Heinz-Christian Strache, 55: „Ich bin das Original“
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Der frühere FPÖ-Parteichef und Vizekanzler HC Strache möchte es noch einmal wissen. Am 27. April stellt er sich zur Wahl für den Wiener Landtag und hofft auf den Einzug ins Rathaus.
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Vor wenigen Tagen ist der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache offiziell in den Wahlkampf eingestiegen. Gemeinsam mit seiner Liste „Team HC Strache – Allianz für Österreich“ will er „Wien retten“. Das Wahlkampfbudget für den wienweiten Antritt liegt bei etwa € 500.000,–, finanziert durch Rücklagen und einen Kredit.
Bei der Sonntagsfrage zur Wien-Wahl lagen Sie mit Ihrer Liste bei 1 Prozent. Warum tun Sie sich das trotzdem an?
Die ist nicht ernstzunehmen, weil sie gemacht wurde, als noch nicht feststand, dass wir antreten. Ich habe eine INSA-Umfrage machen lassen, und da konnten sich 13 Prozent der Wiener vorstellen, uns zu wählen. Das ist eine sehr positive Ausgangsposition.
Wie schwierig war es, die Unterstützungserklärungen zu erhalten?
Schwierig, denn du musst pro Bezirk 100 Menschen finden, die aufs Amt gehen. Wir haben es mit 20 ehrenamtlichen Mitstreitern geschafft. Ich bin über Wochen vor den Bezirksämtern mit Bürgern ins Gespräch gekommen, um mir deren Sorgen, Nöte und Probleme anzuhören. Sie alle sagen, das ist nicht mehr unsere Stadt. Wien muss gerettet werden, helfen Sie uns und kommen Sie zurück. Die Wiener wollen mir ihr Vertrauen schenken, weil da jemand ist, der älter, reifer, besser geworden ist und der sein Ohr am Herz der Bürger hat.
Was läuft denn falsch in Wien?
In Wien können die Roten (SPÖ) machen, was sie wollen und das geht in die falsche Richtung. Ich glaube, dass alle an den Problemen vorbeireden. Wien ist in vielen Teilen politisch kaputtgemacht worden.
Was wollen Sie demnach ändern?
Ich glaube, die große Ansage lautet „Unser Wien retten“. Die Stadt muss wieder sicherer und sozial gerechter gestaltet werden. Ein Topthema ist natürlich die völlig verfehlte illegale Einwanderung und auch die zum Teil nicht vorhandene und nicht geübte Integration. Dazu die Kriminalitätsentwicklung in manchen Teilen Wiens. Du hast heute „Sicherheits-
Schwerpunkte“, wo nicht gegengesteuert wird. Wenn ich mir beim „Tichy“ in Favoriten ein Eis kaufe, brauche ich eine schuss- und stichsichere Weste. Es braucht einen Sicherheitsstadtrat, eine eigene Wiener Sicherheitswache zusätzlich zur Unterstützung der Exekutive. Auch das Fehlen leistbarer sozialer Wohnungen, die eben nicht geschaffen worden sind im roten Wien, ist ein wichtiges Thema. Daneben die steigende Inflation und die Lebenshaltungskosten, die jetzt noch verstärkt auf die Menschen zukommen, weil die Stadt Wien völlig überschuldet ist. Offensichtlich wurde deshalb die Wahl vorverlegt, weil sie Angst haben, dass beim Budget im Juni die 16 Milliarden Euro Schulden sichtbar werden. Und Bürgermeister Ludwig (SPÖ) deshalb bei den Gebühren und überall sonst die Schrauben andrehen wird.
Wenn Sie Bürgermeister wären, würden Sie …
… zuerst einmal die Sozialleistungen für die illegalen Zuwanderer abstellen, die diese nachgeschmissen bekommen, wohingegen unsere Bürger lebenslang arbeiten müssen und dann mit Mindestpensionen abgefertigt werden. Da gehört rasch bei Zuwanderern auf Sachleistungen geändert, wie es andere Bundesländer schon machen. Illegale Zuwanderer, wo der Asylgrund nicht oder nicht mehr vorhanden ist, gehören konsequent abgeschoben. Und bei allem, was mit radikalen Islamisten zu tun hat, gehört ein Verbotsgesetz her. Es gibt viele Menschen mit muslimischem Hintergrund, die nichts mit Extremismus zu tun haben wollen und empört über die illegale Einwanderungspolitik sind. Die wenden sich an das Team HC Strache, weil sie wissen, dass ich differenziere. Wir wollen anständige Menschen, die sich an unsere Gesetze halten, die sich integrieren, die hier arbeiten und ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft werden. Und die dann zu Recht die Staatsbürgerschaft erhalten. Aber wir wollen eben nicht Menschen, die das nicht machen und diesen Unterschied muss man treffen.
Da unterscheiden Sie sich thematisch nicht sehr von den Blauen.
Ja, aber das wird nicht vorangetrieben. Ich trete auch nicht gegen Nepp an, aber der ist in der Opposition nicht existent gewesen.
Konkurrenz belebt und die Politik lebt von Menschen mit Herzblut. Ich brenne für Wien, das spüren die Menschen. Die wissen, dass ich die Themen anspreche und vorantreibe und mich nicht im Elfenbeinturm verstecke. Ich glaube, es ist gut, wenn eine zusätzliche freiheitliche, konservative, patriotische Kraft und Opposition im Wiener Landtag ist, weil wir zusammen mehr erreichen als alleine.
Sie sehen sich also als Stütze der FPÖ in Wien?
Ich sehe mich mit meiner Erfahrung als derjenige, der das Ganze mit einer Seele und einer Bürgernähe erfüllt. Und ich bin das Original. Die Menschen wissen, wer diese Themen schon vor 20, 25 Jahren angesprochen hat. Das war der HC Strache.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Bei der Wiener Gemeinderatswahl 2015 hatte ich knapp 31 Prozent und viele wollen, dass ich zurückkomme. Sie meinen, du wärst unser Bürgermeister der Herzen.
Sie waren Vizekanzler, FPÖ-Chef und sind jetzt mit Ihrer Liste auf Bezirksebene tätig. Ist das für Sie eine Niederlage als Politiker?
Ich sehe das als Motivation, weil ich diese Leidenschaft immer in mir getragen habe. Das ist schön, wenn du heute, so wie damals, als ich begonnen habe, auf der Straße mit den Menschen ins Gespräch kommst. Das gibt einem Kraft, das macht kein anderer Politiker. Die Menschen sagen, du hast einen Fehler gemacht, du hast aber reflektiert und gelernt und so jemanden brauchen wir in der Wiener Stadtpolitik.
Bereuen Sie Ihren Rücktritt 2019?
Ich glaube, dass der Rücktritt als Parteichef im Nachhinein ein Fehler war. Ich habe danach den Ausschluss aus meiner freiheitlichen Partei erlebt, Verleumdungen und letztlich auch ein Im-Stich-gelassen-werden. Das war natürlich eine negative Erfahrung an Enttäuschungen, wo ich lange brauchte, das aufzuarbeiten.
Wie weht tut das heute noch?
Das war meine freiheitliche Familie, für die ich von meinem 18. bis zum 50. Lebensjahr Tag und Nacht gelebt habe. Das hat mir natürlich das Herz herausgerissen, wenn du auf einmal ausgeschlossen und verleumdet wirst und das teilweise von Menschen, die du selbst über 15 Jahre lang aufgebaut hast. Aber es ist eine Erfahrung, die du annehmen und akzeptieren musst. Ich weiß heute, ich hätte nicht zurücktreten sollen. Ich weiß aber auch, dass es im Leben immer eine ausgleichende Gerechtigkeit gibt. Die Menschen erwarten, dass du eben nicht liegen bleibst, sondern wieder aufstehst. Und da bin ich ein Vorbild für viele mit dem, was ich in den vergangenen sechs Jahren erlebt habe, 17 Ermittlungsverfahren gegen mich, 14 davon habe ich gewonnen. Zwei wollte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft einstellen und hat dann die Weisung von oben bekommen, weiter zu ermitteln.
Diese Zeit war ja auch mit hohen Kosten verbunden.
Ja, und die sind noch da. Du bist nach sechseinhalb Jahren Verfolgung existenziell gefährdet, vernichtet zu werden, weil du hunderttausende Euro Anwaltskosten hast und nichts ersetzt bekommst. Ich habe vier Kinder, Lebenshaltungskosten, Alimente, das ist ein Wahnsinn.
Wovon leben Sie denn zurzeit?
Von meinen unternehmerischen Tätigkeiten und natürlich auch von Schulden. Ich bin Geschäftsführer einer Unternehmensberatung GmbH und Einzelunternehmens.
Inwieweit hängt Ihnen die Ibiza-Affäre politisch nach?
Das Verfahren ist eingestellt worden, weil letztlich auf mehr als sieben Stunden videotechnisch dokumentiert ist, dass ich eben nicht korrupt bin. Das würde ich mir von allen anderen Politikern auch wünschen, auf Video zu sehen, dass sie hunderte Millionen ablehnen und sauber bleiben. Die Ungeheuerlichkeit dahinter ist, dass aufgrund einer anonymen Anzeige zum Thema Casino dann eine Hausdurchsuchung stattgefunden hat und sich daraus alle anderen Verfahren ergossen haben. So viel zum Thema Unschuldsvermutung in unserer Gesellschaft. Das ist Vorverurteilung und Schuldvermutung und das wird zu einem Vehikel der politischen Auseinandersetzung. Die wird von manchen dahingehend missbraucht, dass man sich nicht inhaltlich jemandem stellt, sondern versucht wird, Andersdenkende, die einem im Weg stehen, zu kriminalisieren und mit solchen Methoden auch existentiell zu vernichten. Das kann ich nicht anders beschreiben.
Sie glauben, Sie wurden „aus dem Weg“ geräumt?
Ja, zuerst habe ich weg müssen, dann der Kurz, dann Christian Pilnacek (ehemaliger Sektionschef im Justizministerium). Und dann wurde Pilnacek in fragwürdiger Art und Weise tot aufgefunden, wo bis heute viele Fragen im Raum stehen. Ich habe zwei Tage vor dessen Tod noch persönlich mit ihm zu tun gehabt. Er war sehr positiv und vielen Dingen auf der Spur.
Sehen Sie da Parallelen zum Tod Jörg Haiders?
Dessen Tod war im Nachhinein mein Glück, weil ein zweiter toter FPÖ-Chef wäre zu auffällig gewesen. So wurde ich lebendig in eine Falle gelockt und gehäutet. Parallel dazu hat es eine Autobombe gegeben, die totgeschwiegen wurde. Da wurde von Juni 2018 bis Jänner 2019 an einer Autobombe gegen mich gearbeitet und weder das Innenministerium noch das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hat mich gewarnt. Erst fünf Tage nach meinem Rücktritt habe ich einen 86 Seiten starken Akt anonym zugeschickt bekommen, dass eine Autobombe auf mich als Vizekanzler geplant war und der mutmaßliche Täter aus dem Verkehr gezogen und eingesperrt wurde.
Gibt es eigentlich noch Kontakt zu Herbert Kickl und Norbert Hofer?
Mit Hofer hatte ich vor geraumer Zeit eine Aussprache. Und Kickl hat das letzte Mal im Juni 2019 den Kontakt mit mir gesucht und seit damals nicht mehr. Er hat leider Gottes jede persönliche Aussprache abgelehnt.
Können Sie als früherer FPÖ-Chef verstehen, dass Kickl die Koalitionsverhandlungen platzen ließ?
Das ist eine vertane Chance. Ein historisches Fenster, das leider nicht genützt wurde. Damit hat er viele enttäuscht und die jetzige Koalition möglich gemacht.
Sie haben viele Höhen und Tiefen im Leben. Was bleibt als Erkenntnis daraus?
Wichtig ist grundsätzlich Dankbarkeit und Dinge, die du nicht ändern kannst, zu akzeptieren. Du kannst nicht immer siegen, du musst auch mit Niederlagen umgehen lernen. Und oftmals sind es jene Phasen, aus denen du am meisten lernst. Ich war bis zu meinem 50. Lebensjahr oft der Sieger und habe dann eine schwere Niederlage erlebt. Das hat auch zu einem Reifungsprozess geführt. Früher war ich gerne im Außen. Ich habe erst lernen müssen, dass ich damals anderen gefallen wollte. Dann habe ich erkannt, ich muss in erster Linie mir gefallen. Selbstliebe und sich selbst treu zu bleiben, das ist, glaube ich, das Wichtigste. Und seiner Leidenschaft zu folgen.
„Man bringe den Spritzwein“ war ein Spruch von Ex-Bürgermeister Häupl. Wie halten Sie es damit?
Ich bin jetzt in Floridsdorf wohnhaft und liebe die Heurigenkultur. Nicht nur den Weißen Spritzer, auch das Achtel Weißwein, etwa ein schöner Grüner Veltliner, ist immer etwas Herrliches. rz
Bei der Sonntagsfrage zur Wien-Wahl lagen Sie mit Ihrer Liste bei 1 Prozent. Warum tun Sie sich das trotzdem an?
Die ist nicht ernstzunehmen, weil sie gemacht wurde, als noch nicht feststand, dass wir antreten. Ich habe eine INSA-Umfrage machen lassen, und da konnten sich 13 Prozent der Wiener vorstellen, uns zu wählen. Das ist eine sehr positive Ausgangsposition.
Wie schwierig war es, die Unterstützungserklärungen zu erhalten?
Schwierig, denn du musst pro Bezirk 100 Menschen finden, die aufs Amt gehen. Wir haben es mit 20 ehrenamtlichen Mitstreitern geschafft. Ich bin über Wochen vor den Bezirksämtern mit Bürgern ins Gespräch gekommen, um mir deren Sorgen, Nöte und Probleme anzuhören. Sie alle sagen, das ist nicht mehr unsere Stadt. Wien muss gerettet werden, helfen Sie uns und kommen Sie zurück. Die Wiener wollen mir ihr Vertrauen schenken, weil da jemand ist, der älter, reifer, besser geworden ist und der sein Ohr am Herz der Bürger hat.
Was läuft denn falsch in Wien?
In Wien können die Roten (SPÖ) machen, was sie wollen und das geht in die falsche Richtung. Ich glaube, dass alle an den Problemen vorbeireden. Wien ist in vielen Teilen politisch kaputtgemacht worden.
Was wollen Sie demnach ändern?
Ich glaube, die große Ansage lautet „Unser Wien retten“. Die Stadt muss wieder sicherer und sozial gerechter gestaltet werden. Ein Topthema ist natürlich die völlig verfehlte illegale Einwanderung und auch die zum Teil nicht vorhandene und nicht geübte Integration. Dazu die Kriminalitätsentwicklung in manchen Teilen Wiens. Du hast heute „Sicherheits-
Schwerpunkte“, wo nicht gegengesteuert wird. Wenn ich mir beim „Tichy“ in Favoriten ein Eis kaufe, brauche ich eine schuss- und stichsichere Weste. Es braucht einen Sicherheitsstadtrat, eine eigene Wiener Sicherheitswache zusätzlich zur Unterstützung der Exekutive. Auch das Fehlen leistbarer sozialer Wohnungen, die eben nicht geschaffen worden sind im roten Wien, ist ein wichtiges Thema. Daneben die steigende Inflation und die Lebenshaltungskosten, die jetzt noch verstärkt auf die Menschen zukommen, weil die Stadt Wien völlig überschuldet ist. Offensichtlich wurde deshalb die Wahl vorverlegt, weil sie Angst haben, dass beim Budget im Juni die 16 Milliarden Euro Schulden sichtbar werden. Und Bürgermeister Ludwig (SPÖ) deshalb bei den Gebühren und überall sonst die Schrauben andrehen wird.
Wenn Sie Bürgermeister wären, würden Sie …
… zuerst einmal die Sozialleistungen für die illegalen Zuwanderer abstellen, die diese nachgeschmissen bekommen, wohingegen unsere Bürger lebenslang arbeiten müssen und dann mit Mindestpensionen abgefertigt werden. Da gehört rasch bei Zuwanderern auf Sachleistungen geändert, wie es andere Bundesländer schon machen. Illegale Zuwanderer, wo der Asylgrund nicht oder nicht mehr vorhanden ist, gehören konsequent abgeschoben. Und bei allem, was mit radikalen Islamisten zu tun hat, gehört ein Verbotsgesetz her. Es gibt viele Menschen mit muslimischem Hintergrund, die nichts mit Extremismus zu tun haben wollen und empört über die illegale Einwanderungspolitik sind. Die wenden sich an das Team HC Strache, weil sie wissen, dass ich differenziere. Wir wollen anständige Menschen, die sich an unsere Gesetze halten, die sich integrieren, die hier arbeiten und ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft werden. Und die dann zu Recht die Staatsbürgerschaft erhalten. Aber wir wollen eben nicht Menschen, die das nicht machen und diesen Unterschied muss man treffen.
Da unterscheiden Sie sich thematisch nicht sehr von den Blauen.
Ja, aber das wird nicht vorangetrieben. Ich trete auch nicht gegen Nepp an, aber der ist in der Opposition nicht existent gewesen.
Konkurrenz belebt und die Politik lebt von Menschen mit Herzblut. Ich brenne für Wien, das spüren die Menschen. Die wissen, dass ich die Themen anspreche und vorantreibe und mich nicht im Elfenbeinturm verstecke. Ich glaube, es ist gut, wenn eine zusätzliche freiheitliche, konservative, patriotische Kraft und Opposition im Wiener Landtag ist, weil wir zusammen mehr erreichen als alleine.
Sie sehen sich also als Stütze der FPÖ in Wien?
Ich sehe mich mit meiner Erfahrung als derjenige, der das Ganze mit einer Seele und einer Bürgernähe erfüllt. Und ich bin das Original. Die Menschen wissen, wer diese Themen schon vor 20, 25 Jahren angesprochen hat. Das war der HC Strache.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Bei der Wiener Gemeinderatswahl 2015 hatte ich knapp 31 Prozent und viele wollen, dass ich zurückkomme. Sie meinen, du wärst unser Bürgermeister der Herzen.
Sie waren Vizekanzler, FPÖ-Chef und sind jetzt mit Ihrer Liste auf Bezirksebene tätig. Ist das für Sie eine Niederlage als Politiker?
Ich sehe das als Motivation, weil ich diese Leidenschaft immer in mir getragen habe. Das ist schön, wenn du heute, so wie damals, als ich begonnen habe, auf der Straße mit den Menschen ins Gespräch kommst. Das gibt einem Kraft, das macht kein anderer Politiker. Die Menschen sagen, du hast einen Fehler gemacht, du hast aber reflektiert und gelernt und so jemanden brauchen wir in der Wiener Stadtpolitik.
Bereuen Sie Ihren Rücktritt 2019?
Ich glaube, dass der Rücktritt als Parteichef im Nachhinein ein Fehler war. Ich habe danach den Ausschluss aus meiner freiheitlichen Partei erlebt, Verleumdungen und letztlich auch ein Im-Stich-gelassen-werden. Das war natürlich eine negative Erfahrung an Enttäuschungen, wo ich lange brauchte, das aufzuarbeiten.
Wie weht tut das heute noch?
Das war meine freiheitliche Familie, für die ich von meinem 18. bis zum 50. Lebensjahr Tag und Nacht gelebt habe. Das hat mir natürlich das Herz herausgerissen, wenn du auf einmal ausgeschlossen und verleumdet wirst und das teilweise von Menschen, die du selbst über 15 Jahre lang aufgebaut hast. Aber es ist eine Erfahrung, die du annehmen und akzeptieren musst. Ich weiß heute, ich hätte nicht zurücktreten sollen. Ich weiß aber auch, dass es im Leben immer eine ausgleichende Gerechtigkeit gibt. Die Menschen erwarten, dass du eben nicht liegen bleibst, sondern wieder aufstehst. Und da bin ich ein Vorbild für viele mit dem, was ich in den vergangenen sechs Jahren erlebt habe, 17 Ermittlungsverfahren gegen mich, 14 davon habe ich gewonnen. Zwei wollte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft einstellen und hat dann die Weisung von oben bekommen, weiter zu ermitteln.
Diese Zeit war ja auch mit hohen Kosten verbunden.
Ja, und die sind noch da. Du bist nach sechseinhalb Jahren Verfolgung existenziell gefährdet, vernichtet zu werden, weil du hunderttausende Euro Anwaltskosten hast und nichts ersetzt bekommst. Ich habe vier Kinder, Lebenshaltungskosten, Alimente, das ist ein Wahnsinn.
Wovon leben Sie denn zurzeit?
Von meinen unternehmerischen Tätigkeiten und natürlich auch von Schulden. Ich bin Geschäftsführer einer Unternehmensberatung GmbH und Einzelunternehmens.
Inwieweit hängt Ihnen die Ibiza-Affäre politisch nach?
Das Verfahren ist eingestellt worden, weil letztlich auf mehr als sieben Stunden videotechnisch dokumentiert ist, dass ich eben nicht korrupt bin. Das würde ich mir von allen anderen Politikern auch wünschen, auf Video zu sehen, dass sie hunderte Millionen ablehnen und sauber bleiben. Die Ungeheuerlichkeit dahinter ist, dass aufgrund einer anonymen Anzeige zum Thema Casino dann eine Hausdurchsuchung stattgefunden hat und sich daraus alle anderen Verfahren ergossen haben. So viel zum Thema Unschuldsvermutung in unserer Gesellschaft. Das ist Vorverurteilung und Schuldvermutung und das wird zu einem Vehikel der politischen Auseinandersetzung. Die wird von manchen dahingehend missbraucht, dass man sich nicht inhaltlich jemandem stellt, sondern versucht wird, Andersdenkende, die einem im Weg stehen, zu kriminalisieren und mit solchen Methoden auch existentiell zu vernichten. Das kann ich nicht anders beschreiben.
Sie glauben, Sie wurden „aus dem Weg“ geräumt?
Ja, zuerst habe ich weg müssen, dann der Kurz, dann Christian Pilnacek (ehemaliger Sektionschef im Justizministerium). Und dann wurde Pilnacek in fragwürdiger Art und Weise tot aufgefunden, wo bis heute viele Fragen im Raum stehen. Ich habe zwei Tage vor dessen Tod noch persönlich mit ihm zu tun gehabt. Er war sehr positiv und vielen Dingen auf der Spur.
Sehen Sie da Parallelen zum Tod Jörg Haiders?
Dessen Tod war im Nachhinein mein Glück, weil ein zweiter toter FPÖ-Chef wäre zu auffällig gewesen. So wurde ich lebendig in eine Falle gelockt und gehäutet. Parallel dazu hat es eine Autobombe gegeben, die totgeschwiegen wurde. Da wurde von Juni 2018 bis Jänner 2019 an einer Autobombe gegen mich gearbeitet und weder das Innenministerium noch das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hat mich gewarnt. Erst fünf Tage nach meinem Rücktritt habe ich einen 86 Seiten starken Akt anonym zugeschickt bekommen, dass eine Autobombe auf mich als Vizekanzler geplant war und der mutmaßliche Täter aus dem Verkehr gezogen und eingesperrt wurde.
Gibt es eigentlich noch Kontakt zu Herbert Kickl und Norbert Hofer?
Mit Hofer hatte ich vor geraumer Zeit eine Aussprache. Und Kickl hat das letzte Mal im Juni 2019 den Kontakt mit mir gesucht und seit damals nicht mehr. Er hat leider Gottes jede persönliche Aussprache abgelehnt.
Können Sie als früherer FPÖ-Chef verstehen, dass Kickl die Koalitionsverhandlungen platzen ließ?
Das ist eine vertane Chance. Ein historisches Fenster, das leider nicht genützt wurde. Damit hat er viele enttäuscht und die jetzige Koalition möglich gemacht.
Sie haben viele Höhen und Tiefen im Leben. Was bleibt als Erkenntnis daraus?
Wichtig ist grundsätzlich Dankbarkeit und Dinge, die du nicht ändern kannst, zu akzeptieren. Du kannst nicht immer siegen, du musst auch mit Niederlagen umgehen lernen. Und oftmals sind es jene Phasen, aus denen du am meisten lernst. Ich war bis zu meinem 50. Lebensjahr oft der Sieger und habe dann eine schwere Niederlage erlebt. Das hat auch zu einem Reifungsprozess geführt. Früher war ich gerne im Außen. Ich habe erst lernen müssen, dass ich damals anderen gefallen wollte. Dann habe ich erkannt, ich muss in erster Linie mir gefallen. Selbstliebe und sich selbst treu zu bleiben, das ist, glaube ich, das Wichtigste. Und seiner Leidenschaft zu folgen.
„Man bringe den Spritzwein“ war ein Spruch von Ex-Bürgermeister Häupl. Wie halten Sie es damit?
Ich bin jetzt in Floridsdorf wohnhaft und liebe die Heurigenkultur. Nicht nur den Weißen Spritzer, auch das Achtel Weißwein, etwa ein schöner Grüner Veltliner, ist immer etwas Herrliches. rz
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