eindruck, der bis heute nachwirkt.“
Auch Graz hat eine „Kandidatur“ überlegt. Aus dem Büro von KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr hieß es vor dem tragischen Schul-Amoklauf, eine Bewerbung werde es geben, „wenn die Stadt die vom ORF geforderten Kriterien erfüllen kann“. Die Kosten ließen sich erst seriös einschätzen, wenn die Kriterien im Detail analysiert worden sind. „Die Halleninfrastruktur sollte in der bestehenden Form mit Adaptierungen passen, aber das macht nur einen Teil des geforderten Gesamtpakets aus.“
64 Millionen Euro für den heurigen Song Contest
In Basel, wo der Song Contest heuer stattfand, wurden insgesamt rund 64 Millionen Euro ausgegeben. Von bis zu 21 Millionen Euro ging die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) aus, von 39 Millionen die Stadt Basel.
Der Austragungs-Wunsch der „Comer City“ in Ebreichsdorf (NÖ), dem früheren Magna Racino, ist hingegen Geschichte. „Die offizielle Bewerbung wurde übermittelt, jedoch kann nur die Gemeinde Ebreichsdorf die Bewerbung abgeben“, erklärt Geschäftsführer Siegmund Kahlbacher.
Die Verantwortlichen hätten „signalisiert, dass die Vorlaufzeit für Beschlussfassungen“ in den verschiedenen Gremien zu kurz sei.
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