Ausgabe Nr. 25/2025 vom 16.06.2025, Fotos: David Parry / PA / picturedesk.com, AdobeStock, George Douglas / TopFoto / picturedesk.com, PA Images / Alamy Stock Photo
Sir David Attenborough:
„Der Ozean kann wieder zum Leben erwachen“
„Der Ozean kann wieder zum Leben erwachen“
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Der Engländer David Attenborough hat sich dem Erhalt der Natur verschrieben. Seine Forschungen, seine preisgekrönten Filme und Bücher sind weithin anerkannt und brachten ihm die Erhebung in den Adelsstand ein. Nun macht der bereits 99jährige Sir mit einem neuen Buch über die Ozeane auf die Wunder der Natur wie auf deren Bedrohung aufmerksam.
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Ich habe das Glück, seit fast 100 Jahren zu leben. Während dieser Zeit haben wir mehr über die Weltmeere erfahren als in jedem anderen Zeitraum der Menschheitsgeschichte.
Die Meeresforschung hat Wunder der Natur offenbart. Moderne Technologien haben es uns ermöglicht, das Verhalten von Lebewesen zu filmen, wie ich es mir am Anfang meiner Karriere nie hätte erträumen können“, sagt Sir David Attenborough im Vorwort zu seinem neuen Buch „Ozeane: Die letzte Wildnis unserer Erde“ (Verlag dtv).
Der Naturfilmer hat sich von klein auf für die Lebewesen jedes Erdzeitalters interessiert. Am 8. Mai 1926 in Isleworth nahe der englischen Hauptstadt London geboren, sammelte der jüngere Bruder des „Gandhi“-Regisseurs Richard Attenborough schon als Kind Fossilien.
Nach dem Geologie- und Zoologie-Studium arbeitete er als Lektor in einem Schulbuchverlag. Aber das langweilte ihn, deshalb suchte er nach seiner Zeit bei der Königlichen Marine im Jahr 1952 eine Anstellung beim englischen Rundfunksender BBC. Dort wurde gerade das Fernsehen eingeführt
Attenborough gestaltete seine erste Wildtier-Sendung mit dem Titel „Zoo Quest“ (1954 bis 1963). Die Reihe entführte die Zuschauer in ferne Länder und beflügelte die Karriere des jungen Naturforschers. Attenborough stieg zum Programmdirektor auf und bekam das Angebot, der Chef des Senders zu werden. Er lehnte ab, weil er Sendungen wie „Terra Mater – Der Ursprung des Lebens“, „Unser blauer Planet“ oder die Serie „Life On Earth“ gestalten wollte. Für seine preisgekrönten Dokumentationen wurde er 1974 von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen und darf sich „Sir“ nennen.
Neben der Arbeit galt seine Leidenschaft seiner großen Liebe. Mit Jane Oriel war er 47 Jahre lang verheiratet. Seine Frau starb im Jahr 1997 im Alter von 70 Jahren an einer Gehirnblutung.
Plötzlich war sein Anker weg
„Als Jane ins Koma fiel, war ich gerade in Neuseeland und drehte dort die Doku ,Das Leben der Vögel‘. Aber ich schaffte es noch rechtzeitig vor ihrem Tod an ihr Bett. In dem Moment, als meine Frau starb, bemerkte ich, wie verloren ich mich fühlte“, erinnert sich Attenborough in seinen Memoiren „Life On Air“.
„Jane drückte noch meine Hand und plötzlich war der Mittelpunkt meines Lebens – mein Anker – weg.“
Unterstützung bekommt der 99jährige, der sich im Jahr 2013 einen Herzschrittmacher und 2015 eine Knieprothese einsetzen ließ, von seinen beiden Kindern, wobei er im Jahr 2017 offenbarte, Angst zu haben, seinen Kindern zur Last zu fallen. Sohn Richard Attenborough unterrichtet Bioanthropologie an der Universität Cambridge, während die frühere Volksschullehrerin Susan Attenborough an der Seite des Vaters arbeitet.
„Susan hat die Funktionen übernommen, die ihre Mutter innehatte. Meine Tochter unterstützt mich bei meiner Arbeit, hilft mir beim Einkaufen und bäckt für mich ,Shepherd‘s pies‘ (ein traditionelles englisches Gericht aus Lammfleisch, überbacken mit einer Schicht Erdäpfelbrei)“, offenbarte der „Liebling der Briten“ bei der Eröffnung der Walthamstow Wetlands. Dieses Naturschutzgebiet liegt in der Nähe der englischen Hauptstadt London, wo der Naturfilmer lebt, unweit des Richmonds Parks, was er als „Glücksfall“ bezeichnet.
Der königliche Park ist die größte derartige Anlage Europas in einem städtischen Gebiet. „Es gibt nur eines, was ich in meinem Leben bedauere. Und zwar, dass ich während meiner Dreharbeiten auf der ganzen Welt immer wieder für einen längeren Zeitraum von meiner Familie getrennt war.
Wenn man ein sechs- oder achtjähriges Kind hat und drei Monate seines Lebens verpasst, dann lässt sich das nicht nachholen. Meine liebe Frau hatte dafür aber großes Verständnis“, sinnierte er in einem Gespräch.
Das Meer kann sich erholen
Das hielt Attenborough aber nie auf, sich für den Schutz der Natur einzusetzen. Und der 99jährige macht sich große Sorgen. So fand er bei der Präsentation seiner jüngsten Dokumentation über die Rettung der Ozeane eindringliche Worte.
„Als ich als kleiner Bub das Meer zum ersten Mal sah, hielt ich es für eine weite Wildnis, die zum Wohle der Menschheit gezähmt und beherrscht werden muss. Nun weiß ich, dass das Gegenteil der Fall ist. Der wichtigste Ort der Erde ist nicht an Land, sondern auf See.“
Wie wir mit dem Meer umgehen, schockiert ihn allerdings. „Beim Gedanken an die Zukunft der Korallenriffe kann man selbst schreckensbleich werden. Durch die steigenden Temperaturen wird das Wasser säurehaltiger, was die Korallen nicht aushalten.“ Doch es gibt Hoffnung. „Der Ozean kann wieder zum Leben erwachen“, ist Sir David
überzeugt. „Wenn wir die Meere in Ruhe lassen, können sie sich nicht nur erholen, sondern über alles hinaus gedeihen, was ein Mensch je erlebt hat.“ m. wieser
Die Meeresforschung hat Wunder der Natur offenbart. Moderne Technologien haben es uns ermöglicht, das Verhalten von Lebewesen zu filmen, wie ich es mir am Anfang meiner Karriere nie hätte erträumen können“, sagt Sir David Attenborough im Vorwort zu seinem neuen Buch „Ozeane: Die letzte Wildnis unserer Erde“ (Verlag dtv).
Der Naturfilmer hat sich von klein auf für die Lebewesen jedes Erdzeitalters interessiert. Am 8. Mai 1926 in Isleworth nahe der englischen Hauptstadt London geboren, sammelte der jüngere Bruder des „Gandhi“-Regisseurs Richard Attenborough schon als Kind Fossilien.
Nach dem Geologie- und Zoologie-Studium arbeitete er als Lektor in einem Schulbuchverlag. Aber das langweilte ihn, deshalb suchte er nach seiner Zeit bei der Königlichen Marine im Jahr 1952 eine Anstellung beim englischen Rundfunksender BBC. Dort wurde gerade das Fernsehen eingeführt
Attenborough gestaltete seine erste Wildtier-Sendung mit dem Titel „Zoo Quest“ (1954 bis 1963). Die Reihe entführte die Zuschauer in ferne Länder und beflügelte die Karriere des jungen Naturforschers. Attenborough stieg zum Programmdirektor auf und bekam das Angebot, der Chef des Senders zu werden. Er lehnte ab, weil er Sendungen wie „Terra Mater – Der Ursprung des Lebens“, „Unser blauer Planet“ oder die Serie „Life On Earth“ gestalten wollte. Für seine preisgekrönten Dokumentationen wurde er 1974 von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen und darf sich „Sir“ nennen.
Neben der Arbeit galt seine Leidenschaft seiner großen Liebe. Mit Jane Oriel war er 47 Jahre lang verheiratet. Seine Frau starb im Jahr 1997 im Alter von 70 Jahren an einer Gehirnblutung.
Plötzlich war sein Anker weg
„Als Jane ins Koma fiel, war ich gerade in Neuseeland und drehte dort die Doku ,Das Leben der Vögel‘. Aber ich schaffte es noch rechtzeitig vor ihrem Tod an ihr Bett. In dem Moment, als meine Frau starb, bemerkte ich, wie verloren ich mich fühlte“, erinnert sich Attenborough in seinen Memoiren „Life On Air“.
„Jane drückte noch meine Hand und plötzlich war der Mittelpunkt meines Lebens – mein Anker – weg.“
Unterstützung bekommt der 99jährige, der sich im Jahr 2013 einen Herzschrittmacher und 2015 eine Knieprothese einsetzen ließ, von seinen beiden Kindern, wobei er im Jahr 2017 offenbarte, Angst zu haben, seinen Kindern zur Last zu fallen. Sohn Richard Attenborough unterrichtet Bioanthropologie an der Universität Cambridge, während die frühere Volksschullehrerin Susan Attenborough an der Seite des Vaters arbeitet.
„Susan hat die Funktionen übernommen, die ihre Mutter innehatte. Meine Tochter unterstützt mich bei meiner Arbeit, hilft mir beim Einkaufen und bäckt für mich ,Shepherd‘s pies‘ (ein traditionelles englisches Gericht aus Lammfleisch, überbacken mit einer Schicht Erdäpfelbrei)“, offenbarte der „Liebling der Briten“ bei der Eröffnung der Walthamstow Wetlands. Dieses Naturschutzgebiet liegt in der Nähe der englischen Hauptstadt London, wo der Naturfilmer lebt, unweit des Richmonds Parks, was er als „Glücksfall“ bezeichnet.
Der königliche Park ist die größte derartige Anlage Europas in einem städtischen Gebiet. „Es gibt nur eines, was ich in meinem Leben bedauere. Und zwar, dass ich während meiner Dreharbeiten auf der ganzen Welt immer wieder für einen längeren Zeitraum von meiner Familie getrennt war.
Wenn man ein sechs- oder achtjähriges Kind hat und drei Monate seines Lebens verpasst, dann lässt sich das nicht nachholen. Meine liebe Frau hatte dafür aber großes Verständnis“, sinnierte er in einem Gespräch.
Das Meer kann sich erholen
Das hielt Attenborough aber nie auf, sich für den Schutz der Natur einzusetzen. Und der 99jährige macht sich große Sorgen. So fand er bei der Präsentation seiner jüngsten Dokumentation über die Rettung der Ozeane eindringliche Worte.
„Als ich als kleiner Bub das Meer zum ersten Mal sah, hielt ich es für eine weite Wildnis, die zum Wohle der Menschheit gezähmt und beherrscht werden muss. Nun weiß ich, dass das Gegenteil der Fall ist. Der wichtigste Ort der Erde ist nicht an Land, sondern auf See.“
Wie wir mit dem Meer umgehen, schockiert ihn allerdings. „Beim Gedanken an die Zukunft der Korallenriffe kann man selbst schreckensbleich werden. Durch die steigenden Temperaturen wird das Wasser säurehaltiger, was die Korallen nicht aushalten.“ Doch es gibt Hoffnung. „Der Ozean kann wieder zum Leben erwachen“, ist Sir David
überzeugt. „Wenn wir die Meere in Ruhe lassen, können sie sich nicht nur erholen, sondern über alles hinaus gedeihen, was ein Mensch je erlebt hat.“ m. wieser
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