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Ausgabe Nr. 17/2025 vom 22.04.2025, Fotos: zvg.
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Obmann Lanschützer mit Standarte.
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Die Reiter und deren Pferde von der kleine Gemeinde Thomatal in Salzburg.
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Die Musik ist mit dabei, wenn sich alle am Dorfplatz sammeln.
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Die Einschnalzer.
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Die Statue von Pfarrer Pfeifenberger.
Ein Segen für Pferd und Reiter
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Der Georgiritt in Thomatal ehrt den heiligen Georg, den Schutzpatron der Reiter, und bittet um Segen für Vieh und Felder. Eine bedeutende Prozession im Salzburger Lungau.
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Der Tag beginnt früh und ist noch kühl, die Wiesen noch feucht von der Nacht, als das Klappern von Hufen durch die kleine Gemeinde Thomatal im Salzburger Bezirk Tamsweg klingt. In Tracht und mit Stolz im Blick haben sich Männer und Frauen, Reiter in Samtwesten und Mädchen mit Blumen im Haar auf den Weg gemacht. Sie feiern mit ihrem Georgiritt einen der traditionsreichsten Bräuche des Lungaus, der am Sonntag, dem 27. April, zum 53. Mal stattfindet.

Für viele der Frauen und Männer hoch zu Ross ist dieser Tag ein Herzensanliegen, für manche beinahe eine Lebensaufgabe. Johann Lanschützer, 67, Obmann der Reitergruppe „Ermannsdorf-Schloss Moosham“, ist einer von ihnen. „Ich habe bereits 50 Mal am Georgiritt teilgenommen“, erzählt er mit Stolz. Seit 45 Jahren führt er seine Gruppe an. Sie besteht aus 15 Reitern, die auf Norikern ebenso sitzen wie auf Haflingern, Warmblütern und Ponys. „Wir sind jedes Jahr mit dabei, ob bei Sonne oder Schnee“, sagt Lanschützer.

Wobei seine Reitergruppe wahre Brauchtumskraft ausstrahlt. Mit Glöckerlpferden samt poliertem Brustgeschirr, kunstvoll gestalteten Halftern und in historischen Kleidern gewandet. Auf diese Weise verleihen sie dem Umritt jene Würde, die den Georgiritt so einzigartig macht. In der Hand hält Lanschützer stolz die goldene Standarte der Reitergruppe, flankiert von einem Kollegen, der die Fahne mit dem Bild des Heiligen Georg trägt – das Herzstück ihrer Gemeinschaft.

Ein Fest und zugleich gelebter Glaube

„Der heilige Georg ist der Patron der Reiter und Pferde“, sagt er. „Der Segen, den wir hier empfangen, ist mehr als Tradition, das ist gelebter Glaube.“

Eröffnet wird das Fest stets von der berittenen Schnalzer-Gruppe, die mit ihrem Peitschenknall ein weithin hörbares Zeichen setzt, dass der große Tag nun seinen Lauf nimmt. Bereits um 8.30 Uhr beginnt der feierliche Auftakt mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Georg. Gegen 9.45 Uhr versammeln sich die Reiter mit glänzend gestriegelten Pferden auf dem Dorfplatz und um Punkt 10 Uhr beginnt der feierliche Höhepunkt des Tages mit der Pferdesegnung – direkt vor dem 1,50 Meter hohen Bronzedenkmal des Pfarrers Valentin Pfeifenberger (1914 bis 2004), der auf einem Esel sitzend dargestellt ist.

Der tiefgläubige Lungauer, später weithin bekannt als der „Bischof vom Lungau“, prägte über Jahrzehnte hinweg das religiöse und kulturelle Leben der Region. Er war es, der den Georgiritt ins Leben rief und diesen und weitere Bräuche zu einem festen Bestandteil der regionalen Identität machte.

Noch im Jahr seines Todes, 2004, ritt er – als Zeichen der Demut – auf einem Esel zur Palmprozession in die Kirche. „Dieses Bild ist vielen Menschen bis heute im Gedächtnis geblieben“, weiß Andreas Zagler, 49, der den Georgiritt seit zehn Jahren organisiert. „Pfarrer Pfeifenberger hat nicht nur Traditionen bewahrt, er hat sie gelebt.“ Auch die Pferdesegnung selbst ist weit mehr als eine Zeremonie. „Es ist ein Wunsch nach Gesundheit für Mensch und Tier. Vor allem jetzt, wo das Frühjahr eingezogen ist und die Feldarbeit ruft“, betont Zagler.

Nach der Segnung reihen sich die Reiter zum festlichen Umritt ein. Zwei Mal führt sie der Weg durchs Dorf, zunächst im Schritt, dann im schnelleren Trab. „Den ersten Umritt begleitet die Musikkapelle, das ist immer ein feierlicher Moment“, erzählt Lanschützer, der mit seinen Kolleginnen und Kollegen rund zwei Kilometer zurücklegt. „Danach bekommt jedes Pferd erst einmal einen Schluck Wasser beim Brunnen – das gehört einfach dazu.“

Die „Madame“ ist seit 20 Jahren mit dabei

Was einst mit acht Pferden begann, ist heute auf rund 80 Tiere angewachsen. Dennoch ist der Georgiritt kein Spektakel, sondern ein Zeichen des Miteinanders.

„Die Segnung von Pferd und Reiter ist tiefgreifend, sie gibt Halt und Sinn“, ist der Organisator Zagler überzeugt. „Gerade in einer Zeit, in der vieles schnelllebig geworden ist, bewahren Traditionen wie unsere die Verbundenheit mit Religion und Natur. Das sind zwei wesentliche Aspekte unseres Lebens.“

Wurde der Segen erteilt, verwandelt sich der Dorfplatz in ein Festgelände, auf dem sich die Teilnehmer am Umritt mit den zahlreichen Besuchern vermischen. Dann haben die Pferde ihren Teil zum Gelingen des Georgirittes beigetragen und dürfen wie „Madame“ ruhen. „Sie ist mit ihren 23 Jahren die Seniorin unter unseren Pferden und bereits seit 20 Jahren mit dabei“, sagt Lanschützer. „Sie kennt den Weg auswendig. Nach der Segnung gibt‘s für sie eine Pause – und für uns eine gute Jause.“

Und während ringsum aus zahlreichen Kehlen fröhliches Lachen erklingt, lässt der Organisator Andreas Zagler nicht unerwähnt, dass es für die Teilnahme am Georgiritt in der 340 Einwohner zählenden Gemeinde Thomatal keiner Anmeldung oder Eintrittskarte bedarf. „Jeder, der ein Pferd hat, ob aus einem Reitstall oder einem Bauernhof, ist willkommen. Es ist ein Fest für alle, nicht inszeniert, sondern gewachsen.“

Kinder haben hier zum ersten Mal Kontakt zu einem Pferd, streicheln vorsichtig das glänzende Fell und bewundern die geflochtenen Mähnen. „So wächst ihr Verständnis und vielleicht die nächste Generation an Pferdeliebhabern“, meint Zagler. „Ganz so, wie es Pfarrer Pfeifenberger wohl gefallen hätte.“
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