Ausgabe Nr. 13/2025 vom 25.03.2025, Foto: Günther Pichlkostner / First Look / picturedesk.com
Gregor Seberg:
„Ich bin als Kollege kein Arsch“
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Er tanzt auf mehreren Hochzeiten. Gregor Seberg, 57, spielt Theater und tourt als Kabarettist durch die Lande. Obendrein kehrt er nach acht Jahren in die beliebte Fernseh-Krimireihe „SOKO Donau“ zurück. Als Vorgesetzter.
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Herr Seberg, Sie sind als Kabarettist ziemlich fleißig. Ihr neuestes Programm trägt den kryptischen Titel „Hummel dich!“. War das Ihre Idee?
Ja, der Titel ist auf meinem Mist gewachsen. Die Idee, sich darin mit „Coaching“, also dem Anleiten oder Führen, auseinanderzusetzen, stammt von meiner Bühnenpartnerin Magda Leeb. Menschen geben ja viel Geld dafür aus, dass ihnen jemand sagt: Werde besser! Optimiere Dich! In Amerika ist das fast pervers, da lässt sich jeder „coachen“ – bei uns ist das im Kommen.
Das erklärt aber immer noch nicht den Titel „Hummel dich!“, also?
Es gibt das bekannte Beispiel der Hummel, von der gesagt wird, dass sie eigentlich nicht fliegen kann. Die Flügel sind eigentlich im Verhältnis zum Körper viel zu klein. Ich als verhinderter Naturforscher, der ich im Grunde einmal werden wollte, weiß, dass das Blödsinn ist. Sie fliegt, obwohl sie eigentlich nicht fliegen sollte. Und genau das ist es, was einem ein „Coach“ einredet.
Verscherzen Sie es sich da nicht mit einem ganzen Berufsstand?
Der Begriff „Coach“, eigentlich Trainer aus dem Englischen, ist bei uns nicht geschützt, was zur Folge hat, dass jeder Coach sein kann. Du kannst auch Türaufmach-Coach werden, wenn dir der Sinn danach steht. Aber ich sage ja nicht, dass jeder Coach schlecht ist. Wir wollen zeigen, dass oft Geldmacherei im Vordergrund steht. Dann wird Menschen eingeredet, zu wenig wert zu sein. Diese Gattung Coach wird durch den Kakao gezogen.
Sie wären mit Sicherheit ein guter Schauspiel-„Coach“. Es scheint, als würden Ihnen die Rollen nie ausgehen. „SOKO Donau“ ist so ein Beispiel. Die Serie, der Sie im Jahr 2017 eigentlich voller Überzeugung Lebewohl gesagt haben und zu der Sie zurückkehren …
Ja. Mist, dass es Archive gibt. Das Angebot kam wirklich überraschend für mich.
Es gibt das ungeschriebene Gesetz „Kehre nie zurück“, wenn du einmal eine Firma verlassen hast. Ist das in der Filmbranche anders?
Also, ich glaube – und das klingt jetzt blöd, ich weiß –, dass ich als Kollege kein Arsch bin. Und ich will das auch im Leben nicht sein. Ich bin im Jahr 2017 im Guten gegangen und habe schweren Herzens aufgehört. Damals habe ich mir gedacht, jetzt bin ich da so verwurzelt und irgendwie festgefahren. Das ist so, als ob ich immer nach Bad Aussee auf Urlaub fahre und sage: Eh schön, aber ich würde wahnsinnig gerne einmal nach Caorle fahren. Meine erste Reaktion war, nein, ich mache es nicht. Aber irgendwann war der Gedanke an eine Rückkehr dann doch reizvoll.
In Ihrer Rolle als Helmuth Nowak sind Sie die Arbeit seinerzeit eher gemütlich angegangen. Jetzt (die neue Staffel wird derzeit gedreht und soll ab Herbst zu sehen sein) kommt er als Chef der Ermittler zurück und muss wohl einen Zahn zulegen. Kann das gutgehen?
Ich sage kokett, ich habe Oberstleutnant schon nicht gekonnt, jetzt kann ich halt Oberst nicht. Es stimmt, der Helmuth Nowak hat es gern gehabt, wenn nicht zu viel gearbeitet wurde. Er hat dieses wienerische Klischee bedient, bei der die Frage im Vordergrund stand, ob es sich überhaupt lohnt, aufzustehen und irgendwohin zu gehen. Jetzt als Oberst befiehlt er, dass etwas passiert. Ich bin gespannt, wie das wird, wenn ich eine Rolle spiele, die eigentlich Aktivität einfordert. Aber vielleicht kann ich die Aktivität von den anderen einfordern und es mir währenddessen bequem machen. Ich habe auch beschlossen, dass ich gerecht und ungerecht gleichzeitig sein möchte, genauso wie bestechlich und unbestechlich. Ich möchte einfach alles in dieser Rolle sein.
Lässt Helmuth Nowak, der so wie Sie um acht Jahre älter geworden ist, nun seine Cowboy-Stiefel und die Sonnenbrille im Spind?
Mit den Cowboy-Stiefeln, die Stöckel haben, muss ich erst wieder gehen lernen. Beim ersten Dreh dachte ich mir, das wird ein kurzer Tag, mich haut es gleich um. Aber es wird schon werden, und die Sonnenbrille muss natürlich bleiben.
Und was ist mit Ihrem Dienstauto, dem Opel Commodore? Ist der noch standesgemäß?
Den Opel, das alte Auto, fahren mittlerweile die anderen. Als Oberst bekomme ich einen modernen Dienstwagen. Da bin ich schon beim Aufsperren gescheitert. Angesprungen ist das depperte Auto auch nicht. Ich schaffe mir also dadurch meinen Platz für Komik.
Was ist mit der neugewonnenen Macht?
Wird der Nowak das aushalten?
Ich habe schon gesagt, ich werde bestechlich und unbestechlich sein. Ich glaube, dass die Rolle des Nowak, und da gibt es eine Parallele zu mir, den Mächtigen gegenüber äußerst kritisch eingestellt ist. Ihm missfällt jegliche Form von Machtmissbrauch und diese Eigenschaft wird er weiterhin haben. Er wird ein „Mächtlein“ haben, aber es nicht ausnützen. Es gibt einen super Spruch vom Erfinder der „Harley-Davidson-Wohltätigkeits-Tour“ Ferdinand Fischer. „Laut für die Leisen, stark für die Schwachen.“ Das ist ein wunderbares Motto, wie ich finde.
Fernsehen, Kabarett, Theater – Sie sind vielbeschäftigt. Was sagen Ihre Lebensgefährtin und die beiden Buben dazu, wenn Ihnen durch „SOKO Donau“ jetzt weniger Zeit für die Familie bleibt?
Ich lege Wert darauf, viel Zeit für die Kinder zu haben, obwohl das anstrengend ist. Aber ich liebe sie so. Als ich im Jahr 2017 aufgehört habe, sind die Kinder gerade gekommen. Das war ein guter Zeitpunkt, sonst hätte ich sie nicht aufwachsen sehen. Ich war immer beim Drehen. Jetzt ist der Zeitaufwand überschaubar.
Zur Person
Gregor Seberg wurde am 24. Juli 1967 in Graz geboren. Er studierte einige Semester Germanistik und Theaterwissenschaften, entschied sich dann aber für eine Schauspiel-Ausbildung am Konservatorium der Stadt Wien. Seit Ende der 1980er Jahre arbeitet er als freier Schauspieler, Kabarettist und Autor.
Derzeit tourt er mit seinen Programmen „Doppelbuchung“, „Schatzkiste“ und „Hummel dich!“ durchs Land.
Nächster Termin: 17.4., „Schatzkiste“, Bad Hofgastein (S); weitere Veranstaltungen sind unter der Internetadresse www.gregorseberg.at/termine zu finden.
Ja, der Titel ist auf meinem Mist gewachsen. Die Idee, sich darin mit „Coaching“, also dem Anleiten oder Führen, auseinanderzusetzen, stammt von meiner Bühnenpartnerin Magda Leeb. Menschen geben ja viel Geld dafür aus, dass ihnen jemand sagt: Werde besser! Optimiere Dich! In Amerika ist das fast pervers, da lässt sich jeder „coachen“ – bei uns ist das im Kommen.
Das erklärt aber immer noch nicht den Titel „Hummel dich!“, also?
Es gibt das bekannte Beispiel der Hummel, von der gesagt wird, dass sie eigentlich nicht fliegen kann. Die Flügel sind eigentlich im Verhältnis zum Körper viel zu klein. Ich als verhinderter Naturforscher, der ich im Grunde einmal werden wollte, weiß, dass das Blödsinn ist. Sie fliegt, obwohl sie eigentlich nicht fliegen sollte. Und genau das ist es, was einem ein „Coach“ einredet.
Verscherzen Sie es sich da nicht mit einem ganzen Berufsstand?
Der Begriff „Coach“, eigentlich Trainer aus dem Englischen, ist bei uns nicht geschützt, was zur Folge hat, dass jeder Coach sein kann. Du kannst auch Türaufmach-Coach werden, wenn dir der Sinn danach steht. Aber ich sage ja nicht, dass jeder Coach schlecht ist. Wir wollen zeigen, dass oft Geldmacherei im Vordergrund steht. Dann wird Menschen eingeredet, zu wenig wert zu sein. Diese Gattung Coach wird durch den Kakao gezogen.
Sie wären mit Sicherheit ein guter Schauspiel-„Coach“. Es scheint, als würden Ihnen die Rollen nie ausgehen. „SOKO Donau“ ist so ein Beispiel. Die Serie, der Sie im Jahr 2017 eigentlich voller Überzeugung Lebewohl gesagt haben und zu der Sie zurückkehren …
Ja. Mist, dass es Archive gibt. Das Angebot kam wirklich überraschend für mich.
Es gibt das ungeschriebene Gesetz „Kehre nie zurück“, wenn du einmal eine Firma verlassen hast. Ist das in der Filmbranche anders?
Also, ich glaube – und das klingt jetzt blöd, ich weiß –, dass ich als Kollege kein Arsch bin. Und ich will das auch im Leben nicht sein. Ich bin im Jahr 2017 im Guten gegangen und habe schweren Herzens aufgehört. Damals habe ich mir gedacht, jetzt bin ich da so verwurzelt und irgendwie festgefahren. Das ist so, als ob ich immer nach Bad Aussee auf Urlaub fahre und sage: Eh schön, aber ich würde wahnsinnig gerne einmal nach Caorle fahren. Meine erste Reaktion war, nein, ich mache es nicht. Aber irgendwann war der Gedanke an eine Rückkehr dann doch reizvoll.
In Ihrer Rolle als Helmuth Nowak sind Sie die Arbeit seinerzeit eher gemütlich angegangen. Jetzt (die neue Staffel wird derzeit gedreht und soll ab Herbst zu sehen sein) kommt er als Chef der Ermittler zurück und muss wohl einen Zahn zulegen. Kann das gutgehen?
Ich sage kokett, ich habe Oberstleutnant schon nicht gekonnt, jetzt kann ich halt Oberst nicht. Es stimmt, der Helmuth Nowak hat es gern gehabt, wenn nicht zu viel gearbeitet wurde. Er hat dieses wienerische Klischee bedient, bei der die Frage im Vordergrund stand, ob es sich überhaupt lohnt, aufzustehen und irgendwohin zu gehen. Jetzt als Oberst befiehlt er, dass etwas passiert. Ich bin gespannt, wie das wird, wenn ich eine Rolle spiele, die eigentlich Aktivität einfordert. Aber vielleicht kann ich die Aktivität von den anderen einfordern und es mir währenddessen bequem machen. Ich habe auch beschlossen, dass ich gerecht und ungerecht gleichzeitig sein möchte, genauso wie bestechlich und unbestechlich. Ich möchte einfach alles in dieser Rolle sein.
Lässt Helmuth Nowak, der so wie Sie um acht Jahre älter geworden ist, nun seine Cowboy-Stiefel und die Sonnenbrille im Spind?
Mit den Cowboy-Stiefeln, die Stöckel haben, muss ich erst wieder gehen lernen. Beim ersten Dreh dachte ich mir, das wird ein kurzer Tag, mich haut es gleich um. Aber es wird schon werden, und die Sonnenbrille muss natürlich bleiben.
Und was ist mit Ihrem Dienstauto, dem Opel Commodore? Ist der noch standesgemäß?
Den Opel, das alte Auto, fahren mittlerweile die anderen. Als Oberst bekomme ich einen modernen Dienstwagen. Da bin ich schon beim Aufsperren gescheitert. Angesprungen ist das depperte Auto auch nicht. Ich schaffe mir also dadurch meinen Platz für Komik.
Was ist mit der neugewonnenen Macht?
Wird der Nowak das aushalten?
Ich habe schon gesagt, ich werde bestechlich und unbestechlich sein. Ich glaube, dass die Rolle des Nowak, und da gibt es eine Parallele zu mir, den Mächtigen gegenüber äußerst kritisch eingestellt ist. Ihm missfällt jegliche Form von Machtmissbrauch und diese Eigenschaft wird er weiterhin haben. Er wird ein „Mächtlein“ haben, aber es nicht ausnützen. Es gibt einen super Spruch vom Erfinder der „Harley-Davidson-Wohltätigkeits-Tour“ Ferdinand Fischer. „Laut für die Leisen, stark für die Schwachen.“ Das ist ein wunderbares Motto, wie ich finde.
Fernsehen, Kabarett, Theater – Sie sind vielbeschäftigt. Was sagen Ihre Lebensgefährtin und die beiden Buben dazu, wenn Ihnen durch „SOKO Donau“ jetzt weniger Zeit für die Familie bleibt?
Ich lege Wert darauf, viel Zeit für die Kinder zu haben, obwohl das anstrengend ist. Aber ich liebe sie so. Als ich im Jahr 2017 aufgehört habe, sind die Kinder gerade gekommen. Das war ein guter Zeitpunkt, sonst hätte ich sie nicht aufwachsen sehen. Ich war immer beim Drehen. Jetzt ist der Zeitaufwand überschaubar.
Zur Person
Gregor Seberg wurde am 24. Juli 1967 in Graz geboren. Er studierte einige Semester Germanistik und Theaterwissenschaften, entschied sich dann aber für eine Schauspiel-Ausbildung am Konservatorium der Stadt Wien. Seit Ende der 1980er Jahre arbeitet er als freier Schauspieler, Kabarettist und Autor.
Derzeit tourt er mit seinen Programmen „Doppelbuchung“, „Schatzkiste“ und „Hummel dich!“ durchs Land.
Nächster Termin: 17.4., „Schatzkiste“, Bad Hofgastein (S); weitere Veranstaltungen sind unter der Internetadresse www.gregorseberg.at/termine zu finden.
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