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Ausgabe Nr. 20/2025 vom 13.05.2025, Foto: Laporta/Fotogramma/ROPI
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Leo XIV. ist der erste US-amerikanische Papst. Im Vatikan herrscht er uneingeschränkt, bekommt aber kein Gehalt.
„Nie wieder Krieg!“
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Leo XIV. ist der erste US-amerikanische Papst. Im Vatikan herrscht er uneingeschränkt, bekommt aber kein Gehalt.
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Wieso nennt sich der neue Papst Leo XIV.?

Der bislang letzte Pontifex mit dem Namen Leo ging als „Arbeiterpapst“ in die Geschichte ein. Er war ein politischer Kopf, der die katholische Soziallehre begründete. Leo XIII. (1810–1903) habe sich den Herausforderungen der Industriellen Revolution gestellt, „heute stehen wir vor einer neuen: der Revolution der künstlichen Intelligenz und ihrer Auswirkungen auf Gerechtigkeit, Arbeit und Menschenwürde“, begründete der neue Papst die Namenswahl.

Was sind seine Schwerpunkte?

Seine ersten Worte auf der Loggia des Petersdomes waren: „Der Friede sei mit euch allen!“ Nach der ersten Sonntagsmesse forderte er nicht nur Frieden in der Ukraine, sondern auch einen sofortigen Waffenstillstand in Gaza. „Angesichts des aktuellen dramatischen Szenarios eines stückweisen Dritten Weltkrieges“ wende er sich „an die Großen dieser Welt und wiederhole diesen weiterhin aktuellen Appell: Nie wieder Krieg!“.

Woher stammt Leo XIV.?

„Ich wurde in den USA geboren, aber meine Großeltern waren alle Einwanderer – Franzosen, Spanier …“, sagte er einmal. Am 14. September 1955 als Robert Francis Prevost in Chicago geboren, gilt er als der unamerikanischste aller US-Kardinäle. Er war lange Priester und Bischof in Peru. „Er hat dort so viel Zeit verbracht, ich glaube, sein Herz ist dort geblieben“, sagt sein älterer Bruder John. Seit 2015 hat er die Staatsbürgerschaft des Landes. Prevost ist der jüngste von drei Brüdern und studierte neben Theologie auch Mathematik. Im Jahr 2023 ernannte ihn Papst Franziskus zum Leiter des Bischofs-Ministeriums, des „Dikasteriums für die Bischöfe und Kardinalserhebung“.

Welchem Orden gehört er an?

Leo XIV. ist der erste Augustiner auf dem Stuhl Petri. Der Name des Ordens geht auf den heiligen Augustinus von Hippo (354–430) zurück. Heute gibt es weltweit rund 2.800 Mitglieder. Das Wiener Augustinerkloster beherbergt derzeit drei Ordensmänner.

Was hält der US-Papst von Donald Trump?

Ein Freund des US-Präsidenten ist er eher nicht. In den Monaten vor seiner Wahl hat er als Kardinal immer wieder Kritik an Donald Trump und dessen Vize auf der Plattform X geteilt, vor allem bei Migrationsfragen.

Was bedeutet die Papstwahl für die Schönborn-Nachfolge in Wien?

Der Wiener Bischofssitz ist seit Monaten unbesetzt. Woran es scheiterte, ist ungewiss. Das Bischofs-Ministerium des Vatikans, dessen bisheriger Chef der neue Papst war, ist nicht für seine Offenheit bekannt. Dort wird aus dem Dreiervorschlag des Vatikan-Botschafters ein Kandidat ausgewählt und dem Papst vorgelegt. Sagt jemand ab oder will der Papst jemand anderen, läuft das Verfahren neu an. Mit etwas Glück steht jetzt noch vor der Sommerurlaubs-Saison im Vatikan ein Name fest. Dann findet die Weihe wohl im September statt.

Wird der Papst gekrönt?

Nicht mehr. Paul VI. war der letzte Papst, der 1963 auf dem Petersplatz gekrönt wurde. Ein Jahr später verzichtete er auf die Krone des Papsttums, der Erlös ging an Arme.

Leo XIV. ist der letzte absolute Monarch Europas. Was heißt das?

Der Papst hat als Vatikan-Staatsoberhaupt uneingeschränkte Macht. Es gibt kein Parlament, der Pontifex bestimmt über die Gesetze, vergibt wichtige Ämter und kann nicht abgesetzt werden.

Bekommt der Papst ein Gehalt?

Nein. Allerdings trägt der Vatikan alle Kosten für Essen und Kleidung, seine Wohnung und die Reisen.
„Ich werde rundum versorgt, und wenn ich etwas brauche, frage ich danach“, erklärte der verstorbene Papst Franziskus einmal dazu. Das gilt auch für den Fall eines Rücktritts. Der Papst bekommt keine Pension. Millionen-Einkünfte aus Buchverkäufen werden in der Regel gespendet.

Wie hoch ist das Vermögen des Vatikans?

Schätzungen gingen einmal von bis zu 13 Milliarden Euro aus. Trotzdem muss auch der Kirchenstaat sparen. Im Jahr 2023 verzeichnete er ein Budget-Minus von 84 Millionen Euro. Der Papst hat deswegen die Personalkosten gekürzt und etwa den Kardinälen im Vatikan, den sogenannten Kurienkardinälen, das Gehalt um zehn Prozent gekürzt. Sie verdienen im Schnitt rund 5.000 Euro.

Was verdienen Kirchenmänner bei uns?

Die Gehälter sind je nach Diözese unterschiedlich. Ein Weihbischof verdient etwa in Wien im Schnitt 5.250 Euro brutto im Monat, ein Diözesanbischof liegt „etwas darüber“. Sachleistungen wie eine Dienstwohnung können dazukommen. Einen „Kardinals-Zuschlag“ gibt es nicht. Ein Pfarrer verdient in der Erzdiözese im Schnitt 3.500 Euro brutto monatlich.

Wie viele Menschen leben im Vatikan?

Derzeit hat er 882 Einwohner, aber nicht alle sind Vatikan-Staatsbürger. Davon gibt es weltweit 673. Die vatikanische Staatsbürgerschaft wird nur auf Zeit verliehen, sie gilt für die Dauer des Amtes etwa als Papst, Kardinal oder Angehöriger der Schweizergarde. Kirchen-Diplomaten, die im Ausland leben, haben ebenfalls einen Reisepass des Kirchenstaates.

Kommen die Soldaten der Schweizer Garde tatsächlich aus der Schweiz?

Ja, die Rekruten müssen katholische Schweizer zwischen 19 und 30 Jahren sein, mindestens 174 Zentimeter groß und ledig. Erst nach fünf Jahren Dienst dürfen Schweizergardisten heiraten. Frauen sind in der bis zu 135 Mann starken „Leibwache“ des Papstes nicht zugelassen. Zudem gibt es das Gendarmeriekorps, die Polizei des Kleinstaates. Bewerben können sich auch dort nur unverheiratete katholische Männer.

Arbeiten auch Frauen im Vatikan?

1.318 der insgesamt 5.496 Angestellten im Vatikan sind Frauen. Die Priesterweihe für Frauen hielt der verstorbene Papst Franziskus für den falschen Weg. Dennoch besetzte er Posten mit Frauen, die bisher Kardinälen und Erzbischöfen vorbehalten waren. So leitet seit Jänner erstmals eine Frau eine Vatikan-Behörde. Die Ordensschwester Simona Brambilla ist Chefin des „Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens“, also des Ordens-Ministeriums.

Hebt der Vatikan eine Kirchensteuer ein?

Der Vatikan hebt gar keine Steuern ein. Die Angestellten des Kirchenstaates zahlen deshalb keine Einkommenssteuer. Einkaufen ist im Supermarkt innerhalb der Vatikan-Mauern um gut ein Fünftel billiger als in Italien, die Mehrwertsteuer fällt weg. Dazu berechtigt sind aber nur Vatikan-Mitarbeiter und deren Angehörige. Anders ist das bei der Vatikan-Apotheke, sie steht allen offen, die ein Rezept vorweisen können.

Gibt es für das Papst-Auto ein eigenes Kennzeichen?

Das „Papamobil“ trägt das Kennzeichen „SCV1“. Auch die anderen offiziellen Fahrzeuge haben Kennzeichen, die mit SCV („Stato della Città del Vaticano“, Staat der Vatikanstadt) beginnen. Privatfahrzeuge führen die Buchstabenkombination CV („Città del Vaticano“, Vatikanstadt).

Hat der Vatikan ein Gefängnis?

Nein, nur drei Haftzellen im Gebäude des Gendarmeriekorps. Sie waren in der Vergangenheit immer wieder besetzt. Der Ex-Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., der vertrauliche Unterlagen weitergeleitet hatte, verbrachte etwa 59 Tage in einer der Zellen. Der Vatikan kann Verurteilte zudem auf eigene Kosten in italienischen Gefängnissen unterbringen.

Welches Strafrecht gilt im Vatikan?

Die Gerichte des Staates urteilen nach dem alten italienischen Strafrecht aus dem Jahr 1889. Franziskus hat die lebenslange Freiheitsstrafe abgeschafft. Die Höchststrafe liegt jetzt bei 35 Jahren Haft. Bei sexuellen Verbrechen gegen Minderjährige gelten seit 2013 Personen unter 18 Jahren als minderjährig, davor lag das Schutzalter bei nur zwölf Jahren.

Kann die katholische Kirche auch Strafen aussprechen?

Ja, die Strafbestimmungen sind im „Codex iuris canonici“ (Kodex des kanonischen Rechtes) niedergeschrieben. Ein Kirchengericht kann jedoch keine Haftstrafen verhängen. Die Höchststrafe ist die Exkommunikation, der zeitweise Verlust aller Rechte in der Kirche. Ein Ausschluss ist kirchenrechtlich unmöglich. bike
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