„Gott hat viel Kraft, ist aber auch ein Kind“
Jetzt neu: Hier klicken
und Artikel an Freunde verschenken.
und Artikel an Freunde verschenken.
Ein vergnügliches Kammerspiel bringen Katharina Stemberger, 56, und Wolf Bachofner, 63, bekannt aus Fernseh-Krimis, auf die Theaterbühne.
Bei den beiden sucht sogar Gott Hilfe in der Psychotherapie. Das Gespräch führte die WOCHE-Reporterin Martina Wieser.
Bei den beiden sucht sogar Gott Hilfe in der Psychotherapie. Das Gespräch führte die WOCHE-Reporterin Martina Wieser.
Auf Play drücken
um Artikel vorlesen
zu lassen.
um Artikel vorlesen
zu lassen.
Frau Stemberger, in Ihrem Theaterstück „Oh mein Gott“, das im Theater Akzent in Wien zu sehen ist, scheint Gott völlig fertig mit sich selbst und der Welt zu sein. Er wendet sich hilfesuchend an Sie, eine Psychotherapeutin. Wie schlimm steht es um den Allmächtigen?
Stemberger: Das fragen wir am besten Gott selbst (überlässt lächelnd dem Kollegen das Wort).
Bachofner: Gott ist aufgrund seiner selbst und angesichts der Menschheit verzweifelt und hilflos. Ganz offensichtlich ist bei ihm etwas aus dem Ruder gelaufen. Er hat genug, denn seine Schöpfung geht in eine Richtung, die er sich so nicht vorgestellt hat.
Hilflos und verzweifelt zu sein, das klingt vielmehr menschlich denn göttlich …
Bachofner: Das ist ja der Clou an dem feinsinnigen, vorrangig humorvollen Kammerspiel, und zwar, dass der Mensch nach dem Ebenbild Gottes erschaffen wurde, demnach kann jeder von uns Gott sein. Auf der Bühne bin ich es, was daran liegt, dass mich Katharina zu ihrem Partner auserkoren hat.
Stemberger: Weil der Wolf einfach göttlich ist (lacht). Mir wurde das Stück vor zehn Jahren von einem Verlag in Berlin (D) zugesandt. Ich fand es auf Anhieb großartig und veranstaltete eine szenische Lesung, die mich bestätigte. Dann fragte ich mich, wer denn nun den Gott spielen soll. Finde einmal jemanden, der das spielen kann … Gott hat viel Kraft, ist aber auch ein Kind, er ist eitel, selbstmitleidig und zerbrechlich.
Bachofner: Genau (lacht), das alles trifft auf mich zu – Kraft, Eitelkeit, Selbstmitleid und Zerbrechlichkeit – also bitte, ich nehme diese große Herausforderung an.
Wie viel hat das Stück mit Religiosität zu tun und woran glauben Sie?
Stemberger: Um sich darauf einzulassen, muss sich niemand zu etwas bekennen, weder das Vater unser noch der Rosenkranz oder der Talmud sind eine Voraussetzung dafür, sich das Stück anzuschauen. Ich finde, die Frage des Glaubens ist eine äußerst intime Angelegenheit. Für viele Menschen gibt es etwas Höheres, das gar nicht so leicht in Worte zu fassen ist, aber trotzdem ist es vorhanden.
Bachofner: Für mich ist Gott eine Figur, die für alle da ist. Jeder weiß etwas mit dem Begriff anzufangen, egal, ob er tiefgläubig oder ein Atheist ist. Sich mit Gott auseinanderzusetzen, ist immer interessant. Wenn ich sage, dass Gott einen Psychotherapeuten aufsucht, weil es ihm schlecht geht, lacht jeder.
Sind Sie selbst mit Psychotherapie in irgendeiner Weise vertraut?
Bachofner: Die Psychotherapie hat die Angstbesetztheit verloren. Früher hieß es: Was, Therapie? Na geh, ich bin ja nicht deppert. Wer zum Therapeuten ging, hatte automatisch einen Schuss. Heute bist du fast ein Außenseiter, wenn du keinen Therapeuten hast. Natürlich gibt es die Familie und Freunde, aber das ist doch etwas anderes. Wenn es mir nicht so gut geht, wende ich mich an Fachleute. Schließlich gehe ich mit Zahnschmerzen auch zum Zahnarzt.
Stemberger: Ich praktiziere seit meinem 17. Lebensjahr – mit Pausen – therapeutische Auseinandersetzungen mit mir selbst. Ich mag die Selbstreflexion, sonst würde ich irre werden. Mich hat schon immer interessiert, warum Menschen tun, was sie tun. Um das herauszufinden, hilft die therapeutische Auseinandersetzung.
Frau Stemberger, die Welt dreht gerade durch. Wer, außer Gott, bräuchte denn Ihrer Ansicht nach noch dringend eine Therapie?
Stemberger: Wir würden sicher eine lange Liste zusammenbekommen. Das Problem ist, dass Menschen, die sich auf die Macht stürzen, große Angst davor haben, eine Kiste zu öffnen, die womöglich schmerzhafte Prozesse in Gang setzt, dazu ist Mut erforderlich. Menschen, die sich nur mit der Macht über Wasser halten, sch… sich – so würden wir in Wien sagen – vor sich selbst und dem Leben am meisten an. Die tun mir fast, aber eben nur fast, schon wieder leid. Wenn selbst Gott den Weg zur Therapie wagt, könnten sich diese Menschen durchaus ein Vorbild nehmen.
Herr Bachofner, am 29. Mai wird „Oh mein Gott“ auch im Stadttheater Grein (OÖ) zu sehen sein …
Bachofner: … worauf ich mich freue, zumal es sich um das hierzulande älteste im Originalzustand erhaltene bürgerliche Theater handelt. Und weil Katharina bereits für „SOKO Linz“ im Einsatz ist, hat sich ihre Schwester Julia bereit erklärt, die Rolle der Therapeutin zu übernehmen. Ich habe das Privileg, mit beiden Stemberger-Schwestern spielen zu dürfen und freue mich wie der liebe Gott.
Gibt es einen Dialog, der gut zum Ausdruck bringt, worum es in diesem Stück geht?
(beide rezitieren) Stemberger: Du hast dich plötzlich entschieden, eine Welt zu erschaffen.
Bachofner: Das geschah in einem schöpferischen Rausch. Plötzlich habe ich die ganze Geschichte vor mir gesehen, alle sieben Tage, Tag für Tag.
Stemberger: Und wie hast du dich gefühlt?
Bachofner: Bis zum 5. Tag war ich voller Euphorie.
Stemberger: Kannst du das genauer beschreiben?
Bachofner: Eine gewaltige Aufregung, ein geistiger Höhenflug, wie ich ihn nie erlebt habe und nie wieder erleben werde. Da hatte ich meinen Höhepunkt und seitdem geht‘s abwärts.
Stemberger: Du hast gesagt, bis zum fünften Tag warst du voller Euphorie. Was war am sechsten Tag?
Bachofner: Du weißt nicht, was am sechsten Tag war?
Stemberger: Doch, du hast den Menschen erschaffen.
Bachofner: Ja (seufzend).
Stemberger: So schlimm?
Bachofner: So schlimm.
Nun ja, für die Menschen stehen Sie beide vor der Fernseh-Kamera und verkörpern Kommissare …
Stemberger: Ab September ist die vierte Staffel von „SOKO Linz“ zu sehen. Mit Angelika Niedetzky, neu in unserem Team, wird es witzig, und spannend.
Bachofner: Ich werde bis ins Jahr 2027 bei den
„Ostfrieslandkrimis“ mitmachen. Demzufolge gehe ich als „Kripo-Chef Martin Büscher“ in zwei Jahren in Pension – möglicherweise auch privat.
Zu den Personen
Katharina Stemberger wurde am 28. Dezember 1968 in Wien geboren. Sie ist mit dem Regisseur Fabian Eder, mit dem sie die Filmfirma „Backyard“ betreibt, verheiratet, Tochter Anna-Helena kam 2002 zur Welt.
Wolf Bachofner wurde am 4. Juli 1961 in Wien geboren. Bekanntheit erlangte er durch seine Rolle als „Kriminalinspektor Höllerer“ in der Fernseh-Serie „Kommissar Rex“. Seit 2008 spielt er in der Krimi-Serie „Schnell ermittelt“ an der Seite von Ursula Strauss die Figur des „Franitschek“. In der ZDF-Krimireihe „Ostfrieslandkrimis“ fungiert er seit 2024 als „Kripo-Chef Martin Büscher“.
Termine für „Oh mein Gott“ im Theater Akzent in Wien:
30.4., 6.5., 14.5., 4.6. sowie 7. und 14.10.
Stemberger: Das fragen wir am besten Gott selbst (überlässt lächelnd dem Kollegen das Wort).
Bachofner: Gott ist aufgrund seiner selbst und angesichts der Menschheit verzweifelt und hilflos. Ganz offensichtlich ist bei ihm etwas aus dem Ruder gelaufen. Er hat genug, denn seine Schöpfung geht in eine Richtung, die er sich so nicht vorgestellt hat.
Hilflos und verzweifelt zu sein, das klingt vielmehr menschlich denn göttlich …
Bachofner: Das ist ja der Clou an dem feinsinnigen, vorrangig humorvollen Kammerspiel, und zwar, dass der Mensch nach dem Ebenbild Gottes erschaffen wurde, demnach kann jeder von uns Gott sein. Auf der Bühne bin ich es, was daran liegt, dass mich Katharina zu ihrem Partner auserkoren hat.
Stemberger: Weil der Wolf einfach göttlich ist (lacht). Mir wurde das Stück vor zehn Jahren von einem Verlag in Berlin (D) zugesandt. Ich fand es auf Anhieb großartig und veranstaltete eine szenische Lesung, die mich bestätigte. Dann fragte ich mich, wer denn nun den Gott spielen soll. Finde einmal jemanden, der das spielen kann … Gott hat viel Kraft, ist aber auch ein Kind, er ist eitel, selbstmitleidig und zerbrechlich.
Bachofner: Genau (lacht), das alles trifft auf mich zu – Kraft, Eitelkeit, Selbstmitleid und Zerbrechlichkeit – also bitte, ich nehme diese große Herausforderung an.
Wie viel hat das Stück mit Religiosität zu tun und woran glauben Sie?
Stemberger: Um sich darauf einzulassen, muss sich niemand zu etwas bekennen, weder das Vater unser noch der Rosenkranz oder der Talmud sind eine Voraussetzung dafür, sich das Stück anzuschauen. Ich finde, die Frage des Glaubens ist eine äußerst intime Angelegenheit. Für viele Menschen gibt es etwas Höheres, das gar nicht so leicht in Worte zu fassen ist, aber trotzdem ist es vorhanden.
Bachofner: Für mich ist Gott eine Figur, die für alle da ist. Jeder weiß etwas mit dem Begriff anzufangen, egal, ob er tiefgläubig oder ein Atheist ist. Sich mit Gott auseinanderzusetzen, ist immer interessant. Wenn ich sage, dass Gott einen Psychotherapeuten aufsucht, weil es ihm schlecht geht, lacht jeder.
Sind Sie selbst mit Psychotherapie in irgendeiner Weise vertraut?
Bachofner: Die Psychotherapie hat die Angstbesetztheit verloren. Früher hieß es: Was, Therapie? Na geh, ich bin ja nicht deppert. Wer zum Therapeuten ging, hatte automatisch einen Schuss. Heute bist du fast ein Außenseiter, wenn du keinen Therapeuten hast. Natürlich gibt es die Familie und Freunde, aber das ist doch etwas anderes. Wenn es mir nicht so gut geht, wende ich mich an Fachleute. Schließlich gehe ich mit Zahnschmerzen auch zum Zahnarzt.
Stemberger: Ich praktiziere seit meinem 17. Lebensjahr – mit Pausen – therapeutische Auseinandersetzungen mit mir selbst. Ich mag die Selbstreflexion, sonst würde ich irre werden. Mich hat schon immer interessiert, warum Menschen tun, was sie tun. Um das herauszufinden, hilft die therapeutische Auseinandersetzung.
Frau Stemberger, die Welt dreht gerade durch. Wer, außer Gott, bräuchte denn Ihrer Ansicht nach noch dringend eine Therapie?
Stemberger: Wir würden sicher eine lange Liste zusammenbekommen. Das Problem ist, dass Menschen, die sich auf die Macht stürzen, große Angst davor haben, eine Kiste zu öffnen, die womöglich schmerzhafte Prozesse in Gang setzt, dazu ist Mut erforderlich. Menschen, die sich nur mit der Macht über Wasser halten, sch… sich – so würden wir in Wien sagen – vor sich selbst und dem Leben am meisten an. Die tun mir fast, aber eben nur fast, schon wieder leid. Wenn selbst Gott den Weg zur Therapie wagt, könnten sich diese Menschen durchaus ein Vorbild nehmen.
Herr Bachofner, am 29. Mai wird „Oh mein Gott“ auch im Stadttheater Grein (OÖ) zu sehen sein …
Bachofner: … worauf ich mich freue, zumal es sich um das hierzulande älteste im Originalzustand erhaltene bürgerliche Theater handelt. Und weil Katharina bereits für „SOKO Linz“ im Einsatz ist, hat sich ihre Schwester Julia bereit erklärt, die Rolle der Therapeutin zu übernehmen. Ich habe das Privileg, mit beiden Stemberger-Schwestern spielen zu dürfen und freue mich wie der liebe Gott.
Gibt es einen Dialog, der gut zum Ausdruck bringt, worum es in diesem Stück geht?
(beide rezitieren) Stemberger: Du hast dich plötzlich entschieden, eine Welt zu erschaffen.
Bachofner: Das geschah in einem schöpferischen Rausch. Plötzlich habe ich die ganze Geschichte vor mir gesehen, alle sieben Tage, Tag für Tag.
Stemberger: Und wie hast du dich gefühlt?
Bachofner: Bis zum 5. Tag war ich voller Euphorie.
Stemberger: Kannst du das genauer beschreiben?
Bachofner: Eine gewaltige Aufregung, ein geistiger Höhenflug, wie ich ihn nie erlebt habe und nie wieder erleben werde. Da hatte ich meinen Höhepunkt und seitdem geht‘s abwärts.
Stemberger: Du hast gesagt, bis zum fünften Tag warst du voller Euphorie. Was war am sechsten Tag?
Bachofner: Du weißt nicht, was am sechsten Tag war?
Stemberger: Doch, du hast den Menschen erschaffen.
Bachofner: Ja (seufzend).
Stemberger: So schlimm?
Bachofner: So schlimm.
Nun ja, für die Menschen stehen Sie beide vor der Fernseh-Kamera und verkörpern Kommissare …
Stemberger: Ab September ist die vierte Staffel von „SOKO Linz“ zu sehen. Mit Angelika Niedetzky, neu in unserem Team, wird es witzig, und spannend.
Bachofner: Ich werde bis ins Jahr 2027 bei den
„Ostfrieslandkrimis“ mitmachen. Demzufolge gehe ich als „Kripo-Chef Martin Büscher“ in zwei Jahren in Pension – möglicherweise auch privat.
Zu den Personen
Katharina Stemberger wurde am 28. Dezember 1968 in Wien geboren. Sie ist mit dem Regisseur Fabian Eder, mit dem sie die Filmfirma „Backyard“ betreibt, verheiratet, Tochter Anna-Helena kam 2002 zur Welt.
Wolf Bachofner wurde am 4. Juli 1961 in Wien geboren. Bekanntheit erlangte er durch seine Rolle als „Kriminalinspektor Höllerer“ in der Fernseh-Serie „Kommissar Rex“. Seit 2008 spielt er in der Krimi-Serie „Schnell ermittelt“ an der Seite von Ursula Strauss die Figur des „Franitschek“. In der ZDF-Krimireihe „Ostfrieslandkrimis“ fungiert er seit 2024 als „Kripo-Chef Martin Büscher“.
Termine für „Oh mein Gott“ im Theater Akzent in Wien:
30.4., 6.5., 14.5., 4.6. sowie 7. und 14.10.
Weitere Inhalte dieser Ausgabe:
Ihre Meinung
Ihre Meinung ist uns wichtig.
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Werbung