Ausgabe Nr. 18/2025 vom 29.04.2025, Fotos: picturedesk.com, ORF, Zeppelzauer, picture-alliance/ dpa
Waltraut Haas:
„Puppi“ war bis zuletzt bei ihr
„Puppi“ war bis zuletzt bei ihr
Jetzt neu: Hier klicken
und Artikel an Freunde verschenken.
und Artikel an Freunde verschenken.
Am vergangenen Mittwoch ist mit Waltraut Haas eine Ikone des heimischen Filmes im Alter von 97 Jahren gestorben. Nun bekommt ihr geliebter Pudel einen neuen Platz. Ihr Sohn Marcus Strahl erzählt von den letzten Jahren der Künstlerin und von deren leisem Abschied.
Auf Play drücken
um Artikel vorlesen
zu lassen.
um Artikel vorlesen
zu lassen.
Meine ,Puppi‘ bringt mir das Lachen zurück“, hat Waltraut Haas im Jahr 2012 gesagt. Ein Jahr davor, am 20. April 2011 ist ihr geliebter Mann Erwin Strahl gestorben und das Heim im Wiener Bezirk Hietzing am Küniglberg war leer geworden. Um über die Trauer hinwegzukommen, half damals ein kleiner, einjähriger Hund. Ein kleines Wollknäuel – ein Pudel.
Er ist in die Jahre gekommen. „Doch ,Puppi‘ war bis zum Schluss bei Mama“, erzählt deren Sohn Marcus Strahl, 57, der nun um seine innig geliebte Mutter trauert. Denn Waltraut Haas, ein Aushängeschild der heimischen Filmszene, die sich mit der Rolle des „Mariandl“ im Nachkriegsfilm „Der Hofrat Geiger“ in die Herzen des Publikums gespielt hat, ist am vergangenen Mittwoch gestorben.
Sie war hochbetagt und wäre am 9. Juni 98 Jahre alt geworden. Ihr Ende war ruhig, erzählt ihr Sohn.
„Dass Mama das Glück hatte, in ihrem Zuhause ohne Schmerzen einzuschlafen, tröstet mich in meiner Trauer und dafür bin ich unfassbar dankbar.“ Dennoch kam das Ende überraschend. „Ich war erst vor zwei Wochen mit Mama bei unserem langjährigen Internisten, der sie immer wunderbar betreut hat. Er war begeistert von ihren Blutwerten und von ihrem kräftigen Herz“, berichtet Marcus Strahl. Ebenso, dass Waltraut Haas in den vergangenen Jahren auf eine 24-Stunden-Hilfe angewiesen war. Auf diese Weise konnte sie in ihrem Haus bleiben.
„Diese Hilfe in Anspruch genommen zu haben, war eine gute Entscheidung“, sagt Strahl. „Darauf zurückzugreifen stand fest, nachdem sich meine Mutter bei ihren ersten Stürzen einen Halswirbelbruch, einen doppelten Oberschenkelbruch und einen Kreuzbeinbruch zugezogen hatte.
„Sie konnte ihr Leben bis zuletzt genießen“
So konnte sie dem Alter entsprechend ihr Leben bis zum Schluss sicher genießen. Ich war regelmäßig bei ihr, meist fünf Mal in der Woche, worüber sie sich immer wahnsinnig gefreut hat. Ich habe ihr aus ihren drei Büchern vorgelesen, wir haben uns Schallplatten und CDs, die sie herausbrachte, gemeinsam angehört und Aufzeichnungen von Radiosendungen, in denen sie und mein Vater vieles erzählt haben. Da war sie in ihrem Element. Sie konnte bei jedem einzelnen ihrer Lieder mitsingen, den Takt und die Einsätze traf sie punktgenau, das hat mich unglaublich fasziniert.“
Dahinter steckte wohl auch die Disziplin eines langen Lebens als Schauspielerin. Dem Waltraut Haas bereits als kleines Mädchen Vorschub geleistet hat. In ihren Erinnerungen, die sie im Buch „Jetzt sag ich‘s“ (Verlag Amalthea) festgehalten hat, meinte sie dazu, sie habe dramatische Ambitionen gehabt.
„Ich stand gern im Mittelpunkt, konnte gut andere Menschen nachmachen, und am liebsten habe ich mich verkleidet und bin spielerisch in andere Rollen geschlüpft. Gemeinsam mit meinem Bruder Fritz, der drei Jahre jünger und musikalisch begabt war, habe ich gern Kasperltheater gespielt.“
Der Wechsel auf die große Leinwand des Kinos folgte bald und mit 20 Jahren war sie das junge Gesicht des Heimatfilmes an der Seite von Paul Hörbiger und Hans Moser. Damit wurden „Mariandl“ und mit ihr Waltraut Haas unsterblich. Der Erfolg aus dem Jahr 1947 war für Haas ein einschneidendes Erlebnis, wie sie in ihrem Buch festhielt. „,Wenn du jetzt hochnäsig oder eingebildet wirst, dann kriegst heut‘ noch a Watschn‘, waren die Worte meiner Mutter, als ich, 20 Jahre alt, beseelt von meinem Erfolg als ,Mariandl‘, verträumt auf einen Artikel in einer Zeitschrift blickte. Das habe ich mir gemerkt.
Ein Leben lang. Ich habe nie etwas für selbstverständlich erachtet und war immer dankbar für alles, was ich erreicht und bekommen habe.“ Und Haas streute ihrer Mutter, die bis zu deren Tod im Jahr 1991 bei ihr im Haus am Küniglberg in Wien gelebt hat, Rosen. Dort, wo auch Haas nun von uns gegangen ist.
„Meine Mutter war mein Ein und Alles über viele Jahrzehnte. Sie war meine beste Freundin, meine Ratgeberin, später die Ersatzmutter für meinen Sohn Marcus, wenn mein Mann und ich auf Tournee waren, sie war tatsächlich ein wichtiger Grundpfeiler meines Erfolges.“
Der endete erst vor wenigen Jahren weitgehend dort, wo er 1947 seinen Anfang genommen hat – in der Wachau. Denn Marcus Strahl ist seit Langem der Intendant der Wachaufestspiele in Weißenkirchen, wo seine Mutter immer wieder Rollen übernommen hat. In diesem Jahr stehen „Die geraubte Venus“ (15. Juli bis 10. August) und „Von wegen Mariandl“ (29. August bis 7. September) auf dem Programm.
„Ich habe versucht, sie zu schützen“
„Es war schließlich eine gute Entscheidung, dass wir zu Mamas 95. Geburtstag ihren Bühnenabschied im Stöckl Theater Schönbrunn gefeiert haben“, sagt Marcus Strahl. „Damit behielten sie die Menschen so in Erinnerung, wie sie war. Meine Frau und ich haben danach versucht, sie zu schützen. Denn ich halte es für schlimm, einen Menschen vorzuführen, der natürlich nicht mehr so sein kann, wie er in seiner Jugend war.
Darüber habe ich mit Mama vor drei Jahren ernsthaft gesprochen. Sie hat es eingesehen, mich mit ihrem unvergleichlichen Lächeln angeschaut und gemeint: ,Eigentlich will ich eh nimmer auf die Bühne, es geht mir gut, ich werde gut betreut und ich habe meine ,Puppi‘.‘“ Noch vor zwei Wochen ist Haas mit Hilfe eines Rollators und ihrer Betreuerin mit „Puppi“ spazieren gewesen, berichtet der trauernde Sohn. „Meine große Sorge war, dass ,Puppi‘, sie ist immerhin dreizehn Jahre alt, vor der Mama geht, das wäre für Mama eine Katastrophe gewesen.
Nun haben wir das Glück, dass die ,Puppi‘ ein zweites Frauli hat, und zwar die Züchterin, bei der sie die ersten Monate ihres Lebens aufgewachsen ist. ,Puppi‘ liebt sie genauso wie meine Mutter und ich bekam schon vor Jahren das Versprechen, wenn die Mama vor der ,Puppi‘ gehen sollte, dann werde sie sich um den Hund kümmern.“
„Mama kannte das Gefühl gut, einen geliebten Menschen zu verlieren“
Dass seine Mutter in diesen Tagen friedlich eingeschlafen ist, ist für Strahl wie ein letzter Liebesbeweis. „Ich bin überzeugt davon, dass sie sich den Zeitpunkt ihres Abschiedes selbst aussuchte, weil sie wusste, dass meine Frau und ich zu dieser Zeit keine Auftritte absolvieren müssen, dass wir Ende Mai einen Urlaub geplant haben und danach mit den Proben für die Wachaufestspiele beginnen. Dies alles hilft uns, die Trauerfeierlichkeiten mit ganzer Kraft vorbereiten zu können. Denn Mama kannte das Gefühl gut, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren und noch am selben Tag auf der Bühne stehen und ein lachendes Gesicht machen zu müssen.“
Das Wort „Mama“ nie mehr sagen zu können, das schmerze am meisten, meint Marcus Strahl. „Ich kann es gar nicht in Worten ausdrücken, wie dankbar ich meinen Eltern für alles bin. Meine Mutter war in den letzten drei Jahren aber mein Kind, ich war für sie da. Und allein durch ihre Anwesenheit gab sie mir das Gefühl, jemanden zu haben – dieses Gefühl ist jetzt weg.“
Die Verabschiedung von Waltraut Haas erfolgt im engsten Familienkreis auf dem Friedhof in Hietzing.
„Das war der Wunsch meiner Mutter. Sie hat, so wie ich, äußerst ungern Begräbnisse besucht, und zu mir gesagt, bitte, schau, dass alles möglichst schlicht wird.“
Nach dem Begräbnis wird es ein elektronisches Kondolenzbuch geben und auch die Möglichkeit, das Grab der Schauspielerin und Sängerin zu besuchen.
martina wieser
Er ist in die Jahre gekommen. „Doch ,Puppi‘ war bis zum Schluss bei Mama“, erzählt deren Sohn Marcus Strahl, 57, der nun um seine innig geliebte Mutter trauert. Denn Waltraut Haas, ein Aushängeschild der heimischen Filmszene, die sich mit der Rolle des „Mariandl“ im Nachkriegsfilm „Der Hofrat Geiger“ in die Herzen des Publikums gespielt hat, ist am vergangenen Mittwoch gestorben.
Sie war hochbetagt und wäre am 9. Juni 98 Jahre alt geworden. Ihr Ende war ruhig, erzählt ihr Sohn.
„Dass Mama das Glück hatte, in ihrem Zuhause ohne Schmerzen einzuschlafen, tröstet mich in meiner Trauer und dafür bin ich unfassbar dankbar.“ Dennoch kam das Ende überraschend. „Ich war erst vor zwei Wochen mit Mama bei unserem langjährigen Internisten, der sie immer wunderbar betreut hat. Er war begeistert von ihren Blutwerten und von ihrem kräftigen Herz“, berichtet Marcus Strahl. Ebenso, dass Waltraut Haas in den vergangenen Jahren auf eine 24-Stunden-Hilfe angewiesen war. Auf diese Weise konnte sie in ihrem Haus bleiben.
„Diese Hilfe in Anspruch genommen zu haben, war eine gute Entscheidung“, sagt Strahl. „Darauf zurückzugreifen stand fest, nachdem sich meine Mutter bei ihren ersten Stürzen einen Halswirbelbruch, einen doppelten Oberschenkelbruch und einen Kreuzbeinbruch zugezogen hatte.
„Sie konnte ihr Leben bis zuletzt genießen“
So konnte sie dem Alter entsprechend ihr Leben bis zum Schluss sicher genießen. Ich war regelmäßig bei ihr, meist fünf Mal in der Woche, worüber sie sich immer wahnsinnig gefreut hat. Ich habe ihr aus ihren drei Büchern vorgelesen, wir haben uns Schallplatten und CDs, die sie herausbrachte, gemeinsam angehört und Aufzeichnungen von Radiosendungen, in denen sie und mein Vater vieles erzählt haben. Da war sie in ihrem Element. Sie konnte bei jedem einzelnen ihrer Lieder mitsingen, den Takt und die Einsätze traf sie punktgenau, das hat mich unglaublich fasziniert.“
Dahinter steckte wohl auch die Disziplin eines langen Lebens als Schauspielerin. Dem Waltraut Haas bereits als kleines Mädchen Vorschub geleistet hat. In ihren Erinnerungen, die sie im Buch „Jetzt sag ich‘s“ (Verlag Amalthea) festgehalten hat, meinte sie dazu, sie habe dramatische Ambitionen gehabt.
„Ich stand gern im Mittelpunkt, konnte gut andere Menschen nachmachen, und am liebsten habe ich mich verkleidet und bin spielerisch in andere Rollen geschlüpft. Gemeinsam mit meinem Bruder Fritz, der drei Jahre jünger und musikalisch begabt war, habe ich gern Kasperltheater gespielt.“
Der Wechsel auf die große Leinwand des Kinos folgte bald und mit 20 Jahren war sie das junge Gesicht des Heimatfilmes an der Seite von Paul Hörbiger und Hans Moser. Damit wurden „Mariandl“ und mit ihr Waltraut Haas unsterblich. Der Erfolg aus dem Jahr 1947 war für Haas ein einschneidendes Erlebnis, wie sie in ihrem Buch festhielt. „,Wenn du jetzt hochnäsig oder eingebildet wirst, dann kriegst heut‘ noch a Watschn‘, waren die Worte meiner Mutter, als ich, 20 Jahre alt, beseelt von meinem Erfolg als ,Mariandl‘, verträumt auf einen Artikel in einer Zeitschrift blickte. Das habe ich mir gemerkt.
Ein Leben lang. Ich habe nie etwas für selbstverständlich erachtet und war immer dankbar für alles, was ich erreicht und bekommen habe.“ Und Haas streute ihrer Mutter, die bis zu deren Tod im Jahr 1991 bei ihr im Haus am Küniglberg in Wien gelebt hat, Rosen. Dort, wo auch Haas nun von uns gegangen ist.
„Meine Mutter war mein Ein und Alles über viele Jahrzehnte. Sie war meine beste Freundin, meine Ratgeberin, später die Ersatzmutter für meinen Sohn Marcus, wenn mein Mann und ich auf Tournee waren, sie war tatsächlich ein wichtiger Grundpfeiler meines Erfolges.“
Der endete erst vor wenigen Jahren weitgehend dort, wo er 1947 seinen Anfang genommen hat – in der Wachau. Denn Marcus Strahl ist seit Langem der Intendant der Wachaufestspiele in Weißenkirchen, wo seine Mutter immer wieder Rollen übernommen hat. In diesem Jahr stehen „Die geraubte Venus“ (15. Juli bis 10. August) und „Von wegen Mariandl“ (29. August bis 7. September) auf dem Programm.
„Ich habe versucht, sie zu schützen“
„Es war schließlich eine gute Entscheidung, dass wir zu Mamas 95. Geburtstag ihren Bühnenabschied im Stöckl Theater Schönbrunn gefeiert haben“, sagt Marcus Strahl. „Damit behielten sie die Menschen so in Erinnerung, wie sie war. Meine Frau und ich haben danach versucht, sie zu schützen. Denn ich halte es für schlimm, einen Menschen vorzuführen, der natürlich nicht mehr so sein kann, wie er in seiner Jugend war.
Darüber habe ich mit Mama vor drei Jahren ernsthaft gesprochen. Sie hat es eingesehen, mich mit ihrem unvergleichlichen Lächeln angeschaut und gemeint: ,Eigentlich will ich eh nimmer auf die Bühne, es geht mir gut, ich werde gut betreut und ich habe meine ,Puppi‘.‘“ Noch vor zwei Wochen ist Haas mit Hilfe eines Rollators und ihrer Betreuerin mit „Puppi“ spazieren gewesen, berichtet der trauernde Sohn. „Meine große Sorge war, dass ,Puppi‘, sie ist immerhin dreizehn Jahre alt, vor der Mama geht, das wäre für Mama eine Katastrophe gewesen.
Nun haben wir das Glück, dass die ,Puppi‘ ein zweites Frauli hat, und zwar die Züchterin, bei der sie die ersten Monate ihres Lebens aufgewachsen ist. ,Puppi‘ liebt sie genauso wie meine Mutter und ich bekam schon vor Jahren das Versprechen, wenn die Mama vor der ,Puppi‘ gehen sollte, dann werde sie sich um den Hund kümmern.“
„Mama kannte das Gefühl gut, einen geliebten Menschen zu verlieren“
Dass seine Mutter in diesen Tagen friedlich eingeschlafen ist, ist für Strahl wie ein letzter Liebesbeweis. „Ich bin überzeugt davon, dass sie sich den Zeitpunkt ihres Abschiedes selbst aussuchte, weil sie wusste, dass meine Frau und ich zu dieser Zeit keine Auftritte absolvieren müssen, dass wir Ende Mai einen Urlaub geplant haben und danach mit den Proben für die Wachaufestspiele beginnen. Dies alles hilft uns, die Trauerfeierlichkeiten mit ganzer Kraft vorbereiten zu können. Denn Mama kannte das Gefühl gut, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren und noch am selben Tag auf der Bühne stehen und ein lachendes Gesicht machen zu müssen.“
Das Wort „Mama“ nie mehr sagen zu können, das schmerze am meisten, meint Marcus Strahl. „Ich kann es gar nicht in Worten ausdrücken, wie dankbar ich meinen Eltern für alles bin. Meine Mutter war in den letzten drei Jahren aber mein Kind, ich war für sie da. Und allein durch ihre Anwesenheit gab sie mir das Gefühl, jemanden zu haben – dieses Gefühl ist jetzt weg.“
Die Verabschiedung von Waltraut Haas erfolgt im engsten Familienkreis auf dem Friedhof in Hietzing.
„Das war der Wunsch meiner Mutter. Sie hat, so wie ich, äußerst ungern Begräbnisse besucht, und zu mir gesagt, bitte, schau, dass alles möglichst schlicht wird.“
Nach dem Begräbnis wird es ein elektronisches Kondolenzbuch geben und auch die Möglichkeit, das Grab der Schauspielerin und Sängerin zu besuchen.
martina wieser
Weitere Inhalte dieser Ausgabe:
Ihre Meinung
Ihre Meinung ist uns wichtig.
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Werbung