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Ausgabe Nr. 17/2025 vom 22.04.2025, Fotos: Actionpress, Colossal Biosciences, Alamy Stock Photo
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Die Brüder „Romulus“ und „Remus“
im Alter von drei Monaten.
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Zeugung unter dem Mikroskop.
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Das Fossil eines eiszeitlichen Schattenwolfes.
Auffallend ist der große Kopf mit dem furchteinflößenden Gebiss.
US-Forscher erweckten Schattenwölfe zum Leben: Sie heulen wieder
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Schattenwölfe wurden durch die US-Fantasyserie „Game of Thrones“ bekannt, starben aber bereits vor 13.000 Jahren aus. Jetzt streifen die weißen Raubtiere wieder durch die Gegend.
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Ob Mammut, Tasmanischer Tiger oder sogar die Dinosaurier. Schon ewig träumen Wissenschaftler davon, lange ausgestorbene Tierarten wieder zum Leben zu erwecken. Was in Hollywoodfilmen wie „Jurassic Park“ ganz einfach erscheint, hat in der Praxis natürlich zahlreiche Tücken.

Das Biotech-Unternehmen „Colossal Biosciences“ aus Dallas (USA) hat allerdings das Unmögliche geschafft und nach eigenen Angaben zum ersten Mal tatsächlich eine ausgestorbene Art wieder zum Leben erweckt – den schneeweißen Schattenwolf. Vor rund 13.000 Jahren streifte dieser mächtige Urwolf, auf Englisch „dire wolf“ (schrecklicher Wolf) genannt, auf der Jagd nach jungen Mammuts oder Riesenfaultieren ein letztes Mal durch die eisigen Weiten Nordamerikas.

Die moderne Gentechnik macht‘s möglich

„Um ihn von den Toten zurückzuholen, mussten wir also zuerst das Erbgut dieser bis zu 70 Kilo schweren und eineinhalb Meter langen Raubtierrasse entschlüsseln“, erklärt Dr. Beth Shapiro, die wissenschaftliche Leiterin des Unternehmens. Dazu entnahmen die Forscher fossile Schattenwolf-Erbmasse aus einem 13.000 Jahre alten Zahn und einem 72.000 Jahre alten Ohrknochen.

„Danach haben wir untersucht, welche Änderungen an den Genen eines Grauwolfes vorgenommen werden müssen, um den Schattenwolf wieder zum Leben zu erwecken.

Zu unserer Überraschung stellte sich heraus, dass dazu nur 20 Anpassungen an 14 von insgesamt 19.000 Genen notwendig waren“, berichtet die Fachfrau.

Aus den veränderten Zellen wurden dann im Labor Embryonen (kl. Bild o.) gezüchtet und Mischlingshündinnen eingepflanzt, die als Leihmütter dienten. So wurden am 1. Oktober vergangenen Jahres die Rüden „Romulus“ und „Remus“ per Kaiserschnitt geboren, benannt nach den Zwillingsbrüdern, die der Legende nach im Jahre 753 vor Christus Rom gründeten und von einer Wölfin aufgezogen wurden.

Ein weibliches Jungtier, das knapp vier Monate später zur Welt kam, wurde auf den Namen „Khaleesi“ getauft – eine Anspielung auf die US-Fantasyserie „Game of Thrones“.

„Obwohl die Gentechnik-Methode oft gesundheitliche Risiken mit sich bringt, entwickeln sich die Jungwölfe prächtig“, sagt Beth Shapiro.

Die beiden Männchen sind demnach schon knapp 25 Prozent größer als ihr engster lebender Verwandter, der Grauwolf, im gleichen Alter – und es wird erwartet, dass sie jeweils rund 65 Kilo wiegen werden, wenn sie ausgewachsen sind.

Zudem werden die drei Tiere auch breitere Köpfe, größere Zähne, muskulösere Beine und ein dichteres Fell als alle anderen bekannten Wolfsarten haben.

„Echte Schattenwölfe“, sagen Kritiker, „sind sie deshalb aber noch lange nicht.“ Bei den Welpen handle es sich lediglich um „Hybrid-Grauwölfe“ mit einigen womöglich schattenwolfähnlichen Eigenschaften.

Um etwas tatsächlich wieder aufleben zu lassen, müsste schließlich das gesamte Genom des ausgestorbenen Tieres entschlüsselt und geklont werden. Doch dafür ist das Erbgut nicht gut genug erhalten.

Unabhängige Experten reagieren skeptisch

„Alte DNA ist so, als würde frische über Nacht in einen 500 Grad Celsius heißen Ofen gesteckt werden. Sie kommt komplett zerstört heraus – wie Scherben und Staub“, zieht der renommierte Zoologe Nic Rawlence einen anschaulichen Vergleich. Viel sinnvoller sei es für den Wissenschaftler daher, Technologien und Wege dafür zu entwickeln, die das Aussterben von Arten verhindern. „Also das zu erhalten, was wir noch haben.“

Doch selbst Kritiker wie Nic Rawlence sind beeindruckt von den genetischen Durchbrüchen, die nötig waren, um die „Schattenwölfe“ zu erschaffen.

Grundsätzlich stellt sich dabei aber immer noch die ethische Frage, was es bringt, Tiere von den Toten zu erwecken, wenn die Welt ohnehin keinen Platz mehr für sie hat.

„Romulus“, „Remus“ und „Khaleesi“ leben derzeit in einem eingezäunten Naturreservat an einem geheimen Ort in den USA, der rund um die Uhr von Kameras, Wachmännern und Flugdrohnen überwacht wird. Ob sie je in die freie Wildnis entlassen werden, bleibt ungewiss. Hwie
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