Spielpause für Sašo Avsenik: „Plötzlich haben meine Finger nicht mehr mitgemacht“
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Seit 2009 ist der 33jährige Slowene Sašo Avsenik, der wie einst sein Großvater Slavko († 85) auf dem Akkordeon brilliert, mit seinen „Oberkrainern“ auf Erfolgskurs. Derzeit kann der volkstümliche Hitlieferant („Hallo kleine Maus“) aufgrund einer neurologischen Erkrankung aber nicht mehr Ziehharmonika spielen. Betroffen ist seine rechte Hand.
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Herr Avsenik, wann genau haben Sie bemerkt, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt?
Das war vergangenes Jahr im Mai, als die Saison richtig losgegangen ist – also volles Programm mit wenig Schlaf und viel Stress. Als ich dann eines Abends bei einem Konzert einen Walzer spielen wollte, konnte ich das Akkordeon plötzlich nicht mehr greifen. Drei Finger meiner rechten Hand haben einfach nicht mehr mitgemacht.
Haben Sie sich gleich große Sorgen gemacht?
Zuerst dachte ich, die Hand ist nur müde und es wird in einer Woche besser sein, aber es ist von Monat zu Monat schlechter geworden. Ein deutscher Handspezialist aus Hannover hat mir schließlich eine Fokale Dystonie diagnostiziert. Das ist eine neurologische Erkrankung, die bei Profimusikern auftritt.
Das muss eine echte Hiobsbotschaft gewesen sein.
Es war wirklich ein harter Schicksalsschlag für mich, aber ich denke mir, dass es viel schlimmer hätte kommen können. Hätte ich einen Schlaganfall gehabt, könnte ich vielleicht gar
nichts mehr machen. Es wird schon einen Grund haben, warum es so ist.
Wie geht es mit Ihnen und den Oberkrainern nun weiter?
Ich möchte natürlich bei allen zukünftigen Konzerten persönlich mit dabei sein. Jedoch nicht mehr als Musikant, sondern als Moderator. Wir haben ja bereits einen neuen Akkordeonisten angestellt, der seine Sache wirklich gut macht. Ich bin als Vollblutmusiker nun schon mehr als 15 Jahre für die Oberkrainer verantwortlich und unsere Anhänger sollen wissen, dass ich auch weiterhin zur Gruppe stehe. Es wird bei uns also ganz sicher keine Qualitätseinbußen geben.
Gibt es eigentlich keine Möglichkeit, die Krankheit medikamentös behandeln zu lassen?
Ich kenne inzwischen vier andere Musiker, die auch daran leiden. Die haben mir gesagt, dass Botoxspritzen für zwei Wochen gut wirken, man sich dann aber wieder behandeln lassen muss. Das Nervengift kann somit nur eine kleine Hilfe sein, aber keine langfristige Lösung. Ich habe auch Steroide ausprobiert, Akupunktur, Meditationen und Hypnose-Therapien, so ziemlich alles, was es auf dem Markt gibt.
Glauben Sie, dass Ihre Zwangspause in absehbarer Zeit einmal vorbei sein wird?
Ich möchte einfach die Hoffnung behalten und würde mich riesig freuen, wenn eine Therapie anschlägt. Aber ich setze nicht alles auf diese Karte. Es gibt eine amerikanische Pianistin, die auch an Fokaler Dystonie leidet. Sie ist dann von Klassik auf Jazz umgestiegen und hat so ihr Gehirn ausgetrickst – in dem Sinne, dass sie dann nicht mehr im Heilungs-, sondern im Lernmodus war. Ich werde nun auch versuchen, Neues zu spielen. Vielleicht denkt sich mein Gehirn dann auch, es geht ja doch.
In Ihrer Familie war ein Großonkel ebenfalls von dieser neurologischen Erkrankung betroffen. Wie ist es ihm damit ergangen?
Er hat nicht mehr gespielt, sondern war zu Hause und hat komponiert. Wenn die Gruppe dann von einer Tournee zurückgekommen ist, ging‘s dafür direkt in den Proberaum, weil das neue Programm schon fertig war. Vielleicht muss ich jetzt auch mehr komponieren und weniger auftreten.
Positiv ist auch, dass Sie nun mehr Zeit für Ihre Frau und Ihre beiden Töchter haben …
Ja, ich kann mit den Kindern alles machen, wir können bergwandern, wir können Videospiele spielen oder etwas für die Schule tun. Ich bin zu Hause zum Glück nicht betroffen, weil ich von der Krankheit nichts merke. Aber immer, wenn ich das Akkordeon in die Hände nehme, bekomme ich zwiespältige Gefühle. An guten Tagen denke ich mir, Gott sei Dank kann ich zumindest noch ein bisschen spielen. An den schlechten bin ich traurig, weil ich nicht weiß, ob es jemals wieder hundertprozentig gut wird.
Was glauben Sie, hätte Ihr Opa Slavko dazu gesagt, wenn er noch am Leben wäre?
Er hätte mir ganz sicher Mut gemacht. Von seinem ehemaligen Manager weiß ich, dass er niemals ein Konzert abgesagt hätte. Das hat auch mich dazu motiviert, es nicht zu tun. Und nur weil meine rechte Hand nicht mehr richtig mitspielt, heißt das nicht, dass nun mit der „Oberkrainer“-Musik Schluss ist. Die Ärzte meinten zwar, ich könnte Playback spielen, aber das mache ich nicht. Ich glaube, diese Ehrlichkeit hat dazu geführt, dass die Menschen meine Erkrankung sofort akzeptiert haben und noch immer treu hinter der Musik von den „Oberkrainern“ stehen. reiter
Das nächste Mal zu sehen ist
Sašo Avsenik & seine Oberkrainer
bei den „Schlagerstars mit Andy Borg“
am Sa., 22.3., ab 20.15 Uhr in ORF2.
Das war vergangenes Jahr im Mai, als die Saison richtig losgegangen ist – also volles Programm mit wenig Schlaf und viel Stress. Als ich dann eines Abends bei einem Konzert einen Walzer spielen wollte, konnte ich das Akkordeon plötzlich nicht mehr greifen. Drei Finger meiner rechten Hand haben einfach nicht mehr mitgemacht.
Haben Sie sich gleich große Sorgen gemacht?
Zuerst dachte ich, die Hand ist nur müde und es wird in einer Woche besser sein, aber es ist von Monat zu Monat schlechter geworden. Ein deutscher Handspezialist aus Hannover hat mir schließlich eine Fokale Dystonie diagnostiziert. Das ist eine neurologische Erkrankung, die bei Profimusikern auftritt.
Das muss eine echte Hiobsbotschaft gewesen sein.
Es war wirklich ein harter Schicksalsschlag für mich, aber ich denke mir, dass es viel schlimmer hätte kommen können. Hätte ich einen Schlaganfall gehabt, könnte ich vielleicht gar
nichts mehr machen. Es wird schon einen Grund haben, warum es so ist.
Wie geht es mit Ihnen und den Oberkrainern nun weiter?
Ich möchte natürlich bei allen zukünftigen Konzerten persönlich mit dabei sein. Jedoch nicht mehr als Musikant, sondern als Moderator. Wir haben ja bereits einen neuen Akkordeonisten angestellt, der seine Sache wirklich gut macht. Ich bin als Vollblutmusiker nun schon mehr als 15 Jahre für die Oberkrainer verantwortlich und unsere Anhänger sollen wissen, dass ich auch weiterhin zur Gruppe stehe. Es wird bei uns also ganz sicher keine Qualitätseinbußen geben.
Gibt es eigentlich keine Möglichkeit, die Krankheit medikamentös behandeln zu lassen?
Ich kenne inzwischen vier andere Musiker, die auch daran leiden. Die haben mir gesagt, dass Botoxspritzen für zwei Wochen gut wirken, man sich dann aber wieder behandeln lassen muss. Das Nervengift kann somit nur eine kleine Hilfe sein, aber keine langfristige Lösung. Ich habe auch Steroide ausprobiert, Akupunktur, Meditationen und Hypnose-Therapien, so ziemlich alles, was es auf dem Markt gibt.
Glauben Sie, dass Ihre Zwangspause in absehbarer Zeit einmal vorbei sein wird?
Ich möchte einfach die Hoffnung behalten und würde mich riesig freuen, wenn eine Therapie anschlägt. Aber ich setze nicht alles auf diese Karte. Es gibt eine amerikanische Pianistin, die auch an Fokaler Dystonie leidet. Sie ist dann von Klassik auf Jazz umgestiegen und hat so ihr Gehirn ausgetrickst – in dem Sinne, dass sie dann nicht mehr im Heilungs-, sondern im Lernmodus war. Ich werde nun auch versuchen, Neues zu spielen. Vielleicht denkt sich mein Gehirn dann auch, es geht ja doch.
In Ihrer Familie war ein Großonkel ebenfalls von dieser neurologischen Erkrankung betroffen. Wie ist es ihm damit ergangen?
Er hat nicht mehr gespielt, sondern war zu Hause und hat komponiert. Wenn die Gruppe dann von einer Tournee zurückgekommen ist, ging‘s dafür direkt in den Proberaum, weil das neue Programm schon fertig war. Vielleicht muss ich jetzt auch mehr komponieren und weniger auftreten.
Positiv ist auch, dass Sie nun mehr Zeit für Ihre Frau und Ihre beiden Töchter haben …
Ja, ich kann mit den Kindern alles machen, wir können bergwandern, wir können Videospiele spielen oder etwas für die Schule tun. Ich bin zu Hause zum Glück nicht betroffen, weil ich von der Krankheit nichts merke. Aber immer, wenn ich das Akkordeon in die Hände nehme, bekomme ich zwiespältige Gefühle. An guten Tagen denke ich mir, Gott sei Dank kann ich zumindest noch ein bisschen spielen. An den schlechten bin ich traurig, weil ich nicht weiß, ob es jemals wieder hundertprozentig gut wird.
Was glauben Sie, hätte Ihr Opa Slavko dazu gesagt, wenn er noch am Leben wäre?
Er hätte mir ganz sicher Mut gemacht. Von seinem ehemaligen Manager weiß ich, dass er niemals ein Konzert abgesagt hätte. Das hat auch mich dazu motiviert, es nicht zu tun. Und nur weil meine rechte Hand nicht mehr richtig mitspielt, heißt das nicht, dass nun mit der „Oberkrainer“-Musik Schluss ist. Die Ärzte meinten zwar, ich könnte Playback spielen, aber das mache ich nicht. Ich glaube, diese Ehrlichkeit hat dazu geführt, dass die Menschen meine Erkrankung sofort akzeptiert haben und noch immer treu hinter der Musik von den „Oberkrainern“ stehen. reiter
Das nächste Mal zu sehen ist
Sašo Avsenik & seine Oberkrainer
bei den „Schlagerstars mit Andy Borg“
am Sa., 22.3., ab 20.15 Uhr in ORF2.
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