Ein brandgefährlicher Schatz
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In Laxenburg (NÖ) ist die Nationalbibliothek des österreichischen Films beheimatet. Mehr als 650.000 Rollen alter Filme werden dort gelagert, einige sind bereits mehr als hundert Jahre alt.
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Silberne Filmdosen stapeln sich meterhoch bis zur Decke, die Regale sind präzise aneinandergereiht. Die Luft im Lager ist frisch und fast steril. Dennoch riecht es nach Geschichte, nach Erinnerungen an längst vergessene Zeiten. Hier im Depot des „Filmarchivs Austria“ liegen die stillen Zeugen der Vergangenheit.
„Es ist, als ob der Raum das Gewicht der Jahrzehnte trägt. Eine gewisse Ehrfurcht vor dem, was hier bewahrt wird, ist spürbar“, meint der Kurator der Sammlung Dr. Nikolaus Wostry.
Analoge Filme äußerst empfindlich
„Die alten Nitrofilme lagern wir bei einem Grad Celsius, Farbfilme werden bei minus sieben Grad konserviert.“ Jede
Rolle ist mit einem Strichcode versehen und findet so ihren Platz im Ablagesystem. Den Überblick zu behalten, fällt hier schwer. Immerhin befinden sich allein am Standort in Laxenburg (NÖ) mehr als 650.000 Filmrollen.
„Wir sind quasi die Nationalbibliothek des österreichischen Filmes, besser gesagt das filmische Gedächtnis unseres Landes. Meilensteine der österreichischen Geschichte, wie die Ausrufung der Republik Deutschösterreich im Jahr 1918, oder die Präsentation des Staatsvertrages 1955 liegen bei uns im Nitro-Original auf. Das heißt, jene Filmrolle, die auch damals in der Kamera war“, erklärt Wostry sichtlich stolz. Seit mehr als 50 Jahren betreibt das „Filmarchiv Austria“ hier südlich von Wien die größte Filmesammlung des Landes.
Aufbewahrt werden alle Filme, die im weitesten Sinne mit unserem Land zu tun haben. Dazu zählen Dokumentarfilme, Kinofilme, Werbefilme, historische Filme, aber auch private Amateuraufnahmen.
Der älteste Film im Depot stammt aus dem Jahr 1895 und zeigt eine Aufnahme der Brüder Lumière von der Wiener Ringstraße. Filme wie dieser werden im Nitrofilmlager aufbewahrt, dem „Hochsicherheitstrakt“ für Laufbilder, die 100 Jahre und älter sind.
„Die analogen Filme sind äußerst empfindlich, besonders
Nitrofilme. Sie bestehen aus Schießbaumwolle und sind hoch entzündlich. Daher müssen die Lagerräume bestimmte Anforderungen erfüllen. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 40 Prozent und die Zersetzungsprodukte müssen regelmäßig abgeführt werden. Eine Belüfungsanlage tauscht in einem ständigen Prozess das gesamte Luftvolumen aus“, sagt Wostry. Der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden die Filme im Metro Kinokulturhaus im ersten Wiener Gemeindebezirk und seit Jänner dieses Jahres auch auf der Digitalplattform „Filmarchiv ON“.
Dabei können historische Filmdokumente im Internet über die Mediathek kostenfrei angesehen werden. „Wir wollten ein Bildungsangebot für die gesamte Bevölkerung schaffen und einen niederschwelligen Zugang zu zeitgeschichtlichem Wissen ermöglichen“, erklärt Dr. Nikolaus Wostry den Hintergrundgedanken des Projektes.
Das „Filmarchiv Austria“ wurde 1955 als gemeinnütziger Verein gegründet und feiert heuer sein 70jähriges Bestehen. Zum Jubiläumsauftakt beschenkte sich die Institution selbst mit einem neuen Kinosaal im Metro Kinokulturhaus. Fast 60.000 Kinogäste konnten bei den Vorstellungen im Vorjahr gezählt werden.
Besucherrekord im Vorjahr
„Das stellt in der 70jährigen Geschichte des Hauses einen Rekord dar und zeigt das ungebrochene Interesse der Bevölkerung an Filmen von früher.“ Das gesamte Jubiläumsjahr über steht zudem eine umfassende Ausstrahlung der heimischen Filmgeschichte auf dem Programm.
Dabei werden unter dem Titel „Landvermessung“ Wiederentdeckungen sowie neu restaurierte Filme präsentiert. Um authentische Stummfilmvorführungen zu ermöglichen, kommt im Kinokulturhaus bis heute ein 35-mm-Projektor aus dem Jahr 1914 zum Einsatz.
„35 Millimeter betrug die klassische Filmbreite, die ersten Filme waren dabei nicht länger als eine Minute“, klärt Wostry auf, der zu Anschauungszwecken ein paar alte Filmstreifen in seinem Büro ausgestellt hat.
So auch jene Kamera, mit der im Jahr 1955 die Unterzeichnung des Staatsvertrages am Balkon des Schlosses Belvedere in Wien aufgenommen wurde. Wostry ist studierter Historiker und leidenschaftlicher Sammler obendrein. Für den 62jährigen liegt die Faszination beim Film in der Handwerkskunst. „Früher wurden alle Filme einzeln geklebt und eingefärbt.“
Außerdem ist er davon überzeugt, dass „Filme Fenster in die Vergangenheit sind. Ein Original-Negativ zu sehen, das eine andere Person vor 100 Jahren schon in den Händen
gehalten hat, ist ein unbeschreibliches Gefühl und macht die damaligen Lebensumstände erst greifbar.“
Ein „besonderer Schatz“ verbirgt sich in einer unscheinbaren schwarzen Schachtel. Darin liegt, gebettet auf gelbe Samtpolster, ein Film von Kaiser Franz Joseph bei der Jagd in Bad Ischl (OÖ). „Damals wurde vor allem Alltagskultur eingefangen. Im Ersten Weltkrieg wurden erotische Inhalte und Burlesque populär.“ Zusätzlich wurden im Laufe der Jahre durch das Filmarchiv 55.000 Filmplakate, 65.000 Filmprogramme, 2.100.000 Filmfotos und historische Geräte gesammelt. Einige davon sind Unikate.
Das „Filmarchiv Austria“ hat sich der Erhaltung und Dokumentation des heimischen Film-Erbes verschrieben und gehört mit seinen Sammlungen zu den größten weltweit. Was wiederum bedeutet, Platz ist Mangelware. „Wir haben quasi Lagernotstand. Das Geburtstagskind wünscht sich zum Jubiläum ebenfalls eine neue Lagerhalle“, merkt Dr. Wostry an. „Wir nehmen unsere Aufgabe ernst und möchten sie noch lange fortführen. Wir sind Teil der österreichischen Identität.“
Vorführungen:
Do., 20.3., ab 20.30 Uhr
„Das andere Leben“
Sa., 29.3. ab 17.30 Uhr
„Waldheims Walzer“
So., 30.3., ab 18.30 Uhr
„Maikäfer flieg“
Mehr dazu unter:
www.filmarchivaustria.at
„Es ist, als ob der Raum das Gewicht der Jahrzehnte trägt. Eine gewisse Ehrfurcht vor dem, was hier bewahrt wird, ist spürbar“, meint der Kurator der Sammlung Dr. Nikolaus Wostry.
Analoge Filme äußerst empfindlich
„Die alten Nitrofilme lagern wir bei einem Grad Celsius, Farbfilme werden bei minus sieben Grad konserviert.“ Jede
Rolle ist mit einem Strichcode versehen und findet so ihren Platz im Ablagesystem. Den Überblick zu behalten, fällt hier schwer. Immerhin befinden sich allein am Standort in Laxenburg (NÖ) mehr als 650.000 Filmrollen.
„Wir sind quasi die Nationalbibliothek des österreichischen Filmes, besser gesagt das filmische Gedächtnis unseres Landes. Meilensteine der österreichischen Geschichte, wie die Ausrufung der Republik Deutschösterreich im Jahr 1918, oder die Präsentation des Staatsvertrages 1955 liegen bei uns im Nitro-Original auf. Das heißt, jene Filmrolle, die auch damals in der Kamera war“, erklärt Wostry sichtlich stolz. Seit mehr als 50 Jahren betreibt das „Filmarchiv Austria“ hier südlich von Wien die größte Filmesammlung des Landes.
Aufbewahrt werden alle Filme, die im weitesten Sinne mit unserem Land zu tun haben. Dazu zählen Dokumentarfilme, Kinofilme, Werbefilme, historische Filme, aber auch private Amateuraufnahmen.
Der älteste Film im Depot stammt aus dem Jahr 1895 und zeigt eine Aufnahme der Brüder Lumière von der Wiener Ringstraße. Filme wie dieser werden im Nitrofilmlager aufbewahrt, dem „Hochsicherheitstrakt“ für Laufbilder, die 100 Jahre und älter sind.
„Die analogen Filme sind äußerst empfindlich, besonders
Nitrofilme. Sie bestehen aus Schießbaumwolle und sind hoch entzündlich. Daher müssen die Lagerräume bestimmte Anforderungen erfüllen. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 40 Prozent und die Zersetzungsprodukte müssen regelmäßig abgeführt werden. Eine Belüfungsanlage tauscht in einem ständigen Prozess das gesamte Luftvolumen aus“, sagt Wostry. Der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden die Filme im Metro Kinokulturhaus im ersten Wiener Gemeindebezirk und seit Jänner dieses Jahres auch auf der Digitalplattform „Filmarchiv ON“.
Dabei können historische Filmdokumente im Internet über die Mediathek kostenfrei angesehen werden. „Wir wollten ein Bildungsangebot für die gesamte Bevölkerung schaffen und einen niederschwelligen Zugang zu zeitgeschichtlichem Wissen ermöglichen“, erklärt Dr. Nikolaus Wostry den Hintergrundgedanken des Projektes.
Das „Filmarchiv Austria“ wurde 1955 als gemeinnütziger Verein gegründet und feiert heuer sein 70jähriges Bestehen. Zum Jubiläumsauftakt beschenkte sich die Institution selbst mit einem neuen Kinosaal im Metro Kinokulturhaus. Fast 60.000 Kinogäste konnten bei den Vorstellungen im Vorjahr gezählt werden.
Besucherrekord im Vorjahr
„Das stellt in der 70jährigen Geschichte des Hauses einen Rekord dar und zeigt das ungebrochene Interesse der Bevölkerung an Filmen von früher.“ Das gesamte Jubiläumsjahr über steht zudem eine umfassende Ausstrahlung der heimischen Filmgeschichte auf dem Programm.
Dabei werden unter dem Titel „Landvermessung“ Wiederentdeckungen sowie neu restaurierte Filme präsentiert. Um authentische Stummfilmvorführungen zu ermöglichen, kommt im Kinokulturhaus bis heute ein 35-mm-Projektor aus dem Jahr 1914 zum Einsatz.
„35 Millimeter betrug die klassische Filmbreite, die ersten Filme waren dabei nicht länger als eine Minute“, klärt Wostry auf, der zu Anschauungszwecken ein paar alte Filmstreifen in seinem Büro ausgestellt hat.
So auch jene Kamera, mit der im Jahr 1955 die Unterzeichnung des Staatsvertrages am Balkon des Schlosses Belvedere in Wien aufgenommen wurde. Wostry ist studierter Historiker und leidenschaftlicher Sammler obendrein. Für den 62jährigen liegt die Faszination beim Film in der Handwerkskunst. „Früher wurden alle Filme einzeln geklebt und eingefärbt.“
Außerdem ist er davon überzeugt, dass „Filme Fenster in die Vergangenheit sind. Ein Original-Negativ zu sehen, das eine andere Person vor 100 Jahren schon in den Händen
gehalten hat, ist ein unbeschreibliches Gefühl und macht die damaligen Lebensumstände erst greifbar.“
Ein „besonderer Schatz“ verbirgt sich in einer unscheinbaren schwarzen Schachtel. Darin liegt, gebettet auf gelbe Samtpolster, ein Film von Kaiser Franz Joseph bei der Jagd in Bad Ischl (OÖ). „Damals wurde vor allem Alltagskultur eingefangen. Im Ersten Weltkrieg wurden erotische Inhalte und Burlesque populär.“ Zusätzlich wurden im Laufe der Jahre durch das Filmarchiv 55.000 Filmplakate, 65.000 Filmprogramme, 2.100.000 Filmfotos und historische Geräte gesammelt. Einige davon sind Unikate.
Das „Filmarchiv Austria“ hat sich der Erhaltung und Dokumentation des heimischen Film-Erbes verschrieben und gehört mit seinen Sammlungen zu den größten weltweit. Was wiederum bedeutet, Platz ist Mangelware. „Wir haben quasi Lagernotstand. Das Geburtstagskind wünscht sich zum Jubiläum ebenfalls eine neue Lagerhalle“, merkt Dr. Wostry an. „Wir nehmen unsere Aufgabe ernst und möchten sie noch lange fortführen. Wir sind Teil der österreichischen Identität.“
Vorführungen:
Do., 20.3., ab 20.30 Uhr
„Das andere Leben“
Sa., 29.3. ab 17.30 Uhr
„Waldheims Walzer“
So., 30.3., ab 18.30 Uhr
„Maikäfer flieg“
Mehr dazu unter:
www.filmarchivaustria.at
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