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Ausgabe Nr. 22/2025 vom 26.05.2025, Fotos: AdobeStock, facebook, Stadt Linz, M. Freinhofer, Paul Ketz Studio + Pfandring®
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Janine Bex, Innsbrucker Stadträtin.
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Paul Ketz hatte 2012 die Idee zum Pfandring.
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Sogenannte Pfandringe und Pfandinseln sollen helfen, Müll und Scherben auf den Straßen einzudämmen und Bedürftigen das Sammeln von Pfand zu erleichtern. In Linz (OÖ) hat sich das System bereits bewährt. Ab Juni will auch Innsbruck (T) diese Maßnahme umsetzen.
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Seit Anfang des Jahres gilt in unserem Land das Einwegpfandsystem. Neben den bekannten Mehrwegpfandflaschen wird nun auch auf PET-Flaschen und Aludosen ein Pfand von 25 Cent erhoben. Trotzdem landen noch immer viele Pfandgebinde im Müll oder in der Umwelt.

Sogenannte Pfandhilfen sollen dem entgegenwirken. Damit würde nicht nur nachhaltig agiert, sondern auch Menschen in finanziellen Notlagen geholfen, heißt es. In der oberösterreichischen Hauptstadt Linz wurde deshalb bereits vergangenen Dezember ein Pilotprojekt ins Leben gerufen.

17 Pfandringe wurden dort in der Innenstadt eingerichtet – das sind Halterungen an bestehenden Abfallbehältern, in denen PET-Flaschen und Getränkedosen getrennt vom herkömmlichen Abfall abgestellt werden können.

„Die bisherigen Erfahrungen fallen durchwegs positiv aus“, freut sich die zuständige Klimastadträtin Mag. Eva Schobesberger (Grüne). Es funktioniere genauso, wie erhofft.

Wertvolle Rohstoffe zurück in den Kreislauf bringen

Angebracht wurden die Pfandringe an hochfrequentierten Standorten wie dem Hauptplatz, der Passage, der Mozartkreuzung oder im Schillerpark. „Pfandgebinde werden wie vorgesehen in den Ringen abgestellt und auch rasch wieder entnommen. Es kommt bis dato weder zu Zweckentfremdung noch zu Vandalismus,“ sagt die Klimastadträtin. Nun will auch Innsbruck (T) dem Beispiel folgen und plant einen Testlauf ab Juni. „Den Anfang machen zwei Pfandinseln an der Franz-Gschnitzer-Promenade. Sie bestehen aus robustem Metall, bieten Platz für rund 60 Pfandflaschen auf zwei Ebenen und sind barrierefrei zugänglich“, erklärt die Innsbrucker Stadträtin Janine Bex (Grüne), zuständig für das Amt Klimaneutrale Stadt. Im Laufe des Monats folgen dann acht Pfandringe an stark frequentierten Plätzen in Innsbruck – darunter der DDr.-Alois-Lugger-Platz, der Olympiapark sowie der Marktplatz, der von vielen Touristen und Einheimischen besucht wird. „Damit wird das Projekt in unterschiedlichen urbanen Situationen erprobt“, sagt Bex. Schon jetzt ist erkennbar, dass Pfandgebinde oft rund um öffentliche Mistkübel abgestellt werden. „Daraus schließen wir, dass ein Bewusstsein fürs Pfand bereits vorhanden ist – das soll nun sinnvoll kanalisiert werden.“

Die Idee ist, ökologische Weitsicht mit sozialer Verantwortung zu verbinden. „So bringen wir wertvolle Rohstoffe zurück in den Kreislauf, reduzieren Abfall und können Menschen unterstützen, die auf Pfandeinnahmen angewiesen sind.“

Das Pilotprojekt werde mit einem Betrag von weniger als € 5.000,– budgetschonend und mit Augenmaß umgesetzt. Gegen mögliche Fehlbefüllung der Pfandhilfen setzt die Stadt Innsbruck unter anderem auf gute Beschilderung und eine aktive Beobachtung der Testphase, um notfalls nachzusteuern.

Eine deutsche Erfindung für ein bewussteres Miteinander

„Wir sind gespannt, wie sich die verschiedenen Systeme und Standorte bewähren und sind sicher, dass die Innsbrucker durch eine sinngemäße Nutzung zur erfolgreichen Testphase beitragen“, meint Bex.

Erfunden hat den Pfandring® der Deutsche Paul Ketz 2012 während seines Desingstudiums. Seit mehr als 13 Jahren setzt er sich für das Thema ein. „Mir ist damals aufgefallen, dass Pfandflaschen und -dosen oft aus Bequemlichkeit in den Müll geworfen werden. Auf der anderen Seite gibt es eine Vielzahl von Menschen, die sich mit dem Pfandsammeln ein Zubrot verdienen und dafür in die Abfallbehälter greifen müssen. Daran habe ich mich gestoßen und den Pfandring entwickelt – einen einfachen Recycling-Zusatz als Brückenstück und Kommunikationsobjekt für ein bewussteres Miteinander“, erklärt der in Köln (D) ansässige Designer.

Mittlerweile gibt es die Pfandringe in mehr als 150 Städten in Deutschland, den Niederlanden und seit Kurzem auch in unserem Land. Und die Akzeptanz sei erfreulicherweise sehr hoch, „weil die absolut überwiegende Mehrheit dem Thema gegenüber respektvoll und wohlwollend ist. Das Mitmachen ist einfach und die eigene Teilhabe erlebbar. Das Runde kommt ins Runde und der Wertstoffkreislauf somit ins Rollen“, sagt Ketz. Das bedeute weniger Kosten, weniger Verschwendung und CO2-Ausstoß durch weniger verbrannte Wertstoffe und geringeren Reinigungsaufwand für die Stadt.

Eine Pfandring-Lösung gebe es für ziemlich alle Abfallbehältermodelle, so Ketz. „Die Preise variieren je nach Größe und Stückzahl. Zwischen € 80,- und € 150,- kosten die gängigsten Modelle aus Edelstahl. Je bekannter das Projekt wird, desto größer die Stückzahlen und umso günstiger kann die Produktion werden.“

Während Linz und Innsbruck dem System etwas abgewinnen können, „sind Pfandringe oder dergleichen in Wien nicht geplant. Diese Abstellmöglichkeiten ziehen nicht nur Pfandflaschen an, sondern auch diversen Müll. Wir wollen keine Müll-„Hotspots“ im öffentlichen Raum schaffen, die unsere Bemühungen für eine saubere Stadt konterkarieren“, heißt es von der für die Abfallwirtschaft zuständigen Magistratsabteilung 48.

Außerdem sei der soziale Aspekt für bedürftige Menschen keineswegs treffsicher. Zum Pfandflaschensammeln müssen die nun weiter in den öffentlichen Mistkübeln stierln. Das ist juristisch heikel, denn auch Pfandgebinde, die im Müll landen, gehen laut Abfallwirtschaftsgesetz ins Eigentum der Stadt über. Kritisch hinterfragt die FPÖ das Pfand-Thema – auch im Hinblick auf die Sinnhaftigkeit von Pfandhilfen. „Bei einem freiwilligen, bonussystembasierten Rücknahmesystem braucht man diese Vorrichtungen nicht. Anstatt neuer Verordnungen und Pflichten gehört das Bewusstsein in der Bevölkerung zum Mülltrennen gestärkt“, sagt FPÖ-Umweltsprecher Thomas Spalt.

Pfandspenden auch im Supermarkt möglich

Das habe sich im ländlichen Raum durchaus bewährt, weiß Spalt, der auch eine Anfrage betreffend „Transparenz und Kontrolle rund um das Pfandsystem“ in unserem Land im Parlament eingebracht hat.

Für dessen Abwicklung und Organisation ist die „EWP Recycling Pfand Österreich GmbH“ zuständig, die Initiativen wie Pfandringe oder Pfandinseln befürwortet. „Somit gelangen mehr Kunststoffflaschen und Metalldosen zurück in den Kreislauf und das achtlose Wegwerfen von Flaschen und Dosen in der Natur wird verringert“, sagt deren Geschäftsführerin Monika Fiala. In der finalen Ausbaustufe, die 2026 erreicht wird, rechnet Fiala mit 2,2 Milliarden retournierten Flaschen und Dosen.

Nicht alle holen sich ihren Einsatz zurück. Der sogenannte Pfandschlupf „bleibt im System und ist Teil der Finanzierung des Pfandsystems“, sagt Fiala, die bis 2027 etwa zehn Prozent Pfandschlupf erwartet. Das sind geschätzt 50 Millionen Euro bei einem Sammelziel von 90 Prozent der in Verkehr gesetzten Pfandgebinde.

„Nicht eingelöste Pfandgelder bleiben bei Konzernen, statt der Allgemeinheit zugutezukommen“, kritisiert das Spalt. Zumindest ist es nun auch in Supermärkten möglich, den Pfandbetrag bei der Flaschenrückgabe zu spenden. Bei Billa etwa fließt das Geld in Naturschutzprojekte, bei Spar geht der Betrag an „Rettet das Kind“ und bei Interspar an die jeweils regionale Feuerwehr. rz
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