Anmelden
Abonnieren
Ausgabe Nr. 24/2025 vom 10.06.2025, Fotos: Starpix / picturedesk.com, ORF/DOR Film/Hubert Mican
Artikel-Bild
Elfriede Ott.
Artikel-Bild
„Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“,
Sa., 14.6., 23.30 Uhr ORF1
Elfriede Ott zum 100. Geburtstag:
Die geniale Seiltänzerin
Jetzt neu: Hier klicken
und Artikel an Freunde verschenken.
Sie wollte seit ihrer Jugend auf die Bühne. Erst viel später sah Elfriede Ott ein, dass die Schauspielerei ein Drahtseilakt ist.
Auf Play drücken
um Artikel vorlesen
zu lassen.
Sie war noch ein junges Mädchen, als sie im Wiener Volkstheater „Die Jungfern von Bischofsberg“ sah. Es war die Geburt der Schauspielerin Elfriede Ott, die selbst am 11. Juni 1925 das Licht der Welt erblickt hat. Denn was sie sah, begeisterte die Tochter eines Uhrmachermeisters dermaßen, dass sie danach wusste, „Das will ich auch machen.“

Ihr Vater hielt nichts von der Schauspielerei, die „Elfi“ musste das Uhrmacherhandwerk erlernen. Dann starb der Papa, als er ihr das Leben rettete. Sie hatte sich mit einem Schuh an einem Bahngleis verfangen, der Vater zog sie weg und wurde von einem Zug erfasst.

„Ich weiß bis heute nicht, wie ich damit jemals fertiggeworden bin“, meinte sie 89jährig in der Sendung „Feierabend“. Allerdings ermöglichte ihr der Tod des Vaters, was ihr vorher versagt blieb. Mit Hilfe ihrer Mutter nahm sie privaten Schauspielunterricht.

Anschließend debütierte sie 1944 am Burgtheater in Wien. Und im Jahr 1958 landete sie schließlich im Theater in der Josefstadt, das zu ihrer künstlerischen Heimat wurde. Zu ihren größten Erfolgen zählte dort in den Kammerspielen, der Josefstadt-„Filiale“, das Stück „Katzenzungen“, das zum Stadtgespräch wurde. Die Ott verkörperte in dem Lustspiel eine Prostituierte, und das Publikum brüllte vor Lachen. Weniger erfolgreich war Elfriede Ott im deutschsprachigen Nachkriegsfilm. „Sie haben für Großaufnahmen eine zu freche Nase“, teilte ihr ein Regisseur mit, wie sie später erzählte. Auf der Bühne spielte das keine Rolle, und die Darstellerin wurde schon bald zu einem der Größen der heimischen Theaterszene.

In der Josefstadt lernte sie Ernst Waldbrunn kennen. Die beiden heirateten, aber aufgrund der Alkoholkrankheit ihres Mannes ließ sich Elfriede Ott nach 14 Jahren scheiden. Mit ihrem zweiten Ehemann, dem Kritiker und Schriftsteller Hans Weigel, war sie bereits mehr als 30 Jahre liiert, ehe sie ihn ein paar Monate vor seinem Tod heiratete.

Zwei Jahrzehnte leitete Ott die Schauspielabteilung des Konservatoriums der Stadt Wien, wo sie auch ihren späteren Adoptivsohn Goran David kennenlernte. Danach gründete sie die „Schauspielakademie Elfriede Ott“, stets unterstüzt von ihrem „Lebensmenschen“, der Frau Fritzi, die sich fast ein Leben lang in den meisten Belangen um die Komödien-Königin kümmerte. Ott verstand im Alter, dass Eltern besorgt sind, wenn die Kinder den Schauspielberuf ergreifen wollen. „Die Schauspielerei ist ein Drahtseilakt“, betonte sie. Was sie nicht dazusagte – nicht jede ist so eine geniale Seiltänzerin wie sie selbst.

Im Fernsehen war Ott in 26 Folgen der Serie „Hallo – Hotel Sacher ­… Portier!“ zu sehen sowie in 243 Episoden von „Die liebe Familie“. Erfolg auf der Leinwand war ihr mit 85 Jahren auch noch beschieden. Die Komödie „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ wurde zu einem Kinokassenschlager. Trotz der „frechen Nase“.

Elfriede Ott starb am 12. Juni 2019, einen Tag nach ihrem 94. Geburtstag, an Altersschwäche.
Weitere Inhalte dieser Ausgabe:
Ihre Meinung
Ihre Meinung ist uns wichtig.

Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Werbung