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Ausgabe Nr. 13/2025 vom 25.03.2025, Fotos: AdobeStock, zvg
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Bis Ostern sind die Eier knapp
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Fast die Hälfte der Hühner hierzulande darf ins Freie.
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Michael Wurzer, Geflügelwirtschaft Österreich
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Bis Ostern sind die Eier knapp
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Von einer Eier-Krise wie in den USA sind wir weit entfernt. Aber auch wir essen mehr Eier, als im eigenen Land produziert werden. Die Vogelgrippe setzt den Geflügelbauern weltweit zu.
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Ein Aufschlag von 50 Cent pro Ei im Restaurant, halbleere Eier-Regale und Rationierungen im Supermarkt – die Eier-Krise macht den Amerikanern zu schaffen. Sogar Miet-Hühner sind im Aufschwung. Anfang März mussten Konsumenten bis zu 14 Euro für ein Dutzend Eier hinblättern.

In den vergangenen Tagen hat sich die Situation zwar entspannt, aber Ostern steht vor der Tür. Das bedeutet auch in den USA einen höheren Eier-Bedarf. Die Trump-Regierung hat sogar versucht, im geschmähten Europa Eier aufzutreiben, auch bei uns. „Wir haben uns freundlich bedankt, aber mussten das Angebot ablehnen“, sagt Michael Wurzer, der Geschäftsführer der „Geflügelwirtschaft Österreich“, der freiwilligen Interessensvertretung der Eier- und Geflügelbauern.

Von einer Eier-Krise wie in den USA sind wir weit entfernt, aber auch hierzulande werden weniger Eier produziert als gegessen. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei 98 Prozent.

Im Winter und Frühjahr ist die Nachfrage nach Eiern grundsätzlich immer höher als im Sommer. Angesichts der Vogelgrippe und der großen Nachfrage im Tourismus kam es im Jänner aber sogar zu einem Engpass. Völlige Entwarnung kann Michael Wurzer noch nicht geben.

In den USA werden jetzt die Eier-Konzerne untersucht

„Frischeier im Handel und auch Ostereier werden noch bis Ostern knapp verfügbar sein, nach Ostern wird sich die Situation deutlich entspannen.“ Es werde ausreichend heimische Frischeier im Handel geben, „es kann aber sein, dass einmal die eine oder andere Sorte ausverkauft sein wird, dann bitten wir, auf österreichische Eier anderer Haltungsformen und Qualitätsstufen zurückzugreifen.“

Die Geflügelpest hat in den vergangenen Jahren Abermillionen Hühnern das Leben gekostet. In den amerikanischen Massenbetrieben mit hunderttausenden Lege-Hühnern hat ein Ausbruch in einem Betrieb enorme Konsequenzen. Allein im Jänner und Februar mussten in den USA mehr als 28 Millionen Hühner getötet werden.

Doch die Vogel-Seuche reicht manchen Amerikanern nicht als Erklärung für die Rekord-Eierpreise. Sie verdächtigen die großen Eier-Konzerne, die Krise ausgenutzt zu haben, „um die Preise zu erhöhen, Rekordgewinne zu erzielen und ihre Marktmacht zu festigen“, heißt es etwa in einem Brief der Organisation „Farm Action“ (deutsch „Bauernhof-Aktion“). Jetzt hat das US-Justizministerium eine kartellrechtliche Untersuchung der Branche eingeleitet.

In unserem Land mussten 200.000 Tiere von insgesamt 7,4 Millionen Hühnern wegen der Vogelgrippe getötet werden. Die Stallpflicht ist mittlerweile wieder aufgehoben. „Auf die Legeleistung hat sich das nicht ausgewirkt. Aber die Hühner sind es gewohnt, dass sie draußen sind, drinnen ist ihnen ,fad‘“, erzählt Günther Wenninger, der Obmann des „Vereins österreichischer Frischeiererzeuger“.

Den Bauern bleiben nur 30 bis 40 Prozent vom Erlös

Er hat in seinem Freiland-Betrieb 11.000 Hühner, die gut 9.000 Eier pro Tag legen. „Wir haben viel Stroh eingestreut und Beschäftigungsmaterial in den Stall hineingegeben, damit die Hühner etwas zu tun haben. Sie picken und scharren dann etwa im Stroh. Wenn sie keine Beschäftigung haben, zupfen sie sich sonst gegenseitig die Federn aus.“

Im Schnitt bleiben den Bauern je nach Sortiment „30 bis 40 Prozent des Eier-Verkaufserlöses“, rechnet Günther Wenninger vor. „Die Inflationsspirale dreht sich auch für uns in der Produktion. Fast alles, was wir brauchen, damit unsere Hühner Eier legen können, ist teurer geworden.“ Die Eier-Preise sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, zuletzt aber weniger als die allgemeine Teuerungsrate. Die Inflation lag etwa im Vorjahr bei 2,9 Prozent, Eier wurden laut „Statistik Austria“ um 0,5 Prozent teurer.

„Von unseren Partnern im Lebensmittel-Einzelhandel wird immer gefordert, wir haben zu wenig Eier, ihr müsst Ställe bauen“, erklärt Günther Wenninger. „Aber wenn es dann um Preis-Erhöhungen für die Bauern geht, heißt es meistens, das ist unmöglich.“

Die „sehr knapp kalkulierten Eierpreise auf Jahrespreisbasis“ beklagt auch Michael Wurzer von der Geflügelwirtschafts-Interessensvertretung. „Die Stallbaukosten haben sich
in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, zeitgleich sind auch Energie und Personalkosten gestiegen, die gesamten Mehrkosten müssen in der Preiskalkulation bei Eiern berücksichtigt werden, sonst finden wir keine neuen Betriebe.“

Rund die Hälfte der in unserem Land produzierten Eier werden in den Supermärkten als Frischeier verkauft. Sie sind
je nach Haltungsform mit 0 (Bio und Freiland), 1 (Freiland) oder 2 (Boden) gekennzeichnet. „Etwa 40 Prozent gehen über den Großhandel oder die Direktvermarktung vorwiegend an die Gastronomie und Großküchen, der Rest wird zu Eiprodukten verarbeitet“, weiß Michael Wurzer.

Fast die Hälfte der Hühner hat Auslauf im Freien, ein Teil davon stammt zudem aus Bio-Landwirtschaften. Die meisten Hühner leben allerdings in der Bodenhaltung in riesigen Hallen. Die Käfighaltung ist bei uns seit 2020 ausnahmslos verboten.

Die Ukraine ist der größte Eier-Lieferant in die EU

In der EU sind allerdings sogenannte „ausgestaltete Käfige“ weiterhin erlaubt. Sie sind etwas größer als ein DIN-A4-Blatt und nicht einmal ansatzweise artgerecht. In Polen, dem fünftgrößten Eier-Produzenten in der EU, werden fast drei Viertel der Hühner in „ausgestalteten Käfigen“ gehalten. In der Ukraine, dem größten Eier-Lieferant in die EU sind sogar noch kleinere Käfige erlaubt.

„Noch immer gelangen viele Millionen Eier aus der bei uns verbotenen Käfighaltung nach Österreich und landen vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln“, warnt Michael Wurzer. Die Konsumenten können das aber nicht erkennen, denn eine Herkunftsdeklaration ist dort nicht vorgeschrieben. „Wir fordern daher mit Nachdruck eine verpflichtende Kennzeichnung von Herkunft und Haltungsform auf Lebensmitteln mit wertbestimmenden Eianteilen wie Nudeln, Kuchen oder Mayonnaisen.“

Auch der „Freiland-Ei-Bauer“ Günther Wenninger plädiert dafür. „Das wäre sinnvoll und auch dem Konsumenten gegenüber fair. Ich selber ärgere mich manchmal darüber, dass ich nicht feststellen kann, welche Eier in einem Produkt drinnen sind, wenn ich einkaufen gehe.“
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