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Ausgabe Nr. 15/2025 vom 08.04.2025, Foto: ORF/Klaus Titzer
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Balázs Ekker, 48.
Balázs Ekker:
„Wenn nur noch Kitsch bleibt, bin ich weg“
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Er ist das Urgestein unter den „Dancing Stars“. Balázs Ekker, 48, war von 2005 bis 2011 Profitänzer in der Tanz-Show, danach wechselte er in die Jury.
Im WOCHE-Gespräch erzählt er von getanzten Lügen, klaren Linien und wofür er sorgen wird, solange er noch in der Jury ist.
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Herr Ekker, täuscht der Eindruck, oder sind Sie tatsächlich milder und sanfter geworden? Was ist aus dem „Jury-Krokodil“ geworden?

Wir reden nicht von Jahren, sondern mittlerweile von zwei Jahrzehnten „Dancing Stars“, die mich begleiten, und natürlich agiert man im Alter von Mitte zwanzig oder dreißig anders als mit fast fünfzig. Keine Frage, der Mensch verändert sich, genauso wie sich die Umstände ändern. Ich habe es mir als Juror von Anfang an zur Aufgabe gemacht, klare Linien zu setzen und zu sagen, was gut und was schlecht ist. Mein Stil und mein Ausdruck haben sich geändert, mein Grundprinzip, die Tanzdarbietungen offen und ehrlich zu beurteilen, ist jedoch das gleiche geblieben.

Wie schwierig ist es für Sie, sich nicht von Charme,
Witz, Show-Einlagen und Kostümen blenden und ablenken zu lassen?


Es ist meine Aufgabe, mich nicht blenden und ablenken zu lassen. Was sicher nicht immer einfach ist, da es sich um eine Unterhaltungs-Show handelt. Natürlich konzentriere ich mich auf das Tanzen und schließe die genannten Faktoren aus. Wenn das Paar förmlich auf der Fläche erscheint, die Musik ertönt, die Show und die Gags gut beim Publikum ankommen, heißt das noch lange nicht, dass das Tanzen wertvoll war. Wenn das Publikum jubelt, der fachliche Inhalt jedoch schlecht ist, bin ich derjenige, der die negativen Kritiken bekommt.

Ist es Ihnen bislang immer gelungen, gerecht zu urteilen?

Es war mir von Anfang an wichtig, gerecht zu beurteilen, und ich wage zu behaupten, dass es mir in den meisten Fällen gelungen ist. In weniger als einer Minute die gesamte Darbietung zu bewerten, ist schwierig, aber Maria (Maria Angelini-Santner) und ich schaffen es meistens, mit nur wenigen Sätzen eine fachliche Beurteilung zu liefern.

Obwohl ihre ersten beiden Darbietungen durchaus gut bewertet wurden, bedeutete der Langsame Walzer in der dritten Show das Aus für Heilwig Pfanzelter, der ältesten Teilnehmerin in dieser Staffel. Warum?

Es wäre den jüngeren Kandidaten gegenüber ungerecht, sich auf das Alter zu berufen oder das Alter als einen Bonuspunkt zu werten. Frau Pfanzelter war für uns alle überraschend gut, sie gab mit ihren 71 Jahren ein strahlend schönes, positives Bild ab. Die ersten beiden Tänze (Quickstep und Rumba) waren ihrem Alter entsprechend nicht schlecht. Aber es sind insgesamt zehn Folgen zu absolvieren, in denen es darum geht, sich von Mal zu Mal zu steigern, damit das Paar von der Jury und vom Publikum weitergetragen wird. Das ist ihr in meinen Augen nicht gut gelungen, obwohl die Dame über bewundernswerte Fähigkeiten in Bezug auf die körperliche Mobilität verfügt.

Aber sollte es nicht in erster Linie eine Unterhaltungs-Show sein und kein Tanzwettbewerb, in dem nur die
Leistungssteigerung zählt?


Die Show lebt zum großen Teil von der Leistungssteigerung, denn wenn sich die Kandidaten nicht verbessern oder etwas Neues bringen, wird es langweilig. Ich als Juror will die Steigerung sehen, das Publikum braucht die Überraschung.

Überrascht es Sie, dass die aktuelle Staffel nur etwa halb so viele Zuschauer vor die Bildschirme lockt wie die erste Staffel?

Überhaupt nicht, denn hier hat sich generell viel verändert. Es wird grundsätzlich weniger ferngesehen, vor allem die Jugend schaut kaum noch klassisch fern, die hält sich eher bei YouTube im Internet auf. Dennoch halten wir alle es für bewundernswert, dass uns trotzdem noch so viele zuschauen. Wir bewegen uns bei 30 Prozent Marktanteil, den nur noch wenige Sendungen verzeichnen können.

Sie fordern regelmäßig Ehrlichkeit von den Tänzern ein. Was genau ist ehrliches Tanzen?

Es ist nicht so wie beim Eislaufen, wo der Dreifache wertvoller ist als der Einfache. Beim Tanzen reicht eine Drehung, wenn sie richtig platziert und gefühlvoll zur Musik passend ausgeführt wird. Etwas darzustellen, was er oder sie gar nicht ist, stört mich wahnsinng, weil ich mich selbst als leidenschaftlichen Tänzer einstufe. Für mich haben die Musik und der Moment den Vorrang. Ich habe mich dadurch inspirieren lassen, meine Gefühle, die ich im Moment hatte, zu verkörpern. Das verlange ich von den Kandidaten.

Wie enttarnen Sie getanzte Lügen?

Die sind schwierig zu erkennen. Tango und Paso Doble sind äußerst maskuline, dominante Tänze, zu denen viele Klischees existieren. Beim Tango hat jeder eine ernste Miene und eine enge Umarmung vor sich und will dies genauso umsetzen. Bei 90 Prozent funktioniert das, aber manchmal ist es besser, sich in eine weniger enge Umarmung zu begeben und lieber auf die momentane Stimmung zu achten, das ist ehrlich.

Was wäre ein Grund für Sie, als Juror aufzuhören?

Den Kitsch mag ich nicht so gern. Wenn die Leistung verschwindet und nur der Kitsch bleibt, bin ich weg. Solange ich noch in der Jury bin, sorge ich dafür, dass Leistung erbracht wird. Die Mischung aus Unterhaltung und Leistung hat die Tanz-Show groß gemacht.

Sie betreiben mit Ihrer Frau Alice zwei Tanzstudios. Haben Sie daneben noch andere Vorlieben?

Vor ein paar Jahren haben wir die Landwirtschaft für uns entdeckt und sind damit relativ aktiv. Derzeit betreiben wir sie eher nur auf Selbstversorger-Basis. Ich habe eine Oliven-Plantage angelegt, wir haben ein bisschen Wein, meine Frau kümmert sich um den Gemüsegarten und wir haben Hühner. Es ist schön und ein guter Ausgleich zum Tanzen. Da wir viel Zeit unter Menschen und Lärm verbringen, genießen wir umso mehr die Natur und die Stille der Landschaft.

Zur Person

Balázs Ekker wurde am 20. März 1977 in Győr (Ungarn) geboren. Er ist Welt- und Europameister in den Lateinamerikanischen Tänzen und seit der Show „Dancing Stars“ einem breiten Publikum bekannt.

Er erreichte mit der Schauspielerin Nicole Beutler das
Finale der zweiten Staffel. Im Jahr 2007 machte er der Profitänzerin Alice Guschelbauer in der Show einen Heiratsantrag, am 5. Mai gaben sich die beiden vor der Kamera das Jawort.

Das Paar lebt in Győr. Seit 2003 führen sie dort das Tanzstudio „El Paso“, ein zweites in Wiener Neustadt (NÖ).
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