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Ausgabe Nr. 21/2025 vom 20.05.2025, Foto: salzburger-porsche-tunnel-festspiele.at, zvg
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Der öffentliche Protest ist groß in Salzburg.
Auch Gisela Zeidlinger (re.) initiierte eine Petition.
Porsche-Tunnel sorgt
für Unmut in Salzburg
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Der Auto-Milliardär Wolfgang Porsche wünscht sich einen Privattunnel zu seiner Villa. Dass der mitten durch den Kapuzinerberg führen soll, lässt die Wogen in der Stadt hochgehen.
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Seit Monaten erhitzt der geplante Bau eines privaten Autotunnels mitten durch den Kapuzinerberg die Gemüter in der sonst so idyllischen Mozartstadt. Den will der Unternehmer Dr. Wolfgang Porsche – seines Zeichens Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG und 18.000 Millionen Euro schwer – als unterirdische Zufahrt zu seinem Anwesen auf dem Salzburger Stadtberg bauen lassen.

Das als Paschinger-Schlössl und einstige Wohnstätte des Schriftstellers Stefan Zweig (1881–1942, „Schachnovelle“) bekannte Gebäude hat Porsche 2020 für 8,4 Millionen Euro erstanden. Einziger Wermutstropfen ist die enge und steile Auffahrt. Die wollte der Milliardär aber mit einem 500 Meter langen Tunnel, der sich über 50 Höhenmeter erstreckt, umgehen. Die Zufahrt soll über das Parkhaus Linzer Gasse erfolgen – eine öffentliche Garage im Besitz der Stadt. Die geschätzt zehn Millionen Euro für den Bau trägt Porsche selbst.

Bereits im April 2024 schloss der damalige Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) einen sogenannten Dienstbarkeitsvertrag mit Porsche ab, der ihm, gegen die einmalige Zahlung von € 40.000,–, die Zufahrt und Nutzung von 1.500 Quadratmetern Grund einräumte.

„Im stillen Kämmerlein“, wie Inge Haller, Klubobfrau Bürgerliste/Die Grünen und eine Gegnerin des Projektes kritisiert. Vor allem der Zeitpunkt des Vertrages sei pikant, meint Salzburgs Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ).

„Nachdem die ÖVP die Gemeindesratswahlen im März 2024 verloren hatte, unterzeichnete Preuner den Vertrag noch kurz bevor der neue Bürgermeister (Bernhard Auinger, SPÖ) angelobt wurde.“

Und ohne irgendwelche Gremien zu informieren. „Rein rechtlich hätte er das nicht machen müssen, aber es wäre der saubere Weg gewesen“, meint Dankl. Vor allem, nachdem behauptet wurde, es wäre kaum Stadtgrund betroffen und das Kellerrecht, das besagt, dass einem der eigene Grund und Boden bis zum Erdmittelpunkt gehört, im Raum stand.

Letztendlich stellte sich heraus, dass sich die gesamte Tunnelanlage inklusive Garage und Verbindungsweg zum Schloss auf Stadtgrund befindet. „Das haben wir als Bürgerliste durch eine Anfrage an den Bürgermeister Auinger in Erfahrung gebracht“, sagt Haller, für die ein Privattunnel auf Stadtgrund im Kapuzinerberg, im Herzen der Innenstadt, ein absolutes Tabu ist. Außer Porsche habe niemand etwas von dem Megabauvorhaben, so Haller.

„Es ist ein Projekt, das der Allgemeinheit nichts bringt“, bestätigt auch Dankl. Den Privattunnel könnten weder die Anrainer noch Einsatzfahrzeuge nutzen. Es dürfte Porsche eher darum gehen, ungestört und ungesehen zum Haus zu kommen, vermutet der Politiker.

Bei Detailplanungen stellte sich heraus, dass der Tunnelbau aufgrund technischer Notwendigkeiten wie Belüftungsschächten, Ausweichstellen und Felsankern deutlich mehr Fläche beanspruchen wird. Statt 1.500 sind nun rund 3.000 Quadratmeter nötig.

Vor Kurzem wurde im Salzburger Stadtsenat deshalb ein neuer Dienstbarkeitsvertrag mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und FPÖ beschlossen. Nur die grüne Bürgerliste und die KPÖ Plus stimmten dagegen. Für die Nutzung soll Porsche nun € 48.000,– zahlen. „Wir haben ein unabhängiges Gutachten in Auftrag gegeben, von einem gerichtlich beeideten Sachverständigen aus Wien, das den Vermögensnachteil für die Stadt mit 35.304 Euro bewertet. Insofern steht der Betrag, den die Stadt erhält, außer Zweifel“, entgegnet Bürgermeister Auinger jedweder Kritik, über die Angemessenheit der Abgeltung.

„Auch wenn wir den Grund nicht verkaufen, räumen wir eine unbefristete Dienstbarkeit ein“, warnt Haller.

„Es hätte die Chance gegeben, Nein zu sagen, wir bleiben bei der ursprünglichen Vereinbarung. Wenn sich das mit der Fläche technisch nicht machen lässt, dann nicht. Wir können Menschen, die zu viel Geld haben, nicht vorschreiben, was sie damit machen – aber wir müssen als Stadt nicht jeden Blödsinn mitmachen“, erklärt der KPÖ-Politiker Dankl.

Zusätzlichen Druck bekommt das Vorhaben durch die Öffentlichkeit. Die Salzburgerin Gisela Zeidlinger etwa hat die Online-Petition „Nein zum Porsche-Tunnel“ ins Leben gerufen. Mehr als 16.000 Menschen – also jeder zehnte Salzburger – haben bereits unterzeichnet.

Für den Bau braucht es noch eine raumordnungsrechtliche Einzelbewilligung, handelt es sich doch um ein Landschaftsschutzgebiet. Eine endgültige politische Entscheidung erwartet Auinger spätestens im Herbst.

Zeidlinger, die ihre Petition vorige Woche im Planungsausschuss überreicht hat, hofft aber, „dass die Gemeinderäte gegen die Einzelbewilligung stimmen“. rz
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